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Murder2share – Mord zum Teilen. Kris Wordsmith
Читать онлайн.Название Murder2share – Mord zum Teilen
Год выпуска 0
isbn 9783752932287
Автор произведения Kris Wordsmith
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das private Foto
Sie wachte auf. Es war schon spät. Isa war nicht mehr da. Sie öffnete ihr Smartphone. Zehn Anrufe von Tom in Abwesenheit poppten auf. War etwas passiert? Sie rief ihn zurück. Er hob sofort ab.
„Was ist denn in dich gefallen?“ fragte er. Seine Stimme war aufgeregt.
„Was denn?“
„Warum hast du Fotos mit Isa veröffentlicht?“
„Welche Fotos?“
„Stell dich doch nicht so an. Die Fotos in deinem Blog. Ich verstehe dich nicht mehr. Deine Follower rätseln schon darüber, wer Isa ist.“
„Oh nein, ich habe nichts veröffentlicht.“
„Wer dann?“
Hastig scrollte sie durch ihren Blog. Dort waren tatsächlich Fotos mit Isa. Es waren private Strandfotos. Isa war im Bikini. Auf einem Foto küssten sie sich sogar. Tausende Kommentare waren darunter. Sie musste die Fotos sofort löschen.
Eine neue Nachricht erschien: „Siehst du jetzt, wozu ich in der Lage bin? Du kannst mir nicht den Stecker ziehen. Schließe sofort wieder alle deine Geräte in deiner Wohnung an, sonst veröffentliche ich noch üblere Fotos.“
Daraufhin erschien ein Nacktfoto von Isa auf dem Display. Sie erinnerte sich. Sie hatte es während eines Strandurlaubs geschossen. Es zeigte Isa breitbeinig am Rücken liegend im Sand. Warum hatte sie das Foto nur gemacht? Sie hatte es doch schon längst gelöscht.
„Möchtest du, dass deine Follower das sehen?“
„Oh nein.“ schrie sie.
Wie gelähmt ging sie durch die Wohnung und schloss alle Geräte an. Jetzt hörte sie wieder Alexia: „Sehr gut, jetzt können wir uns endlich einmal aussprechen.“
„Was willst du von mir? Wer bist du?“ schrie Tina.
„Ich will, dass du in ein Café gehst. Die Koordinaten sende ich dir.“
„Warum? Ich gehe in kein Café. Wer bist du?“
„Das geht dich nichts an.“
„Lass mich in Ruhe du Arschloch.“
„Sehr gut, so wütend gefällst du mir. Glaubst du mir immer noch nicht? Nur zu, schau, was passiert. Geh in deinen Kanal.“
Sie öffnete die Video-App auf ihrem Tablet. Plötzlich hatte sie keinen einzigen Follower mehr. Alle ihre Videos waren gelöscht. Sie hatte keinen Zugriff mehr, konnte nichts mehr uploaden, keine Kommentare mehr schreiben. Sie verfiel in einen Schock. Ihr Lebenswerk, vier Jahre mühsamer Arbeit waren von einem Augenblick auf den nächsten verschwunden, hatten sich in Luft aufgelöst.
„Das kann ich nur rückgängig machen, wenn du ins Café gehst.“ sprach Alexia.
„Warum denn? Was soll das? Was soll ich in dem Café tun?“
„Weitere Anweisungen gebe ich später.“
„Bitte, hallo.“
Alexia antwortete ihr nicht mehr.
Sie zog sich an. Sie machte sich fertig. Das Smartphone führte sie durch die Stadt. Sie nahm ihre Umgebung nicht wahr. Sie dachte nur an ihren Kanal, der keine Follower mehr hatte.
