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ihr Schmuckstück, ein Koffergerät, zu dem man einen extra Lautsprecher aufstellen konnte. Neben dem Sofa zum Beispiel.

      „Du hast doch nichts dagegen, Ingrid? Er schwärmt doch sooooh für gute Musik, und meine Mutter ist ja auch noch da."

      Marions Mutter war selbst eine Schlampe, Kosmetikerin mit manikürten Fingernägeln, und er, das Opfer ohne jede Chance, sagte glatt zu.

      Ingrid nahm sich das Stethoskop ihres Vaters, hielt es an die Wand der Nachbarwohnung, Marion Scheinheiligs Wohnung. Richtig, bald hörte sie von drüben die beiden murmeln und noch dazu leise Musik. Ausgerechnet Peter Kraus mit „Susi Darling", ihrem Lieblingsstück. Von der Mutter hörte sie nichts.

      „Susi Darling, deine Augen sind schöhön."

      Jetzt hing dieses Flittchen bestimmt schon an ihrem Hannemann, drückte ihm die spitzen Brüste an seine Rippen und hauchte ihm kleine Küsse auf seinen aufgeregten Adamsapfel. Das Gemurmel hatte jedenfalls aufgehört.

      „Susi Darling, komm lass uns tanzen geheeen."

      Tanzen, wer´s glaubt! Marion grapschte sicherlich nach seiner Hand, schob sie unter ihren Pullover, den langen schwarzen Kamelhaarpullover, der ihre Höcker so verdammt gut nachzeichnete. Und er, der Treulose, tastete sich zu ihren Titten vor, wühlte seine Finger unter ihren Büstenhalter, spielte mit den rosa Nippeln. Ingrid wurde es bei diesen schwülen Gedanken noch heißer, als das Thermometer, rektal gemessen, ohnehin schon anzeigte. Sie legte sich auf ihrem Bett zurück, ließ seine Wunschfinger probehalber über die eigenen, noch jungfräulichen Brüste wandern.

      „Da bab babaluba dab dab dab, oh Susi Baby ..."

      Seine Finger. Das Wandern, Kreisen, Kneten. Schneller! Warum machte Hannemann, dieser Schuft, das nicht mit ihr? Sie hatte beim letzten Radfahren extra den zweiten Blusenknopf offen gelassen, damit er einen Blick auf ihre neue weiße Wäsche werfen konnte. Er hatte nicht einmal hingeschaut. Pah, nicht gewagt! Marion trug bestimmt schwarze Wäsche, er lag schwer atmend auf ihr, und sie rieben sich da unten.

      „Oh, oh, Susi Baby, wenn du mit mir heute tanzen gehst, dann zeige ich dir ..."

      Ja, zeig es mir! Verdammt noch mal, warum zeigst du es mir nicht? Marion hatte nur noch ihr schwarzes Höschen an, und er, er fummelte daran, darin herum. Mein Gott, Susi Baby, Hannemann, die Hand, diese geliebte Hand … Diese unendlich geliebte Hand.

      „Gütiger Himmel, damit habe ich nicht gerechnet. Ihr vielleicht?“ Der Zauberer war schlichtweg fassungslos.

      „Dumme Frage, bin Ich nicht selbst das Wissen um jede Rechnung. Aber Ihr, Ihr seid ja ganz rot.“

      „Das O! Der O O O ... Was ist überhaupt ein Orgasmus?“

      „Das wisst Ihr nicht? Niemals erlebt? Wenn es denn Leben ist, das Euch beseelt.“

      „Wie sollte ich? Ich zaubere, täusche nur.“

      „Na gut, nach W.H. Masters und V.E. Johnson „Die sexuelle Reaktion des Menschen“ ist der Orgasmus eine kurze Episode physischer Befreiung nach dem varocongestiven myotonischen Anstieg, der sich entwickelt hat aus dem Ansprechen auf sexuelle Stimuli.“

      „Ach so ist das. Und wer, bitte, ist W.H. Masters und V.E. Johnson?“ Der Zauberer hatte tatsächlich nie von jenen gehört.

      „Geschöpfe, nur winzige, fehlbare Geschöpfe!“

      „Wie alle Wesen von Euch.“

      „Bitte?“

      „Nichts, gar nichts! Doch was die Kleine gerade getan ... „

      „Masturbation, nur eine unter vielen von mir geschaffenen sexuell reizvollen Vergnügungen. Sicherlich nicht die beste, aber auch nicht die schlechteste. Manchmal ist sie sogar ganz dringend von Nöten.“

      „Masturbation? Wann?“

      „Wenn der Mann oder meinetwegen auch die Frau brennt und sich möglicherweise allein auf einer einsamen Insel befindet. Soll der Brennende dann etwa Hühner hernehmen, um sich zu löschen?“

      Ja, sie verzieh ihm schnell, dem Hannemann. Ihre allerbeste Freundin versicherte ihr hoch und heilig, dass sie, Marion, mit ihm nur „Knüppel aus dem Sack" gespielt hatte, was auch immer damit gemeint war. Sie verzieh ihm, obwohl er für ihre aller-, allerbeste Freundin zum regelmäßigen Benutzer wurde. Nachdem seine Tante abgereist war. Doch das alles erfuhr Ingrid erst viel später.

