Скачать книгу

Pariser Premieren, „wo jeder, der wichtig ist, sich sehen lassen muss“: Cocktails, Einladungen zu Mittag- oder Abendessen ... Ich hatte nicht eine Sekunde für mich!

      Aber trotzdem fand ich irgendwie Zeit, zwei- oder dreimal täglich meine E-Mails zu checken. Nichts, keine Antwort vom angeblichen Professor Mauro. Je mehr Tage verstrichen, umso mehr frustrierte mich dieses Schweigen. Ich ärgerte mich über meine Reaktion, die einfach nur albern war, aber ich konnte nun mal nicht anders. Bei diesem Tempo würde ich irgendwann meine gesamte Zeit mit der Nase am Bildschirm meines PCs verbringen!

      In der zweiten Woche begann ich dann langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Meine Besessenheit - wenn die E-Mail recht hatte ... - nahm ab. Meine Fragen zur Identität von Professor Mauro wurden weniger dringlich. Und ich konnte leichter zugeben, dass diese blöde E-Mail wirklich nur ein Scherz war, und zwar noch nicht mal ein besonders witziger. Langsam begann ich wieder an anderes zu denken. Es wurde ja auch Zeit!

      Und dann flog die Affäre von Prinz Louis de Brückenberg auf. Eine Bombe! Die gesamte Presse sprach davon. „Ein Rie-sen-skan-dal!“, kommentierte Christine. Und sie bat mich, mich der Sache für die nächste Ausgabe anzunehmen.

      Prinz Louis de Brückenberg gehörte zu den prominenten oberen Zehntausend, er war Erbe einer Familie, deren Name bis zu den Kreuzzügen zurückreichte. Ein Liebling der Klatschpresse, Vorstandsmitglied in mehreren Großbanken, UNO-Repräsentant in den Entwicklungsländern. Eine Persönlichkeit also, die unbescholtener nicht sein könnte.

      Aber ein Paparazzo hatte nun entdeckt, dass er ein geheimes Verhältnis mit einem Callgirl hatte, das kürzlich in mehrere große Skandale verwickelt gewesen war. Zwielichtige Geschichten vor dem Hintergrund von Sex und Geld, wie üblich. Diese Affäre für die Zeitschrift zu verfolgen brachte mich wieder in Schwung und machte meinen Kopf frei. Kein Professor Mauro mehr, kein „wenn die E-Mail recht hatte“ mehr, keine unablässigen, völlig verdrehten Fragen mehr.

      Und genau an dieser Stelle traf die Antwort ein, an die ich praktisch nicht mehr gedacht hatte. Eine E-Mail in meiner Mailbox, die ich aus einem ganz anderen Grund geöffnet hatte: „Ich fordere Sie auf, die Wahrheit über die Liebe zu veröffentlichen, anstelle der Vorurteile, vorgefassten Meinungen und eklatanten Unwahrheiten, die Sie so hartnäckig vertreten. Professor Mauro.“

      Er provozierte mich und hielt mich für bescheuert, dieser Langweiler! Ich gab ihm Kontra, um zu sehen, bis wohin er seinen Spaß noch treiben würde: „Ich will Beweise! Sandrine Rochas.“

      Als ich auf „Senden“ klickte, bemerkte ich zu meiner großen Überraschung, dass die E-Mail des Verfassers diesmal aus der Kongressbibliothek von Washington abgeschickt worden war. Neben den Angestellten und Besuchern gehen dort jeden Tag Hunderte von Menschen ein und aus. Absolut unmöglich, den Absender zu identifizieren!

      Lugano bei der ersten E-Mail, jetzt Washington. Was bedeutete das? Reiste der mysteriöse Absender etwa in der ganzen Weltgeschichte herum? Es sei denn, dass es mehrere Absender gab ... Ein Netzwerk, eine Gruppe, eine Bruderschaft? Warum nicht? Aber ein Netzwerk, eine Gruppe oder eine Bruderschaft wofür? Es war zum Verrücktwerden! Kaum zu glauben!

      Von einem Moment auf den anderen verlor der schöne Louis de B. mein ganzes Interesse, und alle meine Fragen über Professor Mauro fielen mir jäh wieder ein und begannen erneut mich zu quälen. Wenn die E-Mail die Wahrheit sagte! Wieder war ich völlig in diese geheimnisvolle Sache verwickelt, von der ich mich so mühevoll freigestrampelt hatte.

      Etwa zehn Minuten später erschien eine neue E-Mail auf meinem Bildschirm und riss mich aus meinen Gedanken. Sie kam aus einem Postamt in London. Die Sache wurde immer merkwürdiger. „Unfass-bar“, hätte Christine gesagt. Die Scherz-Hypothese war nicht mehr haltbar. Es war etwas anderes. Aber was genau?

