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Schweiz.“

      “Jedenfalls mehr als vorher. Früher war das einfacher, da hat die Schweiz ohne Absprache oder Verträge einfach über den deutschen Luftraum verfügt. Nach dem Krieg konnte man sich das erlauben. Seit 1948 kommen die Flieger einfach über Deutschland rein.

      Die hatten ja damals wohl genug andere und wichtigere Probleme als sich über ein paar Flugzeuge in ihrem Luftraum aufzuregen. Sie waren ja besetztes Land und es waren auch viel weniger Flugzeuge als heute.

      Jetzt sieht das anders aus. Die Zeiten ändern sich.“

      “Ich habe gelesen, dass alle Staatsverträge bis jetzt gescheitert sind.“

      “Den Deutschen gehen sie zu weit, den Schweizern nicht weit genug, ein ideales Spielfeld für Juristen.

      Den Streit gibt es jetzt schon 30 Jahre mit der Chance auf Verlängerung für weitere 30 Jahre.“

      “Die Eidgenössische Rekurskommission für Infrastruktur und Umwelt hat 2005 entschieden, dass die Lärmschutzinteressen der Bevölkerung unter den Warteräumen als gering einzustufen sind.“

      “Also, ein dreifaches Hurra für den gekröpften Nordanflug! Variante West. Fluginteresse hoch, Lärmschutzinteresse gering.“

      “Je nachdem wen es trifft, sind die Lärmschutzinteressen so sekundär aber scheinbar auch wieder nicht.

      Es gibt viele Flug- und Lärmvarianten, aber die Goldküste** darf natürlich nicht tangiert werden, von wegen Südanflug, kommt gar nicht infrage. Da wohnen zuviele Reiche mit zuvielen Anwälten und zuviel Einfluss und zuviel von allem.“

      “Die Zürcher sind ja auch lustig. Bei Abstimmungen befürworten sie den Flughafenausbau und nachher schimpfen sie. Die hätten das so machen sollen wie die schlauen Basler, sollten sich mal ein Beispiel nehmen.“

      “Wie haben denn die schlauen Basler ihr Problem gelöst?“

      “Die exportieren den ganzen Dreck und Lärm komplett ins Ausland und haben ihren Flugplatz in Frankreich, und damit es keiner merkt, nennen sie ihn Euro-Airport und nicht etwa Flughafen Basel.“

      Zurück zum Fall.

      “Hier können wir erstmal nix mehr machen.“

      “Also gut, fahren wir.“

      “Ganz kurz ins Kommissariat, die Personalien checken, Adresse der Frau ermitteln, hinfahren und sie verständigen und eventuell schon befragen …“

       Unterwegs zu den Versuchstieren

      Die Adresse des Opfers hatten sie schnell ermittelt.

      Das war auch kein Kunststück mit dem Ausweis des Toten. Es war ein Mehrfamilienhaus in Münchenstein.

      Name und Beruf der Ehefrau waren ebenfalls kein Problem. Sie hiess Lisa und arbeitete als Tierpflegerin in einer Pharma-Firma in Basel, wo Versuchstiere gehalten wurden.

      Von Münchenstein bis zu den Talweihern ist es ganz schön weit ohne Auto. Jedenfalls war am Fundort des Toten kein Auto entdeckt worden. Der gefundene Rucksack mit Karte und Proviant deutete ja auch klar auf einen Wanderer hin.

      ‘Wie war er dort hin gekommen? Die ganze Strecke zu Fuss? Wohl eher nicht‘, fragte sich der Kommissar.

      Die Frau des Toten, die Lisa, die könnte da sicher weiterhelfen.

      Also wollten sie zuerst mal zur Frau des Toten fahren, sowohl um sie zu benachrichtigen, als auch um sie zu befragen. Eine unangenehme Aufgabe.

      Auf der Fahrt kam ihr Gespräch auf die Ehe im Allgemeinen und seine im Speziellen.

