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o.T., 2014. Toma Behlsum
Читать онлайн.Название o.T., 2014
Год выпуска 0
isbn 9783847665519
Автор произведения Toma Behlsum
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Zitat
Das Leben ist kein Zuckerschlecken,
eher schon Kunst.
James
Hinweis
Der Roman spielt in und um reale Orte wie Berlin, Havanna und Lindau.
Die Orte gibt es wirklich, die im Roman genannten Orte allerdings sind frei erfunden, es gibt im echten Lindau kein Grand Hôtel Bodensee. Ebenso sind leider auch alle Figuren und Handlungen frei erfunden und wurden nicht von realen Figuren und Vorkommnissen der Vergangenheit oder Gegenwart abgeleitet.
Sollte sich also bei o.T. tatsächlich jemand wiedererkennen, so liegt das einzig an dessen Selbstüberschätzung.
Aus das im Roman enthaltene Produktbashing dient einzig der Dramaturgie und gibt keine Auskunft über die tatsächliche Qualität dieser Produkte. Daher ist jede Ähnlichkeit der erwähnten Produkte mit tatsächlich existierenden Produkten gleichen Namens rein zufällig.
Personen
Die Familie
Sarah, Tochter von Mathilda und einem Hotelbesitzer, vorübergehend Geschäftsführerin der Hotels
Mathilda, ihre Mutter, Barsängerin
Herr Bertram, Privatgelehrter, Gast, Klavierspieler, vorübergehend ebenfalls Geschäftsführer des Hotels
Die nur temporären Familienmitglieder
James/Hans, Koch, vorübergehend Frühstücksdirektor
Willem/Willi, sein Bruder, vormals Nachtklubbesitzer, vorübergehend Unterhaltungschef
Hildi, Schwester von Sarah, Nachrichtendienstmitarbeiterin
Die Verwandten
Benni, Kioskbetreiber
Trisch, seine Freundin
die Zwillinge Anne und Ulla, Abiturientinnen, vorübergehend Rezeptionistinnen
Franz, Künstler
Horst, Ehemann von Hildi, und ein hässlicher Hund
Keine de facto Familienmitglieder
der Hotelbesitzer, Chefkoch in der JVA, Vater von Sarah
Oskar, Unternehmer
ein Landtagsabgeordneter
ein ehemaliger Präsident aus dem Kaukasus
Offbroadwaykünstler, vorübergehend Hotelpersonal
Figuren daraus, die bereits im ersten Band der Westallgäutrilogie Kuhland, ein Heimatroman
eingeführt wurden:
Benni, Trisch, Franz, Oskar, Anne + Ulla
Erster Teil
Die Affinität des Menschen zu Inseln
1 Willi und Hans, Söhne eines Kleinbauernpaares im Westallgäu
Ein klarer warmer Sommernachmittag im Juli, es riecht nur ganz wenig nach Kuh, ein Tag wie geschaffen, vor dem Haus zu sitzen, ein Bier zu trinken. James, der eigentlich Johann heißt und damals noch Hans gerufen wird, 15 Jahre alt, und Willem, der Wilhelm heißt und Willi gerufen wird, 14 Jahre alt, die beiden Söhne des Mooshofbauern, sitzen so auf der Bank neben der Haustüre vor dem Haus, auf der noch mit verschmierter Kreide C+B+M 81 zu lesen ist, und versuchen, mit sich im Reinen zu sein oder zumindest so zu tun, als wäre alles im Reinen. Es gibt Presssack mit Brot und Tomaten.
‚Mahlzeit’, sagt Hans, und Willi nickt, dann spricht keiner mehr, weil sie beide mit essen und trinken beschäftigt sind. Hans holt zwei weitere Flaschen Weizenbier aus dem Haus.
Willi hat seit einer Woche die Volksschule beendet, damals hieß die Grund- und Hauptschule / Mittelschule noch Volksschule, und Hans macht seit einem Jahr eine Kochlehre im Gasthaus zur Post in dem Hauptort der Gemeinde, der aber auch nur ein Dorf mit dreitausend Einwohnern ist. Kochlehre heißt, er schält seit einem Jahr Kartoffeln und wäscht Salat, er beschwert sich nicht, er hat es nicht anders erwartet, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Auch wenn die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert auch auf dem Land schon eingetroffen ist klingt die erste Hälfte gelegentlich noch nach.
Der Mooshof ist ein kleiner Hof, alles ist klein, die Felder, das Haus, die beiden Söhne und auch der Bauer selbst und die Bäuerin waren klein, als beide noch da waren, der Vater klein und dünn, mit einem Bauchansatz, der nur deshalb auffällt, weil der Rest so klein und dünn ist, die Mutter klein und dünn mit dünnen blonden Haaren, Willi ist dünn, klein sowieso, da ja noch jung, nur Hans ist klein und moppelig, so dass sich jemand, der darüber nachgedacht hätte, darüber gewundert hätte, dass das ein Sohn vom Mooshof sei, was aber nie jemand tat.
Im Erdgeschoß des Kleinbauernhauses gehen nach Osten vom Flur zur Giebelseite zwei kleine Zimmer ab, die Küche und das Wohnzimmer, die durch eine Türe verbunden sind. Im ersten Stock sind nochmals genau die gleichen beiden kleinen Zimmer, eines war bis vor kurzem noch das Schlafzimmer des Bauern und seiner Frau, und eines das der beiden Söhne, die jetzt jeder ein eigenes Schlafzimmer bewohnen.
Das Haus hat drei Eingänge, den Haupteingang zur Straße, der immer verschlossen ist, auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs den Hintereingang zum Garten, der auch immer verschlossen ist, und einen Eingang innen neben dem Stall, den Eingang von der Tenne her, der immer offen ist. Die Tenne ist im hinteren Teil, wo das Gelände leicht abschüssig ist, mit Balken abgestützt, seit die beiden Jungen denken können, und alle paar Jahre ist einer dazugekommen, weil der Vater mit seinen beiden Berufen als Nebenerwerbslandwirt und Rohhüteformengießer ausgelastet ist und sich nicht auch noch um faulende Balken und herabfallenden Putz kümmern konnte.
Weil aber der Kuhstall direkt an den Flur angrenzt und die Türen alt und luftdurchlässig sind, riechen die Brüder von ihrer Geburt an bis zu ihrem Auszug aus dem Mooshof in von jetzt ab vier Jahren und einem Monat nach Kuhstall, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, im Winter vermischt mit dem Rauch des Küchenofens, der einzigen Wärmequelle im Haus, von den Kühen einmal abgesehen. Irish Moos und Boss for men machtlos.
Seit ein paar Wochen sind Hans und Willi nun schon ganz allein auf dem Hof. Hans, das Lieblingskind des Vaters, ist der Ältere, er ist wie erwähnt rundlich und gemütlich, Willi, das Lieblingskind der Mutter, ist dünn und aggressiv, aber die Mutter hatte sehr wohl erkannt, dass auch die gemütliche bärchenhafte freundliche Art von Hans im Ergebnis Ego pur sein kann und dass die emotionslose Aggressivität Willis sie sehr an sich erinnert.
Verschwunden ist dann zuerst die Mutter.
Über viele Jahre hat die Verzweiflung über ihr armseliges Dasein ihre Eltern noch notdürftig zusammengehalten, und die Bewunderung der Mutter für diejenigen, die es zu etwas gebracht haben, zu was auch immer, respektive deren Verachtung durch den Vater, Hauptsache gleiches Subjekt. Ihr Verschwinden hatte