      Der Text der E-Mail war klar und deutlich:

      „Ich sage es Ihnen nochmals: Alles, was Sie über Liebe, Sex und Beziehungen zu wissen glauben, ist falsch!

      Und zwar so falsch, dass Sie sich damit das Leben selbst unvorstellbar schwer machen.

      Ihre Überzeugungen über Liebe und Beziehungen passen genau in die üblichen Schemata. Natürlich ist es bequem, ins Schema zu passen. Aber es ist wesentlich befriedigender, authentisch zu sein.

      Wahrscheinlich sind Sie sich dessen nicht bewusst, aber Sie leben in einer Illusion, Sandrine. In der Illusion, den richtigen Weg zu verfolgen. Aber dem ist nicht so, Sie führen sich selbst hinters Licht.

      Sie wollen einen Beweis?

      Setzen Sie um, was Sie in der Anlage finden. Beginnen Sie, indem Sie den Test machen, der Ihnen Ihren Liebeserfolgsquotienten zeigen und Ihnen Aufschluss über Ihr Liebesschicksal geben wird. Sie werden überrascht sein ...

      Professor Mauro“

      Es war also wirklich kein Scherz! Dessen war ich mir jetzt intuitiv sicher. Und mein ganzes Leben lang hatte ich gelernt, meiner Intuition zu vertrauen.

      Ich öffnete die Anlage. Sie enthielt ein erstaunliches Manuskript. Seine Lektüre und das, was folgte, haben mein Liebes- und Sexleben auf eine Art und Weise verändert, wie ich es nie gewagt hätte, mir vorzustellen. Ich glaubte, wahre Liebe gebe es nur im Märchen - und sollte feststellen, dass ich mich irrte! - Ich glaubte, Fantasien müssten fiktiv bleiben - und auch da sollte ich feststellen, dass ich mich irrte! - Ich glaubte, Paare, die zusammenbleiben, bestünden aus zwei Personen, die sich gegenseitig ergänzen - ein weiterer Irrtum!

      Heute kann ich glücklich sagen, dass ich glaubte zu wissen, aber auf der ganzen Linie falsch lag.

      Tatsächlich sollte ich feststellen, dass meine Vorstellung von Liebe, Sex und Beziehungen der ideale Nährboden für meine bisherigen Fehlschläge in der Liebe gewesen war. Meine unbewussten Muster, die sich aus meiner Erziehung, aus den Traditionen und wahrscheinlich auch aus den Äußerungen bekannter, angeblicher Experten gebildet hatten, waren es, die mich so lange von der wahren Erfüllung in Sachen Liebe und Sex abgehalten hatten! Und ich weiß heute, dass das Gleiche auf die meisten Frauen und Männer zutrifft.

      Aber das ist heute. Bevor ich das Manuskript von Professor Mauro las und mich in seiner konkreten Umsetzung übte, war ich noch die skeptische Journalistin, die Beweise und noch mehr Beweise wollte. In dieser geistigen Verfassung begann ich meine Lektüre.

      Hier ist das Manuskript, wie es mir zuging. Sein Inhalt ist das Gegenmittel gegen Unstimmigkeiten in Beziehungen und das Scheitern der Liebe. Machen Sie es wie ich: Setzen Sie es in Ihrem Liebes- und Sexleben um. Sie werden es nicht fassen können! Es wird alles von Grund auf ändern, zu Ihrer größten Freude und auch zur größten Freude Ihres Partners bzw. Ihrer Partnerin.

      Ich habe kein einziges Wort oder Komma geändert: Es ist perfekt, so wie es ist! Nur ab und zu habe ich Kommentare über den Stand meiner Erfahrungen eingefügt.

      ERSTER TEIL

Professor Mauros Manuskript

      3

       OFFENER BRIEF AN DIE OPFER DER LIEBE

       Dies ist die Einleitung zu dem Manuskript, das Prof. Mauro mir als Anhang geschickt hat:

      Acht von zehn Personen leben ihr Liebes- und Sexualleben wie mit einem Maulkorb. Und doch, Gott sei Dank, ist eine dauerhafte und leidenschaftliche Paarbeziehung die Wirklichkeit einiger Eingeweihten. Werden auch Sie einer davon statt zu den Zahlreichen zu zählen, die sich ein exaltierendes Liebesleben nicht vorstellen können.

      Ob Sie es nun wollen oder nicht: verliebtes Wohlbefinden gehört zu den wesentlichen Glücksfaktoren auf unserer Erde. Für ein menschliches Wesen sind Erfahrung von Liebe und Sexualität die größte Quelle von tiefem Wohlbefinden. Man kann dies leidenschaftlich verneinen, darüber lachen, arrogant darüber hinwegsehen wollen oder einen religiösen oder philosophischen Grund vorschieben, der das Gegenteil zu beweisen vorgibt: die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass wir alle eine geteilte Liebe und auch Sex brauchen.

      Und

Скачать книгу