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      Wolfgang Sucharowski

      Kommunikationswissenschaft

      Eine Einführung

      A. Francke Verlag Tübingen

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      © 2018 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      www.francke.de[email protected]

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

      ePub-ISBN 978-3-8233-0081-6

      Vorwort

       Kommunikation – und Mensch sein – ist nicht einfach … aber überraschend wendungsreich.

      Damaris Wieser

      Wer eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft veröffentlicht, muss sich die Frage des Warum gefallen lassen. Gibt es doch zahlreiche Bücher, in denen ganz viel und Wichtiges zur Kommunikationswissenschaft gesagt wird. Warum dann noch ein Buch?

      Das Thema Kommunikation ist so vielfältig wie auch die wissenschaftlichen Interessen daran. Das spiegelt sich in den sehr unterschiedlichen Einführungen wider. Studierende wünschten sich ein Buch, das sie mit Praktiken der Analyse und Beschreibung von alltäglicher Kommunikation in ihnen bekannten Handlungsfeldern bekannt macht. Aufseiten der Lehrenden war vom Wunsch nach einem Buch zu hören, das Theorieansätze in ihren Grundzügen vorstellt, die auf ihre praktische Relevanz hin mit Studierenden geprüft werden könnten. Bei den über das Lehrfach hinaus interessierten Personenkreisen wurde angeregt, darüber nachzudenken, ob es nicht eine Darstellung geben könne, die einerseits mehr Verständnis für Kommunikation ermöglicht und andererseits auch die Schwierigkeit, über Kommunikation wissenschaftlich reden zu können, plausibel macht; jeder glaube, über Kommunikation reden zu können.

      In den vorhandenen einführenden Darstellungen der vergangenen Jahre wird zum einen auf die Vielfalt der Interessen verwiesen, zum anderen orientieren sich die Einführungen an einer für sie wichtigen Bezugsdisziplin. Im deutschen Sprachraum waren das lange Zeit die Signaltheorie der Informatik und zeitlich fast parallel dazu die Psychologie und Psychotherapie. In den 80er Jahren galten als Reaktion auf die Bildungsreformen die Pädagogik und Soziologie als wichtige Bezugsgrößen für ein Nachdenken über Kommunikation. Seit den 90er Jahren findet ein grundlegender Wandel in den Medien statt, sodass die Medienwissenschaft die Aufmerksamkeit auf Kommunikation bindet. Parallel dazu hat die Sozialwissenschaft aufgrund ihrer Methoden großen Einfluss auf die Kommunikationsforschung genommen.

      Die Idee für die hier vorgelegte Hinführung besteht darin, den Blick auf das Kommunikationsereignis in der Alltagswelt durch typische Sichtweisen einzelner Fachdisziplinen zu weiten. In Verbindung mit einem Kommunikationsbeispiel aus dem alltäglichen Umfeld soll fallweise herausgearbeitet und gezeigt werden, welche Merkmale von Kommunikation dadurch sichtbar gemacht werden und welcher Anspruch auf Gültigkeit mit diesen verbunden werden kann.

      Dabei gilt die Grundannahme, wer sich auf Kommunikation wissenschaftlich einlässt, muss respektieren, dass Kommunikation ein flüchtiges Ereignis ist und sich nicht einfach in die Hand nehmen lässt, nicht durch ein Mikroskop betrachtet werden kann oder in chemische Elemente zerlegbar ist. Als mediales Ereignis ist Kommunikation an Raum, Zeit und Akteure gebunden. Die Akteure sind als Personen oder Institutionen fassbar. Ihr Handeln vollzieht sich in Räumen, die oft dafür geschaffen wurden, z.B. Schule, Gericht, Arztpraxis. Das Handeln ist sehr oft an bestimmte Zeiten gebunden, z.B. Sprechstunde, Seminarsitzung, Vollversammlung der Studierendenvertretung. Hier werden Dokumente erzeugt, die nach dem Kommunikationsereignis aufbewahrt werden, z.B. Protokolle, Berichte, Nachrichten in Massenmedien. Das alles kann nur stattfinden, weil es unter den Akteuren Erfahrungen im Umgang miteinander und ein Wissen übereinander gibt.

