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endgültige Trennung von Susi ausgelöst hat. Stundenlang schnüffeln wir zusammen im Park: Ich in mein Tempotuch, weil ich trotz Grippe Gassi gehen muss, und Strolchi an den bewussten Bäumen, die ihn die beiden einzigen unvergesslichen Spaziergänge mit Susi erinnern.

      Es ist ja nicht so, dass Hunde an sich etwas Lästiges sind. Ich habe Strolchi früher auch überwiegend auf seinen Spaziergängen begleitet. Aber er war doch Susis Hund. Und nun ist er mein Hund und kapiert nicht, dass es lange Wochenenden gibt, an denen ich davon träume, auszuschlafen. Er sieht sich genötigt, mit lautem Gebell kund zu tun, dass er dringend muss und dass Nachbars Lumpi längst vor die Tür darf. Er selber sitzt doch im goldenen Käfig, aus dem er mit eigener Kraft nicht rauskommt. In solchen Momenten denke ich nicht besonders freundlich an Susi.

      Ach, wie wäre es doch schön, wenn Strolchi sich an Regentagen in den bewussten Goldhamster verwandeln, sein Lauftraining im Laufrad und seine Notdurft in der Sägespäne verrichten würde. Aber nein, ich muss hinaus ins in feindliche Leben, wo randvolle Pfützen darauf lauern, dass rasante Autofahrer wehrlose Frauen und frisch gebadete Hunde bespritzen. Susis Papa drückt sich vor der Aufgabe des Gassi Gehens. „Susi hat ihn dir ans Herz gelegt, nicht mir!“ ist seine fadenscheinige Ausrede.

      Beim nächsten überraschenden Besuch (gewöhnlich gegen Ende des Monats, wenn im Kühlschrank (bei Susi) die gähnende Leere eines hochmotivierten Weight Watchers herrscht, strahlt Susi mich an: „Bist du nicht überglücklich, dass ich dir meinen süßen Strolchi überlassen habe? Da hast du doch bestimmt keine Langeweile, kommst immer an die frische Luft und hast ausreichend Bewegung.“

      Zeigen sie mir die Mutter, die jetzt sagt: „ Dir tät Bewegung auch ganz gut!“ Aber sowas denkt eine Mutter nur. Denn Tochter Susi, die leicht eingeschnappt ist, könnte möglicherweise Strolchi packen und mit in ihre Studentenbude nehmen. Das wollen sie dem armen Tier doch ersparen.

      Hochbrisant wird die Lage jedes Mal, wenn mein Mann eine tolle Geschäftsreise macht und mich mitnehmen will. Wo soll Strolchi hin? Susi hat dann grundsätzliche keine Zeit, sie studiert doch, da hat man keine freie Minute. Das weiß doch jedes Kind. Andererseits ist Susi strikt dagegen, dass man ihren Liebling in eine Hundepension gibt.

      Was also tun?

      Geschäftsessen im „Cipriano“ in Venedig oder „Chappi“ zu Hause? Schnell überreden mich Strolchis treue Augen für letzteres. Venedig muss warten. Strolchi lebt ja auch nicht ewig.

      So schmuse ich mit Strolchi statt mit Herrchen. Was eigentlich auch gar nicht so schlecht ist, denn er hört aufmerksam zu, wenn ich was erzähle.

      Und was ihn über alles erhebt: Strolchi bringt keine schlechten Zeugnisse nach Hause, sondern hinterlässt höchstens draußen welche, um Nachbars Lumpi zu ärgern.

      Wenn Papa und Mama in letzter Zeit ihre gemeinsame Zeit als Rentner planen, ist das in Gedanken stets ein Hund namens Strolchi mit von der Partie. Susi sei Dank.

      Der (Ehe)Mann, das Testosteron gesteuerte Wesen

      Während Sie gerade genüsslich Ihren Kaffee oder Aperol schlürfen, ist Ihr Liebster vielleicht gerade dabei, einer schicken, sportlichen Dreißigjährigen hinterzugockeln. Und wenn Sie nicht gleich mit Ihren eigenen Pfunden wuchern, haben Sie und wenn der zweite Frühling und Ihr Angetrauter es so wollen, bald das Nachsehen. Merke: die Gefahren lauern überall. Die armen Männer können den Verlockungen, die sich ihnen aufdrängen, nur mit Ihrer Hilfe widerstreben.

