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fünfhundert Kilo, so ein Ballen“, antwortete sie und ergänzte seufzend:

      „Ja, der arme Fritz!“

      „Welcher Fritz? Was meinst jetzt mit dem Fritz. Ich hab g‘meint Max heißt ihr Mann?“

      „Ja, ja, schon. Aber die Elfriede hat ja dem Fritz, ... weißt schon, dem Wirt, dem hat sie immer in der Küche g‘holfen, wenn er eine Veranstaltung g‘habt hat“, erklärte sie und meinte, dass ja am nächsten Sonntag beim Kirchenwirt die Jahreshauptversammlung vom Frauenbund wäre und der Pfarrgemeinderat und der Herr Pfarrer Wohlfahrt wären da auch dabei und der Fritz hätte doch jetzt gar keine Hilfe mehr.

      Nachdem die Marianne ihr neues Wissen mit dem Jakob geteilt hatte, blickte sie auf das Glas, das er in der Hand hielt.

      „Was hast denn da? Hast dir was gekocht? Was ist es denn?“, fragte sie, und kaum dass der Jakob das Glas anhob und etwas zögerlich meinte:

      „Ja, ... ein Lüngerl ist das“, da fuhr die Marianne mit dem Finger ins offene Glas und lutschte sogleich die grau-braune, geleeartige Masse von ihrem Zeigefinger.

      Erschrocken zog der Jakob das Glas zurück und meinte:

      „Geh, Marianne! Das ist doch ... kalt! Ganz kalt ist das ja, das schmeckt ja nicht!“

      Sie probiere auch das hausgemachte Lüngerl beim Metzger immer kalt, bevor sie sich eins kaufen würde, belehrte sie ihn und versicherte:

      „Ganz fein ist das, Jakob, wirklich ganz fein! Richtig g‘schmackig!“

      Und plötzlich meinte sie überschwänglich:

      „Ja, Jakob! Du bist doch so ein leidenschaftlicher Koch, hast ja g‘sagt! Könnst nicht du dem Fritz helfen, wenn die Versammlung vom Frauenbund ist? Die Gertrud würd‘ sich bestimmt recht freuen, wenn du ihr was kochen würd‘st. Weißt, die Gaisbauer Gertrud ist ja die Vorsitzende vom Augseeer Frauenbund.“

      „Ja, ich weiß jetzt auch nicht“, war der Jakob ein wenig überrumpelt und wusste auch gerade nicht, wer denn die Gaisbauer Gertrud wäre.

      „Zeit hätt‘ ich vielleicht schon. Aber im Wirtshaus hab ich noch nie gekocht, weißt. Nur daheim, für mich halt.“

      Das würde schon werden, meinte die Marianne, während sie sich winkend auf den Weg nach Hause machte, und sie würde dem Fritz gleich Bescheid sagen.

      Der Jakob war etwas verunsichert, als er mit seinem Glas in der Hand zurück ins Haus ging. Er schnupperte vorsichtig am Inhalt und musterte dann das kleine vergilbte Etikett: LÜNGERL 1993.

      „Wenn einmal was gar zu alt ist, dann ist‘s ja oft nicht mehr ganz frisch!“

      Die Idee, sich mit den eingemachten Leckereien von der Murauer Resi zu behelfen, war dem Jakob gekommen, als er am Tag der Frauenbund-Versammlung gemerkt hatte, dass beim Kirchenwirt gar nichts da war, womit er überhaupt irgendetwas hätte kochen können. Außer alte, trockene Semmeln. Weil, der Fritz hatte ja gemeint, da würde sich der Jakob drum kümmern und der Jakob hatte dasselbe gemeint – nur mit dem Fritz am Ende halt. Und das war jetzt ein wenig deppert gewesen, weil man am Sonntag Nachmittag nur noch an der Tankstelle in Sonnberg einkaufen hatte können, aber da gab‘s dann nur noch Grillkohle.

      Der Jakob war ganz froh gewesen, dass immer noch so viele Katzen auf der Suche nach ihren pelzigen Spielgefährten und nach gefüllten Futternäpfen um das Bahnwärterhäuschen strichen. Die ließ er nämlich vorkosten, bevor er die Töpfe mit dem Inhalt der Einmachgläser befüllte, um das Essen später in der Kirchenwirt-Küche aufzuwärmen. Weil, wenn etwas fünfzehn, zwanzig Jahre im Keller gestanden hatte, dann könnte es schon sein, dass was nicht mehr ganz frisch wäre, wusste er.

      Keiner Katze war schlecht geworden. Und was für eine Katze gut wäre, könnte auch für den Frauenbund recht sein, war er sich sicher. Nur das Beerenkompott wollten die Katzen nicht probieren. Das lag jetzt aber weniger am Kompott, als vielmehr an den Katzen. Weil so eine Katze, die mag ja von Natur aus ein Kompott lieber nicht.

