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soll.

       Da hilft mir das Schicksal, denn vor mir taucht auf der rechten Spur ein Lkw-Stau auf.

       Ich wechsle auf die linke Spur und kann noch einen knappen Kilometer fahren, dann ist auch hier alles dicht.

       Schnell mache ich das Radio an und habe Glück: Eine Verkehrsmeldung besagt, dass die von mir befahrene Autobahn wegen einer Bergung komplett gesperrt ist.

       Und nochmals habe ich Glück, da ich mich direkt vor einer Ausfahrt befinde.

       Daher kann ich schon kurze Zeit später über den Standstreifen die Autobahn verlassen.

       Mein zusätzliches Glück ist, dass ich ja für die fehlenden vierzig Kilometer noch fast zwei Stunden „in der Tasche“ habe.

       Hinzu kam, als ganz besonderes Glück, dass ich mir vor einiger Zeit ein Navigationsgerät angeschafft habe.

       Bei der nächsten Gelegenheit halte ich an, um das Navi korrekt zu programmieren.

       Nun beginnt allerdings meine Glücksträhne zu reißen.

       Ich möchte im Navi „Nürnberg“ eingeben, es gibt aber kein „ü“, also probiere ich „ue“.

       Das führt dazu, dass ich als Zielort immer Nuehlen (oder so etwas Ähnliches erhalte).

       Anmerkung: Wenn die Ortseingabe fürs Navi „klar“ ist, zeigt es den verfügbaren Ort an und lässt keine weiteren Eingaben zu.

       Ich grüble ein wenig, wie ich es schaffen könnte, ins Navi „Nürnberg“ einzugeben.

       Nach einigem Hin und Her stelle ich fest, dass ich, wenn ich vorher auf „ß“ tippe, auch Umlaute bekomme.

       Also kann ich nun Nürnberg eingeben! Diese Technik! Toll!

       Eine Damenstimme gibt mir anschließend wertvolle Hinweise, wie ich schnell nach Nürnberg komme. Das ist einfach super!

       Schon nach wenigen Minuten sagt die freundliche Dame: „Jetzt links abbiegen!“

       Das Schild, dem ich dann folgen müsste, ist blau. Da steht groß „Nürnberg“ drauf.

       Ich stehe also vor der Autobahnauffahrt, die mich nach Nürnberg führen soll.

       Es ist die genau Auffahrt, die ich vor zehn Minuten heruntergefahren bin.

       Also weigere ich mich, den Anweisungen der Dame weiter zu folgen.

       Zwischendurch schaue ich auf die Uhr. Es ist jetzt 8:30 Uhr. Normalerweise wäre ich bereits am Ziel.

       Ich entscheide mich dafür, „blind“ von der Autobahn wegzufahren, damit die Dame mir einen neuen Weg weisen kann.

       Die Landschaft ist wunderschön, ich lerne hübsche alte Dörfer kennen, geradezu traumhaft!

       Nachdem ich das Gefühl hatte, weit genug von der Autobahn weg zu sein, nehme ich die Anweisungen der Dame wieder ernst.

       Es dauert eine Zeit lang, dann stehe ich wieder an derselben Autobahnauffahrt Richtung Nürnberg. Pech!

       Spontan entschließe ich mich in die Niederungen der Navi-Programmierung vorzudringen.

       Tatsächlich finde ich in einem Menü einen Punkt, der – wie es aussieht – Autobahnstrecken generell ausschließt!

       Freudig klicke ich das an und schaue erneut auf die Uhr. Es ist nun fast Neun.

       Entspannt folge ich wieder den Anweisungen der Dame, fest überzeugt, die vierzig Kilometer in einer Stunde zu schaffen.

       Nach kurzer Zeit werde ich jedoch stutzig. Die Dame führt mich wieder in Richtung Autobahn!

       In einem Dorf halte ich an und frage eine Passantin nach dem Weg.

       Sie deutet mal in diese, dann in jene Richtung, nennt irgendwelche kryptischen Ortsnamen, wo ich abbiegen soll und scheint sich sehr über das Gespräch zu freuen.

