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      FRANK HEBBEN

      MASCHINENKINDER

      SF-Storys

      [Begedia]

      MASCHINENKINDER

      fantastic episodes XV

      Erste Ausgabe – 2012 im Shayol Verlag

      © 2012 Frank Hebben

      Vorwort © 2011 Myra Çakan

      © 2016 dieser Ausgabe – Begedia Verlag

      Lektorat – Armin Rößler

      Gestaltung und E-Book-Erstellung – Hardy Kettlitz

      Cover-Illustration – Carsten Dörr

      Umschlaggestaltung – Hardy Kettlitz

      Korrektur – Jakob Schmidt

      ISBN: 978-3-95777-085-1 (epub)

      Besuchen Sie uns im Netz:

       http://verlag.begedia.de

      Inhalt

       Titel

       Impressum

       VORWORT

       DAS LICHTWERK

       SCHWARZFALL

       MACHINA

       ELYSIAN

       KREMATORIUM

       KINDER DER GROSSEN MASCHINE

       BYTE THE VAMPYRE

       HIGHSCORE

       CYST

       CÔTE NOIRE

       MUSCHELPLANET

       SCHWARZ/WEISS

       BRAUSE

       OUTAGE

       Quellen

       Über den Autor

      Für Pierre E.

      »Mit einem schmerzhaft gewaltsamen Ruck drehte Freder sich um sich selbst und trat vor seine Maschine. Etwas wie Erlösung ging über sein Gesicht, als er dieses helle, nur auf ihn wartende Geschöpf betrachtete, an dem nicht ein Stahlgelenk, nicht eine Niete, nicht eine Feder war, die er nicht errechnet und erschaffen hatte.«

      (Thea von Harbou: Metropolis: 1926)

      Persönlich kenne ich Frank Hebben nicht, doch man hat mir zugetragen, dass er gerne über Friedhöfe streift und auch in verlassenen Gemäuern soll man ihn schon gesehen haben. Die Geschichte, dass er manchmal in einem dunklen Keller sitzt und armen, plüschigen Duracell-Hasen die rosa Öhrchen ausreißt, halte ich allerdings für stark übertrieben. Denn Frank Hebben hat eine viel bessere Möglichkeit, seine dunklen Phantasien auszuleben: Er schreibt. Cyberpunk und Dark Industrial, so der Stil seiner Geschichten.

      Und ganz schön finster sind die Welten, die der Autor erfindet in der Tat. Oft spielen seine Storys in einem post-apokalyptischen Environment. Die Protagonisten, soweit sie sich noch ihr Menschsein bewahrt haben, werden durch bizarre und bedrohliche, sich verselbstständigende Technologien vereinnahmt. Dies ist durchaus wörtlich zu verstehen. Oft sind es allmächtige Maschinen, Relikte aus einem längst vergangenen Krieg oder die Verlockungen des Cyberspace, die Frank Hebbens Protagonisten ein unerfreuliches Ende bescheren. Heile Welt ist abgebrannt, düstere und phantastische Endzeitszenarien haben Einzug gehalten. Aber in dem Schrecklichen, im Monströsen liegt auch Schönheit, auch wenn es eine grausige Schönheit ist.

      Sicher, Geschichten wie sie in seinen Storysammlungen zu finden sind, hat man auf die eine oder andere Weise schon einmal gelesen, mir fallen spontan Storys von John Shirley, Jeffrey Thomas oder auch J. G. Ballard ein – und auch eine Figur wie aus einem William-Gibson-Universum ist mir begegnet: das Mädchen mit den Schmetterlingsaugen (in: Prothesengötter).

      Allerdings geht es Frank Hebben nicht darum, das Geschichtenerzählen neu zu erfinden, seine Storys sind sinnliche Erlebnisse. Es ist seine Bildersprache, die einen in diese düstere Welt zieht, dazu braucht er nur ein paar lässig hingeworfene Sätze, und schon riecht, schmeckt man seine Welten. Auch wenn es nicht immer angenehm ist, aufregend ist diese Erfahrung aber auf jeden Fall.

      Myra Çakan – August 2011

      »Krieg ist scheußlich, Junge.

      Er sprengt die Menschen entzwei.«

      (Rhombus)

      Im Windglas der Laterne schwirrten die Feuerfalter auf, als das Boot gegen den Kai stieß. Paul legte das Paddel quer, deckte es mit einem Öltuch zu, bevor er das Anlegetau um einen Poller schlang und breitbeinig ausstieg. Kurz lockerte er seinen Nacken, seine Arme und streckte den Rücken durch – eine Fahrt durch die Katakomben war anstrengend, doch der Junge grinste, während er nach dem Bündel griff, das groß wie ein Buch auf einer Munitionskiste lag, es an seine Rippen presste:

      Es wog ungewöhnlich viel für seine Größe.

      Außer den Wellen, dem Knarzen der Lederjacke, wenn er sich bewegte, hörte Paul nur noch das leise Raunen der Geistervögel, die unsichtbar, in weiter Ferne, durch die Finsternis segelten.

      Ein Signal pfeifend wandte er sich nach vorn, um dann den Henkel der Laterne vom Haken zu streifen.

      So blieb er stehen und wartete. Durch das Glosen der Falter konnte Paul das kleine Motorboot am vorderen Steg – und die Treppe zum Flakturm ausmachen; oben, auf einem Plateau, stand ihre Hütte, noch höher die alte Kanone und der Suchscheinwerfer als breite Schatten in der Dunkelheit.

      Ein Bellen erklang.

      Paul pfiff, lauter diesmal, obwohl er den Hund schon erkennen konnte, der in langen Sätzen die Stufen abwärts sprang; ein altes Tier, mit grauen Flecken im Fell, das hechelnd zu ihm kam und die Schnauze an Pauls Stiefel drückte, schnüffelte.

      »Ludwig!«, rief der Junge fröhlich und kraulte dem Hund die Hängeohren. »Riecht nach Heizkeller, was? Ich sterbe vor Hunger … los, komm.«

      Beim Aufstieg blickte er zur Glaskuppel hoch, die auf den Stadtmauern lag wie der Deckel einer riesigen Taschenuhr, von außen bedeckt mit der Asche des Krieges, eine meterdicke Schicht, durch die kein Sonnenlicht mehr einfiel …

      Immernacht.

      Noch nie hatte Paul den Himmel gesehen, keine Wolken, keine Sterne, die er nur aus Büchern kannte; denn als die Bombe zündete, war er gerade erst zur Welt gekommen.

      Ganz nah hörte er, wie der Hund schnaufte und fühlte sich sicherer; hier schienen keine Gefahren zu lauern, und er war nicht mehr allein. Noch wenige Stufen, dann glomm der Schein des Kamins über ihm, ehe ein Fenster und die Vordertür aus der Schwärze rückten: Ihre Hütte bestand aus Brettern und Kupferblechen, die sie aus allen Vierteln herbeigeschafft hatten. Mit Tarnfarbe bestrichen und ausgebaut war sie über der Stadt ein Zuhause geworden – und warme Luft begrüßte Paul, als er die Klinke runterdrückte und ungestüm eintrat, das Paket im Arm, Ludwig an seiner Seite.

      Die Scharniere der Tür quietschten so laut, dass Lisa in ihrem Sessel aufschreckte. Sie saß am Kamin, eingehüllt in eine Wolldecke, und hatte

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