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      „Noch weiter.“

      „Noch weiter.“

      „Perfekt! Alles bereit zum Testflug.“

      Darauf setzte er sich seine stylishe Fliegerbrille auf, zündete den Stapel Silvesterraketen an, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte, und breitete seine Vorderbeine aus, an die er seine selbst gebauten Flügel angelegt hatte.

      „Drei, zwei, eins ...“

      Zzzzzzzzz-schhhh.

      Gerade hatte Pünktchen ihm noch viel Glück wünschen wollen, da war er auch schon mit einem lauten Zischen in die Luft geschossen. „Armer Purzel!“, dachte sich Pünktchen, als sie dabei zusah, wie die Raketen auf dem Rücken des Katers eine nach der anderen explodierten und die dunkle Nacht mit bunten Farbblüten erhellten.

      Aber Purzel hatte Glück. Kurz darauf landete er völlig verkohlt in einem Brennnesselbusch. Diesmal jedoch hatte er mit ziemlicher Sicherheit eines seiner neun Leben verbraucht.

      Wie viele hatte er überhaupt noch übrig gehabt? Allzu sicher war er sich nicht mehr. Also entschied er sich dazu, dass er einen anderen Weg finden musste, um Pünktchen ihren Traum zu erfüllen. Der Kater zerbrach sich wochenlang den Kopf darüber, aber es wollte ihm einfach nichts einfallen. Doch dann, eines Nachts, kam er an einer Bäckerei vorbei und sah im Schaufenster etwas, das ihm vor Aufregung die Schnurrhaare kribbeln ließ.

      Keine zwei Tage später führte Purzel sein Pünktchen mit verbundenen Augen in den Garten, von wo aus sie so gern den Mond bei seinen Wanderungen über den Nachthimmel beobachteten. Doch was Pünktchen dort an diesem Abend vorfand, verschlug ihr glatt die Sprache. Es sah aus wie ein sichelförmiger, gelb leuchtender Mond. Nur für sie auf die Erde herabgebracht. Er war umringt von lauter kleinen Sternen, die zwischen den Grashalmen verstreut lagen.

      „Was ist das?“, fragte sie.

      „Das?“, flüsterte Purzel ihr sichtlich stolz zu. „Das ist das größte jemals gebackene Croissant der Welt. Ich habe es mit einer Farbe bemalt, die in der Nacht leuchtet. Genauso wie die ganzen Weihnachtssterne hier.“

      „Wow“, schnurrte Pünktchen und strahlte. „Das ist so süß von dir!“ Sie sah hinauf. „Sogar eine kleine Laterne hast du an dem Zipfel oben angebracht.“

      „Ja“, sagte Purzel und sprang auf die untere Hälfte seines Katzenmondes. „Selbst die Mäuse von der anderen Straßenseite haben mitgeholfen und die Löcher reingebissen.“ Er reichte ihr die Pfote und half ihr zu sich hoch.

      „Danke, Purzel!“, sagte Pünktchen und schmiegte sich an ihren Kater. „Dank dir weiß ich jetzt endlich, wie es auf dem Mond ist. Und es ist schöner, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.“

      Ben Berlin: Weitere Informationen zum Autor unter www.ben-berlin.de

      *

      Träume werden wahr

      Schaurig schön war sein Katzengesang

      In Träume tief er sich wiegte

      Ob seine Freundin sich zu ihm gesellt?

      Noch war er da, der Mond, der die Nacht erhellt

      Noch war er eine Sichel am Himmel,

      von den Wolken verdeckt.

