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Sokrates – noch meer tiefsinnik. Jroßes Riesendams

       sollen ooch kommen in schlackerndes Feuer und buntes

       Pfaulicht. Tanzen sollen Panthers und Kameels, Oxen

       und Schenies. Janzes Welt soll werden gekrempelt um.

       Allens maken wir dot! Siehste, Kapitálski?«

       »Nix seh ick!« schreit der Herr mits Portmonnee.

       »O du stupides Eichkatz!« kreischt nu Dramatûschek,

       »hast Du kei Fantasie? Mal Dir aus ein jroßes Kunst mit

       Blitz und Donner – mit jroßes Krieg – mit

       herzzerdrücktes Jejammer und bombastisches Seligkeit.

       Wir maken Allens dot!«

       »Kei Kunst!« replizieret Kapitálski, »dotmaken kann

       jedes Mörder. Aechtes Kunst muß maken jutes Appetit –

       aber nich dickes Kopp.«

       Dramatûschek flennt wie trauriges Mutter und sagt

       dazu:

       »Materialiste biste – kei Schenie! Aber jieb Kapital –

       dann biste Ober-Schenie – Erz-Schenie – Gold-Schenie –

       General-Schenie! Jieb Kapital! Sei Freund.«

       Jutes Mensch janz jerührt – umarmt Kapitálski – derr

       steckt wieder Hand in Hosentasch – zieht raus blankes

       Ding – ächtes deutsches Pfennig – jiebts an jutes

       jerührtes Mensch.

       Uih!

       Bumm!

       Dramatûschek springt hoch in die Höh, schreit wie

       Schwein bei Schlächters – makt immerzu Saltomortals

       und packt altes dummes Kapitálski an Gurgel – dreht –

       dreht – dreht ab das Kopp.

       Wie Kopp in Dramatûscheks langes schmales Hand,

       steht Kapitálski ohne Blut und ohne Kopp janz ruhig auf

       – und – redet Bauch – sagt dunkel:

       »Kapitálski kann leben ohne Kopp – braucht kei

       Kopp.«

       Kopplos jeht das harte Mensch in sei Stall.

       Dramatûschek heult wie Wolf, schmeißt

       Kapitálski-Kopp mang Publikus, daß alle Mächen

       quietschen – und fällt steif wie trocknes Brett auf sei

       Nas'.

       Publikums janz dumm.

       Schenie Dramatûschek weint blutijes Trän – Sand

       wird naß und rot – immer merr naß – wird rotes Strom –

       und armes Kerl schwimmt fort – auch in sei Stall ...

       Armes Dramatûschek!

       Armes Kerl!

       Rotes Strom wird rotes Meer!

       Armes Publikus!

       St. Georg

       Laster-Scherzo

       Der Rothaarige führte mich schweigend zur Stadt hinaus

       – an der Windmühle vorbei – hintern Kirchhof – übers

       freie Feld.

       Der Vollmond beleuchtete uns und die Gegend.

       Der Rothaarige klatschte in die Hände und versank

       vor mir in die Erde.

       Ein kalter Wind pfiff mir um die Ohren. Ich stopfte

       mir eine Pfeife, steckte den Tabak an, klappte den

       silbernen Deckel zu und rauchte.

       Da mir die Gegend gefiel, setzte ich mich auf meinen

       Feldstuhl und blickte rauchend gradaus – so wie mir's der

       Rothaarige geraten hatte.

       Und siehe – dort, wo mein edler Freund, der beste

       Taschenspieler unsrer Zeit, in die Erde gesunken war, da

       stieg jetzt langsam eine breite schwarze Tonne hervor.

       Die Tonne war gute zwei Meter hoch und wohl

       anderthalb Meter breit.

       In der Tonne klirrte es und klapperte, und dann brach

       oben der Deckel entzwei, und ein eiserner Ritter kletterte

       wie ein Schornsteinfeger aus der Tonne raus, band sich

       von der rechten Wade die Stahlschiene ab, flickte mit ihr

       das Deckelloch und stellte sich aufrecht breitbeinig hin.

       Der Vollmond stand rechts oben, und das Ganze gab ein

       vortreffliches Bild; die Stahlrüstung glänzte mächtig und

       das zweischneidige Riesenschwert noch mächtiger.

       Ich steckte mir eine zweite Pfeife an, denn bei

       Mondschein rauche ich immer sehr schnell.

       Der Ritter packt sein Schwert mit beiden Händen

       fester und fängt zu kämpfen an. Es ist aber weder ein

       Drache noch sonst was zu sehen. Ich denke mir: es wird

       wohl ein unsichtbarer Feind sein.

       Und ich habe recht.

       Der Ritter flucht und brüllt:

       »Das ist wieder das verfluchte Weib. Das Biest sitzt

       mir auf den Schultern und drückt – drückt immerzu. Die

       Augen werden mir wieder rot. Ich sehe wieder ein

       zerrissenes Laken und dicke wulstige Schweinsbeine.«

       Der Ritter kämpft gegen Gebilde, die nur er sieht.

       Und er wehrt sich, stochert wütend mit seinem

       Schwert in die obere Luft – und dann gibt's einen

       mächtigen Krach – der Ritter bricht durch und fällt in die

       Tonne, aus der er kam.

       Ich rauche ganz gemütlich weiter und sehe mir nun

       die Tonne näher an, aber sie ist wie alle Tonnen.

       Der Herr Ritter klettert wieder oben raus, macht das

       Loch im Deckel mit einem andern Stück seiner Rüstung

       nochmals ganz – und der Kampf geht von neuem los.

       Es macht mir großen Spaß – zu sehen wie sich der

       arme Kerl abquält.

       Er schimpft wieder wie vorhin:

       »Verfluchtes Weib! Saupack! Immer dasselbe unflätig

       lachende Mopsgesicht! Drückt nicht so! Wo habt Ihr

       bloß die Kraft her? Ich breche ja wieder durch!«

       Bumm! Das geschieht auch.

       Dieses nächtliche Kampfspiel im Mondenschein

       wiederholt sich noch zehn Mal.

       Der Ritter kämpft ohne Unterlaß mit den Gebilden,

       die nur er sieht – es sind augenscheinlich nette Gebilde.

       Schließlich sieht es so aus, als wenn der Kerl ganz und

       gar verrückt wird; er stöhnt, jammert und kreischt.

       »Mensch!« brüllt er schließlich, »kannst Du diesen

       ewigen nutzlosen Kampf so ruhig mitansehen? Mach

       doch der Sache ein Ende – sie ist ja so simpel! Meine

      

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