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wenn ich mich die ersten Minuten nicht so recht entspannen konnte. Er hat halt erst nach Familie und persönliche Daten gefragt und in den Computer eingegeben.

      Dann kam er in die Sitzecke und das Gespräch kam ins Rollen. Da ich ja schon einmal in der Beratungsstelle war, waren mir die meisten Fragen schon bekannt und ich konnte doch ganz gut mein Problem erläutern. Ich habe nicht einmal versucht zu lügen oder drum herum zu reden - habe sogar meine Suizidgedanken äußern können. Bin in der Hinsicht wirklich überrascht von mir und dem ganzen Verlauf. Ich werde ganz bestimmt dran bleiben und einen weiteren Termin machen, sobald ich den Dienstplan für nächsten Monat habe. Eine Langzeittherapie ist ja erst in ein paar Monaten drin, aber der Therapeut meinte, das können wir gut mit den Vorgesprächen überbrücken. Da ich auch noch eine Überweisung brauchte, bin ich dann hinterher noch zu meiner Hausärztin. Habe das dann mit der Grippeimpfung verbunden und nach einer Überweisung gefragt.

      Die Sprechstundenhilfe hat mich dann fast zur Weißglut getrieben, als sie mich vor den anderen Patienten nach einer Diagnose fragte - ob sie Depression oder Anpassungsstörung auf die Überweisung zum Psychologen eingeben solle. Das darf die doch gar nicht - so laut über meine persönlichen Anliegen sprechen - da stieg gleich mein Sv-Druck, weil der Tag so gut lief und sie mich nun so den Anderen ausgeliefert hat. Zum Glück kannte ich keinen weiter und bin dann einfach schnell wieder raus.

      Als ich zu Hause war, habe ich mich gleich an den Fragebogen vom Therapeuten gesetzt. Er will alle möglichen Daten von Verwandten haben und was über meine Kindheit wissen. Da werde ich, in versteckten Fragen, meine Eltern löchern müssen. Habe da aber schon eine Idee (dass ich in meinem Fotoalbum, meiner Kindheit, noch ein paar Daten schreiben will, wann ich sprechen und laufen lernte zum Beispiel). Soweit halte ich diesen Tag erstmal positiv in Erinnerung. Es wird nächsten Monat trotzdem schwer, auf der neuen Arbeit meine Narben zu verstecken. Es wird auch noch lange dauern von den Gedanken weg zu kommen, die ich immer wieder habe. Der Therapeut meinte auch, wenn ich eine Langzeittherapie machen würde, könnten meine jetzigen Suizidgedanken noch zunehmen (das wäre so eine Art Nebenwirkung).

      Aber ich bin wirklich gewillt an mir zu arbeiten, solange mein Umfeld noch nichts davon mitbekommt. Deshalb bin ich auch froh, dass die Praxis 30 Minuten weiter weg liegt (mit Auto gut zu erreichen). Dann sieht mich keiner, der mich kennt und das gibt mir wirklich Sicherheit und erleichtert den Weg dort hin. Nun habe ich noch 5 Frühdienste auf meiner alten Arbeit, die werden nicht leicht. Aber wenn die um sind, werde ich Angst haben vor den neuen Kollegen. Ich hoffe es ist ein nettes Team und ich fühl mich dann auch wohler bei der Arbeit. An dieser Stelle danke ich dir, für deine Unterstützung über das Internet. Es gab viele kleine Faktoren, die mich letztlich dazu bewegt haben diesen Weg jetzt zu gehen. Ich werde sicher nicht mehr so häufig hier schreiben, aber es wäre gut zu wissen, dass ich dich bei Fragen noch mal erreichen kann.

      Gruß Jule

      Am 24.01.2011 um 21:49

      schrieb: Jutta

      Betreff: Re: Re: Re: der Termin

      Liebe Jule, das war ein wichtiger Tag für Dich, ich bin ganz gerührt, dass es so gut geklappt hat. Du schreibst zum Mitfühlen! Die Arzthelferin hat sich sehr unprofessionell benommen, aber Du hast die Kurve gekriegt! Es geht bestimmt gut weiter - Deine Ehrlichkeit ist eine Voraussetzung - und ich habe viel Hoffnung für Dich. Du kannst unter Deinem Decknamen Dich immer wieder einloggen und kommst dann automatisch zu mir, wenigstens die nächsten Monate. Und die neuen Kollegen sind vielleicht ja auch ganz nett, alles könnte gut werden, stell’ Dir das mal vor!

      Mit einem Anstupser und einem Lächeln,

      Deine Jutta

      5. Kapitel: Der nächste Termin

      Am 25.01.2011 um 17:52

      schrieb: Jule22

      Betreff: nächster Termin

      Hallo Jutta, Heute habe ich meinen Dienstplan für den nächsten halben Monat bekommen. Darauf habe ich dann, mit dem Therapeuten, einen neuen Termin gesucht - der ist erst am 15.02. Ich weiß gar nicht, wie ich so lange auf der neuen Arbeit mit mir klar kommen soll. Habe so Angst, dass jemand was mitbekommt oder ich mich in einer Situation komisch verhalte und alle denken, was ist denn mit der Neuen los. Warum kann ich nicht voll Selbstbewusstsein anderen gegenüber treten? Die ersten Tage werden schrecklich werden.

