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Murder2share – Mord zum Teilen. Kris Wordsmith
Читать онлайн.Название Murder2share – Mord zum Teilen
Год выпуска 0
isbn 9783752932287
Автор произведения Kris Wordsmith
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Eine neue Nachricht poppte auf dem Display ihres Smartphones auf: „Hey, du Bitch, soll ich deiner Freundin Isa ein Geheimnis verraten?“
Sie war schockiert. Woher wusste der Absender von ihrer Freundin Isa? Das war doch ein Geheimnis. Sie verheimlichte nämlich, dass sie lesbisch war und mit einer Frau zusammenlebte. Ihr bester, schwuler Freund Tom spielte in den Videos ihren Partner. Tina dachte, das würde bei ihren Followern besser ankommen. Außerdem wollte Isa nicht in der Öffentlichkeit stehen.
Woher wusste der Absender von Isa? Erlaubten sich Isa oder Tom einen Scherz? War es einer von ihnen, der ihr diese Nachrichten sandte? Sofort schickte sie ihnen eine Nachricht. Doch niemand antwortete sofort. Wahrscheinlich arbeiteten sie gerade. Isa war Fitness-Coach in einem Studio. Tom war Friseur.
Tina war ungeduldig, doch sie musste warten. Sie schaute sich im Zimmer um. Ihr Blick wanderte über die vielen neuen Produkte, die sie noch bewerten musste: Ein neuartiger BH mit Sensoren, welche die Temperatur messen konnten, eine digitale Pille mit Verhütungs-Chip und neue Hautcremes.
Sie hatte keine Lust, ein Video zu machen. Doch ihre Follower-Zahlen fielen schon wieder. Sie musste unbedingt ein neues Video ins Netz stellen. Sie war wie getrieben. Ihre Follower durften nicht unter die Million zurückfallen. Das war eine magische Grenze. Diese Zahl vermittelte ihr Glück. Sie leitete ihren eigenen Wert von dieser Zahl ab. Sie erinnerte sich an die Einhunderttausendmarke. Damals erschien ihr diese Zahl astronomisch. Heute war es nichts mehr. Bis zur Fünfhunderttausendmarke dauerte es über drei Jahre. Die letzten fünfhunderttausend Follower kamen ziemlich schnell. Wer weiß, vielleicht würde sie bald zwei Millionen erreichen? Das lag an ihr. Sie musste nur die richtigen Videos liefern.
Doch sie war müde geworden über die Jahre. Vor der Kamera musste sie stets ein freundliches Gesicht aufsetzen, auch wenn sie müde oder traurig war. Sie hatte das Business von Grund auf gelernt. Sie wusste, worauf es ankam. Sie wusste, wie man die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Sie wusste, dass man etwas Neues bringen musste. Man musste den anderen immer einen Schritt voraus sein. Sie beobachtete ihre Konkurrentinnen ganz genau. Sie verglich sich ständig mit ihnen. War sie besser? Sah sie hübscher aus? Bewertete sie interessantere Produkte? War sie charismatischer, witziger, einzigartiger? Griff sie jeden neuen Trend auf? Sie schaute sich stundenlang andere Blogs aus den USA und Asien an, um frühzeitig neue Trends zu erkennen und sie aufzunehmen.
Manchmal wurde es zum Zwang. Sie stritt sich mit Isa darüber, wenn sie ihr zu wenig Zeit widmete. Manchmal musste sich Isa in der Wohnung verstecken, damit sie ihre Videos aufnehmen konnte. Diese öffentliche Leugnung von Isa zehrte an ihrer Beziehung. Manchmal war Isa auch auf Tom eifersüchtig, weil er öffentlich ihren Partner spielen durfte.
In den vier Jahren war Tina zu einer Schauspielerin geworden. Sie musste Tom an den Einnahmen beteiligen. Er war fester Bestandteil ihres Kanals geworden. Anfangs hatte es sich durch einen witzigen Zufall ergeben, dass er in den Videos zu ihrem Lebenspartner erklärt wurde. Während eines Life-Videos war er zeitweilig im Hintergrund zu sehen. Ihre Follower fragten sie dann, ob das ihr Freund sei. Das brachte sie auf die Idee. Außerdem steigerte ein Freund die Klickzahlen. Doch mit der Zeit wurde diese Rolle von Tom immer zwanghafter. Die Follower erwarteten immer mehr. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Tom war in die Rolle ihres Freundes gepresst. Er war nicht mehr wegzudenken.
