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Konzept der Präsuppositionen dient vor allem dazu, den Anteil von außersprachlichen Wissensbeständen bei der Konstitution von Textkohärenz zu erfassen. Präsuppositionen gehören zu den voraussetzenden Bedingungen, die gegeben sein müssen, um angemessene bzw. korrekte Äußerungen produzieren und rezipieren zu können. Sie werden innerhalb der Äußerung jedoch nicht explizit ausgedrückt. Daraus ergeben sich neben der Möglichkeit, erhebliche Teile an textuellem Material einzusparen, auch zahlreiche weitere relevante Aspekte für die stilistische Gestaltung bzw. für die Erklärung von Stilabsicht und Stilwirkung. Hierzu zählen etwa im Hinblick auf Textsorten mit persuasiver Funktion bestimmte Techniken für die Vermittlung von Kenntnissen oder die Veränderung von Einstellungen. In diesem Zusammenhang geht es weniger um pragmatische Präsuppositionen – also nicht sprachlich formulierte, aber durch den Text vorausgesetzte Wissensbestände und Alltagserfahrungen, die sich erst aus dem Gebrauch, den man von einem sprachlichen Ausdruck macht, ergeben (auch gebrauchsgebundene Präsuppositionen, vgl. Linke et al. 2004, S. 261ff.) –, sondern eher um zeichengebundene Präsuppositionen, die direkt an den materiell gegebenen Text, also an bestimmte Konstruktionen oder Wortbedeutungen gebunden sind.

      Das sind zum einen sog. ‚Existenzpräsuppositionen‘ bzw. ‚referentielle Präsuppositionen‘, die beispielsweise durch die Verwendung des bestimmten Artikels oder die Setzung von definierenden Attributen ausgelöst werden. So enthalten die Aussagen Das versenkbare Metalldach des neuen Volvo C 70 ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst … und Das tiefer gelegte Fahrwerk des neuen Volvo C 70 verbessert das Fahrergebnis zusätzlich … auf jeden Fall folgende referentiellen Präsuppositionen:

      ‚Der neue Volvo C 70 hat ein versenkbares Metalldach‘,

      ‚Der neue Volvo C 70 hat ein tiefer gelegtes Fahrwerk‘ und

      ‚Es gibt einen neuen Volvo C 70‘.

      Zu den zeichengebundenen Präsuppositionen gehören zum anderen die semantischen Präsuppositionen, die an die Bedeutung einzelner Wörter oder Ausdrücke gebunden sind. Dabei geht es um die nicht direkt angesprochene, aber mitgemeinte Bedeutung, die mit bestimmten Äußerungen verknüpft ist. Hierzu zählt etwa die Verwendung implikativer Verben (wie z.B. es fertig bringen, sich herablassen, gelingen; vgl. Grewendorf et al. 1996, S. 432). Zum Beispiel wird mit dem Satz: Volvo hat es geschafft, die Sicherheit einer geschlossenen Limousine mit der Ästhetik eines reinrassigen Cabriolets zu kombinieren. auch ausgesagt, dass sich das Unternehmen ‚Volvo‘ in irgendeiner Weise um dieses Ergebnis („Das beste zweier Welten“) bemüht hat. Denn die Bedeutung von es schaffen, etwas zu tun schließt ein ‚Sich-bemüht-haben‘ mit ein.

      Das bedeutet, beide Formen zeichengebundener Präsuppositionen erlauben dem Textproduzenten, mit der Äußerung bestimmter Sätze gewisse Tatbestände und Sachverhalte zu behaupten bzw. als gegeben zu unterstellen, die selbst nicht explizit thematisiert bzw. mit den verwendeten Ausdrücken nicht explizit ausgesagt werden. Sie können dadurch auch eine Art ‚verdeckte Rekurrenz‘ bzw. ‚verdeckte Substitution‘ ermöglichen, die zur Kohärenzbildung beiträgt (vgl. Linke et al. 2004, S. 263f.).

      Weiterführende Literatur:

      Brinker, Klaus: Linguistische Textanalyse. Erich Schmidt, Berlin 2005.

      De Beaugrande, Robert Alain/Dressler, Wolfgang Ulrich: Introduction to Text Linguistics. Longman, London 1981.

      Dijk, Teun A. van: Textwissenschaft. Eine interdisziplinäre Einführung. DTV, München 1980.

      2.2 Satzebene

      Unter der primären und obersten Ebene der Textbeschreibung, der Textebene, liegt die Satzebene.1 Für die Beschreibung der Satzebene ist es zunächst sinnvoll, auf grundlegende Prinzipien des Satzaufbaus, auf Form und Eigenschaften syntaktischer Strukturen und Elemente sowie auf die Beziehungen zwischen diesen Strukturen und Elementen innerhalb eines Satzes einzugehen.

