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or rivalry occurs between the women; as a result the husband loses his children“22. Er schließt nicht aus, dass die drei Arten der in seinem Artikel erwähnten Erzählungen ihren Ursprung in einer polygamen Gesellschaft des Morgenlandes haben; er wagt sogar Syrien oder den Nahen Osten vorzuschlagen. Nachdem der Kern des Mythos in dieser Art von Gesellschaft entstanden war, wurden die dort erzählten AbenteuerAbenteuer später in die hellenische monogamische Kultur übertragen und dementsprechend angepasst (die erste Frau stirbt oder der Mann lässt sich von ihr scheiden; das Thema der Geliebten passt ebenfalls dazu). Im Bezug auf die AitiologieAitiologie des Mythos von Athamas (und des Mythos von Prokne) ist Fontenrose der Meinung, dass diese drei Erzählvarianten wahrscheinlich ins Spiel gebracht wurden „as aitia to explain certain cults and rites that attracted attention: the worship of ZeusZeus Laphystius at HalosHalos and Mount Laphystium, the Agrionia of Orchomenus, other Dionysiac cults in Boeotia, the Isthmian festival, the sacrifices to Palaemon-Tennes on TenedosTenedos“23. Dieser Gelehrte argumentiert auch gegen viele englische Autoren, die denken, dass der Mythos aus dem Kultus entstanden24 ist, das heißt, dass sich der Plot eines Mythos aus der Gesamtheit der Gesten eines Ritus entwickelt hat. Die Geschichte von Athamas wurde dem allgemeinen Magma der hellenischen Folkloristik entnommen.

      Großen Wert legt Fontenrose auf die I-T-Version und vermutet irgendeine Verbindung zwischen der I-L-M-Version und Athamas in den ältesten Zeiten, weil er glaubt, dass Ino und Leukothea ursprünglich nicht gleichgesetzt waren: Die I-P-H-Version der neidischen StiefmutterStiefmutter wäre in diesem Fall eine spätere Wiederverarbeitung der Motive von PotipharPotiphar und der I-T-Version. Nicht klar ist, wie diese Version in OrchomenosOrchomenos die Oberhand gewinnt, wenn man glaubt, dass die I-T-Version in der Stadt schon angesiedelt war. Es ist uns auch nicht ganz selbsverständlich, dass die I-P-H-Version Elemente der I-T-Version behält; Fontenrose erwähnt sie nicht. In der Tat besteht die einzige wesentliche Veränderung in den Gründen der Intrige gegen den Sohn von Athamas.

      Darüber hinaus sieht es ein wenig übertrieben aus, anzunehmen, dass „if Nephele and HeraHera were originally identical, and if Athamas was a form of Zeus, then in legends Band C25 we may have a development of the stories of Zeus’s amours“26. Fontenrose macht m.E. in seinem Artikel27 zu viele ,Identifizierungen‘, ohne deutlich zu demonstrieren, ob sie der Wahrheit entsprechen können.

      Schließlich ist der Kern der Legende von Athamas laut Jouan / Van Looy im Schol. in Ar. Nu. 257 HolwerdaScholia zu AristophanesSchol. in Ar. Nu. 257b Holwerda jwie folgt aufzufassen: Als Bestrafung durch DürreDürre nach dem Verschwinden der WolkeWolke. „Le thème de la mauvaise marâtre s’est greffé très vite sur ce récit“28.

      Alle diese Punkte werden auf den nächsten Seiten geklärt, zudem wird eine zusammenhängende Struktur des Mythos von Athamas dargelegt.

      Erstes Kapitel Literarische Darstellung von Athamas’ Mythos

      Klassische Griechische Epoche

      I. Aischylos

      Von den 90 oder 92 Tragödien, die Aischylos verfasst hat, trägt eine den Titel Αθάμας; dies kann man in dem von Radt (T 78, 1b) gesammelten Katalog der aischylischen Werke lesen. Abgesehen von dieser TragödieTragödie mutmaßt Aélion folgende Möglichkeit: „au sort de Mélicerte après sa mort, Eschyle avait consacré un drame satyrique, les Theôroi ou les Isthmiastai, dont les découvertes papyrologiques ont révélé d’importants fragments“1; keine Tragödie von Aischylos aber ist in Bezug auf die Geschichte von PhrixosPhrixos bekannt2, jedenfalls muss man dies annehmen, wenn man die Liste der erhaltenen Titel dieses Autors analysiert. Es ist aber möglich, dass einige der AbenteuerAbenteuer von Phrixos, und zwar diejenigen, die er in KolchisKolchis erlebte, in der Tragödie Argo, bei der es um den ArgonautenArgonautenzug geht, angedeutet wurden.

