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verletzen.

      Im Juni 2001 ertränkte eine Frau in Texas ihre fünf Kinder in der Badewanne. Sie hatte nach der Geburt ihres vierten Kindes eine postnatale Psychose bekommen. Zwischen der Geburt des vierten und des fünften Kindes hatte sie zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie wurde medikamentös behandelt. Doch gegen den Rat ihres Arztes hörte sie auf, ihre Medikamente einzunehmen. Die Frau wurde daraufhin des Mordes für schuldig befunden, mit dem Argument, dass es nicht zu dieser Tragödie gekommen wäre, wenn sie die Behandlung nicht abgebrochen hätte. Nach der Berufung wurde ihr Urteil aufgehoben und die Frau aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen. Sie lebt jetzt unter ärztlicher Aufsicht.

      Wenn Sie jemanden verlieren, den Sie sehr geliebt haben, dann ist das schmerzlich und Sie fühlen sich traurig. Sie schlafen vielleicht schlecht und ziehen sich zurück. Es scheint Ihnen unvorstellbar, auszugehen und einen schönen Tag zu verbringen. Diese Gefühle können Wochen oder einige Monate anhalten. Sind das Anzeichen einer Depression? Ja und nein.

      

Obwohl Trauer ähnliche Auswirkungen hat wie eine Depression, kann man beides nicht gleichsetzen. Eine Depression geht im Gegensatz zur Trauer immer auch mit Schuldgefühlen und einem verminderten Selbstwertgefühl einher. In der ersten Zeit kommt die Trauer in Wellen und die Erinnerung an den oder die Verstorbene verursacht heftige Schmerzen. In den meisten Fällen lässt die Trauer mit der Zeit nach. Später können solche Erinnerungen an frühere Partner, Freunde oder Familienmitglieder sogar Freude auslösen. Depressionen bleiben dagegen unverändert bestehen.

      Unter Fachleuten gibt es unterschiedliche Ansichten dazu, wie man mit Trauer am besten umgehen sollte. Wir sehen Trauer als natürlichen Heilungsprozess an, dem man seinen normalen Verlauf erlauben sollte. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass sie nicht von einer Depression begleitet wird. (Lesen Sie in Kapitel 15, wie Sie Verlust und Trauer überstehen können.) Ob man seine Trauer behandeln lassen sollte, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Jemand, der trauert, muss sich auf jeden Fall bewusst sein, dass sein Gemütszustand von einer Depression überlagert werden kann. Wenn Sie schon zu lange unter Trauer leiden oder Symptome einer Depression hinzukommen, sollten Sie sich beraten lassen, ob eine Behandlung sinnvoll ist.

      Wenn ein Kind stirbt

      Ein Kind zu verlieren, ist wohl der schwerste Verlust, den ein Mensch erleiden kann. Die Trauer, den der Tod eines Kindes auslöst, ist stärker, komplizierter und anhaltender als der durch irgendeinen anderen Verlust. Der seelische Schmerz und die Einsamkeit scheinen unerträglich. Eltern stellen den Sinn des Lebens infrage. Die Betroffenen leiden oft unter Konzentrationsstörungen, Energiemangel und fehlender Motivation. Trauer kann sich über Jahrzehnte hinziehen. Schon wenn eine fremde Person fragt: »Wie alt sind Ihre Kinder?«, kann das einen Ansturm von Trauergefühlen auslösen, dem man nicht ausweichen kann. Außenstehende können zwar mitfühlen, doch sie können nicht nachempfinden, wie stark und anhaltend der Schmerz ist. Betroffene Eltern sollten sich überlegen, Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufzunehmen. Sie erfahren über die Website des Bundesverbandes Verwaiste Eltern in Deutschland e. V. (www.veid.de), wo Sie in Ihrer Nähe Hilfe finden.

      Alle haben recht. Obwohl man für jede dieser Theorien Beweise finden kann, weiß niemand genau, wie diese Faktoren wirken, welcher der wichtigste ist und welcher andere Faktoren beeinflusst.

