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Aeternitas - Die komplette Trilogie. Sabina S. Schneider
Читать онлайн.Название Aeternitas - Die komplette Trilogie
Год выпуска 0
isbn 9783742732699
Автор произведения Sabina S. Schneider
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sabina S. Schneider
Aeternitas - Die komplette Trilogie
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Aeternitas 01
AETERNITAS 01
EVA & ADAM
EVA 01
Die 97ste Toilette diesen Dienstag schafft mich. Ich weiß nicht, ob es der saure Gestank von Erbrochenem ist, der den Schalter schnappen lässt, oder der beißende Geruch nach Chlor, der meine Gehirnwindungen dazu bringt, sich zu verknoten. Meine Hand, eingepackt in billigem Gummi, das mehr Risse hat als ein Sieb Löcher, trifft auf Luft, wo schmutziges Porzellan hätte sein müssen, und ich schreie. Nicht laut und gellend, sondern leise, panisch. Ich bin gut darin leise zu schreien. Ich habe Übung.
Erleichterung spült über mich hinweg, als mein Kopf mit der Toilettentür zusammenstößt. Sie ist massiv und hält meinen Körper aufrecht. Ich heiße den Schmerz willkommen, lächle, als ich spüre, wie etwas Nasses von meiner Stirn hinunterläuft, über meine Wange hin zu meinem Kinn gleitet, um dann auf den Boden zu tröpfeln. Blut. Ich seufze erleichtert und labe mich an dem Schmerz. Er ist real und ich klammere mich an ihn. Als ich in die graue Suppe meines Wascheimers greife und den braunen Schwamm ertaste, versuche ich nicht, daran zu denken, dass er vor wenigen Stunden noch gelb gewesen ist.
Öffentliche Toiletten hin oder her, Schweine sind sauberer, als Menschen, die nur einmal auf diese eine Toilette gehen. Ich schlucke den Würgereiz hinunter und mein Herz macht einen Sprung, als ich das Porzellan fest und glatt mit meinen behandschuhten Fingern ertaste. Nachdem ich mit der letzten fertig bin, schütte ich das schmutzige Wasser die Toilette hinunter und spüle. Sehe zu, wie der Schmutz in einer Spirale verschwindet und wünsche mir, dass aller Dreck, der ganze Schmutz, der an mir klebt wie eine zweite Haut, sich so leicht fortspülen lassen würde. Ich werfe einen wehmütigen Blick auf meine Gummihandschuhe und stopfe sie in den Müllsack mit Taschentücher, Kondomen, Spritzen, Tampons, Einlagen und schmutzigen Windeln.
Sie haben ein Euro im Zehnerpack gekostet und es ist mein letztes Paar. Das heißt, neue Handschuhe oder wieder zurück zu direktem Hautkontakt. Ich schüttle mich und entscheide mich dafür den Euro in Gummi zu investieren und auf einen Billig-Burger zu verzichten. Es machte die Arbeit erträglicher.
Ich schleppe zwei schwere Müllsäcke die Treppe hinunter zu dem Container. Mein Rücken schmerzt, als ich bei dem schwarzen, stinkenden Ungetüm ankomme und einen meiner Säcke zu den anderen schmeiße.
„Wie viele?“, fragt Gill gelangweilt und gähnt.
„98“, erwidere ich und werfe auch den zweiten mit Schwung in die riesige Tonne. Ich brauche nicht in sein Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass er eine Braue hochzieht. Einen innerlichen Seufzer unterdrückend, drehe ich mich zu ihm.
„98 in 8 Stunden? Wen willst du verarschen?“
„Gill, wir hatten das. Ich mache meine Arbeit gut und schnell. Je mehr ich schaffe, desto mehr Geld bekommst du.“ Er flucht vor sich, greift in seinen Geldbeutel und holt einen Fünfziger raus.
„Ein Euro geht auf mich, weil du so schöne grüne Augen hast“, sagt er, während sein Blick mich gierig abtastet und er seine Zunge unappetitlich über die prallen Lippen gleiten lässt. Meine Augen werden wässrig, als ich nach dem Fünfziger greife. Liebend gerne würde ich ihm den Euro dorthin schieben, wo die Sonne niemals scheint. Doch ich nicke nur und nehme das Geld. Ich spüre seine Augen auf mir, während ich den Hinterhof durchquere.
„Mein Angebot steht!“, schreit er mir heiser hinterher und ich ignoriere ihn. Ja, sein Angebot mehr Geld zu machen für weniger Arbeit. Ich zerknülle den Schein in meiner verschwitzten Hand und sofort tut es mir leid. Es ist hart verdientes Geld. Hiermit komme ich eine Woche über die Runden. Länger, wenn ich nur alle zwei Nächte in eine Jugendherberge übernachte. Meine Lippen wölben sich zu einem Bogen. Wie leicht man sich doch an Luxus gewöhnt. Vor ein paar Monaten habe ich noch jede Nacht unter Brücken verbracht und mich aus Mülleimer ernährt.
Ein Polizist läuft vorbei und ich wende mein Gesicht ab, versuche unsichtbar zu werden.
„Du bist 500 Kilometer von der Klinik entfernt, in einer Stadt mit 5 Millionen Einwohnern. Niemand sucht hier nach dir!“, flüstere ich mir selbst zu und gehe, den Kopf zwischen meinen Schultern geklemmt, weiter. Es hat lange gedauert, bis ich mich davon überzeugt habe, es sei gefahrlos Obdachlosenheime und Suppenküchen aufzusuchen. Und jetzt? Jetzt arbeite ich schwarz, verdiene ein paar Euro und gönne mir ab und an einen Schlafplatz in einem Mehrbettzimmer voll mit Backpackertouristen. Ich greife in meinen Geldbeutel und hole meine Zehnerkarte