ТОП просматриваемых книг сайта:
Immer mutig. Paul Scheerbart
Читать онлайн.Название Immer mutig
Год выпуска 0
isbn 9783742766236
Автор произведения Paul Scheerbart
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
sollen ooch kommen in schlackerndes Feuer und buntes
Pfaulicht. Tanzen sollen Panthers und Kameels, Oxen
und Schenies. Janzes Welt soll werden gekrempelt um.
Allens maken wir dot! Siehste, Kapitálski?«
»Nix seh ick!« schreit der Herr mits Portmonnee.
»O du stupides Eichkatz!« kreischt nu Dramatûschek,
»hast Du kei Fantasie? Mal Dir aus ein jroßes Kunst mit
Blitz und Donner – mit jroßes Krieg – mit
herzzerdrücktes Jejammer und bombastisches Seligkeit.
Wir maken Allens dot!«
»Kei Kunst!« replizieret Kapitálski, »dotmaken kann
jedes Mörder. Aechtes Kunst muß maken jutes Appetit –
aber nich dickes Kopp.«
Dramatûschek flennt wie trauriges Mutter und sagt
dazu:
»Materialiste biste – kei Schenie! Aber jieb Kapital –
dann biste Ober-Schenie – Erz-Schenie – Gold-Schenie –
General-Schenie! Jieb Kapital! Sei Freund.«
Jutes Mensch janz jerührt – umarmt Kapitálski – derr
steckt wieder Hand in Hosentasch – zieht raus blankes
Ding – ächtes deutsches Pfennig – jiebts an jutes
jerührtes Mensch.
Uih!
Bumm!
Dramatûschek springt hoch in die Höh, schreit wie
Schwein bei Schlächters – makt immerzu Saltomortals
und packt altes dummes Kapitálski an Gurgel – dreht –
dreht – dreht ab das Kopp.
Wie Kopp in Dramatûscheks langes schmales Hand,
steht Kapitálski ohne Blut und ohne Kopp janz ruhig auf
– und – redet Bauch – sagt dunkel:
»Kapitálski kann leben ohne Kopp – braucht kei
Kopp.«
Kopplos jeht das harte Mensch in sei Stall.
Dramatûschek heult wie Wolf, schmeißt
Kapitálski-Kopp mang Publikus, daß alle Mächen
quietschen – und fällt steif wie trocknes Brett auf sei
Nas'.
Publikums janz dumm.
Schenie Dramatûschek weint blutijes Trän – Sand
wird naß und rot – immer merr naß – wird rotes Strom –
und armes Kerl schwimmt fort – auch in sei Stall ...
Armes Dramatûschek!
Armes Kerl!
Rotes Strom wird rotes Meer!
Armes Publikus!
St. Georg
Laster-Scherzo
Der Rothaarige führte mich schweigend zur Stadt hinaus
– an der Windmühle vorbei – hintern Kirchhof – übers
freie Feld.
Der Vollmond beleuchtete uns und die Gegend.
Der Rothaarige klatschte in die Hände und versank
vor mir in die Erde.
Ein kalter Wind pfiff mir um die Ohren. Ich stopfte
mir eine Pfeife, steckte den Tabak an, klappte den
silbernen Deckel zu und rauchte.
Da mir die Gegend gefiel, setzte ich mich auf meinen
Feldstuhl und blickte rauchend gradaus – so wie mir's der
Rothaarige geraten hatte.
Und siehe – dort, wo mein edler Freund, der beste
Taschenspieler unsrer Zeit, in die Erde gesunken war, da
stieg jetzt langsam eine breite schwarze Tonne hervor.
Die Tonne war gute zwei Meter hoch und wohl
anderthalb Meter breit.
In der Tonne klirrte es und klapperte, und dann brach
oben der Deckel entzwei, und ein eiserner Ritter kletterte
wie ein Schornsteinfeger aus der Tonne raus, band sich
von der rechten Wade die Stahlschiene ab, flickte mit ihr
das Deckelloch und stellte sich aufrecht breitbeinig hin.
Der Vollmond stand rechts oben, und das Ganze gab ein
vortreffliches Bild; die Stahlrüstung glänzte mächtig und
das zweischneidige Riesenschwert noch mächtiger.
Ich steckte mir eine zweite Pfeife an, denn bei
Mondschein rauche ich immer sehr schnell.
Der Ritter packt sein Schwert mit beiden Händen
fester und fängt zu kämpfen an. Es ist aber weder ein
Drache noch sonst was zu sehen. Ich denke mir: es wird
wohl ein unsichtbarer Feind sein.
Und ich habe recht.
Der Ritter flucht und brüllt:
»Das ist wieder das verfluchte Weib. Das Biest sitzt
mir auf den Schultern und drückt – drückt immerzu. Die
Augen werden mir wieder rot. Ich sehe wieder ein
zerrissenes Laken und dicke wulstige Schweinsbeine.«
Der Ritter kämpft gegen Gebilde, die nur er sieht.
Und er wehrt sich, stochert wütend mit seinem
Schwert in die obere Luft – und dann gibt's einen
mächtigen Krach – der Ritter bricht durch und fällt in die
Tonne, aus der er kam.
Ich rauche ganz gemütlich weiter und sehe mir nun
die Tonne näher an, aber sie ist wie alle Tonnen.
Der Herr Ritter klettert wieder oben raus, macht das
Loch im Deckel mit einem andern Stück seiner Rüstung
nochmals ganz – und der Kampf geht von neuem los.
Es macht mir großen Spaß – zu sehen wie sich der
arme Kerl abquält.
Er schimpft wieder wie vorhin:
»Verfluchtes Weib! Saupack! Immer dasselbe unflätig
lachende Mopsgesicht! Drückt nicht so! Wo habt Ihr
bloß die Kraft her? Ich breche ja wieder durch!«
Bumm! Das geschieht auch.
Dieses nächtliche Kampfspiel im Mondenschein
wiederholt sich noch zehn Mal.
Der Ritter kämpft ohne Unterlaß mit den Gebilden,
die nur er sieht – es sind augenscheinlich nette Gebilde.
Schließlich sieht es so aus, als wenn der Kerl ganz und
gar verrückt wird; er stöhnt, jammert und kreischt.
»Mensch!« brüllt er schließlich, »kannst Du diesen
ewigen nutzlosen Kampf so ruhig mitansehen? Mach
doch der Sache ein Ende – sie ist ja so simpel! Meine