      „Seit über fünf Jahren waren die beiden verheiratet, laut Datum im Ehering“, meinte er. „Das ist ganz schön lange, heutzutage, wo sie so schnell wieder auseinanderlaufen.“

      Der Assistent: „Du bist doch schon viel länger verheiratet.“

      „Das kann man nicht vergleichen. Ich bin schliesslich ein Saurier, ich gehöre einer aussterbenden Gattung an.“

      Es fiel ihm noch etwas ein.

      “Ich war mal mit meiner Frau Möbel kaufen. Da sind wir mit dem Verkäufer auch durch die Schlafzimmerabteilung gegangen. Dort standen Billig-Betten und Schränke und ich habe gesagt: ‘das hält doch nicht lange‘. Weisst du, was der geantwortet hat? Er hat gesagt: ‘‚Oooch, für die kurze Zeit, die die heute verheiratet sind, reicht das.“

      Der Kommisar dachte weiter nach, dann fragte er:

      “Kennst du eigentlich die Bedeutung der Vorsilbe ‘ver‘? Das drückt aus, dass etwas verkehrt ist, man hat sich verwählt oder verfahren, man hat was verloren und so weiter. Immer ist dann was falsch.“

      “Was soll das jetzt?“

      “Überleg mal: man ist verheiratet.“

      “Ist es so schlimm?“

      “Nee, aber das bedeutet doch was. Bei dir müsste es vielleicht eher heissen ‘ich bin zerheiratet‘.“

      “Du neigst zu Übertreibungen. Ich kenne deine Frau, so schlimm wird’s schon nicht sein, Ihr habt euch ja auch mal irgendwann gern gehabt.“

      “Du weisst doch was Liebe ist?“

      “Ja, stell dir vor. Ich habe auch ein Privatleben.“

      “Dann weisst du ja: Liebe ist eine vorübergehende hormonale Störung, die den Verstand ausser Funktion setzt. In dieser Zeit gewöhnen sich die Partner aneinander und lernen ihre Fehler gegenseitig zu tolerieren.

      Wenn das dann passiert ist, ist sie nicht mehr nötig.“

      “Das hat was. Im Tierreich tolerieren sich in dieser kurzen Phase Tiere, die sich sonst sofort gegenseitig auffressen würden. Liebe ist also ein Überbleibsel unserer tierischen Vergangenheit.“

      “Man sollte als Mann auch nicht sagen: ‘ich habe geheiratet‘, sondern ‘ich wurde geheiratet‘, das ist Passiv, die Leidensform.“

      “Mir fällt noch eine perfide Frage ein.“

      “Was denn?“

      “Schlägst du deine Frau immer noch?“

      “Was soll das?“

      “Ganz einfach: sagst du nein, gibst du indirekt zu, deine Frau früher geschlagen zu haben. Sagst du ja, bist du sowieso erledigt.“

      “Raffiniert.“

      Die Wohnung in Münchenstein war leicht zu finden.

      Die Klingel funktionierte nicht. Die Gegensprechanlage auch nicht. Bei Nachbarn klingeln wollten sie aus Pietät nicht.

      Also nahm der Kommissar sein Handy und wählte die ebenfalls ermittelte Nummer.

      Der Anrufbeantworter meldete sich. Das übliche bla, bla, bla … aber dann zum Schluss: ‘Sie können eine Nachricht hinterlassen. Ich rufe Sie sobald als möglich zurück. Pfeifen Sie nach dem letzten Sprechton …‘

      “Voll der Schenkelklopfer“, sagte er zum Assistenten,

      “dann müssen wir eben zu ihrer Arbeitsstelle.“

      “Nach Basel, zur Pharma-Bude?“

      “Genau, nach Basel, auf in die Stadt!“

      Sie machten sich auf den Weg nach Basel.

      Unterwegs hörten Sie Musik im Auto, genauer gesagt Oldies, nicht dieses moderne Zeugs, wo man bei vorbeifahrenden Autos immer ‚ups – ups – ups – ups‘ hört und den Eindruck hat, das Auto würde pulsieren und bei jedem ‚ups‘ breiter werden und dann wieder schmaler. Das waren ja eigentlich nur fahrende Lautsprecher.

      Sowas empfanden sie nur als akustische Umweltverschmutzung. Sie hörten Oldies,

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