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Gesagte mitverstehen zu können. Bildhaft wird auf dieses Phänomen in der Psychologie durch Ruch/Zimbardo (1974, S. 366–367) hingewiesen. Die Eisberg-Metapher soll zum Ausdruck bringen, dass das Dargebotene immer nur ein Teil von etwas Umfassenderen, aber nicht Sichtbaren ist. Den Handelnden ist nur ein geringer Anteil zugänglich, es wird von 20 % gesprochen. Der andere Rest bleibt vor- oder gar unbewusst.

      Bernstein, Basil (1924–2000): britischer Soziologe an der Universität London,

      Schwerpunkte: Sprachliche Code, diskutiert als Bernstein-Hypothese vom elaborierten und restringierten Code der Mittel- und Unterschicht

      Eisbergmodell

      LingustikDie LinguistikLinguistik der 70er Jahre entwickelte kein eigenes Konzept, um Kommunikation zu erklären. Sie schloss sich der SignalübertragungstheorieSignaltheorie an. Vertreter der Soziolinguistik wie Bernstein (1973) oder Labov (1978) Labov, Williamdiskutierte Varietäten sprachlichen Verhaltens von Gruppen in der Gesellschaft und nutzte dazu den Begriff des Codes.Code Die Gruppen verwenden unterschiedliche Codes. Müssen Mitglieder dieser verschiedenen Gruppen miteinander kommunizieren, kommt es immer wieder zu Konflikten und dies belastet die Interaktion.

      William Labov (*1927)

      Amerikanischer Linguist, Schwerpunkte: Sprachwandel und Sprachvariation, Soziolinguistik

      Wolfgang Wahlster (*1953): Informatiker und theoretischer Linguist, Schwerpunkte: intelligente Benutzerschnittstellen und natürlichsprachliche Dialoge

      Fuzzy LogicKommunikation setzt voraus, mit Bedeutungen umgehen zu können. Bedeutungen werden in den vorgestellten zeichentheoretischen Ansätzen mit den Zeichen verknüpft. Verbreitet ist eine monodirektionale Vorstellung, die besagt, das Zeichen selbst verfüge über die Kraft, auf etwas in der physikalischen oder mentalen Wirklichkeit zu verweisen. Der Zeichenbenutzer weiß um diese Verweisfunktion des jeweiligen Zeichens und verlässt sich darauf, dass die anderen dasselbe Wissen haben. Tatsächlich besitzen Zeichen eine solche ein-eindeutige Verweisfunktion nicht. Schon die Simulationen im Rahmen der Forschung zur Künstlichen Intelligenz in den 1970er Jahren, wie sie Wahlster (1979) Wahlster, Wolfgangdiskutierte, zwangen zur Entwicklung der sog. Fuzzy LogicFuzzy Logic. Das ist eine Theorie, die sich mit der Vagheit sprachlicher Ausdrücke auseinandersetzt und dies als Besonderheit natürlichen Sprechens nachweist. Nicht zufällig gewann der Begriff des Sprachspiels von Wittgenstein (1967) Wittgenstein, Ludwig J.J.besondere Aufmerksamkeit, denn er verweist auf die gegenseitige Abhängigkeit von Zeichen und Zeichennutzern, die ihm seine Bedeutung erst im situativen Handeln zuzuschreiben erlauben. Offen geblieben ist das Wie. Kommunikation wird gerade aufgrund dieser Unbestimmtheit herausgefordert.

      Ludwig Josef Johann Wittgenstein (1889–1951)

      War einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, Schwerpunkte: Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins

      PraxeologieWenn der Komplexität der Verwendung von Zeichen Rechnung getragen wird, hat das Folgen für das Verständnis von Kommunikation. Die Akteure können sich nicht darauf verlassen, dass das, was sie äußern, von anderen auf dieselbe Weise verstanden wird. Sie sind deshalb gezwungen beobachten zu lernen, ob das, was der Andere tut, mit dem, was sie möchten, kompatibel ist. Gibt es Differenzen, kann Kommunikation diese bearbeiten. Baecker (2005) hat auf diesen Aspekt aufmerksam gemacht. Die Akteure kontrollieren jedoch nicht, ob der Angesprochene über ein identisches Weltwissen verfügt, sondern sie beobachten, an welchen Punkten gemeinsames Handeln scheitert oder gefährdet ist. Um das zu verhindern oder zu überwinden und die Beobachtungsgabe der Akteure zu schärfen, braucht es Erfahrungen mit Kommunikation.Praktiken

