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dass der Kontrast spezifisch/nicht-spezifisch auch bei definiten NPn zu beobachten ist:

      Obwohl definite NPn überwiegend den weitesten Skopus haben und nicht skopus-sensitiv sind, können sie auch im Skopus eines Operators interpretiert werden und eine nicht-spezifische Lesart bekommen, z.B. 43a. Da befindet sich die NP the girl sitting to his right im Skopus des Operators every und kann nur als skopal nicht-spezifisch interpretiert werden, und zwar variiert der Referent der NP abhängig von dem jeweiligen Studenten. In 43b referiert der Sprecher mit der Subjekt-NP auf keine bestimmte Person, sondern auf irgendeine Person, die die Bedingung „als Letzte den Raum verlassen“ erfüllt. Deswegen ist die NP the last person epistemisch nicht-spezifisch.

      Über das Konzept, das allen Subtypen von Spezifizität zugrunde liegt, besteht keine Einigkeit. Yeom (1998) betrachtet zum Beispiel den kognitiven Kontakt mit dem Referenten als Grundbedeutung von Spezifizität. Nach ihm (1998:64ff.) hat der Sprecher ein bestimmtes Individuum im Sinn, wenn er einen kognitiven Kontakt mit ihm hat. Damit wird gemeint, dass der Sprecher persönlich das Individuum kennt (im engeren Sinne) oder dass er weiß, wer es ist (im weiteren Sinne). Der Sprecher muss das Individuum nicht mit Namen identifizieren, sondern nur durch bestimmte Eigenschaften von anderen Individuen unterscheiden. Yeom macht darauf aufmerksam, dass eine spezifische Lesart möglich ist, auch wenn der Sprecher keinen direkten kognitiven Kontakt mit dem Referenten hat:

      In diesem Satz hat John mit einer Frau einen kognitiven Kontakt, während der Sprecher nur weiß, dass das Individuum die Eigenschaft hat, eine Frau zu sein und dass John diese Frau gesehen hat. Das heißt, dass es für eine spezifische Interpretation hinreichend ist, wenn der Sprecher in direkter oder indirekter Kommunikation mit jemandem steht, der einen kognitiven Kontakt mit dem Referenten hat. Dagegen plädiert von Heusinger (2011) für den Begriff „referentielle Verankerung“ (engl. referential anchoring), und zwar ist eine spezifische indefinite NP in einem salienten Diskursteilnehmer oder in einem anderen Diskursreferenten referentiell verankert. Nicht nur der Sprecher, sondern auch ein anderer Agent im Kontext kann für die Referenz verantwortlich sein. Nach Farkas (2006) können unterschiedliche Typen von Spezifizität unter dem Begriff „referentielle Stabilität“ (engl. referential stability) subsumiert werden. Das heißt, dass die Referenz einer spezifischen NP festgelegt ist und durch den sprachlichen Kontext nicht verändert werden kann, während die Referenz einer nicht-spezifischen NP abhängig von der sprachlichen Umgebung ist. Außerdem ist zu bemerken, dass Spezifizität und Definitheit von Farkas als zwei voneinander unabhängige Kategorien betrachtet werden. Diese Ansicht wird auch in der vorliegenden Arbeit geteilt.

      In manchen Sprachen ist Spezifizität eine grammatische Kategorie, die mit bestimmten Ausdrucksformen gekoppelt ist. Zum Beispiel hat das Marokkanisch-Arabische zwei indefinite Artikel: den spezifischen Indefinitartikel wahed-l und den nicht-spezifischen shi. Im Türkischen werden direkte Objekte, die definit oder indefinit spezifisch sind, mit Akkusativ markiert. (von Heusinger 2011:6f.) Dagegen ist Spezifizität im Deutschen und Chinesischen nicht durch morphologische Mittel kodiert und diese Opposition ist eher ein semantisch-pragmatisches Phänomen, das in der Textanalyse schwer operationalisierbar ist. Trotzdem gibt es sprachliche Indikatoren, die auf eine bestimmte Lesart hindeuten, z.B. der deskriptive Gehalt der NP, Erweiterung durch Relativsätze, Topikalisierung und Linksversetzung, There-Konstruktion, bestimmte Determinative oder Adjektive, Numerale usw. (Fodor & Sag 1982, Haspelmath 1997, Stark 2006, von Heusinger 2011). Zur Verdeutlichung der Lesart werden am häufigsten Determinative oder Adjektive hinzugefügt, zum Beispiel bevorzugen die Adjektive certain und particular im Englischen die spezifische Lesart:

      Aber es ist anzumerken, dass a certain nicht immer eine spezifische Lesart impliziert:

      In 46 hat z.B. die NP a certain woman einen engen Skopus und muss als nicht-spezifisch interpretiert werden. In diesem Fall verehren alle Engländer verschiedene Frauen. Im Deutschen kann die spezifische Lesart durch Ausdrücke wie ein bestimmter näher spezifiziert werden, die nicht-spezifische dagegen durch irgendein oder ein beliebiger (von Heusinger 2002). Im Chinesischen kann die nicht-spezifische Lesart durch das Hinzufügen von suibian/renyi ‚irgend, beliebig‘ verdeutlicht werden.3 Eine weitere Eigenschaft von nicht-spezifischen NPn, die in der Literatur vielfach beschrieben ist, besteht darin, dass sie nicht mit einem anaphorischen Pronomen wieder aufgenommen werden können, außer wenn das Pronomen in einem modalen Kontext steht (Karttunen 1976:374, von Heusinger 1997:127):

      Durch diese Eigenschaft unterscheiden sich die nicht-spezifischen NPn von den nicht-referentiellen, die in allen Kontexten für einen anaphorischen Anschluss nicht zugänglich sind.

      2.3 Generizität

      Der Begriff Generizität wird in der Literatur häufig nicht explizit definiert, sondern durch Beispiele charakterisiert. Die Subjekt-NPn folgender Sätze werden gewöhnlich als generisch bezeichnet (Gerstner-Link & Krifka 1993):

      Allquantifizierte NPn sollten nicht als generisch betrachtet werden, weil sie keine Ausnahme zulassen. Wenn auch nur eine Kartoffel kein Vitamin C enthält, ist 49a immer noch wahr, 49b dagegen falsch.

      In Krifka et al. 1995 wird zwischen zwei Phänomen von NPn unterschieden, die als generisch bezeichnet werden, nämlich generische NPn (auch artreferierende NPn) (48a, c-f) und generische Sätze (auch charakterisierende Sätze) (48b). Generische NPn referieren auf Arten und werden den NPn gegenübergestellt, die auf Objekte referieren (objektreferierenden NPn).

      Generische Sätze treffen allgemeingültige Aussagen über Entitäten oder Situationen, wobei sich die Generizität aus dem Satz ergibt, nicht aber aus einer NP in ihm. Der Gegensatz von generischen Sätzen sind partikuläre Sätze, die Aussagen über spezielle Ereignisse, über Eigenschaften bestimmter Objekte usw. machen.

      Außerdem ist zu bemerken, dass artreferierende NPn in charakterisierenden Sätzen auftreten können, z.B. 50a. Dabei drückt der Satz Regelmäßigkeiten aus, die für eine bestimmte Art gelten. Im Folgenden werden einige Tests vorgestellt, die dazu dienen, artreferierende NPn von objektreferierenden sowie charakterisierende Sätze von partikulären zu unterscheiden.

      2.3.1 Generische NPn und generische Sätze

      2.3.1.1 Artreferierende NPn

      Nach Krifka et al. (1995) charakterisieren sich artenreferierende NPn vor allem durch zwei Eigenschaften: Zum einen sind nur artreferierende NPn mit Klassenprädikaten kompatibel, zu denen folgende Verben oder Verbalkomplexe gehören:

      Argument-NPn von Prädikaten in 52a müssen auf Arten referieren, während die von Prädikaten in 52b eine artreferierende Interpretation bevorzugen.

      Aus 53 ist ersichtlich, dass NPn mit definitem Artikel im Singular (53a), artikellose NPn im Plural und im Singular (53b und c) mit be extinct kompatibel sind, während NPn mit indefinitem Artikel

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