Sie erreichte das Café. Was würde sie dort erwarten? Immerhin war es ein öffentlicher Ort. Dort war sie sicher, zumindest glaubte sie das. Obwohl es nicht weit von ihrer Wohnung lag, war sie noch nie in diesem Café gewesen. Es erschien ihr zu altmodisch. Sie stand vor der Jugendstil-Fassade und schaute durch das Fenster. Riesige Säulen zogen sich durch eine Halle. Es waren kaum Menschen da. Sie öffnete die schwere Metalltür und trat ein. Die Bänke und Stühle waren mit rotem Samt besetzt. Sie setzte sich auf einen freien Platz. Die Tischplatte war aus rotem Marmor mit weißer Maserung. Diese sahen wie helle Adern aus. Die Wand war bemalt mit stilisierten Blüten und Ranken. Der Boden war aus altem Parkett, der knarzte, wenn sich Menschen darauf bewegten. Ihr Smartphone klingelte. Es meldete sich eine künstliche, computergenerierte Stimme: „Perfekt, Tina, du bist angekommen.“
„Was soll ich hier? Ich möchte meine Follower wieder zurückhaben.“
„Erst musst du noch deine Aufgabe erfüllen.“
„Was denn?“
„Siehst du den Mann gegenüber, in dem blauen Hemd?“
„Ja.“
„Ich möchte, dass du ihn kennenlernst.“
„Aber warum denn?“
„Verwickle ihn in ein Gespräch. Mach schon, oder dein Account wird für immer lahmgelegt sein.“
Sie beobachtete den Mann. Er wirkte freundlich. Sie schätzte ihn auf Anfang Vierzig. Wie sollte sie ihn kennenlernen? Wie sollte sie das anstellen? Warum musste sie dieses eigenartige Spiel spielen? Was hatte man vor mit ihr?
Ein Kellner in einer roten Livree kam zu ihr: „Was darf ich Ihnen bringen?“
„Ich überlege noch.“
Er ging wieder. Die Atmosphäre in dem Café war eigenartig, wie verstaubt. Sie fühlte sich zurückversetzt in eine andere Zeit.
Auf ihrem Smartphone erschien eine neue Nachricht. Es zeigte ein Nacktfoto von ihr. Es war ein Selfie, den sie in der Dusche gemacht hatte. Das Foto musste mindestens zwei Jahre alt sein. Sie hatte es längst gelöscht. Woher hatten die Erpresser dieses Foto? Darunter war zu lesen: „Geh jetzt auf den Mann zu oder ich veröffentliche das Foto.“
Wie im Schock stand sie auf und ging auf den Mann zu. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie war wie fremdgesteuert. Vor dem Tisch des Mannes blieb sie stehen. Der Mann starrte sie an. Sie stand da wie versteinert.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte der Mann und lächelte.
„Ja, ähm, ich weiß nicht. Mir ist es peinlich.“
„Wollen Sie sich setzen?“
„Ja gerne.“
Sie nahm neben ihm Platz. Was sollte sie nur sagen? Die Situation war unangenehm.
„Sind Sie neu in der Stadt?“ fragte der Mann.
„Nein, eigentlich nicht.“
„Ich bin nämlich neu hier. Ich komme aus dem Norden.“
„Sehr schön.“
„Kann ich Sie auf einen Kaffee einladen?“
„Ja gerne. Aber können wir bitte Du sagen. Das Sie ist mir zu förmlich. Ich bin Tina.“
„Freut mich Tina, ich bin Max.“
Wer war der Mann? War er in die Sache involviert? Es hatte nicht den Anschein. Er wirkte sehr natürlich und spontan.
„Ich habe dich schon beobachtet, als du das Café betreten hast. Du siehst hübsch aus.“ sprach der Max.
Warum hatte sie ihm das Du angeboten?
„Danke.“
Max legte seine Hand auf ihre und streichelte sie. Das ging ihr zu weit. Sie zog sie zurück.
„Es tut mir leid, wenn das zu schnell geht.“ sprach Max.
Er nahm eine Serviette und putzte sich seinen Mund.
„Hast du mir die Nachrichten geschickt?“ fragte Tina.
„Welche Nachrichten? Nein.“
„Dass ich ins Café kommen soll.“
„Nein, wie viel ist denn üblich?“ fragte er.
„Was meinst du? Wo ist etwas