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      Sie geht wohl in Seide und Pelz zumal,

      Sie flicht sich die Perlen ins Haar ohne Zahl,

      Und doch ist ihr Herze so schwer.

      Frau Inger hat sich den Dänen verkauft.

      Sie schickt ihr Gesind in des Fremden Gewalt

      Dafür zum Entgelt –

       Björn faßt ihn unwirsch bei der Brust. Eline zieht sich unbemerkt zurück.

      Björn. Und ich werde Dich in des Teufels Gewalt schicken, und zwar ohne Entgelt, wofern Du noch ein unziemliches Wort über Frau Inger redest.

      Finn indem er sich losreißt. Na, na! Hab' ich denn die Weise gemacht?

       Hörnerschall rechts hinter der Szene.

      Björn. Horch! – Was ist das?

      Finn. Ein Hornruf. – So bekommen wir noch spät abends Gäste.

      Björn am Fenster. Sie öffnen das Tor. Ich höre Hufschlag im Schloßhof. Es muß ein Rittersmann sein.

      Finn. Ein Rittersmann? Das ist wohl kaum möglich!

      Björn. Warum?

      Finn. Hast ja selbst gesagt: unser letzter Rittersmann ist tot und begraben.

       Er geht rechts ab.

      Björn. Der verdammte Schelm, – hat seine Augen überall. So hat mir's wenig gefrommt, daß ich alles zu verdecken und verstecken suchte. Sie ist in aller Munde. Nicht lange wird es dauern, und ein jeder ruft –

      Eline kommt wieder durch die Tür links. Sie sieht sich um und fragt, indem sie ihre Erregung unterdrückt: Bist Du allein, Björn?

      Björn. Seid Ihr es, Jungfer Eline?

      Eline. Björn, erzähl' mir wieder eins von Deinen Märchen! Ich weiß, Du kennst mehr als –

      Björn. Erzählen? Und jetzt? So spät am Abend?

      Eline. Wenn Du von der Zeit an rechnest, da es finster wurde hier auf Östrot, dann ist es freilich spät.

      Björn. Was fehlt Euch? Ist Euch etwas widerfahren? Ihr seid so unruhig.

      Eline. Wohl möglich.

      Björn. Etwas ist los. Seit einem halben Jahre kenn' ich Euch kaum wieder.

      Eline. Vergiß nicht, daß seit einem halben Jahre Lucia, meine Lieblingsschwester, in der Leichengruft liegt.

      Björn. Jungfer Eline! Das ist gewiß nicht der Grund, oder doch nicht der einzige Grund, weshalb Ihr bald gedankenvoll und bleich und still, bald ungestüm und fassungslos einhergeht, wie jetzt.

      Eline. Meinst Du? Und warum nicht? War Lucia nicht sanft und fromm und hold wie eine Sommernacht? Björn, – ich sage Dir, Lucia war mir lieb wie mein eignes Leben. Hast Du vergessen, wie so manches liebe Mal wir als Kinder auf Deinen Knien saßen an den Winterabenden? Da sangst Du uns Weisen, und Du erzähltest –

      Björn. Ja, damals wart Ihr froh und heiter.

      Eline. Ja, damals, Björn! Da lebt' ich freilich ein herrliches Leben in Märchen und in meinen eigenen Gedanken! Sollte man glauben, daß damals der Strand so kahl war wie jetzt? Und wenn er es war, so merkt' ich es nicht. Da unten erging ich mich ja am liebsten und dichtete alle die schönen Fabeln. Meine Helden kamen aus weiter Ferne her und fuhren wieder übers Meer; und ich lebte mitten unter ihnen und folgte ihnen, wenn sie von dannen zogen. Sie sinkt auf einen Stuhl nieder. Nun fühl' ich mich so matt und müde; meine Märchen können mir nicht mehr helfen; sie sind nur – Märchen. Sie steht mit einem Ruck auf. Björn! – Weißt Du, was mich krank gemacht hat? Eine Wahrheit. Eine häßliche, häßliche Wahrheit, die Tag und Nacht an mir nagt.

      Björn. Was meint Ihr?

      Eline. Denkst Du noch daran, wie Du uns zuweilen Lebensregeln gabst und gute Ratschläge? Schwester Lucia befolgte sie; aber ich – Gott sei mir gnädig!

      Björn tröstend. Na, na!

      Eline. Ich weiß – ich war stolz, hochmütig. Wenn wir miteinander spielten, wollt' ich immer die Königin sein, weil ich die Größere, die Schönere, die Klügere war. Ich weiß, ich weiß!

      Björn. Das ist wahr.

      Eline. Einmal nahmst Du mich bei der Hand, blicktest mich ernsthaft an und sagtest: Sei nicht stolz auf Deine Schönheit und Deine Klugheit; aber sei stolz wie der Adler auf dem Felsen, so oft Du gedenkst, daß Du Inger Gyldenlöves Tochter bist.

      Björn. Ihr hattet guten Grund, stolz darauf zu sein.

      Eline. Ja, das sagtest Du mir gar oft, Björn. O, Du erzähltest mir damals so viele Märchen! Sie drückt ihm die Hand. Hab' Dank dafür! – Erzähl' mir eins wie ehedem; vielleicht wird mir wieder leicht ums Herz wie früher.

      Björn. Ihr seid ja kein Kind mehr.

      Eline. Wohl wahr! Aber laß mich wähnen, daß ich es noch bin. – Jetzt erzähle!

       Sie wirft sich in einen Stuhl. Björn setzt sich auf den Rand des Herdes.

      Björn. Es war einmal ein edler Rittersmann –

      Eline, die unruhig nach dem Rittersaal hingelauscht hat, faßt Björn am Arm und flüstert in heftiger Erregung: Still! Schrei doch nicht so! Ich bin ja nicht schwerhörig.

      Björn leiser. Es war einmal ein edler Rittersmann, von dem die seltsame Kunde ging –

       Eline erhebt sich halb und lauscht mit ängstlicher Spannung nach dem Saal zu.

      Björn. Jungfer Eline – was fehlt Euch?

      Eline setzt sich wieder. Mir? Nichts. Erzähl' nur weiter!

      Björn. Na, wie gesagt, – wenn er einer Maid tief ins Auge sah, so vergaß sie das nun und nimmermehr, sondern folgte ihm in Gedanken, wo er ging und stand, und welkte hin vor Gram.

      Eline. Davon hab' ich gehört –. Das ist übrigens kein Märchen, was Du erzählst. Denn der Rittersmann, von dem Du berichtest, ist Nils Lykke, der noch heutigen Tages im dänischen Reichsrat sitzt –

      Björn. Kann wohl sein.

      Eline. Nun ja, gleichviel! – Fahr nur fort!

      Björn. Und so begab es sich einmal –

      Eline erhebt sich plötzlich. Pst! Still!

      Björn. Was gibt's? Was ist Euch!

      Eline lauschend. Hörst Du?

      Björn. Was?

      Eline. Da – beim heiligen Christ, – da!

      Björn erhebt sich. Was ist denn? Wo?

      Eline. Sie selbst – im Rittersaale – Sie eilt nach dem Hintergrunde.

      Björn folgt ihr. Wie könnt Ihr glauben –? Jungfer Eline, geht auf Eure Kammer!

      Eline. Pst! Steh still! Rühr' Dich nicht! Laß Dich nicht sehen! Halt! Da kommt der Mond hervor –. Kannst Du die schwarze Gestalt erkennen –?

      Björn.

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