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eine sogenannten Umweltschadensausgleichssteuer für Besitzer von Verbrennungsfahrzeugen vorgesehen, aber durch die Arbeit der damaligen Lobbyistenverbände wurde die Einführung der Steuer erst 2029 durchgesetzt.

      Jetzt da der Innenraum von Herrn Umberts Wagen kuschelig warm geworden ist, fasse ich all meinen Mut zusammen und stelle ihm die entscheidende Frage. „Herr Umbert, heutzutage muss so ein altes Verbrennungsauto doch eine echte Stange Geld kosten. Ich meine, Sie zahlen ja nicht nur für den Treibstoff, die zusätzlichen Steuern, sondern auch für etwaige Reparaturen. Da diese Motoren aus unzähligen Kleinteilen bestehen und dann noch an einem Getriebestrang hängen, kann dort doch alles Mögliche zu Schaden kommen. Warum haben Sie sich nicht schon längst ein Elektro- oder Brennstoffzellenauto zugelegt?“

      Herr Umberts Gesichtsausdruck nimmt einen ernsteren Ausdruck an. „Nun, das hat ehrlich gesagt mehrere Gründe“, setzt er an. „Zuerst dachte ich, dass der überraschende Erfolg dieser Fahrzeuge damals 2024 nur eine Phase war, die wieder vorbeigehen würde. Ich meine, die Verbrennungsmotoren waren damals eine alte, aber ausgereifte Technologie. Ich sah keinen Grund, damals auf eine andere Antriebstechnologie zu wechseln, die nicht nur Nachteile wie eine geringere Reichweite und fehlende Lademöglichkeiten hatte, sondern auch noch in den Kinderschuhen steckte. Ich hätte es damals nie für möglich gehalten, dass wir alle einmal fast nur elektrisch unterwegs sein würden.“

      Nach einer kleinen Pause fährt er fort. „Und dann ist da noch der Tod meiner Ehefrau. Mit ihr hatte ich das Auto damals 2024 gekauft und ich habe es bislang einfach nicht übers Herz bringen können, diesen Wagen wegzugeben.“ Herr Umbert holt tief Luft. „An ihm hängen einfach zu viele Erinnerungen. Für mich ist dieses Auto nicht nur ein Fahrzeug, das mich von A nach B bringt. Es ist für mich wie eine Zeitmaschine, die es mir erlaubt, wieder mit meiner Frau zusammen zu sein und an unsere glücklichen Tage zurückzudenken.“ Er macht eine kleine Pause und sagt dann: „Aber alles muss irgendwann ein Ende finden. Ich habe allmählich begriffen, dass meine Frau ein Teil von mir ist“, er tippt mit seinem Zeigefinger erst gegen seine Brust und dann gegen die Stirn, „und ich mein Erinnerungen nur auf dieses Auto projiziert habe.“

      Ich nicke nur und gebe ihm so zu erkennen, dass ich verstanden habe. Ich beschließe, die Sache ruhen zu lassen und nicht weiter anzusprechen. Ein Themenwechsel muss her.

      „Da Sie ihren Wagen dem neuen Museum für Automobilgeschichte in Wolfsburg überlassen werden und auf ein Elektroauto umsteigen wollen, haben Sie sich denn schon für ein Modell entschieden? Heutzutage ist die Auswahl schließlich nahezu unüberschaubar“, frage ich ihn.

      Die Gesichtszüge von Herrn Umbert entspannen sich und seine Augen fangen an zu leuchten. „Oh ja, ich habe mich natürlich schon informiert und ein paar interessante Modelle ins Auge gefasst“, sagt er mit Begeisterung. „Ich hätte natürlich gerne einen Ford, Audi, VW oder BMW als Elektrofahrzeug, aber all die deutschen Autofirmen sind nach dem Elektroboom von 2024 nahezu Pleite gegangen und haben den Einstieg in die Elektromobilität nie richtig geschafft.“

      Als wir an einer roten Ampel stehen, schaut er mich direkt an. „Viele wissen es zwar nicht, aber diese Firmen gibt es heute immer noch. Sie sind allerdings nur noch ein Schatten ihrer selbst und bauen hauptsächlich Luxusverbrenner für die Superreichen. Die machen sich ja um die Umwelt und die hohen Strafsteuern keine Sorgen.“

      Ich versuche, ihn zurück zu meiner Frage zu leiten. „Ja, die deutsche Automobilindustrie hat damals die große Wende verschlafen und dadurch anderen Firmen wie Tesla, Volta, ElectricDrive oder Sono Motors die Möglichkeit gegeben, sich große Anteile am Markt zu sichern.“

      „Das stimmt allerdings“, antwortet Herr Umbert. „Ich tendiere im Moment tatsächlich eher zu ElectricDrive oder Sono Motors. Die haben ein paar sehr schöne kleinere Modelle im Angebot. Als alleinstehender älterer Herr, der ich ja nun mal bin, muss ich keine großen Luxusschlitten mehr fahren.“

      Herr Umbert lässt mich in der Nähe meines Wagens raus und ich bedanke mich für die äußerst interessante Probefahrt mit seinem alten Ford Universe. Wir verabreden uns für ein weiteres Treffen zwei Wochen später im Museum für Automobilgeschichte in Wolfburg, dem er sein Auto als einer der letzten Besitzer eines Vebrennungsfahrzeugs übergeben möchte. Bevor ich in meinen Volta Swift steige, höre ich, wie sich der Ford von Herrn Umbert brummend und mit einer kleinen Abgaswolke hinter sich davon macht.