       Ich fahre also entspannt weiter, nachdem mir eine lebendige Person qualifiziert den Weg gewiesen hatte.

       Nach einiger Zeit stehe ich mitten in der Prärie und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die vor mir liegenden Feldwege nach Nürnberg führen sollen.

       Zum Glück entdecke ich eine weitere Dame, die ihre Hunde in dieser Ödnis spazieren führt.

       Gleich spreche ich sie an und frage nach dem rechten Weg.

       Sie deutet auf die Abzweigung nach rechts und redet davon, dass ich dann bald auf die B14 kommen müsste!

       Ich bin begeistert, die B14! Das sagt mir was. Auf der B14 bin ich schon als junger Mann in den Urlaub bis nach Cham gefahren!

       Es ist inzwischen zwar fast 9:30 Uhr, aber auf der B14 werde ich wohl zügig vorankommen.

       Tatsächlich stoße ich bald darauf auf eine Bundesstraße, allerdings ohne einen Wegweiser zu entdecken.

       Zügig biege ich gefühlsmäßig links ab und gebe ordentlich Gas.

       Aber irgendetwas ist komisch. Die seltsamen Lichtverhältnisse irritieren mich irgendwie.

       Ich rekapitulierte: Wenn du nach Osten willst und am Vormittag die Sonne im Rücken hast, kann möglicherweise etwas nicht stimmen.

       Bald darauf wird mein Verdacht erhärtet. Ich sehe ein Schild mit der Aufschrift Ansbach. Das stört mich erst mal nicht.

       Allerdings fällt mir auch auf, dass der Name Stuttgart auf dem dämlichen Schild zu lesen ist.

       Das stimmt mich nun überaus besorgt und ich beschließe insgeheim, der Dame im Navi wieder Gehör zu schenken.

       Dies nimmt sie erfreut zu Kenntnis und weist mich an, links abzubiegen.

       Unkritisch folge ich dieser Aufforderung und befinde mich schon fünf Minuten später wieder in der freien Natur, wo alles blüht und keinerlei Straßenlärm zu hören ist.

       Dies veranlasst mich zu einem weiteren Stopp, den ich für gründliches Nachdenken nutze.

       Ich komme zu der Erkenntnis, dass ich wohl auf der B14 war, aber mutmaßlich in der falschen Richtung.

       Da die Zeit so langsam knapp wird, beschließe ich nunmehr zurückzufahren und nach rechts auf die Bundesstraße abzubiegen.

       Es ereignet sich ein Wunder: Als ich wieder an der Straße ankomme, gibt es unmissverständliche Schilder, die rechts nach Nürnberg weisen!

       Jetzt aber Gas! Ich habe nur noch knapp dreißig Minuten für etwa dreißig Kilometer.

       Aber ab jetzt läuft es wie geschmiert. Die Straße ist gut ausgebaut und weitgehend frei.

       Plötzlich erstarre ich innerlich. Da war doch gerade „Heilbronn“ angeschrieben! Genau in meiner Richtung!

       Ängstlich will ich die Dame im Navi wieder zu Wort kommen lassen. Aber die sagt nur: „Sie überschreiten die zulässige Geschwindigkeit.“

       Ich weigere mich innerlich, vom eingeschlagenen Kurs abzuweichen. Noch ein Experiment und mein Zeitkonto wäre endgültig geplatzt!

       Zweifelnd fahre ich also mit Vollgas weiter und werde reich belohnt!

       Denn der nächste Ort ist „Heilsbronn“ und eindeutige Schilder weisen nach vorne: Nürnberg! Nur noch zwanzig Kilometer!

       Die nächsten fünfzehn Kilometer „fresse“ ich geradezu, bis nach einer Kuppe, unmittelbar vor einem Ort, plötzlich ein stehender Lastwagen vor mir auftaucht.

       Ich gehe vom Gas und muss durch die Tatsache, dass der Lastwagen steht, ebenfalls anhalten.

       Das passt mir im Moment überhaupt nicht in den Kram. Standzeiten kann ich mir nicht leisten.

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