      Seine Tante! Am liebsten hätte Ingrid ihr die Augen ausgekratzt. Sie hätte mit Wollust dabei zusehen können, wenn man diese Tante den Müllmännern zu rasender Hurerei angeboten hätte. Schlimmere Leute als Müllmänner kannte Ingrid zu jener Zeit noch nicht, und auch keine schlimmeren Worte.

      Diese Tante war einfach in ihren Garten keimender Lustgefühle hereingeschneit und ließ sogleich einige Knospen erfrieren. Am Anfang, während Hannemann und sie weiter wie gewohnt ihre ewigen Runden mit dem Rad durch den Innenhof zogen, erzählte er nur, dass Tante Ute, die im Urlaub Elternstelle vertrat, ziemlich viel trank. Aber dann, nach einem Wochenende, an dem Ingrid ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommen hatte, war er völlig verändert: Der Liebling wich ihren Blicken aus. Ging aber ein anderes Mädchen, eine fremde Frau durch den Hof, sah er ihnen nach und lächelte dabei. Er guckte frech, als wollte er sagen: „Ich weiß jetzt Bescheid, ich kann euch alle haben!“

      Es tat sehr weh. Die Sünde klebte an ihm, und er, der Mistkerl, schien diese Sünde sogar zu genießen. Noch viel mehr schmerzte das Wissen, der gemeine Kerl betrachtete sie weiterhin als geschlechtslos, wollte die Sünde einfach nicht mit ihr teilen. In jener Zeit blickte sie oft und oft in den Spiegel, nackt, prüfte ihre Figur und ihren knospenden Busen. Alles entzückend, und ein Spiegel lügt niemals: Nichts was verkehrt, nichts, was nicht reizend sein sollte.

      Wobei, kann Nichts nicht sein sollen? Hannemann hatte irgendwann einmal eine ihr unverständliche Frage gebrabbelt: „Kann Nichts sein, wo es das Wesen des Seins ist, dass es ist und nicht, dass es nicht ist?" Sie verstand den Sinn nicht, wie sie vieles, was er so von sich gab, nicht verstand. Warum sollte sie da überlegen, ob ein Nichts sein konnte?

      Jedenfalls war er sehr schweigsam, schweigsam und verändert. Und diese Tante Ute wirkte ebenfalls verändert. Sie strahlte mit der Sonne um die Wette, jugendlich frisch mit lebenslustigen, liebeslustigen Augen. Die beiden unternahmen auch viel zusammen, bis die Stuten-Tante endlich abreisen musste.

      Ingrid vergoss während der letzten schrecklichen Stunden von Utes Aufenthalt viele heiße Tränen, konnte kaum schlafen, zeigte tiefschwarze Ränder unter den Augen. Ihre Mutter fragte bereits, ob sie vielleicht Würmer habe. Nein, sie hatte keine Würmer, nur immenses Herzeleid. Doch er, der Stinkstiefel, bemerkte es noch nicht einmal.

      Seine Eltern kamen endlich aus dem Urlaub zurück, kehrten mit reinem Besen, und es gab zwangsläufig einen schlimmen Streit zwischen seiner Mutter, der man so leicht nichts verbergen konnte, und dieser sogenannten Tante. Das Resultat: Hannemann bekam für ewige Nachmittage Stubenarrest – sie, Ingrid, konnte doch nichts dafür –, und bald darauf wurde ihr Liebling in ein Internat gesteckt. Sie hörte etliche Jahre lang nichts mehr von ihm. Dann, an einem sehr heiteren Ferientag, rief er sie urplötzlich an und fragte, ob sie mit ihm zum Tanzen gehen wolle. So, als ob in den vielen Jahren seines Schweigens nichts geschehen wäre. Moment: Kann Nichts überhaupt geschehen?

      Egal, sie, das treue Schaf, sagte zu. Er, ein junger Mann, erschien mit Blumen für ihre Mutter und einem kristallenen Briefbeschwerer als kostbares Geschenk für sie, sein Mädchen.

      Tanzen, sinnliches Vergnügen, zärtliches Fühlen, das ursprünglichste Mittel eines zueinander gehörenden Paares kostbare Regungen, seelische, geistige Vorgänge durch geile Körperbewegungen, Gestik und Mimik zu versinnbildlichen. Ingrid war nur zu bereit.

      Ihr Vater, sehr konservativ, bat den jungen Mann in sein Arbeitszimmer und machte ihn dort zur Sau, zu einer betrunkenen. Danach torkelte die junge Sau aus dem väterlichen Büro, aus der Wohnung, verschwand aus ihrem Leben. Und nicht sehr lange nach diesem peinlichen Vorfall stellte der gestrenge Herr Vater seiner Tochter den zukünftigen Gatten vor. Ingrid

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