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      Er hatte ihre Vorstellungen über ein gemeinsames Leben für zu oberflächlich gehalten. In seinen Gedankenbildern warfen ihm Celia, Rose und Winnie vor, ein Egoist zu sein, dem es in ihrer Beziehung nur auf seinen eigenen Vorteil ankam.

      Sie warfen ihm in diesen Gedankenfilmen vor, sich nicht in ihre Situation eingefühlt zu haben, nicht ihre Interessenlage und ihre Gefühlslage berücksichtigt zu haben. Er habe immer nur seinen Beruf und seine mit dem Beruf verbundenen Interessen als das Wichtigste angesehen. Deshalb habe er meist nur von den Problemen seiner Patienten gesprochen und wie er deren Situation beurteile.

      Er habe auch von seinen Fachartikeln gesprochen und wie er damit sein Ansehen verbessern wolle. Offenbar habe er es nicht verwunden, dass er an der New York State University nicht den gewünschten Erfolg hatte.

      In seinen Gedankenbildern sagten ihm die drei Frauen, dass sie von ihm etwas mehr als nur Sex haben wollten und mehr, als ihm nur zuhören zu dürfen. Sie wollten, dass er sie als eigenständige Persönlichkeit wahrnehme mit eigenen Idealen, Wünschen und Hoffnungen.

      Sie hatten sich gewünscht, dass er sich für ihre Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft interessiere sowie für ihre Erlebnisse aus ihrer eigenen Arbeitswelt. Sie hätten auch sein Interesse an ihrem bisherigen sozialen Umfeld, ihrer Familie und ihren Freundinnen und Bekannten wahrnehmen wollen. Sie warfen ihm vor, nicht nur egoistisch, sondern auch lieblos gewesen zu sein.

      Die Vorstellungen seiner Freundinnen hatte Devrier als oberflächliche Eigenschaften gewertet, weil sie seinen Egoismen im Wege standen. In ihren Vorwürfen sagten ihm seine früheren Freundinnen, dass sie sich verletzt fühlten.

      Sie sagten ihm in seinen Gedankenbildern, dass er mit seinen egoistischen Vorstellungen niemals die Frau finden würde, die seinen Vorstellungen gerecht werden könnte. Mit seinen Vorstellungen von der richtigen Frau würde er nur eine Frau anziehen, die sich ihm voll unterwerfe, also eher seine Sexsklavin sei.

      Diese Vorwürfe in seinen Gedankenbildern schockten Devrier. So hatte er sich bisher nicht gesehen. Das Urteil der drei Frauen über ihn empfand er als vernichtend. Er hatte sich immer für einfühlsam gehalten, weil er überzeugt war, dass Einfühlungsvermögen für seine psychotherapeutische Beratung wichtig ist. Wenn es ihm wichtig war, musste er zwangsläufig auch über dieses Einfühlungsvermögen verfügen. Nun zeigte sich, dass seine Schlussfolgerung falsch war.

      Bei der jeweiligen Liebesbeziehung mit den drei Frauen wollte er, dass sie ihn in ihren Gefühlen und Empfindungen liebten und nicht nur auf der materiellen Ebene. Auch er hatte sich anfangs eingebildet, sie in seinen Gefühlen und Empfindungen zu lieben.

      Wenn er also gegenüber den drei Frauen, deren Liebe er wollte, kein Einfühlungsvermögen hatte, wie war es dann in Wirklichkeit mit seinem Einfühlungsvermögen bei seinen Patienten bestellt? Diese Frage, die Devrier sich zwangsläufig stellen musste, schockte ihn ebenfalls.

      Wo stand er als menschliches und zugleich geistiges Wesen? Wieviel Menschlichkeit und Ethik brachte er in seine Arbeit mit Patienten ein?

      Welche Wirkung konnte seine Beratung bei seinen Patienten haben, wenn hinter seiner Beratung – extrem formuliert – nur Lehrbuchwissen stand? Kann Lehrbuchwissen Patienten überzeugen, ihr Leben, ihr Denken und Verhalten, zu ändern, um ihre psychischen Probleme zu überwinden? Oder brauchte es einen Therapeuten, der aus eigener Erfahrung spricht, der selbst mit psychischen Problemen gekämpft und sie überwunden hat?

      Er fand so schnell keine Antwort auf die Vorwürfe der drei Frauen in seinen Gedankenbildern und auf die in ihm aufgetauchten Fragen. Er nahm sich vor, sich diesen Vorwürfen und Fragen nach seiner Arbeit zu stellen.

      Devrier fiel es an diesem Donnerstag sehr schwer, sich auf die Probleme seiner Patienten zu konzentrieren. Er bemühte sich zunächst trotz seiner Schmerzen und der Abläufe seiner Gedankenbilder in seinem Bewusstsein kurze Augenblicke des Szenenwechsels in seinem Bewusstsein zu nutzen, um seine Aufmerksamkeit seinen Patienten zuzuwenden.

      Obwohl es seine Eitelkeit und sein Credo verletzte, musste er sich eingestehen, dass seine Beratung an diesem Tag miserabel war.

