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gesagt oder geschrieben worden ist, verstehen die Angesprochenen ganz unterschiedlich und ziehen so nicht vorhergesehene Schlüsse daraus. Das alles geschieht, wie Krotz (2007) zeigt, in einer Welt sich ständig verändernder Medien. Höflich (1996) Höflich, Joachimberichtet, als das Telefon eingeführt wurde, war es ein Kommunikationsmedium für Behörden, Organisationen und Betriebe. Entsprechend eingeschränkt war die kommunikative Nutzung, es ging um Nachrichten offizieller Belange von betrieblichen und behördlichen Einrichtungen. Erst mit der Glasfasertechnik konnte ein Angebot geschaffen werden, dass erlaubte, private Haushalte an das Medium anzuschließen und durch die günstigen Preise zu ermöglichen, beliebig viel zu telefonieren. Es entwickelte sich eine eigene Gesprächskultur am Telefon, die mit dem Handy eine Weiterentwicklung erfahren hat. Jetzt kann immer und überall mit Anderen über alles gesprochen werden und das geschieht in einem nicht mehr dafür eingerichteten Raum wie einer Telefonzelle. Handys erlauben es, Fotos und Mitschnitte von Episoden zu versenden und erzwingen damit neue Kommunikationsformen.

      Joachim R. Höflich (*1954)

      Professor für Kommunikationswissenschaft, Schwerpunkte: interpersonale Kommunikation und Medienintegration

      Ein erneuter Wandel vollzog sich mit neuen Nutzungsmöglichkeiten des Internets. Höflich (2016) sieht, wie dem Einzelnen und der Art seiner Präsenz im Internet eine besondere Rolle zukommt. Wenn wir uns in einem Chatroom bewegen, ist aber nicht mehr sicher abschätzbar, wer mit uns in Kontakt getreten ist. Obwohl sich ein Gegenüber als Individuum darstellt, ist unklar, um „was“ es sich dabei handelt. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Interaktion mit einer Maschine erfolgt. Das passiert, wenn beispielsweise eine Auskunft eingeholt wird und der Auskunft Gebende, der freundlich mit dem Anrufer spricht, ein Rechner ist. Ein anderes Beispiel für solche Veränderungen ist die heute selbstverständlich gewordene E-Mail. Sie wurde zu Beginn als Ersatz für einen Brief kommuniziert und entwickelte sich rasch zu einem beliebten Kommunikationsmittel, dass wegen seiner zeitlichen Nähe zum Kontaktpartner bis heute geschätzt wird.

      DatentransferKommunikation wird konkret fassbar als eine Welt voller Daten. Sie werden in einer Vielfalt von Zeichen an uns herangetragen bzw. sie umgeben uns ständig und das erfolgt in den unterschiedlichsten Ausformungen. Daher gilt es zu klären, wie Daten für das Kommunizieren genutzt werden. Sie sind nicht einfach da, hinter ihnen stehen tatsächliche oder gedachte Individuen, welche mit ihnen jemanden zu etwas bewegen wollen. Wie erreichen diese Akteure sich mit den Daten gegenseitig so, dass kalkulierbar erscheint, wie mit ihnen umgegangen wird? Eine kommunikationswissenschaftliche Diskussion wird daher mit Akteuren konfrontiert, die voneinander etwas wollen. Zentral ist die Frage, wie sie das anstellen, um erfolgreich zu sein. Wie nutzen sie Daten und warum können sie sich darauf verlassen? Welche Fähigkeiten müssen sie sich gegenseitig unterstellen, denn die Umwelt stellt vieles als Daten zur Verfügung? Woher kommt das Wissen darüber, welche der Daten zu einem bestimmten Zweck genutzt werden sollen? Daten müssen daher für den Anderen als etwas erkennbar werden, das anzeigt, dass es auf der anderen Seite jemanden gibt, der ihn mit Daten ansprechen will. In der kommunikationswissenschaftlichen Diskussion tritt der Begriff des Signals auf, um diesen Zusammenhang deutlich zu machen. Signale werden gesetzt, um anderen Hinweise zu geben, wie sie sich in der Umwelt, in der das Signal auftritt, verhalten sollen.

      SignalfunktionSignalfunktionDas Erkennen des Signals beinhaltet zugleich ein Wissen darüber, dass es einen Sender gibt, der sich mit dem Signal an einen Empfänger wendet. Signale funktionieren deshalb nicht für sich, sondern sind an bestimmte Umwelten gebunden, in denen ein Sender agiert. Für die Nutzer bedeutet das, sie müssen gelernt haben, Umwelten voneinander zu unterscheiden und solche zu erkennen, die dem Augenblick des Handelns Sinn zuzuschreiben erlauben. Zum Beispiel: Florian zeigt ein Verhalten, das Streit provoziert oder Ausdruck einer Depression ist oder Zeugnis fehlender Disziplin oder etwas nicht näher Bestimmbares. Die Sozialisation eines Einzelnen hilft ihm dabei, Erfahrungen zu sammeln, welche Daten in welcher Umwelt Signalfunktion haben oder nicht. Der Akteur sucht nach Indizien dafür, in welchen Handlungszusammenhängen diese Daten auftreten und mit welcher Bedeutung sie sich dort aufladen. Die kommunikationswissenschaftliche Diskussion hat daher Zusammenhänge aufzudecken, welches Formeninventar in welchen Umwelten auftritt, welche Eigenschaften Daten haben, um als Signal fungieren zu können. Genauso wichtig ist zu analysieren, welche Effekte dabei zu beobachten sind und welche Entwicklungen durch Veränderungen auftreten.