Tina nahm den BH mit den Temperatursensoren in die Hand. Wie sollte sie diesen bewerten? Dazu musste sie ihn erst einmal tragen. Welchen Nutzen hatte es, die Temperatur der Brust zu messen? Angeblich konnte damit das Brustkrebsrisiko festgestellt werden. Das hörte sich nicht gut an. Krebs war kein beliebtes Thema. Sie legte den BH weg und widmete sich der Pille. Diese hatte einen integrierten Mikro-Chip. Eine digitale Pille zur Empfängnisverhütung? Das ging ihr fast zu weit. Sie musste doch auch nicht verhüten, weil ihre Partnerin Isa eine Frau war. Das wussten ihre Follower aber nicht.
Doch wenn sie Sex mit Tom hätte, wäre diese Pille vielleicht von Nutzen. Daraus konnte sie doch eine Geschichte stricken. Sollte sie das wirklich tun? Sie schaute sich die weiteren Artikel an, die auf dem Schreibtisch lagen. Sie fand ein Höschen mit integrierten Vibratoren, die über App am Smartphone gesteuert werden konnten. Der Mann konnte die Partnerin über Fernsteuerung stimulieren, wenn sie das Höschen trug – sogar in der Öffentlichkeit. Ging das nicht zu weit? Doch Sexthemen kamen immer gut an und steigerten die Klickzahlen. Außerdem würden ihr die Hersteller des Vibrators und der Pille viel Geld zahlen. Es winkten eine Extra-Prämie und weitere Geschenke. Sie war zwar dadurch nicht mehr ganz unparteiisch, aber so lief das Geschäft. Letztlich war sie abhängig von den Herstellern. Bei ihren Followern stellte sie sich als neutral und unabhängig dar, aber der Wahrheit entsprach das nicht immer.
Aufmerksam las sie die Handbücher des Höschens und der Pille durch. Dann richtete sie sich ihr Haar und schminkte sich. Sie musste perfekt aussehen. Sie zog ein Top mit einem extra großen Ausschnitt an. Das passte zum Thema. Außerdem trug sie einen Push-Up-BH.
Es war so weit. Sie setzte sich vor die Kamera und schaltete sie ein: „Hallo meine Lieben, bitte verzeiht, dass ich seit zwei Tagen nichts mehr von mir habe hören lassen, aber ich habe mit Tom ein paar schöne Tage verbracht.“
Das war zwar gelogen, aber wer konnte das schon überprüfen? Es war eine perfekte Geschichte.
„Wir haben ein paar romantische Tage in den Bergen verbracht. Dabei haben wir ein paar neue Produkte ausprobiert, die ich euch heute vorstellen will. Ich hoffe, es geht euch gut.“
Sie nahm das Höschen mit dem Vibrator.
„Das ist ein neues Höschen, mit dem ihr eure Liebsten verwöhnen könnt. Es hat einen integrierten Vibrator und lässt sich mit App steuern. Das habe ich mit Tom ausprobiert. Während wir shoppen gegangen sind, hat er mich über sein Smartphone remote gestreichelt. Und ich muss sagen, es fühlt sich an wie echt. Es stimuliert voll. Es reagiert richtig gut auf das Smartphone. Das war richtig freaky. Aber wir mussten dann aufhören, weil wir ja in einem Geschäft waren. Die Leute haben mich verwundert angeschaut. Zuhause haben wir dann weitergemacht, aber mehr verrate ich euch nicht. Ich kann mir auch vorstellen, dass das Höschen voll geil bei Fernbeziehungen ist. So kann man sich auch aus der Distanz berühren. Jetzt fehlt nur noch das Pendant für Männer, damit die Mädchen auch ihre Jungs beglücken können. Ich frage mal den Hersteller, ob das in Entwicklung ist.“
Tina überlegte. Sie versuchte, so stark wie möglich zu lächeln. Dann nahm sie die Pille.
„Jetzt muss ich euch eine echt geniale Erfindung zeigen. Ich habe sie mit Tom auch gleich ausprobiert. Es ist eine digitale Verhütungspille mit Mikro-Chip. Sie ist genauso sicher wie die herkömmliche Pille, aber man hat nicht mehr die Nebenwirkungen der Hormone bei der normalen Pille. Viele von euch vertragen das ja nicht, ich auch nicht. Deshalb mussten wir immer Kondome verwenden. Aber mit dieser neuen Pille ist es echt geil. Es fühlt sich halt ohne Kondom doch viel besser an. Also diese elektronische Pille ist eine einzigartige Erfindung. Mal sehen, was sie kosten wird. Das wird für viele von euch sicher ein wahrer Lebensretter.“
Tina wurde unterbrochen, weil ihr Smartphone aufleuchtete. Es war eine neue Nachricht: „Was ist, du Bitch, soll Isa dein Geheimnis erfahren?“
Sie erschrak. Sie stoppte die Videoaufnahme.
„Wer bist du? Lasse mich in Ruhe!“ antwortete sie.
War das richtig? Sollte sie diese Nachrichten nicht einfach ignorieren und löschen? So ließ sie sich darauf ein.
Eine weitere Nachricht erschien: „Ich weiß, dass du