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das ihn an den Krieg erinnerte. Das Spannen einer Bogensehne. Seine Augen weiteten sich, als er einen Pfeil auf sich zurasen sah. „In Deckung!“ Er packte Feronin am Kragen, riss ihn zu Boden. Der Pfeil sauste an ihnen vorbei, blieb in einem Baumstamm stecken.

      Eine männliche Stimme rief: „Ihr da am Feuer, keine Bewegung! Sonst wird euch der nächste Pfeil gewiss nicht verfehlen!“

      Roren richtete sich auf und sah Schatten zwischen den Bäumen, die im Licht der Blitze Formen annahmen. Dutzende Gestalten huschten durch das Dickicht.

      Die Stimme rief erneut. „Ihr seid umzingelt! Macht bloß keine Dummheiten!“

      Roren hob beschwichtigend die Arme; Feronin atmete hektisch. Es lag Panik in seinen Augen. Wie bei einem Reh, das tödlich verwundet war. Bevor Roren etwas tun konnte, fing Feronin an zu brüllen. „Wegelagerer! Wacht auf, wir werden angegriffen!“

      Die meisten Schlafenden schreckten augenblicklich hoch und sahen sich verwirrt um. Als sie bemerkten, was geschah, sprangen sie auf und schrien.

      „Zu den Waffen“, brüllte Feronin.

      Die einzigen Waffen, die sie hatten, waren ein verrostetes Beil und sieben Jagdbögen. Zu wenig für einen Kampf; und die Angreifer könnten überall sein. Ein Gefecht wäre aussichtslos, und alle wussten es.

      Nur der alte Ogwen nicht. Er sprang auf und griff nach einem Bogen. Bevor er ihn erreichen konnte, sauste ein Pfeil durch die Nacht, erwischte Ogwen an der Schulter. Er ging zu Boden und schrie vor Schmerz. „Scheiße.“ Er presste mit einer Hand auf die Wunde, aus der der Pfeil ragte und Blut strömte.

      „Wir wollen niemanden töten“, rief die Stimme des Angreifers. „Wir wollen nur eure Karren.“

      Ariane und Hilla standen neben Roren. Sie atmeten schwer. Fassungslosigkeit und Furcht lagen auf ihren Gesichtern. Die Wegelagerer umstellten sie, zielten auf ihre Köpfe.

      „Keine Dummheiten! Ich komme jetzt raus, und wenn mich jemand angreift, werdet ihr alle sterben“, rief die Stimme.

      „Wir werden nichts tun“, sagte Roren. „Wir sind unbewaffnet.“

      Feronin sah ihn wütend an. „Wir können doch nicht einfach hier rumstehen und uns ausrauben lassen“, sagte er.

      „Was willst du denn dagegen tun?“

      „Kämpfen!“

      „Sie werden uns umbringen.“

      „Wenn sie die Karren mitnehmen, sterben wir sowieso.“

      Roren verengte die Augen. „Ich werde heute nicht sterben und meine Familie schon gar nicht.“

      Feronin schüttelte mit dem Kopf.

      Jemand ergriff Rorens Hand. Er sah nach unten. Es war Hilla, die sich zitternd an ihn presste.

      Ein Mann mittleren Alters trat aus dem Gebüsch und näherte sich dem Feuer. Seine Haare waren verdreckt, seine Kleidung war zerrissen. Und doch wirkte er wild und lebendig, voller Kraft und Bestimmtheit. Er blieb vor Roren stehen und lächelte. Der Mann hob den Zeigefinger und sagte: „Keine Dummheiten. Tragt ihr Waffen am Körper?“

      Roren und Feronin verneinten, die anderen betrachteten angespannt das Schauspiel. Ogwen lag stöhnend im Matsch.

      Der Wegelagerer sagte: „Gut, wenn ich pfeife, kommen meine Leute und nehmen die Karren mit. Wenn ihr einfach hier stehen bleibt, passiert euch nichts. Wir nehmen, was wir brauchen, dann verschwinden wir.“

      „Diebe“, brüllte Ogwen. Sein schmutziges Gesicht war schmerzverzerrt. „Mieses Räuberpack!“

      Der Mann schenkte Ogwen ein müdes Lächeln. „Wer wird denn gleich beleidigend werden? Wir tun nur, was nötig ist.“ Das Lächeln schmolz. „Ihr würdet an unserer Stelle dasselbe tun.“ Keiner antwortete. Der Regen prasselte unaufhörlich weiter und ein Blitz zuckte in der Ferne. „Also, ich pfeife jetzt und ihr rührt euch nicht, verstanden?“

      Roren nickte, der Mann pfiff.

