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und einer der besten deutschsprachigen Kenner von Schriften altchinesischer Heilkunst, konnte uns als seine Schüler wiederholt überraschen, wenn er einzelne Begriffe aus dem I-Ging, einem der wichtigsten Kulturbücher der TCM, dem Altpersischen zuschreiben konnte, die anschließend ins Chinesische übernommen wurden. Damit konnte er zeigen, dass bei der Entwicklung der Schulen zur TCM auch die Erkenntnisse fremder Kulturen geprüft und bei Nachweis ihrer Wirksamkeit in die eigenen Handlungsanweisungen übernommen wurden.

      Mit der Struktur dieser Wirkprinzipien verfügen wir über eine Arbeitshypothese, die sich seit ca. 4000 Jahren bewährt hat, um die bidirektionale Wirkung emotionaler und körperlicher Befindlichkeiten zu verstehen und zu nutzen.

      In dem ersten Schritt des Aufbaus einer heilsam konstruktiven Kommunikation geht es also darum, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden, bevor man das Gespräch mit dem Gegenüber beginnt. Diese Phase bedarf einer guten Wahrnehmungsfähigkeit, die man durch besondere Achtsamkeitsübungen trainieren kann. Woran erkenne ich meine Gefühle, woran die meiner Gesprächspartner·in?

      In einem zweiten Schritt sollten die eigenen Wünsche und aktuellen Bedürfnisse artikuliert werden. Diese entstehen aus den Werteskalen, die jeder Mensch in sich trägt und die meist unbewusst den Verlauf zwischenmenschlicher Interaktion beeinflussen. Marshall Rosenberg (2005) beschreibt in seiner Anleitung zur Gewaltfreien Kommunikation die Notwendigkeit, sich dieser Vorstufen bewusst zu werden, um eine Auseinandersetzung heilsam, d. h. konstruktiv werden zu lassen. Daraus kann eine Authentizität entstehen, die eine Beziehung zum Gegenüber ermöglicht, die in einer Atmosphäre von Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit fundamentale Voraussetzung ist für eine erfolgreiche und für beide Seiten gesunde Auseinandersetzung.

      Die drei Stufen zu einer heilsam konstruktiven Kommunikation sind zusammengefasst:

      1 1) Wahrnehmen der Gefühle

      2 2) Wahrnehmen eigener Wünsche, Bedürfnisse und Werteskalen

      3 3) in Beziehung und Kommunikation gehen.

      Die Grundregel, eine Kommunikation erst dann zu beginnen, wenn sich die Gesprächspartner·innen ihrer Gefühle bewusst geworden sind, gilt universell. In fast allen Kulturen starten Gespräche mit der Frage »Wie geht es Ihnen?«, mittlerweile leider häufig eine Floskel. Und doch wissen wir, wie sehr der Erfolg eines Gesprächs von seiner Vorbereitung, seiner Einleitung und dem Herstellen einer ersten Resonanz zwischen den Beteiligten abhängt.

      In der Tat aber fehlt uns zu Beginn einer kommunikativen Beziehung immer mehr die Zeit zum Aufbau einer Haltung, die einer effektiven Vorbereitung tiefergehender Gespräche dient. Daher konzentriert sich dieses Buch auf die Anstrengungen vor dem eigentlichen Beginn der Kommunikation, in der nach den oben angeführten Stufen eine innere Haltung aufgebaut wird. Das ASOMA-Kommunikationsmodell stellt uns dazu eine Arbeitshypothese zur Verfügung, mit der die Funktion der vegetativen Systeme erklärt wird. Daraus lassen sich die im Buch beschriebenen mentalen Techniken ableiten, die uns in unserem Kommunikationsverhalten voranbringen. Das Modell stützt sich auf die Vorstellungen der TCM, nach der der Fluss des Qi, der Lebenskräfte, durch besondere Leitbahnen im Körper durch die vegetativen Systeme, die speziellen Steuerzentralen des Unbewussten, reguliert wird. Diese Leitbahnen zu erkennen und zu entwickeln gibt uns die Möglichkeit, sowohl seelische und körperliche Gesundheit als auch unsere Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.

       2 Vegetative Systeme – Kommunikationsberater im Unbewussten

      In den traditionellen Naturheilverfahren rund um den Globus tauchen überraschende Übereinstimmungen im Verständnis der verschiedenen unbewussten Steuerzentralen des Körpers auf. Sie alle erfüllen immer ganzheitliche Funktionen, sind also für die Regulation körperlicher und seelischer Vorgänge zuständig. In der TCM, die uns das ausführlichste Erklärungsmuster der Arbeitsweise des unbewussten Nervensystems und dessen Zusammenhänge anbietet, werden die vegetativen Systeme in fünf Hauptgruppen unterteilt, die aus den fünf Elementen und den dazugehörigen sogenannten Wandlungsphasen abgeleitet werden. Damit sind vereinfacht vegetative Regulationszentren im Unbewussten, d. h. Wirkprinzipien im menschlichen Organismus, gemeint, die, je nach Ausprägung, individueller Konstitution und aktueller Anforderung, den Menschen helfen, den Anforderungen des Lebens adäquat zu begegnen.

