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brechen sie später einmal aus. Wir haben zu viele Erwartungen in unseren Sohn gesteckt. Er sollte studieren und es einmal besser haben. Und dann hatte er die Schule abgebrochen, weil wir ihn so gezwungen haben. Er ist ausgebrochen und wollte nichts mehr von uns wissen. Jetzt kennen wir nicht einmal unsere Enkelkinder. Es ist nicht gut, dass deine Eltern dich schon so früh zu ihrem Nachfolger erziehen. Das ist sogar schlecht fürs Geschäft, denn du wirst ein schlechter Geschäftsmann sein. Du bist nicht fürs Büro geschaffen. Sie sollten dich deinen eigenen Weg gehen lassen. Wenigstens für ein paar Jahre. Zurückkommen kannst du ja immer noch in zwanzig Jahren. Denk mal darüber nach.“

      „Ich danke dir, Franz“, sagte Josef und legte die rechte Hand auf seine Schulter. „Es stimmt, was du sagst.“

      „So, und jetzt brich nicht gleich in Tränen aus, schau zu, dass du endlich das Arbeiten anfängst.“

      Beide lachten und Josef machte sich auf.

      Er drehte sich noch mal um. „Ich weiß trotzdem nicht. Ich könnte nie mit meinem Vater reden.“

      „Überleg dir das, mein Junge. Nimm dir Zeit dafür.“ sagte der Alte und rief dann: „Nimm heute den Blauen und zerkleinere die Steine da drüben.“

      Josef stieg in ein blaues Kettenfahrzeug, mit dem Schlagbohr-Eisen am Ausleger, so stark wie ein Oberarm. Er ließ den Motor an, der das Gefährt zunächst in eine schwarze Rußwolke hüllte. Grinsend steuerte der junge Mann seinen Bagger mit wippendem Ausleger und jammernden Motor an der Baracke vorbei in den Steinbruch. Franz nahm die Zigarre vom Mund und schaute sie sich an. Der Diesel hatte ihm den Geschmack verdorben.

      Josef bewegte seine Maschine zu besonders großen Steinbrocken, um sie für den Abtransport zu zerkleinern. Mit tuckernden Schlägen bohrte sich die Lanze der Raupe in den gewaltigen Stein, bis dieser zersprang. Die gelben Riesen besorgten den Rest. Die Steinbrucharbeit war hart und gefährlich und in den Fahrerkabinen war es heiß.

      Ein Fahrer im blauen Helm stoppte seinen Bagger und winkte Josef zu sich herüber. Beide stiegen auf die monströsen Räder und öffneten die Motorhaube. Irgendwie lief der Motor nicht rund. Vielleicht ließ sich der Schaden schnell beheben. Josef kletterte wieder hinab und lief zur Hütte, um den Werkzeugkasten zu holen. Um den Weg abzukürzen, nahm er aber den Weg direkt auf dem Geröll der riesigen Steinbrocken, an der frisch gesprengten Wand vorbei.

      Plötzlich schrien die Kollegen. Von oben lösten sich einige späte Felsbrocken und donnerten splitternd den Felsen hinab. Josef schaute hoch und sprang schnell zur Seite. Dabei stolperte er, verlor das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht voran zwischen das Gestein.

      Einige große Steine stürzten dicht neben Josef ein, zersprangen und rollten über ihn hinweg. Er lag geschützt in einem Spalt zwischen zwei großen Felsbrocken und legte seinen freien Arm schützend über den Kopf. Ein Stein rollte über die beiden Felsbrocken, die Hauptlast links und rechts verteilt, wie eine Lock auf Schienen, berührte Josefs Brustkorb und drückte ihn tiefer in den Spalt ein, ohne ihn zu verletzen. Der Junge keuchte unter dem schweren Brocken und konnte nicht mehr atmen.

      Plötzlich spürte er ein Würgen am Hals. Es war wie ein Klammergriff zweier starker Hände an seiner Gurgel. Eine tiefe Stimme raunte ihm zu:“ Du kommst jetzt mit.“

      Noch ehe er dieses Gefühl beachten konnte, rollte der schwere Felsen wieder von ihm ab und kullerte weiter. Es folgte ein prasselnder Regen von Steinbrocken und Staub. Josef blieb regungslos liegen. Er atmete einige Male tief durch. Das Würgegefühl am Hals ließ nach.

      Der Steinschlag war zu Ende. Die Arbeiter liefen schnell herbei, um Josef zu bergen.

      „Sepp!“ riefen sie und zogen ihn aus dem Spalt hervor.

      Der Junge war benommen und völlig eingestaubt. Er öffnete die Augen, bewegte seinen Arm, sein Bein. Er fühlte keinen Schmerz. Langsam begriff er, was geschehen war und schaute auf sich herab. Ihm war nichts passiert. Keine Knochenbrüche, keine Wunden. Glück gehabt. Sein Helm lag einige Meter von ihm entfernt, völlig zertrümmert.