      Ein Kind hebt eine verschmutzte Kirsche vom Boden auf und will sie in den Mund stecken. „Nein, das ist bäh!“ ruft die Mutter. Das Kind schaut verständnislos und will die Kirsche essen. Die Mutter nimmt sie dem Kind weg. Das Kind findet etwas, was es essen möchte. Der Hinweis, das nicht zu essen, wird nicht verstanden. Mutter und Kind können sich den Bedeutungszusammenhang essbare und nicht essbare Gegenstände noch nicht erklären. Dem Kind fehlen entsprechende Erfahrungen. Die Mutter interveniert durch ihr Eingreifen in das Handeln des Kindes, sie nimmt ihm die Kirsche weg.

      Reichertz (2009) Reichertz, Joverbindet daher die Frage nach der Kommunikation immer mit der nach der Macht. Denn versagt Kommunikation entsteht die Gefahr einer gewaltsamen Intervention, das Handlungsziel wird erzwungen. Wer kommunizieren will, muss sich daher immer auch fragen, was kann Kommunikation und was kann sie in dieser Situation nicht.

      Zusammenfassung

      Kommunikation ist Gegenstand verschiedener Wissenschaftsdisziplinen. Sie wird zum ersten Mal in der Technik der Signalübermittlung greifbar. Die Idee, dass eine Botschaft übermittelt wird und dafür geeignete Bedingungen herrschen müssen, findet sich noch heute im Verständnis von Kommunikation wieder. Das steht in engem Zusammenhang mit der Vorstellung, Zeichen garantierten diesen Vermittlungsprozess, man müsse diese nur richtig gebrauchen. Damit wird aber die Komplexität kommunikativen Handelns völlig unterschätzt. Schon früh hatte die Sozialpsychologie dies erkannt und die Soziologie reagierte darauf, indem sie sich Gedanken darüber machte, in welchem operativen Zusammenhang Gesellschaft und Kommunikation zu verstehen sind, wenn Handlungen notwendig werden. Eine zentrale Frage für eine Kommunikationswissenschaft ist daher: Woher nimmt Kommunikation ihre Wirkmacht?

      Literatur

      Austin, John L. (1962): How to do things with words. Hg. v. James O. Urmson. Cambridge Mass. u.a.: Harvard Univ. Press (The William James lectures, 1955).

      Baecker, Dirk (2005): Form und Formen der Kommunikation. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Bernstein, Basil (1973): Studien zur sprachlichen Sozialisation. 2., durchges. Aufl. Düsseldorf: Schwann (Sprache und Lernen, 7).

      Brown, Penelope; Levinson, Stephen C. (1988): Politeness. Some universals in language usage. Reprint. Cambridge u.a.: Cambridge Univ. Press (Studies in interactional socio-linguistics, 4).

      Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena: Verlag Gustav Fischer.

      Eco, Umberto (1977): Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte. Dt. Erstausg., 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Faßler, Manfred (1997): Was ist Kommunikation? München: Fink (UTB)

      Grice, H. Paul (1975): Meaning. In: Philosophical Review 67.

      Habermas, Jürgen (1984): Theorie des kommunikativen Handelns. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Klaus, Georg (1973): Kybernetik und Gesellschaft. 3., neubearb. u. erw. Aufl. Berlin: Deutscher. Verlag der Wissenschaften.

      Klix, Friedhart (1971): Information und Verhalten. Kybernetische Aspekte der organismischen Informationsverarbeitung; Einführung in naturwissenschaftliche Grundlagen der allgemeinen Psychologie. 1. Aufl. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.

      Labov, William (1978): Sprache im sozialen Kontext Beschreibung und Erklärung struktureller und sozialer Bedeutung von Sprachvariation. Kronberg,Ts.: Scriptor Verlag.

      Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

      Mead, George Herbert; Morris, Charles William (1934): Mind, self & society. Chicago: Univ. Press.

      Morris, Charles W. (1938): Foundations of the theory of signs. Chicago u.a.: Univ. of Chicago Pr (International encyclopedia of unified science, 1, 2).

      Reichertz, Jo (2009): Kommunikationsmacht, was ist Kommunikation und was vermag sie? Und weshalb vermag sie das? 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwiss.

      Reichertz, Jo (2011): Kommunikation, Macht, Identität. Verlässlichkeit als Schlüsselkategorie kommunikativer Macht. In:

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