      ***

      Als ich das Museum für Automobilgeschichte zwei Wochen später betrete, befinden sich bereits eine ganze Reihe weiterer Journalisten und Reporter im Eingangsbereich. Auch interessierte Museumsbesucher sind anwesend und stehen vor der festlich geschmückten Bühne in der Eingangshalle. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich den alten Ford Universe wieder, der gut sichtbar und glänzend auf ihr platziert wurde. Die Luft ist von Gesprächsfetzen erfüllt, aber als der Museumsdirektor zusammen mit Herrn Umbert die Bühne betritt, legt sich eine fast gespannte Ruhe über die Zuschauer.

      „Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Presse, liebe Besucher“, setzt Direktor Halmet an, „heute ist ein besonderer Tag für dieses Museum und für die Automobilgeschichte. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass am heutigen Tag eine Ära zu Ende geht, die weit mehr als ein Jahrhundert angehalten hat und ihren Ursprung am Ende des 19. Jahrhunderts hatte.“

      Der Direktor macht eine kleine Pause und das Publikum klatscht Beifall.

      „Ich freue mich, Ihnen heute verkünden zu dürfen, dass das Museum ab sofort ein neues Ausstellungsstück zu seiner umfangreichen Kollektion zählen kann“, setzt er fort und zeigt auf Herrn Umberts aufpolierten Ford Universe hinter sich. „Dieser Ford Universe gilt als einer der letzten noch auf der Straße zugelassenen Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor und wurde 2024 von Herrn Umbert, unserem heutigen Ehrengast neben mir, bis vor ein paar Tagen noch aktiv gefahren.“

      Einen Moment später geht die Bühne in einem Schauer aus Kamerablitzen unter. Der Museumsdirektor holt Herrn Umbert näher zu sich heran und die beiden posieren mit einem Lächeln und einem freundlichen Händedruck für die Presse. Danach setzt der Direktor seine kleine Rede fort.

      „Wie sie vielleicht alle wissen, wurden von dem Ford Universe damals 2024 nur zehntausend Stück in Europa verkauft und innerhalb kurzer Zeit durch den zunehmenden Umstieg auf Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge verschrottet. Dadurch, dass Herr Umbert diesen Wagen so lange gefahren und gepflegt hat, ist dieses Fahrzeug sozusagen zu einem Einzelstück geworden. Und Museen freuen sich ja bekanntlich immer über Einzelstücke“, sagt er mit einem leicht verschmitzten Lächeln. Der Direktor fährt noch einige Minuten mit seiner Rede fort, spricht von der Zukunft der Automobilindustrie und ihrer „dreckigen“ Vergangenheit.

      „Aber nun genug von mir, lassen wir nun Herrn Umbert selbst zu Wort kommen“, sagt er schließlich und räumt seinen Platz am Rednerpult. Herr Umbert tritt leicht verlegen und von den neugierigen Blicken des Publikums etwas eingeschüchtert ans Mikrofon.

      „Hallo liebe Besucher“, setzt er an, „mein Name ist Friedrich Umbert und ich freue mich, dass ich selbst in meinem hohen Alter noch jüngeren Leuten und Interessierten mit dieser Geste eine Freude machen kann.“ Er macht eine kleine Sprechpause und das Publikum ergreift die Gelegenheit, um Beifall zu klatschen.

      „Ich muss zugeben, dass ich eine sehr lange Zeit lang einfach nicht an den Mythos der Elektromobilität glauben wollte. Die Idee, dass wir alle einmal komplett mit elektrischem Strom fahren und uns fortbewegen sollten, erschien mir damals einfach zu wahnwitzig und zu weit hergeholt. Also schaffte ich mir damals diesen alten Ford Universe an. Ich bereue die Entscheidung nicht und an diesem Fahrzeug hängen auch viele persönliche Erinnerungen, aber erst im Rückblick ist mir klar geworden, dass ich mit meinem Gefährt auf der Straße von Jahr zu Jahr immer mehr zu einer Rarität wurde. Ich sah zu, wie immer mehr Ladestationen an den Straßenrändern auftauchten, ich erlebte, wie die herkömmlichen Tankstellen jedes Jahr immer weniger wurden und ich bemerkte immer öfter, wie sich die Leute immer mehr nach diesem Ford hier umdrehten, wenn ich an ihnen vorbeifuhr. Und dabei ist dieses Auto eine Familienkutsche, wie wir damals sagten, und kein Sportwagen.“

      Unter den Zuschauern breitet sich Lachen aus. Auch Herr Umbert muss daraufhin kurz lachen und man merkt, wie

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