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wird Aufmerksamkeit zur knappen Ressource. Zum einen, weil es weniger um die Produktion geht als um die Vermarktung der Aufmerksamkeit der User und Konsumenten. Zum anderen, weil es um den eigenen noch ungeschickten und wenig effizienten Umgang mit der eigenen Aufmerksamkeit geht. Der Umgang mit der eigenen Aufmerksamkeit ist wenig geübt.

      In der Schule, der Ausbildung und der Arbeit ging es lange um Disziplinierung von außen, darum, die Aufmerksamkeit zu trimmen auf von außen gesetzte Ziele und Inhalte. Die selbst geführte, eigene Aufmerksamkeit war das, was wegzutrainieren war. Für die Freizeit stehen der amputierten eigenen Aufmerksamkeit Unterhaltungsprogramme zur Verfügung. Da die Unfähigkeit zur eigenen Aufmerksamkeit und die Bedeutungslosigkeit der eigenen Aufmerksamkeit so fest in die Köpfe gesetzt wurde, wird in der Digitalisierung von vielen ebenfalls nur Freizeit gesehen. Genauso werden die Möglichkeiten, die ein bedingungsloses Grundeinkommen eröffnet, von vielen nur als Zeit für Hobby und Ferien interpretiert. Das entspricht einem Arbeitsbegriff ohne den Wert eigener Aufmerksamkeit.

      Menschen würden sich um das versammeln, was knapp ist, sagt Albert Wenger. In der Digitalisierung sieht er eine Befreiung der Menschen zu mehr Möglichkeiten. Doch der Boden dazu muss eine Renaissance der humanistischen Werte sein. Das ist für ihn das bedingungslose Grundeinkommen. Die Rahmenbedingungen für alle müssen den neuen Bedingungen entsprechen. Auch damit der Übergang vom Kapitalismus in das digitale Zeitalter nicht so viele Kriege und Gewalt bringt. Denn, staut man Entwicklungen, quält man die Menschen. In der technokratischen Behandlung der Sozialleistungen ist das zu sehen. Auch Gewalt und Kriege sind in ihrem neuen Auftreten bereits zu sehen. Dem digitalen Zeitalter muss eine menschliche Klärung vorausgehen wie die Aufklärung im 18. Jahrhundert der Industrialisierung.

      Bedingungslosigkeit

      Bedingungslos ist eigentlich ein intimer Begriff. ­Dies macht es nicht einfach, ihn mit einem alltäglichen ­Einkommen in Verbindung zu bringen. ­Während die einen ­glauben, dass die Grundlagen des Lebens bedingungslos zur Verfügung stehen, sagen andere, dass es dieses Phänomen in der Realität gar nicht gäbe.

      «Wie absurd dieser Vorschlag zu einem bedingungslosen Einkommen ist», sagt Roger Köppel, Chefredaktor des Schweizer Magazins «Die Weltwoche», «sieht man schon an dem Wort bedingungslos. Bedingungslosigkeit gibt es gar nicht, nichts ist bedingungslos.»

      «Bedingungslose Liebe ist das Größte in dieser Welt. Wer sie bekommt, hat großes Glück», sagt Warren Buffet, einer der reichsten Männer der Welt. «Mein Vater hat immer an mich geglaubt und mich unterstützt. (…) Meine Kinder bekommen bedingungslose Liebe, wie ich sie von meinem Vater bekommen habe.»

      Liebe ist bedingungslos. Sie ist ein bedingungsloses ganzes Interesse am anderen Menschen, das ihn aus sich selbst her­aus bejaht.

      Was hat es also mit diesem intimen Begriff auf sich? Wie fühlt sich bedingungslos eigentlich an? Ist das offen? Ist das schwach? Ist das Hingabe? Geht da was los? Ist das aufgehend?

      Bedingungslosigkeit – ist das ein Raum um einen herum, der haltlos und bedrohlich ist? Oder ist das ein Raum, der aus einem selbst heraus aufgeht?

      Bedingungslos muss es sein, wenn man auf einen neuen Gedanken kommen will. Sonst spinnt man nur den alten weiter. Der spinnt sich weiter bis zu einer Ideologie.

      Bedingungslos ist der Moment des Schöpferischen bei gleichzeitig voller eigener Präsenz.

      Kann man die Bedingungslosigkeit zu einem Bestandteil des Volkseinkommens machen?

      Praxis der Bedingungslosigkeit

      Von der «Zukunftsstiftung Soziales Leben» in Deutschland wurden Menschen mit einem Förderbetrag unterstützt, der keine Auflagen hatte. Der Betrag war 500 Euro pro Monat. Er wurde über drei Jahre ohne Ergebniserwartung und ohne Bedingungen ausgezahlt. Nur mit einem Interesse begleitet am anderen Menschen. Das war sehr schwierig, weil man bei ei­nem Zuspruch von Geld doch immer in Versuchung ist, nach der Effizienz zu fragen. Ist das denn auch sinnvoll? Lohnt sich das? Eine Sache oder ein Projekt zu fördern, ja, aber wie fördert man einen Menschen? Eben nur bedingungslos. (Dabei ist jede Förderung einer Stiftung letztlich nichts anderes als Einkommen für Menschen.)

