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Memphis, und diese gebar ihm Libya, von der das Land Libyen den Namen erhielt. Mutter und Sohn

       wurden von dem Nilvolke nach beider Tode mit Tempeln geehrt und erhielten, sie als Isis, er als Apis,

       göttliche Verehrung.

       Phaëton

       Auf herrlichen Säulen erbaut stand die Königsburg des Sonnengottes, von blitzendem Gold und

       glühendem Karfunkel schimmernd; den obersten Giebel umschloß blendendes Elfenbein, gedoppelte

       Türen strahlten in Silberglanz, darauf in erhabener Arbeit die schönsten Wundergeschichten zu

       schauen waren. In diesen Palast trat Phaëthon, der Sohn des Sonnengottes Phöbos, und verlangte

       den Vater zu sprechen. Doch stellte er sich nur von ferne hin, denn in der Nähe war das strahlende

       Licht nicht zu ertragen. Der Vater Phöbos, von Purpurgewand umhüllt, saß auf seinem fürstlichen

       Stuhle, der mit glänzenden Smaragden besetzt war; zu seiner Rechten und seiner Linken stand sein

       Gefolge geordnet, der Tag, der Monat, das Jahr, die Jahrhunderte und die Horen; der jugendliche

       Lenz mit seinem Blütenkranze, der Sommer mit Ährengewinden bekränzt, weinfarben der Herbst,

       der eisige Winter mit schneeweißen Haaren. Phöbos, in ihrer Mitte sitzend, wurde mit seinen

       allschauenden Augen bald den Jüngling gewahr, der über so viele Wunder staunte. »Was ist der

       Grund deiner Wallfahrt«, sprach er, »was führt dich in den Palast deines göttlichen Vaters, mein

       Sohn?« Phaëthon antwortete: »Erlauchter Vater, man spottet mein auf Erden und beschimpft meine

       Mutter Klymene. Sie sprechen, ich heuchle nur himmlische Abkunft und sei der Sohn eines dunklen

       Vaters. Darum komme ich, von dir ein Unterpfand zu erbitten, das mich vor aller Welt als deinen

       wirklichen Sprößling darstelle.« So sprach er; da legte Phöbos die Strahlen, die ihm rings das Haupt

       umleuchteten, ab und hieß ihn näher herantreten; dann umarmte er ihn und sprach: »Deine Mutter

       Klymene hat die Wahrheit gesagt, mein Sohn, und ich werde dich vor der Welt nimmermehr

       verleugnen. Damit du aber ja nicht ferner zweifelst, so erbitte dir ein Geschenk! Ich schwöre beim

       Styx, dem Flusse der Unterwelt, bei welchem alle Götter schwören, deine Bitte, welche sie auch sei,

       soll erfüllt werden!« Phaëthon ließ den Vater kaum ausreden. »So erfülle mir denn«, sprach er,

       »meinen glühendsten Wunsch, und vertraue mir nur auf einen Tag die Lenkung deines geflügelten

       Sonnenwagens.«

       Schrecken und Reue ward sichtbar auf dem Angesichte des Gottes. Drei‐, viermal schüttelte er sein

       umleuchtetes Haupt und rief endlich: »O Sohn, du hast mich ein sinnloses Wort sprechen lassen! O

       dürfte ich dir doch meine Verheißung nimmermehr gewähren! Du verlangst ein Geschäft, dem deine

       Kräfte nicht gewachsen sind; du bist zu jung; du bist sterblich, und was du wünschest, ist ein Werk

       der Unsterblichen! Ja, du erstrebest sogar mehr, als den übrigen Göttern zu erlangen vergönnt ist.

