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Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker
Читать онлайн.Название Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane
Год выпуска 0
isbn 9783956178306
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Автор
„Und womit verdient er jetzt sein Geld?“, fragte Rudi skeptisch.
„Er wird auf der Homepage einer großen Bank als Ansprechpartner im Kreditwesen angegeben. Die Seite ist mit Foto und dieses Foto wiederum passt zu den Aufnahmen, die bei seiner ersten Verhaftung gemacht worden waren.“
„Wird das Strafregister bei Jugendlichen nicht nach ein paar Jahren gelöscht?“, fragte Rudi.
„Ja, aber es gab einen Prozess und deswegen auch eine Akte. Diese Unterlagen habe ich mir besorgt. Der Mann scheint wirklich sauber zu sein.“
„Der Grund, weshalb er telefonischen Kontakt mit Sebastian Maybaum hatte, könnte also auch ganz harmlos sein“, schloss ich.
„Wir werden ihn einfach mal selbst fragen“, schlug Rudi vor.
„Ganz so harmlos ist er vielleicht doch nicht, auch wenn ich zugebe, dass die Verbindung zu Gerighauser sehr vage ist“, schränkte Max ein.
„Was für eine Verbindung?“, hakte ich nach.
„Gerighauser und Vincente sind im selben Straßenzug groß geworden. Ob in der Schule oder in einer Gangs – bei dem geringen Altersunterschied müssen sie sich eigentlich irgendwann mal über den Weg gelaufen sein.“
Vor Dienstschluss machten wir uns noch auf den Weg, um Ronny Vincente zu befragen – den Mann, der als letzter mit Sebastian Maybaum telefoniert hatte.
Er öffnete uns, nachdem wir an seiner Wohnungstür geklingelt hatten. Er trug Anzug und Krawatte. Letztere war leicht gelockert.
„Was wollen Sie?“, fragte er etwa ungehalten.
„Rudi Meier, BKA“, stellte sich Rudi vor. Er zeigte Vincente seinen Ausweis und deutete anschließend auf mich. „Dies ist mein Kollege Harry Kubinke. Können wir einen Moment hereinkommen, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen?“
„Fragen? Wieso?“
„Es geht um den Mord an einem Polizisten und Sie könnten ein wichtiger Zeuge sein.“
„Ich habe nichts gesehen und nichts gehört. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wovon Sie sprechen. Aber kommen Sie herein.“
Wir folgten ihm ins Wohnzimmer.
Auf dem Tisch standen Papiertüten mit dem Emblem der Restaurantkette Beijing Food, die im gesamten Großraum Berlin ein Netz von gut zwanzig Filialen eines asiatischen Schnellimbiss unterhielt.
„Ich komme gerade aus dem Büro und ich hoffe Sie haben nichts dagegen, dass ich die Sachen hier esse bevor sie kalt sind“, sagte Vincente.
„Nichts dagegen.“
Wir setzten uns, während Vincente die Jacke auszog, sorgfältig über einen Stuhl hängte, die Hemdsärmel hochkrempelte und dann damit begann die Tüten von Beijing Food auszupacken.
Mir fiel auf, dass es zwei Portionen waren.
„Leben Sie allein hier?“
„Ja. Warum fragen Sie, Herr Kubinke?“
„Auf Grund Ihrer Bestellung bei Beijing Food.“
„Was sind Ihre Fragen?“
Rudi mischte sich jetzt ein. „Kennen Sie einen Mann namens Sebastian Maybaum?“
„Nein. Nie gehört. Tut mir Leid.“
„Er ist Polizist gewesen. Letzte Nacht wurde er umgebracht und von Ihrem Festnetzanschluss aus ist nachweislich gegen sechs Uhr abends ein Gespräch über Maybaums Handy geführt worden.“
„Aber...“
„Sie sind einer der Letzten, der mit Maybaum gesprochen hat.“
Vincente schluckte.
Er schien plötzlich aus einem unerfindlichen Grund unter Druck zu stehen.
Mir fiel eine Sporttasche auf, die in eine Ecke geworfen worden war.
Der Ärmel eines Sweatshirts rage aus dem geöffneten Reißverschluss.
„Wem gehört die Tasche dort?“, fragte ich.
„Mir“, versicherte Vincente.
„Jemand, der sein Jackett aufhängt, damit es beim Essen nicht dreckig wird und ansonsten eine so penible Ordnung einhält, würde seine Sachen nicht so herumliegen lassen.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Sie haben für zwei Personen Beijing Food mitgebracht.“
„Hören Sie, ich habe nicht ungesetzliches getan! Das letzte Mal...“
„Das letzte und einzige Mal, dass Sie verhaftet wurden war als Jugendlicher, das weiß ich“, schnitt ich ihm das Wort ab. „Das hält Ihnen niemand vor. Aber vielleicht hat sich ein Freund aus alten Zeiten kürzlich gemeldet...“
„Was reden Sie da?“
Ich zeigte ihm ein Foto von Gerighauser. „Wir suchen diesen Mann. Er heißt Ede Gerighauser.“
Vincente schwitzte plötzlich. „Nie gesehen.“
„Seit Sie beide Jugendliche waren, hat er sich vermutlich verändert. Aber der Name müsste Ihnen was sagen. Er sucht im Moment jemanden, bei dem er untertauchen kann. Einerseits sucht ihn die Polizei und...“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“
„Dann lassen Sie uns einfach in der Tasche da vorne nachsehen“, meinte Rudi. „Vielleicht beruhigt uns das ja.“
Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille.
Vincente schluckte und es war für uns offensichtlich, dass er mehr wusste und wir genau richtig lagen mit unseren Vermutungen.
Ich erhob sich und hatte die Hand an der Dienstwaffe. Angesichts von Vincentes Reaktion war Gerighauser vielleicht sogar noch in der Wohnung.
Ich ging vorsichtig zu der halb angelehnten Tür zum Nebenraum heran.
„Was haben Sie vor?“, fragte Vincente.
Aus dem Nebenraum war ein Geräusch zu hören, das entstand, wenn man eine Balkontür öffnete.
Statt einer Antwort stieß ich die Tür auf und platzte mit der Waffe in der Hand hinein.
Dieser zweite Raum diente als Schlafzimmer. Die Balkontür stand offen. Ein Luftzug bewegte die Gardine.
Draußen sah ich einen Schatten.
Ein Schuss krachte, ließ das neben der Balkontür befindliche Fenster zerspringen und fuhr dicht über mich hinweg. Das Projektil blieb im Türrahmen stecken.
Dann war der Schatten weg.
Ich stürzte hinterher, rannte hinaus und blickte über die Brüstung.
Ein Mann mit gelockten schwarzen Haaren befand sich auf dem Balkon der Nachbarwohnung. Es war Gerighauser. Er feuert mit einer Automatik ungezielt in meine Richtung. Der Schuss ging daneben. Gerighauser warf sich gegen die Fensterscheibe der Nachbarwohnung. Die Scheibe brach. Das Glas splitterte. Gerighauser landete im Inneren.
„Rudi, er ist gleich auf dem Flur!“, rief ich, überkletterte die Balkonbrüstung und landete ebenfalls auf dem Nachbarbalkon.
Ich stieg durch das zerstörte Fenster ein. Eine Tür schlug zu.
Ich schnellte durch die Wohnung.
Der Täter musste bereits im Flur sein.
Von dort waren Schüsse zu hören. Ich hatte die Wohnungstür fast erreicht, als ich aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung wahrnahm.
„Waffe weg!“
Ich drehte mich um. Ein grauhaariger Mann war aus der Tür zur Küche