      „Mensch, Sepp!“ riefen sie.

      „Glück gehabt“, lachte Josef, räusperte sich und fasste sich an den Hals. „Es ist nichts passiert.“

      Die Kollegen begleiteten Josef zur Baracke. Der alte Vorarbeiter lief ihnen entgegen.

      „Sepp! Ist dir was passiert?“

      „Nein, nein, Franz. Glück gehabt“, sagte Josef mit dünner Stimme. Seine Knie waren etwas weich vom Schreck.

      „Junge, verflixt! Wie konntest du nur so unvorsichtig sein!“

      „Das nächste Mal passe ich besser auf“, lächelte Josef.

      „Willst du dich ausruhen?“ fragte Franz besorgt.

      „Na, klar!“ lachte er und wandte sich den anderen Kollegen zu. „Ist doch Frühstückspause, oder nicht?“

      Die Arbeit im Steinbruch ging bald wieder wie gewohnt weiter. Josef behielt aber den steilen Fels respektvoll im Auge. Seinen zerstörten Helm wollte er sich daheim im Zimmer ins Regal stellen.

      Der Ausflug

      Am Eingang des Steinbruchs hielt ein weißer Jeep. Eva stieg aus. Sie hatte sich heute hübsch gemacht für den Ausflug. Die Haare waren locker hochgesteckt, und ihr weißgepunktetes, rotes Kleid erlaubte einen Blick auf ihre langen, schlanken Beine. Klar, dass die Jungs im Bruch sofort laut johlten und pfiffen. Und Josef schritt, in einer Mischung aus Verlegenheit und Stolz, lächelnd, mit nacktem Oberkörper, sein Hemd geschultert, so männlich und heldenhaft, wie der Zigaretten-Mann zum Ausgang. Seine weißen Zähne strahlten im Sonnenlicht. Er blickte sich nicht nach seinen Kollegen um, die ihn auf seinem Weg mit Klatschen, Pfeifen und Motorengeheul aufmunterten. Er hatte seinen Blick nur noch für sie: Für seine Traumfrau.

      Eva verschränkte ihre Arme, grinste und lehnte sich an den Jeep. Sie wusste, dass ihr Macho-Man diesen Abgang tierisch genoss.

      Franz zündete sich einen Zigarrenstumpen an, als Josef die Baracke passierte.

      „Viel Spaß, mein Junge.“

      „Heute fahre ich“, lächelte sie selbstbewusst, nachdem er frisch geduscht aus dem Haus seiner Eltern kam und dabei strahlte, wie ein kleiner Junge auf dem Weg zum Jahrmarkt. Er hatte sein rotes Lieblingshemd angezogen und sah dabei einem kanadischen Holzfäller nicht unähnlich.

      Die Sonne stand hoch am Himmel und hatte nicht mehr die Kraft eines Sommermittags. Dafür war das Licht so klar und hell, wie es nur im Herbst sein konnte. Die Bäume leuchteten, als hätte man sie in Brand gesteckt, dabei strahlten sie eine Ruhe und Ehrwürdigkeit aus, wie man es nur im Beisein von alten, klugen Menschen mit schneeweißen Haaren empfindet. Ein kräftiger Wind blies in die Zweige und wehte die ersten goldbraunen Blätter über die Straße. In kräftigen, runden Bogentürmen bauten sich die Wolken in den tiefblauen Himmel auf. Eva zeigte auf die Vögel, die scheinbar ohne Widerstand im Wind hin und her geweht wurden. Hinter dem weißen Jeep wirbelte das bunte Laub.

      Die schmale Landstraße zur Stadt führte über den Kamm der lieblichen Hügellandschaft auf ein tiefes Flusstal zu. Josef liebte diese Strecke, die sich mit einem schnellen Auto so herrlich fahren ließ. Eva wollte jedoch nicht so schnell fahren. Sie genoss den Blick des Höhenwegs, hinweg über die bunten Laubwälder, zwischen denen kleine Dörfer und Siedlungen mit den roten Dächern hervorleuchteten, wie Fliegenpilze im Wald.

      „Wir haben unheimlich viel vor“, freute sich Eva. „Zuerst müssen wir sämtliche Läden abklappern. Ich habe ja überhaupt nichts mehr anzuziehen. Dann brauche ich noch ein Geschenk für meinen Vater und ein neues Buch für mich. Und wenn wir noch Zeit haben, können wir ja noch in den Musikladen vorbei und heute Abend vielleicht ins Kino.“

      Josef schaute sie von der Seite an und grinste.

      „Eigentlich wollten wir noch auf die Burg spazieren“, sagte er und dachte an die schöne Parkbank, auf der es sich so herrlich schmusen ließ.

      „Dazu

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