      WeltwissenWeltwissenDas wirft die Frage auf, woher die Akteure wissen, wie sie jeweils reagieren sollen. In der kommunikationswissenschaftlichen Debatte werden unterschiedliche Erklärungsansätze diskutiert. Den Akteuren wird ein Wissen unterstellt, welches sie in die Lage versetzt, mit jeweils vorfindlichen Verhältnissen umgehen zu können. In der Soziologie gibt es Ansätze, die davon ausgehen, dass sich in Gesellschaften Systeme entwickelt haben, die Regeln und Verhaltensformen festlegen und so den Akteuren Deutungsmöglichkeiten an die Hand geben. Vieles spricht dafür, dass sich Praktiken unter den Akteuren herausbilden, die über das Situative hinausreichen und unter ihnen Erwartungen aufbauen, die rechtlich abgesichert werden oder politisch erwünscht sind. Wer ein Klassenzimmer als Schüler oder Lehrer betritt, hat gelernt, was er dort darf oder nicht, welches Verhalten Vorteile und welche Nachteile beinhaltet und was von den anderen Akteuren zu erwarten ist. Das wird für die Beteiligten durch die Örtlichkeit bewusst gehalten und umfasst die Themen und Gegenstände, über die gesprochen wird.

      Symbolische UmweltSymboleUmweltDie Sozialpsychologie legt die Annahme nahe, dass die uns umgebende Welt mit Bedeutungszuschreibungen geordnet wird und die Bedeutungen durch Interaktionen abgeglichen werden. Auch sie kennt das Phänomen stabil auftretender Handlungsabfolgen und spricht dann von (Ablauf-)Mustern, die regelmäßig mit typischen Handlungen und Handlungsfolgen verbunden auftreten. Für die kommunikationswissenschaftliche Fragestellung sind diese Beobachtungen relevant, weil sie Hinweise darauf geben, von welcher Art Erwartung Akteure im Normalfall ausgehen, wenn sie miteinander interagieren, und wie stabil damit verbundene Erwartungen faktisch sind. Bedeutsam ist ferner die Klärung, woran sie sich orientieren, wenn sie Annahmen bilden, und nach welchem Ablaufmuster sie effektiv agieren können. Diese Frage interessiert auch die digitale Kommunikation, wenn automatische Auskünfte gegeben werden sollen.

      KommunikationskompetenzDas Erkennen von gesellschaftlichen, systemisch wirksamen Umwelten bedeutet für das kommunikationswissenschaftliche Beobachten nicht, die Praktiken des Einzelnen nur als Reflex darauf zu analysieren. Das tatsächliche Verhalten des Einzelnen ist vielfältiger und wird nur bedingt durch die genannten Ansätze erklärt.KommunikationKompetenz Welches Aktionspotential dem Akteur zur Bewältigung seiner Umwelt zur Verfügung steht, hängt einerseits von seinem Wissen um systematische bzw. typische Handlungszusammenhänge ab, es wird aber auch von der Fähigkeit beeinflusst, welches strategische Potential ihm zur Verfügung steht, wie gut er mit Anderen, mit Themen, mit situativen Umständen ganz unterschiedlicher Art umgehen kann. Handlungstheorien wollen dem Verhalten einzelner auf die Spur kommen, indem sie aufzudecken und zu klären versuchen, auf welchem Weg der jeweilige Akteur zum Erfolg gelangt oder scheitert. So werden ihm Ziele und Motivlagen unterstellt, oder von einer besonderen Art der Umweltbearbeitung ausgegangen, indem er diese aufgrund von ihm akzeptierter Vorgaben deutet und Handlungskonsequenzen daraus ableitet. Der Charakter solcher Vorgaben wird von einzelnen Theorieansätzen unterschiedlich bewertet.

      Erklärung

      Interessant sind die Ansätze, die davon ausgehen, dass sich Handeln aus dem Augenblick heraus konstituiert und Ziel und Motiv erst im Nachhinein erkennbar werden. Damit wird eine Erfahrung beschrieben, die besonders in der Alltagskommunikation auftritt. Dieser Aspekt ist für die Kommunikationswissenschaft wichtig, weil er an ein Phänomen anschließt, das jeder kommunikativen Handlungsfolge inhärent ist. Ob der nächste Beitrag in einem Gespräch aus dem Bisherigen erklärt werden kann, ist grundsätzlich immer offen. Bei diffusen Gefühlslagen tritt vermehrt der Effekt ein, dass plötzlich etwas geäußert wird, was nicht zu passen scheint. Gesprächen haftet insofern immer das Gefühl an, mit Unerwartetem konfrontiert zu werden.

      BeobachtungsfeldKommunikationBeobachtenDie Kommunikationswissenschaft muss beobachten, wie Akteure miteinander umgehen, wenn sie etwas voneinander wollen, und wie sie sich beobachten, wenn sie gemeinsam etwas tun.

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