      Aischylos ist den erhaltenen Informationen nach der erste Schriftsteller, der ein Theaterwerk über Athamas und seinen Mythos verfasst hat. Deshalb sollte man hier die Überlegungen von Fontenrose festhalten, der in seinem Artikel „The sorrows of Ino and Procne“ schreibt: „We must remember that we know most of the Greek traditional stories in literary versions, whose authors seldom, if ever, had the same purpose as the brothers Grimm. Rather, they fitted the stories as they pleased to their plays, lyrics, and epics, changing and rearranging, adding and subtracting parts, and filling in from their own invention. It is only through a comparative study that we can conjecture the nature of the underlying folk traditions“3. Diese kritische Betrachtungsweise sollte der Leser stets im Blickfeld haben, wenn er mit den tragischen Versionen des Mythos von Athamas konfrontriert wird; im Absatz über Euripides wird dieses heikle Thema vertieft werden.

      Wenig kann man über die Bearbeitung des Mythos durch Aischylos sagen, weil sein Athamas nur fragmentarisch erhalten ist. Ebenso wenig kann man über die anderen Tragiker und literarischen Schriftsteller aussagen, wie es ja Fontenrose klargestellt hat. Andererseits ist es wichtig zu bemerken, dass die erhaltenen Kompilationen, wie die hellenistische von Apollodor4 oder die kaiserliche von Hygin, um die zwei wichtigsten anzuführen, die eine auf Griechisch, die andere auf Latein, vorwiegend nicht auf den folkloristischen Elementen der griechischen und lateinischen Traditionen, sondern auf den von den früheren Autoren übertragenen Versionen beruhen.

      Jetzt stellt sich die Frage, wie die Tragiker das überlieferte Material bearbeitet und den Mythos von Athamas präsentiert haben; selbstverständlich aber werden auch sie den Mythos von Athamas neu betrachtet und umgeformt haben, in einer Weise, die jahrhundertelang nicht nur die griechische, sondern auch die lateinische literarische Welt geprägt hat. In der Tat weisen Jouan / Van Looy darauf hin, „plusieurs sources ajoutent des détails qui pourraient remonter à un des nombreux drames que les trois tragiques ont tirés des légends d’Athamas-Ino-Phrixos“5; leider kann man diese Quellen oft kaum mehr erkennen.

      Von Aischylos’ Werk über diesen Mythos sind nur wenige Fragmente überliefert. Auf den nächsten Seiten wird versucht, die Handlung zu rekonstruieren, obwohl es sehr schwierig ist, eine gelungene Lösung zu erreichen, da die erhaltene Anzahl von Versen und sogar die von Wörtern sehr beschränkt ist. Wie Aélion bemerkt, betrifft diese Ungewissheit sowohl die Athamas betitelte TragödieTragödie als auch das ganze corpus Aeschyleum: „Nous ne connaissons que six tragédies de lui sur les quatre-vingt-dix qu’il avait composées. Prétendre, d’après un corpus aussi limité, établir avec certitude ce qui est eschyléen et ce qui ne l’est pas, paraît peu sérieux“6. Darum sollten alle unten vorgetragenen Behauptungen nur sehr kritisch angenommen werden; die Angaben erlauben nicht, weitere Schlüsse zu ziehen. Diese Vorsicht muss im Falle von Athamas’ Mythos noch erweitert werden, denn Robert bemerkt: „Jedoch geben die spärlichen Fragmente weder von der Sagenversion noch von dem Gang der Handlung eine Vorstellung“7.

      In Bezug auf Aischylos ist nichts sicher; eines aber könnte wahrscheinlich sein, wie Radt in seiner Ausgabe der tragischen Fragmente von Aischylos vorschlägt: Das erste Fragment könnte man in Verbindung mit dem Bilde von Athamas’ Sohn im Kessel mit kochendem Wasser bringen. Optimistischer ist aber Lucas de Dios: „Es posible establecer, con visos de gran probabilidad, la temática general de la trama“8. Vom Inhalt dieses Fragmentes aus geht der spanische Professor sogar noch weiter als der deutsche Forscher; er nimmt an, dass HeraHeras Rache an Athamas und Ino, die wegen der Erziehung des DionysosDionysos in ihrem Haus mit WahnsinnWahnsinn bestraft wurden, in dem aischylischen Werk ausgeführt wurde.

      In ihrer Untersuchung folgert Aélion daraus, „l’Ino d’Euripide reprenait, dans sa dernière partie, le sujet de l’Atamante d’Eschyle“9, obwohl sie zugibt10, dass der fragmentarische Zustand der Werke Aischylos’ und Euripides’ über den Mythos von Athamas nicht viel zu sagen gestattet. Diese Autorin43 hält dafür, dass Aischylos’ Io als Muster für all die wahnsinnig gewordenen Figuren gilt, die bei Aischylos (Io und Orestes in den überlieferten TragödieTragödien; Athamas, Ino, Lykurgos und Pentheus in den verlorenen) und bei Euripides (Orestes, Herakles, Pentheus und Agave in den erhaltenen Tragödien; Athamas, InoIno und Alkmeon in den verlorenen) erscheinen, „parce que la peinture de son état de folie est beaucoup plus précise que celle que nous trouvons dans les Choéphores“11.

      Io

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