      Das Wesentliche an dieser Lehre ist, dass körperliche Symptome immer in Verbindung mit seelischen Symptomen gesehen werden, entsprechend einer ganzheitlichen Sichtweise, die in den letzten Jahren auch in der modernen Medizin wieder mehr Beachtung findet und in der körperorientierten Psychotherapie immer mehr genutzt wird. Das Körperwissen, auf das hierbei geachtet wird, stellt sich als wirkungsvolle Ressource im therapeutischen Prozess heraus. Dieses Körperwissen können wir in gleicher Weise beim Aufbau eines konstruktiven Kommunikationsverhaltens nutzen, indem wir seelische und körperliche Befindlichkeiten zueinander in Beziehung setzen.

      Ein wohl den meisten Leser·innen bekanntes Beispiel zeigt, wie das unbewusste Steuerzentrum, das in der TCM dem vegetativen System der Leber entspricht, sowohl die emotionale Stressverarbeitung als auch den Spannungszustand der Körpermuskulatur reguliert:

      Erhält die Büroabteilung einer großen Firma von der Chef·in die Order, einen dringenden Geschäftsabschluss, für den üblicherweise zwei bis drei Tage benötigt werden, in 24 Stunden unterzubringen, dann ist es nachvollziehbar, wenn die Verantwortlichen in Stress geraten. In diesem Fall wird der für Stress zuständige Anteil des Unbewussten, das Leber-System oder der innere Stressberater, deutlich gefordert, und, wenn der Zustand anhält, an Energie verlieren und sowohl seelische als auch körperliche Symptome erzeugen. Oftmals zeigt sich dies zum einen seelisch in einer erhöhten Reizbarkeit und Nervosität oder in Zeichen von Ärger, zum anderen aber, je nach Typ, auch körperlich an Muskelverspannungen im Kopf und Nackenbereich, die bis zum Zähneknirschen reichen.

      Die vegetativen Systeme, diese verschiedenen Anteile unseres Unbewussten, kann man betrachten wie verschiedene Persönlichkeitsanteile, die, entwicklungsgeschichtlich gesehen, jahrtausendalte Wurzeln im Menschen haben und wie Archetypen in uns wirken. Wie diese vegetativen Systeme oder Steuerzentralen sich gegenseitig regulieren, bevor wir nach außen kommunizieren, lässt sich an einem kleinen Beispiel erklären:

      Man stelle sich den menschlichen Körper als eine Art Kleinstaat vor, und das Nervensystem entspräche dem gesellschaftspolitischen Verwaltungsapparat dieses Landes. In diesem Fall könnte man das Großhirn, den Sitz des bewussten Denkens, als die Regierung bezeichnen, die den Staat lenkt. Wenn diese nun z. B. die Idee entwickelt, es würde dem Land guttun, im Rahmen einer großen Feier die Beziehungen zu den Nachbarstaaten zu verbessern, könnte sie verkünden, ein Staatsbankett zu organisieren und alle Nachbarn einladen. Die Regierung erteilt also den Befehl an die Staatsorgane, dieses Fest durchzuführen, von der Ausarbeitung von Planungskonzepten bis zum Abräumen von Tischen und Hochstellen der Stühle. Bevor diese Arbeiten beginnen, muss die Anordnung der Regierung jedoch von Kontrollinstanzen geprüft und die verschiedenen Arbeitsabläufe müssen koordiniert werden. In unserem Beispiel wären das die verschiedenen Ministerien, die den Befehl, der von der Regierung kommt, auf seine Durchführbarkeit überprüfen.

      Als erstes bekäme das Ministerium für Planung und Initiative den Auftrag, alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. Es prüft in unserem Beispiel, ob ausgereifte Pläne, Motivation und Führungskräfte zur Verfügung stehen, die als Einsatzleiter·in und Manager·in genügend initiale Zündkraft besitzen, ihre Mitarbeiter·innen zum Einsatz zu bringen und die ganze Aktion anzustoßen.

      Das zweite Ministerium für Kreativität und Emotion wäre zuständig für die Durchführung der einzelnen Vorschläge der Initiativgruppe. Hier wird darauf geachtet, dass die Teilnehmer·innen sich emotional angesprochen fühlen, und es sind kreative Eventmanager·innen mit Improvisationsvermögen, Köch·innen, Musiker·innen und andere Künstler·innen für die Ausgestaltung des Festes gefragt. Die herausragende Eigenschaft dieses Ressort besteht

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