      Männer und Frauen betraten die Lichtung. Einige von ihnen trugen Schwerter, Bögen oder einfache Hämmer. Sie gingen zu den Karren, ohne den Flüchtlingen Beachtung zu schenken.

      Während die Räuber die Esel antrieben und die Karren in Bewegung setzten, sagte der Mann: „Einen Bogen dürft ihr behalten, den Rest nehmen wir mit.“

      „Wie großzügig“, sagte Feronin. „Warum bringt ihr uns nicht gleich um?“

      „Wir sind Räuber, wie euer alter Freund hier schon sagte, aber wir sind keine Mörder.“

      „Wo ist der Unterschied?“

      „Wir nehmen eure Lebensmittel und Waffen, aber wir nehmen euch nicht die Möglichkeit, weiterzuleben.“

      „Wir werden verhungern.“

      Der Mann schnaubte. „Das ist euer Problem, nicht meines.“ Er wirkte niedergeschlagen. „Wir haben keine Wahl, es tut mir leid.“ Er schritt an ihnen vorbei und verschwand zusammen mit den Karren in der Dunkelheit.

      Das Lagerfeuer ging langsam aus. Die Geräusche der Eselshufe und Holzräder wurden schwächer, schließlich vom Donner übertönt.

      „He, Krüppel“, rief eine weibliche Stimme.

      Roren drehte sich um. Eine junge Frau stand hinter ihm. Sie packte Hilla und hielt ihr ein Messer an die Kehle. Rorens Herz schlug schneller. Er erstarrte.

      Die Frau lächelte, als hätte sie den Verstand verloren. Sie zeigte auf Feronins Beil, das noch immer in der Erde neben dem Lagerfeuer steckte, und sagte: „Das ist ein schönes Stück. Gib es mir, Einarmiger. Und wehe du machst eine falsche Bewegung damit, dann verteil ich das Blut der Kleinen im ganzen Wald.“ Hilla stöhnte auf, als die Frau das Messer gegen ihren Hals drückte.

      Ariane stand da wie angewurzelt, starrte ängstlich auf die Klinge, die im Licht des Feuers schimmerte.

      Roren schritt rückwärts Richtung Beil. „Kein Problem, du kannst das Beil haben, nur tu ihr nichts.“

      „Beeil dich!“

      Er umfasste den hölzernen Schaft des Beils und stockte. Das Holz lag gut in der Hand. Er könnte sich schnell umdrehen, er bräuchte nicht viel Zeit zum Zielen, das war er vom Bogenschießen gewohnt. Ein schneller Wurf, dann wäre dieses widerliche Weib Geschichte. Aber sollte er vor den Augen seiner Tochter töten? Und wenn er verfehlte oder zu langsam wäre? Hilla könnte verletzt werden, sogar sterben. Nein, das konnte er nicht riskieren.

      „Wird’s bald?“, fragte die Frau.

      Der Schaft war nass und rutschig. Roren packte fest zu und drehte sich um. Die zornigen Augen der Frau verfolgten seine Bewegungen, als erhoffte sie, dass Roren etwas Dummes tat, ihr einen Grund gab, Hilla zu töten. Roren reichte ihr das Beil.

      „Vielen Dank“, sagte sie, nahm das Beil, lächelte und ließ Hilla los. Das Messer hinterließ einen roten Streifen an ihrer Kehle. Ein Blutstropfen rann ihren Hals hinab.

      Die Frau verbeugte sich, kicherte, lief dann davon. Roren zitterte. Er atmete langsam aus, hörte sein Herzklopfen. Sämtliche Muskeln waren angespannt. Zorn brodelte in seinem Bauch.

      Ariane umarmte Hilla und streichelte ihr Haar. „Geht es dir gut, Liebes?“ Ariane küsste Hillas Stirn.

      Ogwen saß auf dem matschigen Boden, zog sich den Pfeil aus der Schulter. Blut spritzte aus der Wunde. Er keuchte und sagte: „Scheiße, das ist unser Ende.“ Roren wusste nicht, ob Tränen oder Regentropfen in seinen Augen glitzerten.

      Sonne

      Der grüngeschuppte Redner stand auf einer Holzkiste, mitten auf dem Marktplatz. Er blickte auf ein Dutzend Etarianer herab.

      Atoz und Gaitaan lehnten gegen einen Marktstand, der etwas Schatten spendete. Es war ein heißer Tag, die Luft flirrte. Die meisten Etarianer

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