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auf die ich irgendwie raus lassen muss. Liebe und Sex werden also zu verschiedenen Dingen. Obwohl ich diese Elemente nie vorher getrennt habe. Vor Richard hatte ich allerdings auch immer eine feste Bindung. Also eine Partnerschaft die diesen Namen auch verdient...

       Für Männer ist das übrigens ganz normal, für sie sind Liebe und Sex IMMER zwei verschiedene Dinge. Wenn eine Frau aber so denkt kommen sie damit nicht zurecht.

      Verlieren Sie sich auch so gerne in Tagträumen? Ich liebe es. Es gelingt mir nicht immer aber manchmal - so wie an diesem Tag, während einer monotonen Busfahrt - finde ich leicht in eine andere, bessere Welt.

      Draußen eintönige Landschaft dazu das gleichmäßige Brummen des Motors. Ich versinke völlig in meine Traumwelt. Ich bin gedanklich in Amerika, natürlich mit Richard. Alle Einzelheiten dieses wundervollen Urlaubs treten vor meinem geistigen Auge hervor. Jeder Satz, jedes Wort, jede Reaktion der Umgebung. So klar als würde es wirklich passieren. Solche Träume machen mich glücklich, sie geben mir Hoffnung.

      Apropos Hoffnung, den aufdringlichen Kellner bin ich hoffentlich los.

      Mit kühler Ignoranz und geschickter Taktik (Merke: der Wolf greift nie die ganze Herde an, immer nur ein einzelnes Tier!) bin ich ihm wohl entkommen.

      Als ich heute von meiner Inseltour zurückkam sah ich direkt vor meinem inneren Auge wie Richard gerade in Glasgow (was für eine Idee um diese Zeit nach Schottland zu fliegen) in sein Flugzeug nach Hause stieg. Ich muss ihn zu Hause fragen ob er tatsächlich um diese Zeit heim geflogen ist. Das wäre dann aber etwas mehr als Intuition! Es würde beweisen wie fest das Band doch zwischen uns ist.

      Es erschreckt mich ein wenig wie klar und deutlich ich mir jede Situation mit Richard vorstellen kann. Es gibt wirklich nichts was ich gedanklich nicht mit ihm durchleben kann. Und ich rede hier nicht von Sex sondern vom Alltagsleben. Ohne ihn kann ich mir mein Leben dagegen gar nicht mehr vorstellen.

      Ich kann mich wirklich nicht erinnern mich einem Menschen jemals so nahe und verbunden gefühlt zu haben. Abgesehen von meinem Vater vielleicht aber das ist ja normal. Den kenne ich immerhin schon mein ganzes Leben. Aber sonst war ich niemals jemand so nahe, wenigstens von meiner Seite aus.

      Zu Hause ist Karfreitag, hier im türkischen Teil von Zypern interessiert das natürlich niemanden, mich eigentlich auch nicht. Wettermäßig ist dies der beste Tag. Sonne satt und wenigstens für ein paar Stunden windstill, also auch warm. Ich habe mir sogar auf der Sonnenterrasse Urlaubsbräune geholt. Ich will ja nicht käsebleich (danke Papa dass du mir deine blasse Haut vererbt hast) aus dem Urlaub zurückkommen.

      Ich wünsche mir nur ich wäre schon wieder bei Richard. Eine Nacht mit ihm würde mir mehr Entspannung bringen als der ganze Urlaub. Ein Kuss und ich werde Dienstag garantiert gut gelaunt ins Büro gehen.

      Ich freue mich so auf ihn und traue mich gleichzeitig nicht so recht mich zu freuen. Die Enttäuschung wenn es nicht läuft wie gewünscht ist dann doppelt so groß.

       Auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole, leicht habe ich es nicht gerade. Mist, verdammter!

      Zu Hause.

      Erst leichte Depression dann ganz gute Laune. Eine Folge der völligen Übernächtigung, ich habe es auf maximal vier Stunden Schlaf gebracht. Ich habe Richard noch nicht gesehen nur mit ihm telefoniert. Mit jedem Wort liebe ich ihn mehr. Ich sehne mich so danach bald in seinen Armen zu liegen.

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      Ich habe die Begrüßung total versaut. Da stand er, natürlich unangemeldet und viel früher als üblich vor meiner Tür. Ich musste mir erst mal die Haare fertig föhnen und konnte mich vor lauter Verwirrung nicht auf den lange einstudierten Empfang konzentrieren.