      

Trotz der Tatsache, dass noch nicht genau geklärt ist, wie die verschiedenen Faktoren, die zu einer Depression führen, zusammenspielen, können Sie auf Ärzte, Psychologinnen oder Psychiater treffen, die glauben, »den« wahren Grund für eine Depression zu kennen. Wenn Sie solch einer Therapeutin oder einem Therapeuten begegnen, sollten Sie die Glaubwürdigkeit infrage stellen. Erfahrene Fachleute wissen, dass eine bestimmte Ursache wohl niemals festgestellt werden kann, sondern dass es sich um ein sogenanntes multifaktorielles Geschehen handelt, bei dem viele Ursachen zusammenspielen.

      Doch man weiß schon einiges darüber, wie sich eine Depression entwickelt. Es gibt viele Untersuchungsergebnisse, die zeigen, dass das Lernen, das Denken, biologische und genetische Faktoren, Kindheitserlebnisse und die Umwelt bei der Entstehung und auch der Therapie von Depressionen eine wichtige Rolle spielen. All diese Faktoren beeinflussen einander wechselseitig. Selbst unsere Gene werden durch unsere Umwelt und unser Verhalten in ihrer Wirkungsweise verändert, sind also nicht von unserer Zeugung an festgeschrieben. Immer mehr Studienergebnisse sprechen dafür, dass Medikamente die körperlichen Auswirkungen der Depression wie Appetit- und Energieverlust beeinflussen können. Antidepressiva bessern auch das negative, pessimistische Denken, das bei den meisten Formen der Depression vorkommt. Einige namhafte Forscher streiten allerdings zunehmend darüber, ob die Verbesserungen durch Antidepressiva nicht fast vollständig auf den Placebo-Effekt zurückzuführen sind. Placebos sind im Grunde inaktive Tabletten, die trotzdem die Erwartung oder Hoffnung vermitteln, dass eine Besserung eintreten wird.

      Gleichzeitig kamen Studien zu dem Ergebnis, dass auch nur mithilfe der Psychotherapie das negative, pessimistische Denken vermindert werden konnte. Überraschend war, dass bestimmte psychotherapeutische Methoden sogar Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel hatten.

      Aktuelle Daten zeigen, dass während der Covid-19-Pandemie die Zahl der von Depressionen betroffenen Personen schnell angestiegen ist. Bei den Betroffenen können bereits Risikofaktoren für eine Depression vorgelegen haben, etwa eine schwierige Kindheit, genetische Veranlagung oder eine entsprechende Vorgeschichte. Eine Pandemie wie diese, die auch unabhängig von diesen anderen Risikofaktoren zu einer Depression führen kann, stellt uns vor einzigartige Herausforderungen. (Mehr Informationen über den Zusammenhang von Pandemien und Depression finden Sie in Kapitel 3.)

      Auch in aktuellen Untersuchungen konnten keine spezifischen Ursachen der Depression aufgedeckt werden. Doch sie ergaben, dass sowohl körperliche als auch psychische Faktoren aufeinander einwirken.

      Die bipolare Störung ist eine Gemütserkrankung, die sich von klassischen Depressionen unterscheidet, da Menschen mit einer bipolaren Störung auch Phasen ungewöhnlicher Euphorie erleben. Das bezeichnet man als Manie.

      

Bei einer bipolaren Störung schwankt die Stimmung zwischen extremen Höhen und Tiefen. Deshalb wird diese Störung anders behandelt als die meisten anderen Depressionen. Wir möchten Ihnen die Symptome vorstellen, damit Sie sich professionelle Hilfe holen können, falls Sie in Ihrer Depression manische Phasen bemerken, denn Selbsthilfe ist bei dieser Erkrankung nicht ausreichend.

      Obwohl Menschen in einer manischen Phase fröhlich und glücklich wirken, werden Außenstehende bemerken, dass diese gute Stimmung ein wenig zu gut ist, um wahr zu sein.

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