      Hoffe, dass keine neue betriebsärztliche Untersuchung nötig ist oder dergleichen. Jetzt geht das Verstecken erst richtig los. Was soll ich nur machen, wenn ich mich nicht mehr verstecken kann? Fühl mich jetzt gar nicht mehr wohl bei dem Gedanken, wieder neu anfangen zu müssen. Meine Gedanken drehen sich nur noch um diesen ersten Februar, wenn dann wirklich keine lange Kleidung unter den Kitteln erlaubt ist, was mache ich dann? Hau ich ab und fahr mich mit dem Auto an den nächsten Baum…? Hab so Angst in Panik zu geraten und nicht mehr klar denken zu können. Warum musste ich nur wieder mit dem Ritzen anfangen? Es könnte alles viel leichter sein. Bin so sauer auf mich. Versteh mich nicht, wie ich das machen konnte.

      Am 25.01.2011 um 18:45

      schrieb: Jutta

      Betreff: Re: nächster Termin

      Liebe Jule, kannst Du bitte Deinen Gedanken befehlen, dass sie sich ein positives Arbeitsfeld ausmalen? Du bist einseitig programmiert. Ein neuer Anfang ist immer auch eine neue Chance. Niemand weiß was von Dir. Du arbeitest gut und stellst natürlich viele Fragen zuerst. Lächle! Übe das Lächeln! Damit machst Du Dir Freunde. Man wird Dir wohlwollend entgegenkommen. Wenn man einen Pickel hat oder die Hose einen Fleck, leidet man auch nur selbst darunter. Die andern merken das gar nicht! Hör sofort auf mit dem Ritzen und pflege Deine Narben gut. Die ersten Tage werden ungewohnt sein. Du wirst Dich zurechtfinden. Schade, dass Du bis zum 15.2. warten musst mit dem nächsten Gespräch. Aber ich bleibe gern mit Dir im Kontakt bis dahin! Wenn Du das Buch: "Die Glücksformel" kriegen kannst, würde Dir das bestimmt helfen. Gedanken kann man stoppen, in eine positive Richtung lenken, dann ändern sich auch die Gefühle und das Verhalten. Man muss nur anfangen!

      Herzlich und Mut machend,

      Deine Jutta

      Am 26.01.2011 um 16:30

      schrieb: Jule22

      Betreff: Re: Re: nächster Termin

      Hallo Jutta, im Moment kann ich das leider nicht - positiv denken. Bin nur noch auf Flucht programmiert. Kann das leider selbst auch nicht einfach abstellen. Das schreibt sich leicht, "Hör sofort auf mit dem Ritzen und pflege Deine Narben gut." Aufgehört habe ich schon öfter, ist ja nicht so, dass ich mich tagtäglich ritze. Am liebsten würde ich die Narben auch vergessen, sobald ich sie sehe geht’s mir schlechter. "Gedanken kann man stoppen, in eine positive Richtung lenken und dann ändern sich auch die Gefühle und dann das Verhalten. Man muss nur anfangen!" Ich dachte du wüsstest bereits, dass ich sehr gewillt bin etwas zu ändern. Habe mir auch schon Bücher gekauft, wie z.B. "Ich vergebe" oder "Sorge dich nicht- lebe". Die waren so schwer geschrieben, dass ich sie nicht mal bis zur Hälfte gelesen habe. Ich konnte einfach nicht umsetzen, was da drin stand. Ich bin ein bisschen traurig, dass du denkst, ich könnte einfach einen Schalter umlegen und dann ginge es mir besser. Sag du mir, wie ich positiver denken kann, wenn mir meine nächsten Tage so schwierig erscheinen?

      Da ist der schwere Kontaktaufbau mit neuen Kollegen, mein geringes Selbstbewusstsein, Gespräche mit der neuen Leitung und die Unsicherheit in mir, dass mein SvV doch sichtbar für andere wird. Da fühle ich mich natürlich wie in die Ecke gedrängt, habe das Gefühl immer weniger Raum zum Atmen zu haben. Wenn ich noch nicht mal selbst mein Verhalten einschätzen kann, wie kann ich mich dann anderen erklären? Ich konnte die letzten Nächte schon nicht mehr schlafen, kann mich immer schlechter auf Arbeit konzentrieren und mir ist ständig übel. Die Angst sitzt tief in mir, ich komm nicht dagegen an. Heute ging’s mir so schlecht, dass ich schon ganz aufgeben wollte. Ich habe Angst vor mir selbst. Ich brauche mir keinen Plan zu machen, wie mein letzter Tag aussehen wird (so wie meine Bekanntschaft, die sich ihren Geburtstag ausgesucht hat). Es kommt plötzlich und ich kann nicht sagen, ob ich am

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