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       Die „Sieben“

       Liebesgeschichte

       Die Blonde vom Campingplatz

       Glaubenssache

       Das Wunder Gott

       Theater

       Der amerikanische Architekt

       Weihnachtsgeschichten

       Weihnachten ohne Tannenbaum

       Das Krippenspiel

       Endnoten

       Dorfgeschichten

       Das unverdiente Ei

      In einer armen Arbeiterfamilie lebten neben den Eltern sechs Kinder. Es war nicht immer einfach, für alle ein ausreichendes und dazu noch schmackhaftes Mal zu bereiten. Aber die Frau des Hauses verstand es, mit dem wenigen, was sie hatte, die Familie zu ernähren. Besonders sonntags gab es dann „Hasenbraten“, der natürlich aus dem Kaninchenstall stammte. Dazu gab es Kartoffelknödel und Salat aus dem eigenen Garten. Aber auch bei der Zubereitung des billigsten Essens entstanden Abfälle, die aus Kartoffelschalen, Salatblättern und Ähnlichem bestanden. Es war aber nicht so, dass diese Abfälle weggeschmissen wurden, nein, diese Abfälle waren immer noch wertvoll genug, um sie den Schweinen eines kleinen Bauern, der in der Nähe sein Anwesen hatte, zu verfüttern.

      Diese Abfälle aber wurden in einem kleinen Eimerchen gesammelt und damit zu dem Bauern gebracht. Als Lohn für dieses Schweinefutter bekam das Kind dann ein Ei geschenkt, das für die Familie ja auch wieder sehr wertvoll war. Mit diesem Ei aber hatte es seine eigene Bewandtnis. Eines der Kinder, meistens das Jüngste, hatte die Aufgabe, diesen Botendienst zu vollbringen. Und dann begann es. Der Bauer leerte das Eimerchen und kam mit dem besagten Ei zu dem Kleinen zurück. Leider gab er es nicht sofort dem Kind, denn er erwartete dafür einen berechtigten Dank. Der Kleine wollte das Ei in Empfang nehmen, das ihm der Bauer vor die Nase gehalten hatte und sagte artig „Danke“. Dem Bauern aber gefiel diese Art des Dankes gar nicht, denn er erwartete, wie es seine katholische Religiosität verlangte, ein „vergelt’s Gott“. Dieses Spiel wiederholte sich dreiviermal, aber der Bauer erhielt immer wieder nur ein „Danke“, wie es der Bub von seiner Mutter gelernt hatte.

      Zwischendurch erklärte der Bauer dem Knaben, dass der ein ganz „nichtsnutziger Kerl“ sei, und dass er ihm schon noch beibringen würde, was dieser zu sagen habe. Der Kleine aber blieb bei seinem „Danke“, auch wenn ihm das Bäuerlein drohte, dass er so nicht in den Himmel kommen könne. Der aber dachte, dass er auf den Himmel verzichten würde, schließlich könne es ja sein, dass man da oben auch „vergelt’s Gott“ sagen müsse und ein solcher Himmel hatte seinen Reiz für ihn verloren.

      Am Ende aber bekam er doch sein unverdientes Ei, auch wenn der Bauer behauptete, dass dies das letzte Ei sei, das er bekomme. Aber unser kleiner Held wusste: Das nächste Mal würde er wieder sein Ei bekommen, auch wenn dabei dasselbe Spiel ablaufen würde. Er hätte zwar am liebsten auf das Ei verzichtet, fürchtete aber das Gejammere seiner Mutter und stand deshalb die Tortur einfach durch.

       Polizeistunde

      Am Stammtisch einer Dorfwirtschaft saßen vier Herren und spielten Schafkopf. Zwei der Männer waren Bauern, der Dritte der Dorfschmied. Vervollständigt wurde die Runde durch den Wirt, der in Ermangelung weiterer Gäste nichts zu tun hatte und deshalb gerne den vierten Mann abgab. Die Stimmung war gut und man spielte seit dem frühen Abend. Und weil es heute gerade so schön war, dehnte sich die Sache bis nach Mitternacht aus.