      Es war trotzdem wahnsinnig schön den ganzen Abend so nah bei ihm zu sein. Ich habe ihn berührt so oft es ging, so als müsste ich mir selbst beweisen dass er wirklich real ist.

      Es gehört zu meinen günstigeren Eigenschaften jede Information die Richard betrifft wie ein Schwamm aufzusaugen. Meine Augen und Ohren sind überall. So weiß ich natürlich auch welche Musik er gerade gern hört. Am Samstag spielt eine von diesen Bands ganz in unserer Nähe, eventuell wird er mit mir hin gehen. Oh lieber Gott, mach dass er es tut!

      Ich werde ihn morgen im Büro anrufen (auch diese Nummer verdanke ich meiner Aufmerksamkeit) und hören wie die Chancen stehen. Ein Konzert wäre ideal, da ist anfassen unvermeidlich! Oder seh ich das falsch?

      Das Leben ist nicht fair. Er will einfach nichts mit mir unternehmen. Dabei bin ich das Beste was ihm je passiert ist!

       Mensch Junge, mach die Augen auf! Das Glück steht direkt vor Dir. Greif zu!

      Zwei Uhr früh.

      Nichts Neues. Ich war mit vier Männern aus, drei davon sind in mich verliebt oder zumindest scharf auf mich. Nett wie?

      Nur der Mann der als einziger den Vulkan in mir zum Ausbruch bringt will nicht mit mir zusammen sein.

      Finden Sie das Fair? Ich finde es ganz und gar nicht in Ordnung.

      Ein wenig Spielerei ist ja ganz nett, aber ich will auch mal richtig zur Sache kommen. Dazu brauche ich einen Mann den ich nicht nur kurzzeitig sexy finden kann. Ich brauche Richard, nur ihn, den einzigen.

      Es ist ein Sonntag im April 1997.

      An meinen Händen hängt noch sein Geruch. Ich liebe es ihn zu reizen, zu fühlen, zu schmecken. Ihm ganz langsam das Hemd auszuziehen. Es ist so toll in seinen Armen zu liegen, seine Kraft zu spüren. Am allerliebsten wühle ich in seinen dunkelblonden Haaren, das macht mich so richtig an.

      Wenn er auch mich als ganze Persönlichkeit nicht liebt, meinen Körper jedenfalls liebt er. Wenn ich nur nah genug an ihn herankomme kann er mir nicht widerstehen. Nur schade dass wir zu wenig Zeit hatten um es richtig krachen zu lassen. Immerhin, meine Initiative hat sich doch gelohnt, jetzt heißt es auch weiterhin: Angriff und los!

      Richard und ich haben ein Rendezvous, Spätvorstellung im Kino, mal sehen was ich daraus machen kann. Ich bin heiß, schön, begehrenswert und Richard gehört mir!

      Sex ist doch die beste Nebenbeschäftigung von der Welt. Es macht mich ruhig und gelassen. Trotzdem aktiver. Der Winterschlaf ist endgültig vorbei, ein wundervoll heißer Sommer steht mir bevor.

      Diese Momente der intensiven Zärtlichkeit am Morgen werde ich nie vergessen. Er hielt mich so fest und streichelte mich so sanft. Es war als würde er sagen "ich liebe dich".

      Eine Stunde später war die Vertrautheit schon weggewischt, aber diese Minuten sind für immer in meinem Herzen bewahrt. Die Nacht war Leidenschaft, der Tag Liebe. Es war absolut traumhaft in seinen Armen einzuschlafen und aufzuwachen. Wir gehören zusammen und ich denke er fängt an mich ein kleines bisschen zu lieben.

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      Ich habe fürchterlich schlechte Laune. Richard ist nicht da, ich kann nicht mit ihm sprechen, ihn nicht berühren und ich vergehe fast vor Sehnsucht.

      Meinen Ärger darüber habe ich an dem kleinen Michi ausgelassen.

      Er geht mir einfach fürchterlich auf die Nerven. Er liebt mich mit einer Unerschütterlichkeit, die schon fast beängstigend ist. Meine Dankbarkeit besteht aus Ignoranz. Es ist das gleiche wie meine Beziehung zu Richard. Dem gehe ich manchmal auch auf die Nerven aber ich lasse nicht locker. Deshalb dürfte ich Michi eigentlich gar nicht böse sein. Er tut ja nichts anderes als ich selbst auch.

      Mein Anrufbeantworter

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