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      Über das Buch

      Paul will beim Laufen durch die italienische Pampa einiges vergessen – vor allem Jonas, seinen ehemals besten Freund. Jonas, der ihn heimlich durch ein Video geoutet hat. Wenigstens lenkt ihn seine 80-jährige Mitwanderin mit einer Geschichte ab …

      Sommer 1957: Helmut und Enzo lernen sich kennen –

      und lieben. Einen Sommer kämpft Helmut, der eigentlich

      verlobt ist, mit diesen schrecklich-schönen Gefühlen.

      Dann endet alles mit einer Katastrophe: Verhaftungen nach dem § 175 und einem Fehler, den Helmut sich nicht verziehen kann. Kann man Verrat denn jemals vergessen?

      Hansjörg Nessensohn erzählt vom Mut, den Liebe braucht

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      INHALT

       PROLOG

       KAPITEL 1

       KAPITEL 2

       KAPITEL 3

       KAPITEL 4

       KAPITEL 5

       KAPITEL 6

       KAPITEL 7

       KAPITEL 8

       KAPITEL 9

       KAPITEL 10

       KAPITEL 11

       KAPITEL 12

       KAPITEL 13

       KAPITEL 14

       KAPITEL 15

       KAPITEL 16

       KAPITEL 17

       KAPITEL 18

       KAPITEL 19

       KAPITEL 20

       KAPITEL 21

       EPILOG

       ZUM HINTERGRUND DIESER GESCHICHTE

      PROLOG

      Der Traum beginnt immer gleich – mit dem Zerbersten von Knochen. Jede verdammte Nacht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass sich ein Geräusch so unveränderlich in mein Gedächtnis brennen kann. Im Gegensatz zu diesen überrascht aufgerissenen Augen, die im Laufe der Zeit immer mehr unter dem Schleier des Vergessens verschwunden sind.

      Sekunden später sind wir auf der Flucht. Auch die gehört unveränderlich zu diesem Traum dazu. Genau wie mein panisches nach Luft Schnappen, die verdächtigen Blutspritzer auf meiner Bluse und die Personenkontrolle mit den Ausweisen unserer Freunde. Manchmal lässt die Polizei uns durch, meistens geht die Hetzjagd durch Köln dann erst richtig los.

      Immer durch die gleichen Straßen, immer in die gleichen Verstecke, nur die Menschen, die uns unterwegs begegnen, unterscheiden sich von Mal zu Mal. Was sie jedoch vereint: Sie weisen mich angeführt von meiner Mutter alle darauf hin, dass unser ganzes Leben eine einzige, große Lüge war.

      Und obwohl ich sogar im Schlaf weiß, dass sie es sich zu einfach machen, und dass, wenn man es überhaupt so nennen will, wir alle für diese Lüge verantwortlich sind, lasse ich ihre Aussagen traumstumm über mich ergehen. Weil ich ihm nach unserer Ankunft hier versprochen habe, nie wieder darüber zu reden. Weder über die Nacht noch über die Monate zuvor.

      Doch jetzt ist er weg. Und bevor ich ihm folge, muss ich seine Geschichte einmal erzählen. Laut und vollständig, ohne dabei meine Fehler auszulassen. Weil die Welt sonst vergisst und weil es notwendig ist, dass mehr als zwei Menschen wissen, wer er hätte sein können.

      1.

      14:22

      Hey Jonas, ich weiß, dass du mich gesehen hast. Ich weiß auch, dass du weißt, dass ich dich/euch gesehen hab. Es ist okay. Ist es nicht.

      Muss es aber sein, weil unsere Freundschaft und das, was da noch war, ewig lang her und kaum noch wahr ist. Anderes Leben.

      Ruf also nicht mehr an. Bin jetzt eh für ein paar Wochen weg. Vermutlich willst du dich (mal wieder) entschuldigen. Ist unnötig. Grüße vom Flughafen, Paul

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      »Na, was geht? Das sagt ihr doch so, oder?«

      Ich drehe reflexartig den Kopf und nehme meine Kopfhörer aus dem Ohr. Eine grauhaarige Frau in grellen Outdoor-Klamotten steht fröhlich lächelnd neben meinem klapprigen Liegestuhl und scheint zu warten, dass ich ihr den Stuhl neben mir anbiete. Aber das wird garantiert nicht passieren.

      Was geht? Hat die sie noch alle?

      Der Garten meiner Unterkunft ist menschenleer, soll sie sich doch setzen, wohin sie will. Und reden, mit wem sie will. Aber nicht neben mich. Und nicht mit mir. Ich will allein sein. Musik hören, ein bisschen pennen und mich wie die letzten Stunden auch über meine bescheuerte Idee ärgern, im viel zu heißen Frühsommer 30 Tage durch die Toskana bis nach Rom zu latschen.

      Heute ist Tag eins. Fuck!

      Vier Stunden war es nur bergauf gegangen. Und schon nach den ersten Kilometern fühlten sich meine Beine wie Pudding an. Die Blasen an beiden kleinen Zehen erledigten irgendwann den Rest. Sonnenbrand habe ich auch und meine Wirbelsäule, die sich die letzten 19 Jahre nie über irgendwas beschwert hat, besteht nur noch aus übereinandergestapelten Tuc-Keksen, die bei der kleinsten Berührung drohen in sich zusammenzubröseln. Danke, Mark Forster.

      Weil der mal in einem Interview gesagt hat, wie gut ihm solche Wander- oder Pilgerreisen tun, wie intensiv man beim Laufen nachdenken kann, wie erleichternd es dann aber ist, wenn sich diese Gedanken plötzlich in Nichts auflösen und in dieser Leere dann Platz für Neues entsteht, bin ich jetzt hier.

      Was für ein riesengroßer Mist. Von Nichts und Leere ist nämlich rein gar nichts zu spüren, nur von Schmerzen und Wut und dem dringenden Wunsch, Mark Forster von meinen ganzen Spotify-Listen zu löschen.

      Ja,

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