      Jetzt sind Sie gefordert, ganz Ihre Frau zu stehen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, Sie wollen diesen, Ihren Ehemann für sich behalten. An Ihnen liegt es nun, ihn davor zu bewahren, einer dieser weißhaarigen spätberufenen Väter zu werden. Und sei es auch, dass sie verhindern, dass Ihre älteren Kinder ein Wunderkind als Bruder oder Schwester bekommen. Betagte Väter setzen bekannterweise Genies in die Welt. Diese alten Neuväter bestaunen und erziehen dieses späte Produkt ihrer Lenden mit Hingabe und Interesse. Dafür blieb ihnen bei der Aufzucht ihrer ersten Brut keine Zeit. Da waren die Erzeuger mit ihrer Karriere beschäftigt. Überall kann man sie heutzutage treffen, diese spätberufenen Väter. Ihre Enkel sind im gleichen Alter wir ihre neuesten Sprösslinge, und ihre Zweit- oder Drittfrauen drückten einst mit den Erstkindern die Schulbank. Jetzt machen die Jung-Mütter Karriere, die Alt-Väter haben ja für die Aufzucht und Pflege jetzt Zeit und wollen alles besser machen, als bei der ersten Brut. Aus diesem Nachwuchs soll einmal die Elite des Landes werden: fleißig, brav, ordentlich angezogen, respektvoll vor dem Alter und immer für die Eltern da. Also der krasse Gegensatz zu den Kindern der ersten Phase.

      Falls Sie, liebe Leserin, noch an Ihrem Mann hängen, dann bewahren sie ihn rechtzeitig davor, solchen Unsinn zu machen. Als Opa-Papa wird auch er es nicht hinkriegen die Pubertät abzuschaffen. Nur dass er jetzt über noch schlechtere Nerven verfügt, als zu Zeiten, da Ihre gemeinsamen Kinder sich die Haare lila färbten oder Muster in den Haarpracht rasierten. Wenn Sie jetzt Ihren Silbergatten von jungen Damen fernhalten, hat das nicht mit Eifersucht zu tun. Das ist die reine (Nächsten)Liebe! Sie ersparen Ihrem Mann das traurige Schicksal an der Seite einer blutjungen Frau zu altern.

      Und wie soll das gehen? Lassen Sie ihn an der langen Leine laufen, Nach dem altbekannten Motto: Appetit darf er sich holen, aber gegessen wird zu Hause. Sorgen Sie dafür, dass es keine Hausmannskost ist.

      Antiaging oder das pharmazeutische Frühstück

      Ein langes Leben wünscht sich jeder und man wünscht ein solches auch anderen. Zum Beispiel zum Geburtstag. Aber keiner will alt, tüddelig, dement oder schrumpelig werden. Ich will das jedenfalls nicht. Jede weitere Falte an meinem Mund und jeden Jahresring an meinem Hals empfinde ich als persönliche Attacke gegen mich. Meine Vision: ich sitze als Hundertjährige im Kreis meiner bezaubernden Urenkel und hochintelligenten Enkel, glatt und schier, mit strahlender Haut, glänzenden Haaren und ohne die geringsten Gedächtnislücken. Ich siege immer beim Memory. Ich kokettiere mit meinem Alter und klappere nicht mit den Zähnen, höchstens mit den vollen Wimpern, speziell wenn ein knackiger Kerl vorbeigeht. Per Twitter, WhatsApp und Facebook, Bild online und SZ, weiß ich, was auf der Welt los ist. Und überhaupt bin ich gut drauf und voll fit.

      Ich weiß, dass mir das nicht einfach in den Schoß fällt.

      Man muss schon was dafür tun! Das mahnen die, die es wissen müssen und per Youtube, TV-Magazin oder „Senioren Playboy“, auch Apothekenrundschau genannt. Sie beweisen es anschaulich mit fitten Hundertjährigen, die uns angrinsen und ihr Geheimrezept für das hohe, glückliche Alter preisgeben.

      Jeder hat so sein Spezial- Mittel: Opa Heinrich verzichtete sein Leben lang auf Alkohol, der andere Opa genießt regelmäßig drei Viertle, der eine hat die Finger vom Tabak gelassen, die andere qualmt immer noch wie ein Schlot. Es kommt auch vor, dass jemand auf sexuelle Abstinenz schwört. Dagegen der in die Jahre gekommene Playboy prahlt mit seiner Potenz und dass kein Rockzipfel vor ihm sicher ist, auch ohne kleine blaue Pillen.

      Mir sind solche Aussagen zu wachsweich, ich halte mich da lieber an Altmeister Schuhbeck und seine Ingwertees. Auch glaube ich an die Wissenschaft. Schließlich soll die Gerontologie nicht umsonst unsere Forschungsgelder verpulvern. Also stecke ich mein Geld in Präparate, die einem zwar nicht das ewige Leben ermöglichen (also nicht, wie der Papst das meint), aber doch unschlagbare Vitalität garantieren.

      Unwissende nennen sie „Nahrungsergänzungsmittel“. Wenn man das schon hört: Mittel, die die Nahrung ergänzen. Dann wäre ein

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