      ***

      Die Knödel waren ihm nicht ganz rund geraten, dem Jakob. Eher unrund. Aber geschmeckt haben sie den Leuten, die Semmelknödel. Dazu gab‘s Rindergulasch, Jahrgang 1996. Und die Krautwickerl waren ihm auch ganz gut gelungen, weil er sie ganz langsam aufgewärmt hatte, nachdem er einige Gläser mit der Aufschrift „KRAUTWIGGERL 1998“ auf mehrere Töpfe aufgeteilt hatte.

      Die Damen vom Frauenbund und die Herrschaften vom Pfarrgemeinderat waren dann auch recht zufrieden und es wurde ein recht lustiger, langer Abend, weil die Gesellschaft sich arg viel zu erzählen hatte. Nur hin und wieder begann eine der Damen, vor Rührung ein wenig zu weinen und der Pfarrer Wohlfahrt hatte einen rechten Durst und putzte dauernd seine Brille. Sein Blick wäre getrübt von so viel anwesender Schönheit, meinte er mit Tränen in den Augen.

      Die Marold Margarete musste nicht weinen. Aber einen rechten Durst hatte sie bekommen. Spät in der Nacht hat sie ihr Mann noch ins Krankenhaus gebracht, weil sie einen rechten Bluthochdruck bekam, wie man dort feststellte. Sie hätte wohl den Marillenlikör nicht so gut vertragen, meinte der Max, ihr Mann.

      „Ja, wenn‘s gepasst hat, Fritz, dann helf‘ ich dir gerne mal wieder. Brauchst bloß was sagen, gell!“, meinte der Jakob zum Fritz, nachdem der gesellige Abend zu Ende gegangen war.

      „Ja freilich, Jakob, das machen wir. War wirklich gut, was du da gezaubert hast! Die Leut‘ waren recht zufrieden“, lobte der Fritz und freute sich immer noch, dass die Damen nach dem Essen noch recht viel getrunken hatten und auch einige Stamperl Marillenlikör gebraucht hatten. Deshalb fragte er den Jakob, ob er denn nicht Lust hätte, auch dem Stammtisch öfter mal was zu kochen.

      Das würde schon gehen, sagte der Jakob, meinte aber, er würde da lieber was machen, was er zu Hause vorkochen könnte, weil das ginge ihm zeitlich besser aus. Dem Fritz war das wurscht, wo der Jakob kochte. Hauptsache war ihm, dass sie einen rechten Durst bekämen, die Herrschaften.

      Nicht, dass die Stammtischler ohne einem Essen keinen Durst gehabt hätten, weil ein Stammtisch, wo keiner einen Durst hat, das wäre ja gar kein Stammtisch, sondern ein Trauerspiel. Aber ein paar Bier mehr und einen Bärwurz hinten drauf hat es halt dann öfter gebraucht als vorher. Und von daher kam dann auch das eine oder andere Unwohlsein bei den Stammtischlern. Weil, wer zu viel isst und auch noch zu viel trinkt, dem wird ja leicht einmal ein wenig schlecht am späten Abend. So erklärte sich der Fritz die häufiger gewordenen Spuren unkontrollierter Magenentleerung vor seinem Wirtshaus.

      Eines Tages, als der Jakob noch spät mit dem Fritz auf eine letzte Halbe zusammensaß, zeigte er diesem stolz einen Zettel. Es wäre ja besser, wenn alles sein Ordnung hätte, meinte er zum Fritz, der amüsiert im amtlichen Gewerbeschein laß:

      „JAKOB TEUFEL, AM BAHNHALT 1, AUGSEE, KOCH“.

      So war also der Jakob mit seinen gut gefüllten zweihundersiebenundzwanzig großen und fast ebenso vielen kleineren Gläsern im Keller ein Unternehmer geworden – Dank der Murauer Resi, der Kräuterhexe von Augsee.

      „Warum sollt‘ jetzt der Teufel nicht ins Pfarrheim dürfen? Der steckt doch sonst auch überall drin!“

      Es war kurz vor Weihnachten, da fragte der Pfarrer Wohlfahrt beim Jakob an, ob er denn nicht die Weihnachtsfeier vom Seniorenkränzchen bekochen möchte. Was ihn recht verwunderte, den Jakob, weil, er war ja noch nie in der Kirche gewesen, seit er in Augsee wohnte. Und mit den Nicht-Kirchgängern mochte der Herr Pfarrer nicht gar so gerne reden, wusste der Jakob von der Trautmannsdorfer Marianne.

      Im Pfarrheim würde die Veranstaltung stattfinden, meinte der Herr Pfarrer Wohlfahrt.

      „Sie brauchen sich wirklich nur um das Hauptgericht zu kümmern, Herr ... Teufel!“

      Fast schauderte es ihn ein wenig, den Herrn Pfarrer, bei dem Gedanken, die Weihnachtsfeier des Seniorenkränzchens in die Hände des „TEUFELS“ zu legen. Auch wenn dieser mit Vornamen Jakob hieß.

      „Um Getränke und Nachspeise kümmert sich der Frauenbund. Und auch ums Geschirrwaschen.

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