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Gegengründ’n

       Also wird sich oaner find’n

       Und so bleib mr auf dr Gampnwies’n da.

       7. Und a Kuahschell miaß mr a no haben

       Im Gymnasium drübn in der Direktion.

       Liaber Rex-i tat sch bitt’n

       Mir sein decht koa Almhütt’n

       So was ist ja für die Wissenschaft ein Hohn.68

      In demselben Jahr, 1951, promovierte Reinhold Stecher mit der Arbeit „Darstellung und Begriff der persönlichen Weisheit in den Proverbien“ zum Doktor der Theologie.69

      Die Dissertation sollte streng genommen seine einzige wissenschaftliche Publikation bleiben – Teile daraus erschienen zwei Jahre später in der Zeitschrift für Katholische Theologie (S. 410 – 451) –, sie ist jedoch durch ihre Quintessenz ebenso entscheidend für das weitere Verständnis von Werk und Person Reinhold Stechers wie der oben beschriebene Erfahrungsschatz aus dem Kontakt mit Schülern im Unterricht und dem Zusammenleben im Paulinum: „Als mir mein Professor diesen Forschungsauftrag zuwies, habe ich nicht geahnt, was für Einsichten, Zusammenhänge und Tiefblicke sich für mich auftun würden.

      Der Begriff der ‚persönlichen Weisheit‘ ist schon von rein literarischem Interesse, er beschäftigt aber auch den Religionshistoriker und Religionspsychologen, der ähnliche Erscheinungen in anderen Kulturkreisen vor Augen hat. Vor allem aber wendet der Theologe den betreffenden Stellen seine Aufmerksamkeit zu, weil sie im Lichte des Neuen Bundes auf den Logos hinweisen.

      Die ‚Weisheit‘ ist ein theologischer Schlüsselbegriff des Alten Testaments. Sie ist Geschenk, das aus der Ewigkeit kommt, und Erhellung des menschlichen Alltags, sie durchmisst den weiten Raum des Alls und die Tiefen des menschlichen Herzens.

      Die sichere Deutung eines literarischen Phänomens beruht zum guten Teil auf der Kenntnis seines Wurzelbodens, der Zeit und des Ortes der Abfassung, des Verfassers und der allgemeinen und speziellen Vorbedingungen des Werkes.

      Ich kann ohne die Welt der altorientalischen Sprachen, ohne die Hilfe evangelischer oder jüdischer Gelehrter gar nicht eindringen. Und so ist mir von dieser stillen Reise in die Offenbarung auch ein großer Respekt vor der Ökumene geblieben und die Überzeugung, dass man immer wieder von anderen lernen kann und lernen muss, auch wenn man im katholischen Glauben verankert ist und verankert bleibt.“70

      Daneben ist Stechers Einsicht in die Wirkkraft der „didaktischen Poesie“ von nicht zu unterschätzender Bedeutung, ist doch sie das vorrangige Kunstmittel, welches er in seinen Büchern, Predigten etc. fortan verwendet: „Die Sprache ist poetisch und wendet sich an ein bildhaft denkendes Publikum“, sie will vordergründig nicht Wissen, sondern gläubige Lebenserfahrung vermitteln.71 In „Begegnungen auf Mittelwelle“, das 1965 erstmals erscheint – spätere Auflagen tragen den Titel „Liebe ohne Widerruf“ –, wendet Reinhold Stecher diesen Schreibstil schon meisterhaft auf die Passionsgeschichte an, indem er seine Leserschaft unumwunden anspricht und von Beginn an zu verstehen gibt, dass er an dieser Stelle nicht doziert, sondern wie sie vor dem Wunder der Auferstehung staunend steht und um Worte ringt: „Wenn ich könnte, lieber Leser, würde ich versuchen, in Ihnen und um Sie herum Stille zu schaffen. Ich möchte, dass Ihre Gedanken das Tagesprogramm und alle großen und kleinen Sorgen und Aufgaben und Probleme zurücklassen. Bitte verstehen Sie mich recht: ich möchte das alles nicht, weil ich meine Worte für so bedeutungsvoll oder gescheit und einmalig halte. Nein, es geht mir wahrhaftig nicht um meine Worte, sondern um das Geheimnis, dem meine Worte dienen wollen: um Ihre Begegnung mit Gott. Damit ist Er genannt, dessen Namen ein Gläubiger des Alten Bundes nicht aussprechen durfte – und von dem wir so oft und so leichthin daherreden. Gott! Was soll ich von Ihm sagen? Wie soll ich Ihn Ihnen nahebringen? Ihn, den Unendlichen, von dem wir nicht reden, sondern höchstens stammeln können? – Ein aussichtloses Beginnen!“72

      Bei der Veröffentlichung seines Erstlings war Reinhold Stecher seit fast zehn Jahren als Religionsprofessor an der Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck tätig – 1956 hatte er dafür das Paulinum verlassen – und profilierte sich zudem an verschiedenen anderen Institutionen als Seelsorger.73 Bis zu seiner Ernennung zum Nachfolger von Paulus Rusch im Jahr 1981 lernte er außer den Berufsschulen noch alle weiteren Schultypen kennen und unterrichtete unzählige Schülerinnen und Schüler in ganz Tirol, was mit ein Grund für seine große Popularität gewesen sein dürfte, aber vor allem jenes Vertrauen in seine Person unter den Gläubigen der Diözese begründet hat, das Reinhold Stecher wohl als wichtigste Voraussetzung für die Wahl zum Bischof ansah – sowohl für sich selbst als auch für alle anderen Kandidaten, damals wie heute: „Durch einen Brief mit einer Einladung zum Gespräch mit dem Nuntius [Mario Cagna] in Wien [habe ich von meiner Ernennung zum Bischof von Innsbruck erfahren]. Ich habe dann im Gespräch meine Einwände vorgetragen, etwa, dass ich nie in einer führenden Tätigkeit der Diözese tätig gewesen bin, sondern immer nur in der Jugendseelsorge und in der Lehrerbildung. In diesen Aufgabenbereichen habe ich mich zu Hause gefühlt. Zwei Stunden lang hat der Nuntius versucht, mich zu überzeugen. Als er dann sagte, dass ich gemäß einer Befragung größtes Vertrauen besitze, habe ich schließlich doch Ja gesagt.“74

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