Скачать книгу

" Du hast mir eben meinen Arsch gerettet, als Rauwolf mich in die Mangel nahm. Dafür hast du echt was gut bei mir. Leider kann mir ein Arzt nicht helfen! Was ich jetzt schnellstens brauche, kannst leider nur du mir geben."

      Verstört blickte ich sie an und fragte mich, ob sie wohl einen Schock hatte und deshalb so verständnisloses Zeug brabbelte. Sie hatte diesem Vieh sogar einen Namen gegeben, was ja wohl alles sagte! Ich wollte mich eben abwenden um wieder nach der Tasche zu suchen als mir an ihrem Mund etwas auffiel. Ihr Lächeln wurde etwas breiter und nun war ersichtlich was daran nicht stimmte. " Oh nein! ", keuchte ich auf. " Oh doch! ", kam ihre traurige Antwort, als sie sich blitzschnell zu mir herab beugte und ihre Fangzähne in meinen Hals bohrte. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich und eine lähmende Starre erfasste meinen Körper. Schaudernd hörte ich das schmatzende Geräusch, das dabei entstand, als mein Blut in ihre Kehle floss. Langsam wurde alles dunkel um mich und mein letzter Gedanke war.

      " Klasse, der Tag ist ja mal wirklich dumm gelaufen. "

      2 Platz für die Neuen

      Der stechende Geruch von Pisse war das Erste, was mir beim Erwachen in die Nase drang. Die nasse Strumpfhose und der nicht minder nasse Rock, welche beide kalt und klebrig an meinen Beinen anlagen, ließen keinen Zweifel daran, dass ich der Verursacher dieses Gestankes war. Das eben Erlebte trat mir wieder vor Augen und mit einem Aufschrei fuhr ich hoch. Ein Gurt, der sich von meiner Schulter, quer über meinen Brustkorb in Richtung Becken schlang, warf mich zurück in meine sitzende Position. Als ich mich hektisch umblickte, wurde mir bewusst, dass ich in einem Auto saß und der Gurt mich eben davor bewahrt hatte, in meiner Panik durch die Frontscheibe zu springen. Die Szene im Park schoss mir durch den Kopf und mit einem zittrigen Aufseufzen wurde mir klar, dass ich wohl geträumt hatte. Blieb nur die Frage zu klären. Wem hatte ich ins Auto gepinkelt? Mit schamrotem Kopf drehte ich mich zum Fahrer. Meine Röte wandelte sich schlagartig in fahle Blässe. Fassungslos starrte ich auf die Frau aus dem Park, also hatte ich doch nicht geträumt.

      Als ich sie so anstarrte, warf sie mir einen kurzen Blick zu, ehe sie nach einer Zigarettenpackung griff und sich eine Zigarette heraus angelte. Nachdem diese entzündet war, bot sie auch mir eine an. Ich schüttelte den Kopf, woraufhin sie schweigend weiterfuhr, ganz so, als wäre nichts Besonderes geschehen. Ich nahm sie genauer in Augenschein. Sie war schlank und hatte eins dieser Gesichter, die Frauen wie mich in die Verzweiflung stürzten. Schmal, klassisch, die Haare schwarz, dicht und etwas über schulterlang. Nur die Klamotten passten nicht so recht ins Erscheinungsbild. Statt Pariser Chic gehörten ihre eher in die Pfadfinderecke. Zudem hingen sie in Fetzen an ihr herunter. Im Gegenlicht der vorbeifahrenden Autos, sah ich immer wieder dunkle Flecken aufblitzen, die verdächtig nach Blut aussahen.

      So unauffällig wie möglich, hob ich meine Hand an meinen Hals und begann daran zu fühlen. Fast sofort spürte ich die Bisswunde.

      " Du hast mich gebissen! ", hörte ich mich atemlos flüstern, um den Satz danach nochmals lauter zu wiederholen. " Du hast mich verdammt nochmal gebissen! " Ich klappte die Sonnenblende vor mir herunter und betrachtete die Wunden im Spiegel. Wie in einem billigen B-Movie prangte dort die Bissspur und auch sonst bot ich ein verheerendes Bild. Der Mascara war verlaufen und die Schminke wild übers Gesicht verschmiert. Meine Nase und Oberlippe waren blutig und verschwollen, Blut war mir übers Kinn gelaufen und angetrocknet. Meine Haare hingen mir wirr um den Kopf und es waren Blätter und Dreck darin. Scheiße, dabei hatte ich erst vor zwei Tagen stolze 90 Euro beim Frisör für die neue Dauerwelle hingeblättert. Als mir bewusst wurde, über was ich mich gerade aufregte, verfiel ich in hysterisches Gekicher.

      Meine Fahrerin drehte den Kopf zu mir und meinte trocken. " Eben dachte ich noch du flippst gleich aus, aber du scheinst es ja recht locker zu nehmen, was da vorhin passiert ist. "

      Ansatzlos verstummte ich. In was war ich hier bloß hineingeraten. Mein Mund fühlte sich wund und trocken an. Als ich mit meiner Zunge meine Lippen befeuchten wollte, kam ich dabei an meinen linken oberen Eckzahn und spürte wie er gefährlich in meinem Mund wackelte. Ich blickte in den Spiegel und drückte mit der Zunge leicht gegen ihn. Er kippte einfach aus meinem Mund und fiel in meinen Schoss. Entsetzt starrte ich auf die Zahnlücke. Ich tastete hektisch nach meinem Zahn und als ich ihn fand, streckte ich ihn in Richtung meiner Fahrerin. " Mein Zahn ist ausgefallen! ", quäkte ich mit erschreckend schriller Stimme.