      Als die Sterne blinzelten verschmitzt

      Eine edle Haltung nahm er versonnen ein

      Geschmeidig, sanft schlich er auf seinen samtenen Pfoten,

      hinaus in die schaurig schöne Nacht

      Jeden Abend stromerte der alte schwarze Kater Luk durch die Felder. Er suchte weder Spatz noch Maus. Einsam und traurig war er, seit seine Katzenfreundin Lil die Reise weit über den Mond hinweg angetreten hatte. Sie hatten fast ihr ganzes Leben zusammen verbracht. Beide mit seidenem Fell, kohlrabenschwarz. Manche Abenteuer hatten sie erlebt, Luchs, Fuchs und Marder besiegt. Ausgetrickst hatten die zwei sie alle. Lil entkam keine Maus, wenn auch nur zum Spielen. Sie war stets aktiv und keck, Luk dagegen durch und durch ein Träumer. Doch jeden Abend erzählte Luk, seiner Katzendame ein kleines Gedicht.

      Ich sah dich, wunderschön anzusehen,

      im silbernen Lichtstrahl liegen.

      Nebelschwaden umhüllten dich.

      Du rekeltest und strecktest dich.

      Deine gelben Augen funkelten wie kleine leuchtende Sterne.

      Dann erschrakst du fürchterlich,

      der Bussard zog seine Kreise über dich.

      Nun brauchst du dich nicht zu fürchten,

      du liegst zufrieden in deinem Katzennest und schnurrst ganz leise.

      Ich wünsche dir eine gute Reise ins Katzenschlaraffenland.

      So beendete Luk jeden Abend sein Ritual, bevor auch er glücklich und zufrieden einschlief.

      Nun war auch er alt geworden und hatte nur noch einen einzigen Traum. Nur einmal, ein einziges Mal, wollte er nach den glitzernden Sternen greifen. Auf dem Mond schaukeln und die Welt von oben bestaunen.

      Auch an diesem Abend zog er voller Hoffnung los, um endlich seiner Freundin nahe zu sein. Er spürte genau, er würde sie bald wiedersehen. Es lag ein Zauber in der Luft. Kurz erschrocken über diese ihm fremde Energie, stellte er seine Nackenhaare auf.

      Was war das bloß?

      Die Abendluft schien zu knistern. Vor ihm schlugen kleine, klitzekleine Blitze ein. Ein greller Lichtstrahl zog ihn in den Himmel hinein.

      „Juchhe, ich kann fliegen. Endlich wird mein Traum Wirklichkeit.“

      Und wie aus dem Nichts saß Luk auf der Mondsichel, die Sterne zum greifen nah. Er schaukelte und sah sich die Welt von oben an. Es fühlte sich alles ganz leicht und bezaubernd an.

      Ohne dass er es bemerkte, hatte sich Lil zu ihm gesetzt. Zärtlich und leise sprach sie ihn an. „Lange habe ich auf dich gewartet, doch nun hast auch du diese letzte Reise geschafft. Ich ahnte, dass wir uns hier treffen. Denn nur für Träumer, die an Wunder glauben, werden Wünsche wahr. Erzähl mir bitte ein Gedicht, ich habe es so vermisst.“

      Und Luk erzählte sein letztes Gedicht.

      Jeden Abend suchte ich dich

      und erinnerte mich an deine gelben Augen.

      Es war langweilig und trostlos ohne dich.

      Einsam schlich ich durch Feld und Wald,

      kein Mäuschen, kein Spatz konnte mehr mein Herz erfreuen.

      Ich hatte nur noch einen Traum,

      von den Monden herab die Welt zu sehen

      und nach den Sternen zu greifen.

      Mary Winkens und Gabriela-Alexandra Scharff: Weitere Infos unter www.autoren-im-team.de.

      *

      April

      *

      Der größte Schatz

      Es war einmal, vor vielen Jahren, einigen Monaten, mehreren Wochen und ein paar Tagen, da herrschte große Aufregung in Akvo, dem großen Unterwasserreich der Meereskönigin Yara. Narius, ein sehr dicker Wassermann, hatte sich den Fuß an einem Wasserfahrrad gestoßen, das sein Nachbar Nero achtlos hatte liegen lassen. Narius war im Kreis herumgehüpft

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