      Es gab damals im Freistaat Bayern ein Gesetz, das besagte, dass früh um ein Uhr jede Gaststätte zu schließen habe, im Volksmund die „Polizeistunde“ genannt.

      Und weil die Stimmung so gut war, spielte man weiter, denn eine Polizeikontrolle war nicht zu erwarten – schon Jahre lang hatte es so etwas nicht mehr gegeben. Inzwischen war es morgens vier Uhr geworden und man dachte noch immer nicht ans Aufhören. So mancher Krug wurde noch gefüllt und so manches Solo gespielt. Da gerade die vier ihre Maßkrüge wieder geleert hatten, stand der Wirt auf, um diese erneut mit Gerstensaft zu füllen. Plötzlich ging die Tür auf und zwei Gendarmen in grüner Uniform betraten den Raum. Mit der Frage, warum hier noch Gäste seien, glaubten sie, ein paar „Sünder“ erwischt zu haben und wollten den Vieren ein Verwarnungsgeld aufbrummen. Aber alle vier behaupteten, dass sie schon lange nichts mehr trinken würden, und sie wären gerade dabei, aufzubrechen. Am Tisch stand ja nicht ein einziges Getränk – die Krüge hatte der Wirt, wie bereits gesagt, an der Theke gerade wieder gefüllt. Nun meinte einer der Ordnungshüter, er sehe das wohl. Er sehe aber auch, dass der Wirt die Krüge eben neu gefüllt habe. Da hatte er aber im wahrsten Sinne des Wortes die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Dieser erklärte nämlich allen Ernstes, dass diese vier Maß für ihn bestimmt seien. Er nehme das Bier mit in sein Schlafzimmer, denn er bekäme in der Nacht häufig einen unglaublichen Durst.

      Nun, das Gegenteil konnten ihm die Staatsdiener nicht beweisen, auch wenn die Sache offensichtlich eine Ausrede war.

       Fünf Mark für ein „Vater unser“

      Ein Junge im Alter von etwa neun oder zehn Jahren schlenderte die Straße entlang. Plötzlich sah er ein Auto kommen, was damals noch eine Seltenheit war. Zu seinem Erstaunen hielt dieses Auto auch noch neben ihm an. Der Fahrer winkte ihn zu sich. Neugierig und zugleich ängstlich kam der Kleine näher. Zu seiner Überraschung fragte ihn der Mann, ob er sich fünf Mark verdienen wolle. Fünf Mark waren in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts für einen kleinen Buben ein Vermögen. Er fragte also den Herrn, was er dafür tun müsse. Dieser zeigte ihm ein Bündel Flugblätter und erklärte dem Knaben, dass er diese austragen müsse. Er solle von Haus zu Haus gehen und überall so ein Blatt einwerfen. Der Kleine überlegte nicht lange, er dachte an das viele Geld und sagte bereitwillig zu, auch wenn das Austragen eine Riesenarbeit war. Der Mann übergab dem Buben die Flugblätter und gleichzeitig einen Fünfmarkschein. Er ermahnte den Knaben noch einmal, dass dieser ja in jedes Haus einen solchen Zettel bringen müsse und fuhr von dannen.

      Nun begann der Junge seine Zettel auszuteilen, ganz brav in jedes Haus einen. Er hatte wohl etwa zwanzig Zettel verteilt, da näherte er sich einer Brücke, die über einen kleinen Fluss führte. Gleichzeitig kam ihm ein Bauer auf seinem Fahrrad entgegen. Der hielt an, fragte den Bub, was er denn mache, und dieser erzählte dem Mann, was er zu tun habe und wie er zu diesem Auftrag gekommen war. Der Bauer fragte, ob er seinen Lohn schon erhalten habe, was der Kleine bejahte. Das wäre ja gut, meinte der Bauer, dann solle der Bub doch die restlichen Zettel in den Fluss werfen, denn wenn er alle Flugblätter in dem großen Dorf verteilen würde, wäre er damit morgen noch nicht fertig. Da wurde unser kleiner Held nachdenklich. Sicher hatte der Mann recht, denn in seiner Hand befand sich noch eine Unzahl von Zetteln. Er fragte deshalb den

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