      Da diese Stiftung weniger eine Antragsstiftung war, sondern auf Menschen zuging, die im weitesten Sinne gemeinnützig tätig waren, die ihrer Intention nachgingen und dies nicht in erster Linie profitorientiert, kam es auch dazu, dass jemand sich fragte: Wofür bekomme ich jetzt dieses Geld? Bei einem Antrag oder Auftrag ist das klar. Aber hier, zu was verpflichte ich mich da, wenn ich von denen Geld annehme, das keine Gegenleistung fordert? Ist das eine Verpflichtung zu etwas, was ich nicht weiß? Ist das wie bei der Mafia oder einer Sekte? Wird man da als ganze Person eingekauft?

      Diese Befürchtung haben manche auch beim bedingungslosen Grundeinkommen. Eine unausgesprochene Loya­litätsverpflichtung. In reichen Golfstaaten, wo es ein frei gegebenes Einkommen für die Landeskinder gibt, ist es das. Es ist wie ein Familieneinkommen.

      Jemand, der von der Stiftung gefördert wurde, erzählte, dass er diesen Einkommensbetrag ohne Verpflichtung nach einigen Monaten wie ein Brennglas auf die Selbstverantwortung erlebt habe. Weil da nichts war, was ihm die Verantwortung abnahm, wie bei einem Auftrag. Und da, sagte er, merkt man erst, wie viele Handbremsen man angezogen hat, wie viele Gründe man hat, nicht wirklich das Optimale aus sich und den eigenen Fähigkeiten zu machen. Zu bemerken, dass man diese Gründe nicht haben muss, das dauert eine Weile.

      Wie kommt das Neue in die Welt? Das war eine Frage in der Stiftung. Das Bedingungslose schafft einen freien Raum, in dem das Neue in die Welt kommen kann. Was war nun das Neue? Einige der Geförderten machten das weiter, was sie vorher gemacht hatten. Aber – sagten sie: besser. Weil so ein bedingungsloser Betrag nicht nur Geld ist, sondern einen besonderen Zuspruch transportiert: eine «Wärmequalität». Manche der Geförderten gingen auf die Bedingungslosigkeit gar nicht ein. Sie nahmen das Geld als Erleichterung dankend an.

      Schenken ist bedingungslos, wenn es Schenken ist, dann gibt man bedingungslos.

      Dass man nicht einfach etwas schenken kann, das denken viele. Dass man sehen kann, ist geschenkt. Die Augen sind geschenkt. Dass man denken und empfinden kann, ist geschenkt. Das Schenken der Natur ist ein anderes als das Schenken bei Menschen. Bei Menschen ist es eine individuelle Beziehung.

      Das bedingungslose Grundeinkommen ist kein Geschenk. Es ist für alle aus einer allgemeinen gesellschaftlichen Übereinstimmung. Es bezieht sich auf die Lebensgrundlage. Es ist eine gesetzliche Regelung zu einem Zweck. Der Mensch ist nicht ein Mittel für etwas, sondern er selbst ist der Zweck. Er ist das, worum es geht. Von ihm geht es aus, und zu ihm geht es hin. Ein Grundeinkommen kann eine Voraussetzung bilden, nicht ein Ergebnis.

      Ein Recht auf das Bedingungslose?

      Das bedingungslose Grundeinkommen ist kein Schenken, aber es enthält einen Aspekt davon. Es ist kein individueller Vorgang zwischen Zweien. Es garantiert die Lebensgrundlage aus demokratischer Übereinkunft. Das heißt, es ist ein de­mo­kratisch-rechtliches Einkommen. Es geht in die Richtung ei­nes «sozialen oder wirtschaftlichen Bürgerrechtes», wie es Prof. Peter Ulrich sagt, emeritierter Ordinarius für Wirtschaftsethik an der Universität in St. Gallen. Ein Recht auf ein Einkommen, ja. Aber darauf, dass es bedingungslos ist? Ein Recht auf Freiheit? Kann es das in der Form für alle gleich und ohne Ansehen der Person geben?

      Wenn man etwas bedingungslos gibt, sagen einige Kritiker, dann muss ein persönlicher direkter Zusammenhang da sein. Ein bedingungsloser Einkommensbetrag ist ein Eingriff in die Biografie. Dadurch ändern sich die Bezüge und die Lebenssituation eines Menschen. Das ist verantwortungslos, wenn es nicht eingebettet ist in ein persönliches Verhältnis und eine persönliche Begleitung.

      Ohne es so zu nennen, ist das auch die Kritik der vielen, die fürchten, dass dann viele nicht mehr arbeiten. Man kennt die Leute ja nicht und man müsste ein

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