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(13. Jhdt.; ursprünglich: nudrición).

      3.5 Zusammenfassung: Formelemente des Lexikons

      Die unten stehende, aus Schwarze/Wunderlich (1985, 10) entnommene und für das Spanische adaptierte Graphik verdeutlicht noch einmal die hierarchischen Strukturierungen der lexikalischen Einheiten nach formalen Gesichtspunkten.

      Besonders im Hinblick auf das mentale Lexikon müssen wir unsere Bestimmung von minimalen Einheiten vom einfachen Wort nicht nur – wie im vorhergehenden Kapitel – auf mehrgliedrige und komplexe Bildungen ausweiten, sondern auch nach unten hin zu den Morphemen öffnen: Das mentale Lexikon ist sicherlich nicht nur ein “Vollformlexikon”.

      Bsp.:

      1 crimen de guerra; ahorcar los libros ‘abandonar los estudios’

      2 bocacalle; dentista; hablamos

      3  pelirrojo

      4  avión, contra

      5 cant-, des-, -oso

      4 Die Inhaltsseite des Lexikons

      4.1 Semasiologie, Onomasiologie, Semantik

      Die Beschäftigung mit der Bedeutung kleinerer oder größerer sprachlicher Einheiten stellt für verschiedene sprachwissenschaftliche Forschungsrichtungen eine zentrale Aufgabe dar. Der Begriff der Semantik für jene Disziplin, die sich exklusiv mit sprachlichen Inhalten beschäftigt, wurde Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt1 und war zunächst gleichbedeutend mit Semasiologie (auch: Bedeutungslehre), die – ausgehend von sprachlichen Formen – nach Inhalten fragt.

      Traditionell beschäftigt sich die Semasiologie mit dem Wandel der Bedeutung von Lexemen bzw. mit dem Hinzutreten neuer Bedeutungen und Verschwinden alter Bedeutungen im Laufe der Zeit. Meist unterscheidet man die folgenden Typen des Bedeutungswandels:

       Bedeutungsverengung bzw. -spezialiserung: lat. secare ‘schneiden’ → sp. segar ‘mähen’; lat. materia ‘Baustoff’ → sp. madera ‘(Bau-)Holz’; lat. collocare ‘setzen, stellen, legen’ → sp. colgar ‘(auf)hängen’; lat. femina ‘Frau, weibliches Tier’ → sp. hembra ‘weibliches Tier’.

       Bedeutungserweiterung/Generalisierung: armario ‘Waffenschrank’ → ‘Schrank’; lat. passer ‘Spatz’ → sp. pájaro ‘(kleiner) Vogel’; vlat. plicare (vela) ‘(die Segel) falten, d.h. anlegen, landen’ → sp. llegar ‘ankommen’;2 lat. tenere ‘halten’ → sp. tener ‘haben’.

       Bedeutungsübertragung, z.B. durch Metonymie: paella ‘tipo de sartén’ → ‘typisch valenzianisches Gericht’; durch Metapher: pie ‘Bein’ → pie ‘(Tisch-)bein’; sp. boca ‘Mund’ → ‘Flussmündung’/‘Eingang’ (cf. boca de metro).

       Bedeutungsverschlechterung: lat. vulgaris ‘gewöhnlich, alltäglich’→ sp. vulgar ‘(auch:) vulgär’; ar. alwazir ‘Minister, Statthalter, Beauftragter’ → sp. alguacil ‘Gerichtsdiener’.

       Bedeutungsverbesserung: mlat. comite ‘Begleiter (des Herrschers)’ → sp. conde ‘Graf’; lat. casa ‘Häuschen, Baracke’ → sp. casa ‘Haus’; lat. mancipiu ‘Sklave’ → sp. mancebo ‘Gehilfe; Bursche’.

      Die beschriebenen Wandelprozesse darf man sich nicht als abrupten Wechsel vorstellen; vielmehr handelt es sich um länger andauernde Prozesse, die u.U. über verschiedene Zwischenstufen laufen und mit synchroner Variation verbunden sind (d.h. die betroffenen Wörter waren einmal oder sind noch heute polysem, z.B. pie).3

      Während der Begriff Semantik früher also mit diachronen Fragestellungen (z.B. der Bedeutungsgeschichte einzelner Wörter) verknüpft war, besteht diese Assoziation heute nicht mehr. Oft wird Semantik auch als Überbegriff für Semasiologie und Onomasiologie verwendet.

