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      LUNATA

Ein Volksfeind

      Ein Volksfeind

      Schauspiel in fünf Akten

      © 1882 Henrik Ibsen

      Originaltitel En Folkefiende

      Aus dem Norwegischen von Karl Strecker

      Umschlagbild Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Personen

       Erster Akt

       Zweiter Akt

       Dritter Akt

       Vierter Akt

       Fünfter Akt

      Personen

      Doktor Thomas Stockmann, Badearzt

       Frau Stockmann

      Petra, beider Tochter, Lehrerin

      Ejlif, Morten, beider Söhne, im Alter von dreizehn und zehn Jahren

      Peter Stockmann, der ältere Bruder des Doktors, Stadtvogt und Polizeimeister, Vorsitzender der Badeverwaltung usw.

      Morten Kiil, Gerbermeister, Frau Stockmanns Pflegevater

      Hovstadt, Redakteur des »Volksboten«

      Billing, Mitarbeiter des Blattes

      Horster, Schiffskapitän

      Aslaksen, Buchdrucker

       Besucher einer Bürgerversammlung, Männer aus allen Ständen, einige Frauen und eine Schar Schulknaben

       Das Stück spielt in einer Küstenstadt des südlichen Norwegens.

      Erster Akt

       Wohnzimmer des Doktors.

       Abend. Das Zimmer ist sehr einfach, aber nett eingerichtet und möbliert. An der rechten Seitenwand sind zwei Türen, von denen die hintere ins Vorzimmer und die vordere in das Arbeitszimmer des Doktors führt. An der entgegengesetzten Wand, der Vorzimmertür gerade gegenüber, ist eine Tür, die zu den übrigen Zimmern der Familie führt. In der Mitte dieser Wand steht der Ofen, und weiter nach dem Vordergrund zu ein Sofa mit Spiegel; vor dem Sofa ein ovaler Tisch mit Decke. Auf dem Tische eine brennende Lampe mit Schirm. Im Hintergrund eine offene Tür, die ins Speisezimmer führt. Der Tisch drinnen, mit der Lampe darauf, ist zum Abendessen gedeckt.

       Billing sitzt drin am Eßtisch mit einer Serviette unter dem Kinn. Frau Stockmann steht am Tisch und reicht ihm eine Schüssel mit einem großen Stück Rinderbraten. Die übrigen Plätze am Tisch sind leer; das Tischzeug ist in Unordnung wie nach einer beendeten Mahlzeit.

      Frau Stockmann. Ja, wenn Sie eine Stunde zu spät kommen, Herr Billing, dann müssen Sie mit kaltem Essen vorlieb nehmen.

      Billing essend. Es schmeckt ganz ausgezeichnet, – ganz großartig.

      Frau Stockmann. Sie wissen ja, wie genau Stockmann auf pünktliche Mahlzeiten hält –

      Billing. Das macht mir gar nichts. Ich glaube fast, es schmeckt mir noch besser, wenn ich ganz allein dasitzen und ungestört essen kann.

      Frau Stockmann. Na ja, wenn es Ihnen nur schmeckt, so – Horcht nach dem Vorzimmer hin. Da kommt gewiß auch Hovstad.

      Billing. Schon möglich.

       Stadtvogt Stockmann, im Paletot mit Amtsmütze und Stock, tritt ein.

      Stadtvogt. Ergebensten guten Abend, Frau Schwägerin.

      Frau Stockmann tritt ins Wohnzimmer. Ei sieh da, guten Abend; Sie sind's? Das ist hübsch von Ihnen, daß Sie sich mal bei uns sehen lassen.

      Stadtvogt. Ich bin gerade vorbeigegangen und da – Mit einem Blick auf das Speisezimmer. Aber – Sie haben Gesellschaft, wie es scheint.

      Frau Stockmann etwas verlegen. O, durchaus nicht; das ist reiner Zufall. Rasch. Wollen Sie nicht eintreten und einen Bissen mitessen?

      Stadtvogt. Ich? Nein, vielen Dank. I Gott bewahre; warmes Abendbrot; das ist nichts für meine Verdauung.

      Frau Stockmann. Ach, einmal ist doch keinmal –.

      Stadtvogt. Nein, nein, das wäre noch schöner; ich bleibe bei meinem Tee und meinem Butterbrot. Das ist doch gesünder auf die Dauer, – und auch ein bißchen haushälterischer.

      Frau Stockmann lächelt. Sie halten doch wohl nicht Thomas und mich für ausgemachte Verschwender?

      Stadtvogt. Sie nicht, Frau Schwägerin; das sei fern von mir. Deutet auf das Arbeitszimmer des Doktors. Er ist am Ende nicht zu Hause?

      Frau Stockmann. Nein, er macht einen kleinen Spaziergang nach dem Essen, – er und die Jungen.

      Stadtvogt. Ob das gesund sein mag? Horcht auf. Da kommt er wohl.

      Frau Stockmann. Nein, das ist er schwerlich. Es klopft. Herein!

       Hovstad kommt aus dem Vorzimmer.

      Frau Stockmann. Ah, Sie sind's, Herr Hovstad –?

      Hovstadt. Ja, – Sie müssen entschuldigen; aber ich wurde in der Druckerei aufgehalten. Guten Abend, Herr Stadtvogt.

      Stadtvogt grüßt etwas steif. Herr Redakteur. Sie kommen vermutlich in Geschäften?

      Hovstadt. Zum Teil. Es handelt sich um etwas, das ins Blatt soll.

      Stadtvogt. Kann es mir denken. Mein Bruder, höre ich, soll ein enorm fruchtbarer Mitarbeiter des »Volksboten« sein.

      Hovstadt. Ja, er ist so frei, für den »Volksboten« zu schreiben, wenn er aus diesem oder jenem Anlaß die Wahrheit sagen will.

      Frau Stockmann zu Hovstad. Aber wollen Sie nicht –? Zeigt nach dem Speisezimmer.

      Stadtvogt. I, ich verdenke es ihm durchaus nicht, daß er für den Leserkreis schreibt, wo er hoffen darf, den meisten Anklang zu finden. Übrigens habe ich persönlich ja gar keinen Grund, auf Ihr Blatt ungehalten zu sein, Herr Hovstad.

      Hovstadt. Nein, das scheint mir auch.

      Stadtvogt. Im großen ganzen herrscht ein schöner Geist der Verträglichkeit in unserer Stadt; – ein Bürgersinn, wie er sein soll. Und das kommt daher, weil wir uns um eine große, gemeinsame Angelegenheit scharen können, – eine Angelegenheit, die in gleich hohem Grade alle rechtschaffenen Mitbürger angeht –

      Hovstadt. Das Bad, jawohl.

      Stadtvogt. Allerdings. Wir haben unser großes, neues, prächtiges Bad. Passen

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