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Gertrud wolle den Hund nicht aufnehmen, aber die meint nur, der Besitzer hätte vielleicht ein schlechtes Gewissen und würde deshalb eine einmalige finanzielle Unterstützung leisten. Aber wenn man ihn nicht kenne, könne man ihn wohl nicht darum bitten. Und Kat und ihre Mutter sollten den Hund auf dem Gnadenhof Lindholz vorbeibringen. Am besten mit einer genauen Pflegeanweisung des Tierarztes. Kat ist einfach nur froh, als sie hört, dass sich das Problem auf diese gute Art lösen könnte.

      Das Ganze war eine ziemliche Aktion. Linda wollte unbedingt dabeisein und dann meine nervige Schwester Janina auch. Mum fuhr mit uns zu Dr. Schmitz, der versprach, mal vorbeizugucken.

      Und dann nahmen wir den Hund mit. Er lag auf einer Wolldecke zwischen Linda und mir, Janina hatte sich nach vorne auf den Beifahrersitz verzogen. Na ja, mir sollte es recht sein.

      Mum schaltete das Navi ein, und das leitete uns nicht nur einmal quer durch die Stadt, sondern dann hinaus auf die Höhen, bis es schließlich in freier Landschaft erklärte, wir hätten unser Ziel erreicht.

      Mum schimpfte vor sich hin, wir anderen sahen uns reichlich ratlos an. Bis ich auf die Idee kam, diese Gertrud anzurufen. Mit meinem Handy.

      Gertrud lachte sich halb kaputt und erklärte, wir seien dem üblichen Naviproblem aufgesessen.

      Dann versuchte sie mir den restlichen Weg zu erklären. Ich wiederholte immer, was sie gesagt hatte, Mum fuhr, und ich erzählte Gertrud, dass wir gerade an einer Bushaltestelle seien oder an einer Kuhweide vorbeiführen.

      Mit einem Mal lachte Linda los. Ich hatte der Frau gerade erzählt, dass wir an einem Holzstapel vorbeigefahren seien. Da stand sie neben unserem Auto und lachte.

      Übrigens sah Gertrud voll anders aus, als ich es mir gedacht hatte. Mit kurzen, grauen Haaren, in Jeans und Strickpulli. Wir stiegen alle aus dem Auto, und sie hockte sich erst einmal hin, um den Hund zu begrüßen. „Wie heißt er? ”, fragte sie.

      Gute Frage. Das wussten wir doch nicht – er selber kann ja nicht reden, und sonst hat es uns auch keiner erzählt.

      Sie meinte, wir hätten ihn gefunden und sollten ihm deshalb einen Namen geben. Ratlos sahen wir uns an. Bis meine Schwester erklärte, Emilio wäre passend. Keine Ahnung, wie sie darauf kam. Da aber niemand etwas Besseres wusste, wurde der Hund kurzerhand zu Emilio.

      Gertrud streichelte ihn ein wenig, er wedelte mit dem Schwanz. Ein guter Anfang, fand ich.

      „Gibt es hier noch mehr Hunde? ”, fragte ich und sah mich um.

      „Ja, zwei Damen: Alwine und Kassandra. Mit denen wird er sich schon vertragen”, gab Gertrud Auskunft. „Soll ich euch noch den Hof zeigen?” Meine Schwester schüttelte den Kopf, alle anderen waren neugierig. Natürlich wollten wir sehen, wohin Emilio nun kam.

      Es ist echt beeindruckend. Es gibt zwei Ponys, zwei Esel, ein Lama, einen Damhirsch, der hinkt, Ziegen, Schafe und Katzen und Hühner. Und die zwei Hündinnen.

      Es ist wie ein kleiner Zoo.

      Katharina ist begeistert. Sie gibt den Ziegen etwas Heu, das sie gierig aus der Hand annehmen. Vermutlich hätten sie auch alles andere genommen, was man ihnen zu fressen angeboten hätte. Ziegen sind ja meistens ziemlich verfressen, und diese hier scheinen da keine Ausnahme zu bilden.

      Eins der beiden Ponys, ein braunes, dickes, kommt an den Weidezaun und bettelt, das andere, schwarze, steht hinten an einem Baum und legt die Ohren an. Es mag die Störung nicht, so viel ist klar.

      Emilio beginnt sofort, überall hin- und herzulaufen und zu schnuppern.

      Gertrud beobachtet ihn lachend. „Der ist ja richtig agil, euer alter, kranker Hund!“

      Katharinas Mutter seufzt. „Ich habe ein Schreiben des Tierarztes für Sie.“

      Dann gehen die beiden Damen zusammen ins Haus, einen Kaffee trinken, während Linda und Kat die Ziegen streicheln. Zweifellos die bessere Wahl, wie die Mädchen finden. Die Ziegen haben ein glattes, warmes Fell, und dass sie einen ziemlich strengen Geruch verströmen, ist den Mädchen herzlich gleichgültig.

      Viel zu schnell kommen Mum und Gertrud wieder aus dem Haus. Kats Ansicht nach hätten sie ruhig eine Stunde länger Kaffee trinken können – mindestens. Doch nun muss sie Abschied nehmen von Emilio. Kat streichelt den Hund noch einmal. Er wedelt mit dem Schwanz und schleckt ihr die Hand. Kat würde am liebsten dableiben.

      „Du kannst ihn ja mal besuchen“, schlägt Gertrud vor. „Die Buslinie 208 fährt hier fast vor dem Haus vorbei. Vielleicht schaffst du es ja auch mit dem Fahrrad.“

      Katharina sieht ihre Mutter fragend an. Schließlich kann man nie so genau wissen, was Erwachsene erlauben, und was nicht. Doch die Mutter nickt. „Das wird schon gehen“, meint sie.

      Dann fahren sie endgültig – weg von Emilio, wieder nach Hause.

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