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aufhalten, der Fortschritt nicht wieder einfangen; er ließ sich allenfalls kritisch begleiten, und vielleicht mitgestalten und über solcher Mitgestaltung zum Guten wenden. Hier sollte also nicht mehr versucht werden, den Blick gegen die modernen Verhältnisse abzuschirmen und zu Natur und Geschichte hinüberzulenken. Vielmehr sollte ihn die Kunst nun dahin bringen, auf der Gegenwart, auf den „zivilisatorischen Realitäten“ (Gottfried Benn) der Moderne zu verweilen, ja sich den neuen Lebensformen – der modernen Arbeitswelt und Ökonomie, dem modernen Leben, den Großstädten, den sozialen Problemen in Stadt und Land, den Problemen einer modernen Bildung – überhaupt zu stellen, sich ihnen in jenen Formen gesteigerter Aufmerksamkeit und Bewußtheit zuzuwenden, die die Sache der Kunst ist. [<<20]

      Übergangs- und Zwischenformen

      Geht man näher auf die Literatur des 19. Jahrhunderts ein, zeigt sich freilich, daß sich der romantische und der realistische Grundimpuls kaum je in Reinkultur und keineswegs in einem deutlichen Nacheinander Geltung verschafft haben, daß sie vielmehr nebeneinander zur Wirkung gelangt sind und dabei die verschiedensten Verbindungen eingegangen sind. Und wie sollte es anders sein, da Literatur, wenn sie denn wirklich Kunst ist, wenn sie einmal ein gewisses gedankliches und ästhetisches Niveau erreicht hat, nie einseitig ist; was ihre Zeitgenossen an Einseitigkeiten kultivieren, wird von ihr aufgegriffen und in Gebilden verarbeitet, die die unterschiedlichsten Motive in ein spannungsreiches Beziehungsleben einstellen. So hat der Romantizismus durchaus progressive Züge anzunehmen vermocht, wie sich der [<<21] Realismus auch konservativ hat gebärden können. Daraus sind eine Reihe von Übergangs- und Zwischenformen entstanden, die ein Gutteil, wenn nicht das Gros der Literatur des 19. Jahrhunderts ausmachen.

      Biedermeier

      Vormärz

      Historischer Roman

      Dorfgeschichte

      Auf solche Weise gehen der romantische und der realistische Grundimpuls in der Literatur des 19. Jahrhunderts die unterschiedlichsten Verbindungen ein. Dessen unbeschadet sind sie aber zunächst einmal zu unterscheiden, als literarische Möglichkeiten, die aus zwei grundverschiedenen Einstellungen zur Moderne heraus erwachsen, aus dem Fortschrittszweifel und dem Fortschrittsglauben, aus der konservativen und der progressiven Haltung. Diese Haltungen zeigen sich natürlich auch in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, und sie lassen sich dort oft sehr viel deutlicher greifen als in der Literatur. Das gilt zumal für das politische Leben, dessen Diskurse anders als die literarische Rede zu plakativer Eindeutigkeit neigen. So haben die Begriffe des Progressiven und des Konservativen denn auch hier ihre scharfen Konturen erhalten.

      1.5 Literatur und Politik im 19. Jahrhundert

      Politisierung der Kultur

      Zunächst

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