      Alles was ich als Reaktion bekam, war ein kurzer Blick darauf und den Satz. " Ja das ist normal, der macht Platz für die Neuen. "

      " Für die Neuen? " Bei meiner Frage musste ich sie recht dämlich angeschaut haben. Sie zog die Lippen nach hinten und zeigte mir ihre Fangzähne, die strahlend weiß und verdammt gefährlich aufblitzten. Langsam sank mein Arm in meinen Schoß. Meine Gedanken überschlugen sich bei dem Versuch, das eben Gesagte zu verdauen. Erneut tastete ich mit der Zunge in die Zahnlücke und meinte, schon ein Kratzen zu spüren. Verstohlen blickte ich in den Spiegel. Dort zeigte sich jedoch nur die Lücke, welche mir nun endgültig das Aussehen einer Pennerin verpasste.

      " Wieso kann ich mich im Spiegel sehen? ", fragte ich erstaunt und blickte dabei zu meiner Fahrerin.

      " Weil du hineinblickst? " Bei ihrer Entgegnung warf sie mir einen ironischen Blick zu. Als sie ihn wieder auf die Straße richtete, glitt ein belustigtes Lächeln über ihr Gesicht. Nach einer kurzen Pause sprach sie erneut. " Warte erst mal, bis du Vampire Pizzas essen siehst. "

      " Pizza? ", kam es total verdattert über meine Lippen " Ich dachte, äh, aber du hast mich doch vorhin gebi.." , meine Worte erstarben auf meinen Lippen. Irgendwie brachte ich es nicht über mich das Offensichtliche auszusprechen.

      Ihr Lächeln verschwand und als sie mir antwortete, meinte ich sogar einen leicht entschuldigenden Unterton herauszuhören. " Klar, ohne Blut geht es nicht, wobei die Menge sehr stark von deiner Lebensweise abhängt, aber das erkläre ich dir später. Im Endeffekt ändert sich für dich nicht viel in der Ernährung. Im Gegenteil, du kannst sogar fast bedenkenlos sündigen, ohne dass dir die Kalorien auf die Hüfte schlagen. "

      Bei ihren Worten legte sich meine Hand schuldbewusst auf mein kleines Bäuchlein, es hatte sich jeder Diät der letzten Jahre widersetzt. Meine unbewusste Bewegung war nicht unbeobachtet geblieben. Ihr Tonfall wurde leicht anzüglich, als sie darauf deutete. " In spätestens fünf Tagen ist der verschwunden, wenn du bis dahin noch lebst. "

      " Wenn ich bis dahin noch lebe? ", ich klang recht schrill als ich die Frage heraus quiekte.

      Ihr schuldbewusster Blick kehrte zurück und nun war es an ihr nach den richtigen Worten zu suchen. " Wie soll ich beginnen? Es gibt Regeln bei uns die strikt eingehalten werden müssen. Zudem sind Vampire ", hier fixierte sie mich kurz " in der Art ihre Probleme und Streitigkeiten zu regeln, recht aggressiv. Nicht genug damit, da sind auch noch Rauwolf und seine Köter die uns das Leben schwer machen. Oh, und bevor ich es vergesse, in letzter Zeit kommen auch noch die Hunter dazu, die immer öfters ganze Gruppen von uns auslöschen.“ Sie bemerkte meinen schockierten Blick und lächelte mir beruhigend zu.“ Genug gelabert, jetzt schauen wir erst mal, dass wir in den Unterschlupf vor der Stadt kommen, danach sehen wir weiter. "

      Als wäre damit alles gesagt, verstummte sie und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Nur ab und an schnippte sie Asche aus dem Wagenfenster. Ich saß neben ihr und versuchte das eben Gehörte einzuordnen und zu verdauen. Sie hatte den Werwolf erneut Rauwolf genannt, was wohl sein Name war. Sie sah ihn somit als Person und nicht als Tier. Mit dem Begriff Hunter konnte ich momentan nichts genaues anfangen, aber es klang nicht gut. Das alles erinnerte mich an den Film „Underworld“ den ich vor ein paar Jahren im Kino gesehen hatte. Während ich so grübelte, betrachtete ich meine Klamotten. Ich sah aus, als hätte ich zwei Wochen Wildnis hinter mir. Alles war dreckig, die Strumpfhose hatte Laufmaschen und mein rechter Schuh fehlte. Was noch fehlte, war meine Handtasche. Hektisch begann ich im Wageninneren nach ihr zu suchen. Als ob meine unbekannte Fahrerin meine Gedanken lesen konnte sagte sie. " Deinen Schuh und die Handtasche hab ich in den Kofferraum geworfen, also keine Panik. "

      Die Vorstellung meine Handtasche verloren zu haben, hatte mich tatsächlich mehr aus der Ruhe gebracht, als unser ganzes bisheriges Gespräch. Männer werden so was wohl nie nachvollziehen können,

Скачать книгу