      Als er gemerkt hatte, dass er sich auf seine Patienten nicht voll konzentrieren konnte, hatte er es ihnen gesagt. Er hatte auch auf eine Bezahlung verzichtet. Er hatte ihnen erklärt, dass er heute gesundheitlich angeschlagen war und dass er hoffe, am nächsten Tag wieder fit zu sein.

      Er schloss an diesem Tag seine Beratungspraxis schon um 5 p.m. Den noch nicht behandelten 3 Patienten sagte er, dass er sich nicht wohl fühle und deshalb früher aufhören müsse. Er bat sie, in der nächsten Woche wieder zu kommen.

      Er ließ sein Auto in der Tiefgarage des Bürohauses stehen, in dem er seine Beratungspraxis hatte. Ihm fehlte die notwendige Konzentration, um mit dem Auto nach Hause zu fahren. Die quälenden Gedankenbilder ließen ihn nicht los.

      Die drei Schmerztabletten gegen seine Schmerzen im Kopf und im Bauch hatte ihm keine merkbare Erleichterung gebracht. Deshalb ging er zur nächsten Subway-Station und fuhr mit der Metro bis zu Station Parsons Blvd in Queens, wo er in der Nähe eine komfortable und schöne Wohnung hatte.

      Er brauchte an diesem Tag mehr Zeit als üblich. Üblicherweise fuhr die Metro alle 5 Minuten. Heute musste er jedoch 30 Minuten warten, bis ein Zug kam. Die Anzeigetafel zeigte, dass viele Züge ausgefallen waren.

      Die New York City Transit Authority (NYCTA), entschuldigte sich bei ihren Fahrgästen für die damit verbundenen Schwierigkeiten und bat um Verständnis. Sie gelobte, das Problem kurzfristig zu lösen. Einige Tage später zeigte sich jedoch, dass die NYCTA das Problem bislang nicht lösen konnte. Es wurde noch schlechter.

      An diesem Donnerstagabend sah und hörte er sich auf dem Hauptkanal von TV-NBC um 8 p.m. die so genannte „Botschaft der geistigen Welt“ an. Diese Botschaft enthielt doch einiges Neues für ihn. Devrier zeichnete die Botschaft auf einer DVD auf.

      Anschließend hörte er den Text noch einmal ab. Danach ließ er das Gehörte einige Zeit auf sich einwirken. Er verstand nun, warum die Vergebung, wie er sie seinen Patienten empfohlen hatte, oft nicht die positiven Ergebnisse gebracht hatte, wie es hätte sein sollen.

      Ihm ging es immer noch schlecht. Die ihn quälenden Gedankenbilder machten es ihm schwer, sich zu konzentrieren, zumal die Schmerzen nicht nachgelassen hatten. Devrier machte sich an die Arbeit. Er setzte sich in seinem Arbeitszimmer in seinen bequemen Lesesessel vor den Kamin. Der Kamin war im Mai nicht mehr beheizt, aber er vermittelte das Gefühl von Ruhe, Entspannung und Geborgenheit.

      Er richtete seine Gedanken an Sissy Max, seine damalige Mitschülerin an der Highschool in Boston. Er bemühte sich, die damaligen Gefühle von Sissy nachzuempfinden, als er sie wegen ihrer Sommersprossen und ihrer korpulenten Figur verspottet hatte und sie immer wieder als sommersprossige Fettbombe bezeichnet hatte.

      Seine körperlichen Schmerzen verstärkten sich. In ihm kam das Gefühl tiefer Reue hoch. Er hätte von anderen nicht so abgewertet werden wollen, wie er es mit Sissy getan hatte. Warum hatte er so gehandelt? Er wusste es nicht mehr.

      Vielleicht hatte er nur mitgemacht, weil seine Freunde Sissy verspotteten. Konnte er damit seine böse Tat rechtfertigen? Ganz sicher nicht. Das in ihm aufsteigende Gefühl, Sissy zutiefst verletzt zu haben, machte ihn nicht nur betroffen. Er konnte jetzt ihre Schmerzen nachempfinden. Seine Reue verstärkte sich.

      In Gedanken wandte er sich an Christus. Über Christus bat er Sissy um Vergebung. Er sagte ihr in Gedanken, dass es ihm unendlich leidtue, was er ihr angetan habe. Über Christus vergab er Sissy ihr negatives Empfinden, Denken, Reden und Handeln ihm gegenüber.

      Da er nicht wusste, ob es ihr derzeit in ihrem Leben gut geht, bat er Christus um seinen Segen für Sissy. Er spürte danach ein warmes Gefühl in seiner Brust, seine Brust schien sich zu weiten. Dieses Gefühl sagte ihm, dass seine Bitte um Vergebung Wirkung gezeigt hatte. Christus hatte geholfen.

      Als Nächstes konzentrierte er seine Gedanken auf Dick Renner, einen seiner Mitschüler an der Highschool, den er wegen seiner schlechten Leistungen öfter als Versager abgewertet hatte. Er fühlte sich in die damalige Situation hinein, die ihm in seinen Gedankenbildern

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