      Der Begriff ‚Struktur‘ setzt die Annahme von Elementen voraus, die einerseits so miteinander verknüpft sind, dass sie Funktionen innerhalb der Struktur erfüllen, und andererseits bestimmte Eigenschaften miteinander teilen, die die Zuordnung zu Kategorien ermöglichen. Die komplexe Struktur des Zeichensystems Sprache lässt sich dabei anhand von zwei grundlegenden Relationen beschreiben: erstens syntagmatischen, zweitens paradigmatischen Beziehungen.2 Um syntagmatische Relationen handelt es sich, wenn sprachliche Einheiten in einem Ausdruck zusammen vorkommen (können). So stehen die Laute [b], [l], [ɑ] und [t] in dem Wort Blatt in syntagmatischer Beziehung zueinander. Auf der Satzebene liegen syntagmatische Beziehungen in Fällen wie Er wirft (den Ball) vor, denn zwischen er und wirft besteht die syntagmatische Beziehung der Kongruenz, d.h. der Übereinstimmung bestimmter grammatischer Merkmale (z.B. in Person und Numerus). Syntagmatische Beziehungen werden also durch die Kombinierbarkeit auf horizontaler (linearer) Ebene definiert.

      Demgegenüber bestehen paradigmatische Beziehungen zwischen sprachlichen Elementen, die austauschbar sind – also prinzipiell an der gleichen Position innerhalb eines sprachlichen Ausdrucks stehen können – und auf der vertikalen Ebene liegen. So bilden die Anlautphoneme /b/, /t/ und /g/ in Bier, Tier und Gier ebenso eine paradigmatische Austauschklasse auf der lautlichen Ebene wie gehen, latschen, schlurfen auf der lexikalischen oder Pizzas und Pizzen auf der morphologischen. Auf der syntaktischen Ebene können die Elemente ebenfalls ähnliche oder gleiche grammatische Eigenschaften aufweisen. So lassen sich klein, groß, stark, schwach alle der Wortart Adjektiv zuordnen, weil sie deklinierbar sind und über kein festes Genus verfügen. Aufgrund der grammatischen Eigenschaften, die die Mitglieder einer Wortart teilen, werden diese auch als syntaktische Kategorien bezeichnet. Die syntagmatische Ebene ist die Ebene der Kombination; dagegen ist die paradigmatische Ebene die Ebene der Selektion.

      Die Differenzierung zwischen syntagmatischen und paradigmatischen Relationen ist somit für alle sprachlichen Beschreibungsebenen relevant. Das Verhältnis von Syntagma und Paradigma auf der Ebene des Satzes veranschaulicht die folgende Darstellung:

Paradigma 1Paradigma 2Paradigma 3Paradigma 4Paradigma 5
Syntagma 1DerHandballerwirftdenBall.
Syntagma 2SiefängteinenPass.
Syntagma 3EinFußballerschießteinTor.
Syntagma 4EineFußballerinschlägtFlanken.

      Bei der Beschreibung sprachlicher Phänomene lassen sich jedoch syntagmatische und paradigmatische Relationen nicht immer scharf voneinander abgrenzen. So werden etwa Wortartenzuschreibungen einerseits über die Einordnung in ein Paradigma bestimmt, andererseits lassen sie sich mitunter erst über ihre für das Syntagma relevanten Eigenschaften durchführen.

      Grammatikalität und Akzeptabilität

      Korrekte Syntagmen ergeben sich auch im Deutschen nicht aus einer willkürlichen linearen Aneinanderreihung von Wörtern, sondern unterliegen bestimmten Regularitäten. So würde ein Muttersprachler den folgenden Satz sehr wahrscheinlich nicht als wohlgeformt und grammatisch richtig bewerten:

      1 a) *Danach ich habe Fußball gespielt.

      Ebenso verhält es sich mit dem nächsten Satz, bei dem nicht nur gegen die übliche Wortstellung, sondern auch gegen die reguläre Genuszuordnung verstoßen wird:

      b) *Er gestern gelaufen ist eine Marathon.

      Beide Sätze sind ungrammatisch, weil erst die richtige Reihenfolge und die richtige Verbindung von Einzelelementen eine sprachlich korrekte syntaktische Einheit ergibt. Das heißt, der Begriff der Grammatikalität bezieht sich auf die Wohlgeformtheit einer sprachlichen Äußerung in Bezug auf einzelne Aspekte

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