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folgte dem fremden Herrn! Aber was hat es sie gekostet? Mehr Tränen, als eine Mutter sich wünschen wird am Tage des Gerichts verantworten zu müssen!

      Inger. Ich kenne meine Verantwortung, und sie schreckt mich nicht.

      Eline. Eure Verantwortung ist damit nicht zu Ende. Wo ist Lucia, Euer zweites Kind?

      Inger. Frage Gott, der sie zu sich nahm.

      Eline. Euch frage ich, denn Ihr habt's auf dem Gewissen, daß sie ihr junges Leben lassen mußte. Fröhlich war sie wie ein Vogel im Lenz, als sie von Östrot zog, um Merete in Bergen zu besuchen. Ein Jahr danach stand sie wieder hier in der Stube; aber da waren ihre Wangen weiß, und der Tod hatte sich ihr in die Brust gefressen. Ja, Ihr wundert Euch, Mutter! Ihr glaubtet wohl, daß dies Geheimnis mit ihr begraben ist. Aber sie hat mir alles gesagt. Ein höfischer Ritter hatte ihr Herz gewonnen. Er wollte sie zu seinem Weibe machen. Ihr wußtet, daß es ihre Ehre galt. Doch Ihr bliebt unbeugsam, – und Euer Kind mußte sterben. Ihr seht, ich weiß alles.

      Inger. Alles? So hat sie Dir auch seinen Namen gesagt?

      Eline. Seinen Namen? Nein, seinen Namen hat sie mir nicht gesagt. Sie schien etwas wie eine beklemmende Scheu vor seinem Namen zu haben; – sie nannte ihn nie.

      Inger erleichtert, für sich. Ah! So weißt Du doch nicht alles! – Eline, die Sache, an die Du gerührt hast, war mir völlig kund. Aber es ist etwas an der Sache, worauf Du vielleicht nicht acht gegeben hast: jener Edelmann, dem Lucia in Bergen begegnete, war ein Däne –

      Eline. Auch das weiß ich.

      Inger. Und seine Liebe war eine Lüge. Mit List und glatten Worten hatte er Lucia umstrickt.

      Eline. Ich weiß es. Aber sie hatte ihn dennoch lieb. Und hättet Ihr das Herz einer Mutter gehabt, so wäre Euch die Ehre Eures Kindes über alles gegangen.

      Inger. Nicht über ihr Glück. Glaubst Du, daß ich, Meretens Los vor Augen, mein zweites Kind an einen Mann hängen würde, der ihr nicht gut wäre?

      Eline. Kluge Worte betören gar manchen Sinn, mich aber betören sie nicht. – Glaubt nicht, daß ich so ganz fremd bin in dem, was rings im Lande vorgeht. Vollkommen durchschau' ich Euer Verhalten. Ich weiß wohl, daß der dänische Adel keine treu ergebene Freundin an Euch hat. Vielleicht haßt Ihr ihn, aber Ihr fürchtet ihn zu gleicher Zeit. Damals, als Ihr Merete dem Vincenz Lunge gabt, hatten die dänischen Herren allerorten die Übermacht im Lande. Drei Jahre danach, als Ihr Lucien verbotet, den zu ehelichen, an den sie ihr Leben geknüpft hatte, obgleich er sie verführt hatte, – da standen die Dinge ganz anders. Die dänischen Vögte des Königs hatten schändliche Greueltaten am Volke verübt, und Ihr fandet es nicht rätlich, Euch fester, als schon geschehen war, an die dänischen Gewalthaber anzuschließen. – Und was habt Ihr denn getan, um sie, die so jung sterben mußte, zu rächen? Ihr habt nichts getan! Wohlan! Ich werde für Euch handeln und die Schmach rächen, die unser Volk und unser Geschlecht betroffen hat.

      Inger. Du? Was hast Du im Sinn?

      Eline. Ich gehe meinen Weg, wie Ihr den Euern geht. Was ich im Sinn habe, weiß ich selbst nicht; aber ich fühle Kraft in mir, alles für unsere gerechte Sache zu wagen.

      Inger. Du wirst einen harten Kampf zu kämpfen haben. Ich habe einst dasselbe gelobt wie Du; und mein Haar ist ergraut unter der Bürde meines Gelübdes.

      Eline. Gute Nacht! Euer Gast könnte eintreffen, und bei dieser Begegnung bin ich überflüssig. – Vielleicht ist es noch Zeit für Euch –; nun, Gott stärke Euch und leite Euer Tun! Vergeßt nicht, daß viel tausend Augen auf Euch gerichtet sind! Denkt an Merete, die früh und spät um ihr verspieltes Leben weint; denkt an Lucia, die im schwarzen Sarge schläft, – Und noch eins! Vergeßt nicht, daß Ihr in dieser Nacht Schach zieht um Euer letztes Kind!

       Sie geht links ab.

      Inger blickt ihr eine Weile nach. Mein letztes Kind? – Du sprachst wahrer, als Du selbst wußtest. – Aber es gilt nicht mein Kind allein. Gott helfe mir! In dieser Nacht wird Schach gezogen um das ganze norwegische Reich. – Ah! Reitet da nicht wer durch das Burgtor? Sie lauscht am Fenster. Nein, noch nicht. Es war nur der Wind. Grabeskalt weht er. – Hat Gott der Herr recht gehandelt? Mich zum Weibe zu bilden und eine Mannestat auf meine Schultern zu laden!? Denn des Landes Wohlfahrt liegt in meiner Hand. In meiner Macht steht es, daß sich alle wie ein Mann erheben. Von mir erwarten sie das Zeichen; und geb' ich es jetzt nicht, so geschieht es – vielleicht nie. – Zögern? Die Vielen um des Einen willen opfern? – Wär' es nicht besser, wenn ich –? Nein, nein, nein! Ich will nicht! Ich kann nicht! Sie wirft einen verstohlenen Blick nach dem Rittersaale, wendet sich, wie in Angst, ab und sagt flüsternd: Nun sind sie wieder da drin! Bleiche Schatten; tote Ahnen, gefallene Blutsfreunde! – Pfui! diese bohrenden Augen in allen Ecken! Sie schlägt mit der Hand hinter sich und ruft: Sten Sture! Knut Alfsön! Olaf Skaktavl! Weicht, weicht! Ich kann es nicht!

       Ein fremder, kräftig gebauter Mann mit angegrautem Haar und Bart, mit einem zerrissenen Wams aus Schaffell bekleidet und mit rostigen Waffen, ist durch den Rittersaal eingetreten.

      Der Fremde bleibt bei der Tür stehen und sagt mit gedämpfter Stimme: Heil Euch, Frau Inger Gyldenlöve!

      Inger wendet sich mit einem Schrei um. Ha! – Jesus Christus, steh mir bei!

       Sie fällt in den Stuhl zurück. Der Fremde blickt sie starr an, unbeweglich, auf sein Schwert gelehnt.

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