      Mit letzterem Begriff ist eine Perspektive gemeint, die – im Gegensatz zum semasiologischen Herangehen – von den Sachen ausgeht und nach den sprachlichen Einheiten fragt, die zu ihrer Bezeichnung dienen; daher auch der deutsche Begriff Bezeichnungslehre. Zur Verdeutlichung des Unterschieds zwischen semasiologischer und onomasiologischer Perspektive: Eine klassische semasiologische Thematik wäre z.B. die Frage nach den Unterschieden in der Bedeutung der Adjektive inculto, ignorante und simple; aus onomasiologischer Perspektive könnte man sich fragen, welche Adjektive im Spanischen für die Konzepte DUMM und VERRÜCKT zur Verfügung stehen (cf. z.B. die Arbeit von Nagel 1972; zu Semasiologie und Onomasiologie grundlegend: Baldinger 1964). In ihrer Ausprägung als Wörter- und Sachen-Forschung, die eng mit der Sprachgeographie verbunden ist, hat die Onomasiologie vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Herausragendes geleistet.

      4.2 Was ist eigentlich Bedeutung?

      In unseren bisherigen Ausführungen haben wir stillschweigend mit einer der wesentlichsten Grundannahmen der modernen Sprachwissenschaft gearbeitet: der auf Ferdinand de Saussure zurückgehenden Annahme von der Gegliedertheit des sprachlichen Zeichens. Saussure hatte radikal mit der Ansicht gebrochen, die Wörter einer Sprache entsprächen, gleich einem Verzeichnis (er verwendete den Begriff nomenclature), den Dingen der realen Welt.

      Anstelle dieser Sichtweise schlägt Saussure Folgendes vor: Das sprachliche Zeichen hat zwei untrennbar miteinander verbundene Komponenten, die Lautfolge (image acoustique, signifiant)1 und das dazugehörige Konzept (concept, signifié), d.h. das geistige Bild, das im Kopf des Sprechers/Hörers entsteht, wenn die betreffende Lautfolge geäußert wird.

      Die Beziehungen zwischen signifiant, signifié und Denotat (Referent) lassen sich graphisch in Form des auf Charles K. Ogden und I.A. Richards zurückgehenden semiotischen Dreiecks darstellen:

      Mit Hilfe des in dieser Form visualisierten Saussureschen Zeichenmodells lassen sich nun sehr einfach zwei grundlegend verschiedene Bedeutungstheorien unterscheiden (cf. Lyons 1991): die Referenztheorie und die Ideationstheorie.

      I. Die Referenztheorie steht der vor-Saussure’schen Konzeption der Entsprechung von Wörtern und realen Dingen sehr nahe. Sie basiert auf dem Postulat, dass die Bedeutung eines Ausdrucks seine Referenz ist bzw. durch diese konstituiert wird. Mit anderen Worten: Die Bedeutung ist die Beziehung zwischen Ausdruck und Denotat. Diese Sicht lässt sich mit einfachen Argumenten aus dem Weg räumen (wir lehnen uns im Folgenden an Lyons (1991, 10) an, verwenden aber spanische Beispiele):

       Mit dem Wechsel des Referenten müsste sich im Rahmen der Referenztheorie auch die Bedeutung ändern; dadurch gäbe es aber für Ausdrücke wie mi padre keine konstante, übersetzbare und in gleicher Weise variierende Bedeutung.

       el jefe de Gobierno y de Estado und el máximo líder haben die gleiche Referenz (Fidel Castro), sind also im Rahmen der Referenztheorie synonym. Synonymie impliziert Austauschbarkeit in gleichen Kontexten, ohne dass dies Auswirkungen auf die Gesamtaussage hat. Mit den beiden Sätzen(1) Juan no sabía que el máximo líder era el jefe de Gobierno y de Estado.(2) Juan no sabía que el jefe de Gobierno y de Estado era el máximo líder.

       müsste folglich unterschiedslos die gleiche Aussage gemacht werden können. Zudem müssten sie auch die gleiche Aussage implizieren wie(3) Juan no sabía que el máximo líder era el máximo líder.

       Keine dieser Annahmen ist bei näherem Hinsehen haltbar.

       Ganz offensichtlich referieren die in normalen Definitionswörterbüchern

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