       Denn außer mir vermag keiner von ihnen auf der glutensprühenden Achse zu stehen. Der Weg, den

       mein Wagen zu machen hat, ist gar steil, mit Mühe erklimmt ihn in der Frühe des Morgens mein noch

       frisches Rossegespann. Die Mitte der Laufbahn ist zuoberst am Himmel. Glaube mir, wenn ich auf

       meinem Wagen in solcher Höhe stehe, da kommt mich oft selbst ein Grausen an, und mein Haupt

       droht ein Schwindel zu erfassen, wenn ich so herniederblicke in die Tiefe und Meer und Land weit

       unter mir liegt. Zuletzt ist dann die Straße ganz abschüssig, da bedarf es gar sicherer Lenkung. Die

       Meeresgöttin Thetis selbst, die mich in ihren Fluten aufzunehmen bereit ist, pflegt alsdann zu

       befürchten, ich möchte in die Tiefe geschmettert werden. Dazu bedenke, daß der Himmel sich in

       beständigem Umschwunge dreht und ich diesem reißenden Kreislaufe entgegenfahren muß. Wie

       vermöchtest du das, wenn ich dir auch meinen Wagen gäbe? Darum, geliebter Sohn, verlange nicht

       ein so schlimmes Geschenk und bessere deinen Wunsch, solange es noch Zeit ist. Sieh mein

       erschrecktes Gesicht an. O könntest du durch meine Augen in mein sorgenvolles Vaterherz

       eindringen! Verlange, was du sonst willst von alle Gütern des Himmels und der Erde! Ich schwöre dir

       beim Styx, du sollst es haben! ‐ Was umarmst du mich mit solchem Ungestüm?«

       Aber der Jüngling ließ mit Flehen nicht ab, und der Vater hatte den heiligen Schwur geschworen. So

       nahm er denn seinen Sohn bei der Hand und führte ihn zu dem Sonnenwagen, Hephaistos' herrlicher

       Arbeit. Achse, Deichsel und der Kranz der Räder waren von Gold, die Speichen Silber; vom Joche

       schimmerten Chrysolithen und Juwelen. Während Phaëthon die herrliche Arbeit beherzt anstaunte,

       tat im geröteten Osten die erwachte Morgenröte ihr Purpurtor und ihren Vorsaal, der voll Rosen ist,

       auf. Die Sterne verschwanden allmählich, der Morgenstern ist der letzte, der seinen Posten am

       Himmel verläßt, und die äußersten Hörner des Mondes verlieren sich am Rande. Jetzt gibt Phöbos

       den geflügelten Horen den Befehl, die Rosse zu schirren; und diese führen die glutsprühenden Tiere,

       von Ambrosia gesättigt, von den erhabenen Krippen und legen ihnen herrliche Zäume an. Während

       dies geschah, bestrich der Vater das Antlitz seines Sohnes mit einer heiligen Salbe und machte es

       dadurch geschickt, die glühende Flamme zu ertragen. Um das Haupthaar legte er ihm seine

       Strahlensonne, aber er seufzte dazu und sprach warnend: »Kind, schone mir die Stacheln, brauche

       wacker die Zügel; denn die Rosse rennen schon von selbst, und es kostet Mühe, sie im Fluge zu

       halten; die Straße geht schräg in weit umbiegender Krümmung; den Südpol wie den Nordpol mußt

       du meiden. Du erblickst deutlich die Gleise der Räder. Senke dich nicht zu tief, sonst gerät die Erde in

       Brand; steige nicht zu hoch, sonst verbrennst du den Himmel. Auf, die Finsternis flieht, nimm die

       Zügel zur Hand; oder ‐ noch ist es Zeit; besinne dich, liebes Kind; überlaß den Wagen mir, laß mich

       der Welt das Licht schenken, und bleibe du Zuschauer!«

       Der Jüngling schien die Worte des Vaters gar nicht zu hören, er schwang sich mit einem Sprung auf

       den Wagen, ganz erfreut, die Zügel in den Händen zu haben, und nickte dem unzufriedenen Vater

       einen kurzen, freundlichen Dank zu. Mittlerweile füllten die vier Flügelrosse mit glutatmendem

       Wiehern die Luft, und ihr Huf stampfte gegen die Barren. Ohne etwas vom Lose ihres Enkels zu

       ahnen, öffnete Thetis, die Mutter Klymenes, die Schranken; die Welt lag in unendlichem Raume vor

       den Blicken des Knaben, die Rosse flogen die Bahn aufwärts und spalteten die Morgennebel, die vor

       ihnen lagen.

       Inzwischen fühlten die Rosse wohl, daß sie nicht die gewohnte Last trugen und das Joch leichter sei

       als gewöhnlich; und wie Schiffe, wenn sie das rechte Gewicht nicht haben,

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