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mal zusammen!“

      Genau das können sie nicht. Die Überempfindlichkeit lässt das nicht zu. Der „Filter“ im Gehirn, Düfte und Lärm abzuschirmen, funktioniert offensichtlich schwächer. Gesunde und sehr Empfindsame reagieren nicht selten mit Ekelgefühlen. Die einen müssen sich übergeben, andere laufen entsetzt davon.

      Und gleichzeitig ist diese Feinempfindsamkeit eine Gabe. Sie hören mehr, und sie riechen mehr. Alle Düfte und Gerüche draußen und in Zimmern werden unangenehmer empfunden. Dazu gehören:

       Zigarettenrauch,

       Teer,

       Ausdünstung von Teppichen,

       Dämpfe aller Art,

       Malerarbeiten.

      Auch Farben und Formen werden intensiver wahrgenommen. Viele sind mit einem ästhetischen Gefühl ausgestattet. Feinste Unterschiede werden registriert.

       „Den kann ich nicht riechen!“

      Wir kennen alle die Redensart: „Den kann ich nicht riechen!“ Die Abneigung oder auch die Anziehung geschieht tatsächlich (auch) über Gerüche. Seit Jahren beschäftigt die Forscher dieses Thema. Offensichtlich haben Gerüche eine erstaunliche Wirkung auf unsere Seele.

      Der Philosoph Richard David Precht schreibt in seinem Buch über „Liebe“,

       dass Pheromone, sexuelle Duftstoffe, eine enorme Anziehung beinhalten,

       dass sie im Androstenon, einem Umbauprodukt des Testosteron, und zwar im männlichen Schweiß, enthalten sind,

       dass Frauen für diesen Lockstoff besonders empfänglich sind.1

      Auch der Pädagoge und Journalist Peter Rettinger vom „Institut für Lebensgestaltung“ in Österreich schreibt, dass die emotionale Bindung an einen anderen Menschen durch ein Oxytocin-Spray gefördert werden kann. Oxytocin gilt in Fachkreisen als „Liebeshormon“, wird auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet.2

      Oxytocin gilt als chemisches Wundermittel und spielt besonders in Liebesbeziehungen eine große Rolle.

      Ablehnung und Anziehung von Menschen haben offensichtlich auch mit wenig bekannten Düften und Gerüchen zu tun. Die Redensart ist seit langem bekannt:

      „Ich kann dich gut riechen“ bzw. „ich kann dich nicht riechen“.

       Belastbarkeit, Schmerzen und Weltschmerz

      Das Reizreaktionsschema ist bei allen Menschen unterschiedlich. Der russische Physiologe Ivan Pawlow experimentierte um die Jahrhundertwende mit der Empfindsamkeit von Menschen. Ihm lag daran, diese zu messen. Er wollte wissen, wann Menschen bei Überstimulation dichtmachen und abschalten.

      Die Versuchspersonen setzte er einem extremen Lärm aus. Schnell wurde deutlich, dass es sensible und weniger sensible, lärmempfindliche und lärmunempfindliche gibt. Etwa 15 – 20 % aller Versuchspersonen gaben wesentlich schneller auf als andere. Er nannte diesen Punkt der Aufgabe „transmarginale Hemmung“. Pawlow ging davon aus, dass diese Anlage vererbt wird.

      In diesen 15 – 20 % sah Pawlow die Hochsensiblen.

       Belastbarkeit und Schmerzempfindlichkeit sind gesteigert,

       Schmerzen werden schneller empfunden,

       Schmerzen lösen übertriebene Reaktionen aus.

      Das können

       Kopfschmerzen,

       Halsschmerzen,

       Bauchschmerzen,

       Ohren- oder Herzschmerzen sein.

      Tränen fließen häufiger, überschießende Reaktionen gehören zum Verhalten.

      Viele Hochsensible sind schnell traurig gestimmt. Eine Art Weltschmerz erfasst sie. Meine Erfahrung ist, dass die Betroffenen oft eine zusätzliche depressive Stimmung widerspiegeln. Sie denken negativ, grübeln und fühlen sich zusätzlich in ihren negativen Gedanken gestärkt,

       ich bin ein Außenseiter,

       ich werde abgelehnt,

       ich werde nicht verstanden,

       ich bin schiefgewickelt.

      Diese Gefühle treten besonders bei Erschöpfungszuständen, bei Überforderung, bei Übermüdung und Überanstrengung auf. Alle diese Erregungszustände kommen bei Hochsensiblen schneller zum Tragen.

       Die Hochsensiblen sind überstimuliert

      Der Ausdruck beinhaltet:

       Überstimulation ist eine Art Reizüberflutung,

       Überstimulation ist Dystress, negativer Stress,

       Überstimulation führt zum Rückzugsverhalten,

       Überstimulation kann zu Aggressionen führen,

       Überstimulation kann Erröten, Herzklopfen und Schweißausbrüche auslösen,

       Überstimulation kann zur Zittrigkeit und Verwirrtheit beitragen,

       Überstimulation lässt die Leistungen sinken,

       Überstimulation kann das klare Denken beeinflussen,

       Überstimulation ist auch eine Reaktion auf Ungerechtigkeit.

      Ungerechtigkeit ist ein Verhalten, das von Hochsensiblen nur schwer zu ertragen ist. Sie wollen gerecht leben und handeln. Wieder eine ehrenvolle Gabe. Handelt es sich um Christen, die vieles ernster nehmen als der Durchschnitt, leiden sie auch mehr, wenn andere ungerecht denken und handeln.

      Weil sie alles sehr ernst nehmen, weil sie im Allgemeinen tiefer und differenzierter denken, fühlen sie sich abgewertet und in Frage gestellt.

      Die Übererregung kann alle Sinne betreffen. Und der ganze Organismus kann die Spannung widerspiegeln. Ratsuchende und Betroffene sagen,

       dass die Pupillen sich erweitern,

       dass die Schultern sich verspannen,

       dass die Stimmlage sich erhöht,

       dass Angstzustände und Panikattacken eintreten,

       dass Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein sie befallen.

      Hochsensible befinden sich in einem Umfeld, das ihre Bedürfnisse nicht ernst nimmt. Sie werden von Reizen verschiedenster Art überflutet. Sie brauchen viel Zeit, um sich zu entspannen, um wieder aufzutanken.

       Die Gesundheit ist angegriffen

       Wie wirkt sich Hochsensibilität auf die Gesundheit aus?

       Wo liegen die Gefahrenstellen?

       Wie lauten die Gefahrensignale?

      Offensichtlich ist der gesamte Organismus gefährdet, weil hochempfindliche Menschen von allen Einflüssen, die von innen und außen kommen, stärker stimuliert werden.

      Der Hochsensible ist stressgefährdeter. Wir unterscheiden positiven und negativen Stress. Der positive Stress ist lebensnotwendig. Er stärkt unsere

       Vitalität und unsere Begeisterungsfähigkeit,

       unseren Optimismus und unsere guten Erwartungen,

       körperliche Ausdauer und unsere Beziehungen,

       unsere Arbeitsproduktivität und unsere Kreativität.

      Der negative Stress

       ruft Müdigkeit und Reizbarkeit hervor,

       Konzentrationsschwierigkeiten und

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