      Im Buch werden Beschreibungsansätze ausgewählt und vorgestellt, an denen gelernt und geübt werden kann, solche Bedingungen zu erkennen, welche das kommunikative Verhalten für die beteiligten Akteure gegenseitig als Handeln abschätzbar macht. Was der Andere tut, ist nicht ohne weiteres als bestimmte Handlung identifizierbar. Es muss einen Kontext für das Tun geben, der bekannt ist. Kommunikation setzt Medien voraus, und diese nutzen Techniken. Das kann nur funktionieren, wenn es Zeichen gibt, deren Nutzung unter den Akteuren eingeübt worden ist. Der ganze Aufwand wird gemacht, weil Bedürfnisse vorhanden sind, die ohne die Anderen nicht befriedigt werden können.

      Kommunikation ist ein komplexes Ereignis, das von den Akteuren vielfältigste Entscheidungen abverlangt. Um Kommunikation wissenschaftlich zu beschreiben, bedarf es daher theoretischer Konzepte und dazu passender Methoden. In den verschiedenen Einheiten wird darauf sukzessive eingegangen.

      Den Ausgangspunkt bilden Fragen nach dem Verhältnis von Kommunikation und Wissenschaft in der gesellschaftlichen Diskussion (Einheit 1) und in den Lebenswelten des Alltags (Einheit 2). Der bekannteste Zugang zur Kommunikation erfolgte über die Nachrichtenübertragung und das Nachdenken darüber, wie Daten über weite Strecken hinweg versendet werden können (Einheit 3). Das kann nur funktionieren, wenn das dabei Vermittelte auf Mitspieler trifft, die aus dem Gesendeten Nachrichten generieren können (Einheit 4). Hier nun zeigt sich, wie erfinderisch Akteure im Laufe der Kulturgeschichte waren und gegenwärtig noch sind (Einheit 5). Das alles ist nur möglich, weil Gesellschaften und ihre Mitglieder Praktiken zur gemeinsamen Bewältigung ihrer Lebenswelten entwickeln (Einheit 6). Zu diesen Praktiken gehört die Nutzung von Signalen und mit ihnen verbundene Erklärungsmodelle, die das Verstehen von Kommunikation beeinflussen und damit verbundene Erwartungen verknüpfen (Einheit 7). Kommunikative Praktiken basieren nicht nur auf dem Zeichenaustausch, sie leben von der Auseinandersetzung mit dem Gegenüber des Einzelnen. Hier lernt er, ob und wie der Andere reagiert (Einheit 8). Einen weiteren Bezugshorizont, der den Einzelnen beeinflusst bzw. den er wählt, um Einfluss zu nehmen, findet der Einzelne in den gesellschaftlichen Verhaltensmustern und den für sie typischen Umgebungen (Einheit 9). Interessant ist auch die Frage, welche Dynamiken von diesen Bezugshintergründen ausgehen, wer sie auslöst und wie sie steuerbar sind (Einheit 10).

      Kommunikation zu beschreiben, setzt handwerkliches Können voraus. Das beinhaltet eine geisteswissenschaftliche Komponente. Kommunikative Praktiken basieren auf Verständigungs- und Verstehensleistungen. Diese setzten das Deuten Können dessen voraus. Was andere für einen tun, spielt eine zentrale Rolle. Daher bedarf es einer Auseinandersetzung mit dem, was Interpretieren genannt wird (Einheit 11). Das kommunikative Ereignis ist ein flüchtiger Prozess, der zeitlich gebunden nicht wiederholbar ist. Dieser Vorgang lässt sich heute auditiv und bildlich, analog oder digital festhalten. Ein solches Dokument kann in Text umgewandelt werden. Dieser bietet sich dann als eine Grundlage für neuerliche Interpretationen an (Einheit 12). Kommunikation durchzieht alle Lebensbereiche und erzeugt vielfältigste Dokumente, die nicht nur klassisch interpretatorisch erschließbar sind, sondern auch mithilfe quantifizierender Verfahren Einsichten in kommunikatives Handeln ermöglichen (Einheit 13).

      Die Darstellung endet mit dem Blick auf Praktiken der Kommunikationsberatung, wie sie vor allem in den USA entstanden und heute auch hier bei uns zur Selbstverständlichkeit geworden sind (Einheit 14).

      Kommunikation und Wissenschaft

      Inhalt

       1.1 Interessen an der Kommunikation 2

       1.2 Das Fach Kommunikationswissenschaft 3

       1.3 Die Breite des Faches Kommunikationswissenschaft 7

       1.4 Sich der Kommunikationswissenschaft annähern 9

       1.5 Literatur 16

       1.6 Problemstellung und Fragen 17

      Überblick

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