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weiß ich, dass er ein Bürohengst ist. Entschlossen eine Antwort zu bekommen, frage ich weiter, traue mich aber nicht, direkt zu sein:

      „Wann hatten wir eigentlich den letzten Kontakt, muss ja schon sehr lange her sein?“

      „Warte mal, äh, ich glaube, es war 2008.“

      Meine Güte, das soll ich heute noch wissen?

      Das ist ja schon eine Ewigkeit her – 2008 einen Andreas?

      Offensichtlich habe ich aber wohl einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Scheibenkleister – wer ist das denn?

      „Hast Du eine neue Nummer?“

      „Nöö, immer noch dieselbe von damals.“

      Dieselbe Nummer von damals – aber kein Name ist zu sehen – Was soll ich bloß machen, auf keinen Fall nach weiteren Einzelheiten fragen –.

      „Du, ich muss jetzt auflegen – hier wird der Verkehr sehr kritisch, nett mit dir geplaudert zu haben, Tschüß“ „Tschüß.“

      So fahre ich also weiter Richtung Heimbach, komme durch winzige Straßendörfer, sehe links und rechts Felder und muss in Hergarten aufpassen, dass ich nicht die Abzweigung nach Heimbach verpasse.

      Es ist ein größeres Dorf, wie aus dem Bilderbuch. Ein Haus neben dem anderen, schmale Bürgersteige, kein Mensch auf den Straßen zu sehen, an einer Straßenseite ein Auto. Auf dem Straßenschild: 6 km bis Heimbach. Da höre ich:

      „Brücke an Captain, es kommt eine Nachricht herein.“

      Aha, eine SMS, na, die kann ich während der Fahrt sowieso nicht lesen.

      Inzwischen bin ich in Heimbach angekommen, fahre durch den Ort und dann über die Rur. Direkt an der Rur ist ein schöner Parkplatz, fast leer. So nehme ich mein Handy, den Fotoapparat und steige aus. Wie schön es hier ist. Dieser Ort wirkt auf mich wie verzaubert – was wohl an meiner eigenen Stimmung liegt.

      Ich sehe, wie die Rur langsam dahin fließt, und als ich die Straße weiter entlang gehe, kann ich in einen Lehrpfad einbiegen, und das Schloss gegenüber auf dem Berg gut sehen. Mein Weg führt mich bergan und ich finde eine Bank. Hier kann ich mich endlich ausruhen, denn ich habe die falschen Schuhe an. Mit Heels auf einem sandigen Weg, wobei ich auch noch auf die Wurzeln und die neben dem Weg stehenden Sträucher achten muss. Dabei habe ich im Auto ein Paar Turnschuhe. Naja, so etwas kann mir nur mir passieren weil ich mit meinen Gedanken spazieren gegangen bin.

      Mein Blick geht über das ganze Tal unter mir und ich nehme meinen Fotoapparat – fotografiere die Umgebung und das Schloss. Es ist ganz ruhig an diesem Vormittag, bisher ist mir kein Mensch begegnet. Ich schaue hinunter, wie klein alles aussieht. Auf der anderen Flussseite sehe ich das kleine Städtchen. Auch ein Pärchen sehe ich. Sie sehen niedlich aus – sie läuft vorneweg – und er läuft ihr hinter her.

      Als das Handy klingelt, fällt mir siedendheiß die SMS ein.

      Aber es ist Editha, die mich anruft.

      „Hallo Lis – was machst Du gerade?“

      Habe ich diese Frage nicht selber vorhin gestellt? Ja, ich muss lachen.

      „Ich sitze auf einer Bank an der Rur.“

      „Ach, warum hast du mich nicht angerufen, ich wäre doch mitgekommen. Ein kleiner Spaziergang würde mir auch gut tun.“

      „Editha, das wäre zu weit für dich.“

      „Ach was, ich habe heute sowieso noch nichts vor. Wollen wir nachher zusammen zum Mittag essen?“

      „Liebe Editha, ich sagte es eben schon, das ist ein bisschen weit von dir. Ich sitze an der Rur ohne H.“

      „Na, Du machst ja Sachen, willst Du mich auf den Arm nehmen? Rur ohne H – das gibt es doch gar nicht. So viel deutsch kann ich, dass ich weiß, Ruhr wird immer mit H geschrieben.“

      „Editha, die Ruhr, die Du meinst, wird auch so geschrieben, aber ich sitze an der Rur ohne H.“

      „Und wo soll die sein?“

      „Die ist in der Eifel.“

      „Du willst mir doch nicht weiß machen, dass Du jetzt in Belgien bist.“

      „Editha, die Eifel ist in Deutschland, Belgien ist das Nachbarland, aber da fließt die Rur auch durch.“

      „Gibt es dort auch Pralinen?“

      „Keine Ahnung, wahrscheinlich, aber ich sitze hier in der Eifel und fahre nachher zurück nach Kommern. Da habe ich mir seit gestern ein Zimmer für dieses Wochenende gemietet.“

      „Meine Güte, so viele Kilometer an einem Tag. Aber wenn Du dir in Pommern ein Zimmer gemietet hast, warum fährst Du dann durch ganz Deutschland nach Belgien?“

      „Editha, jetzt hör mir mal zu! - - Ich sagte nicht Pommern mit P wie Paul sondern Kommern mit K wie Karl, und dieser Ort ist in der Eifel, 17 km von hier entfernt. Dort gibt es eine Rodelbahn, einen Wildpark und vieles andere noch.“

      „Aha, Du willst jetzt ohne Schnee rodeln? Sag mal, gibt es da auch Männer?“

      „Ja, sicherlich, aber jetzt ist gut, lass uns reden wenn ich wieder zu Hause bin, ok?“

      Endlich war das Gespräch beendet und ich kann in Ruhe die SMS lesen. Sie kam von dem Typen der vorhin anrief. Was will der denn jetzt noch?

      Hi, bin schon wieder auf dem Weg in die Schweiz. Wenn ich zurückkomme, dann will ich deinen geilen Arsch endlich einmal nackich sehen und dich fotografieren.

      Oh Gott, jetzt weiß ich wer er ist. Ihm hatte ich damals eine geknallt, als wir uns erstmalig in einem Café trafen, und er mir gegenüber sofort eine ähnliche Bemerkung gemacht hatte. Vielleicht sollte ich Editha mit diesem Typen bekannt machen. Nein, diesen Gedanken schlage ich mir sofort aus dem Kopf – ich will lieber sehen, was mein Pärchen so macht.

      Aha, er läuft immer noch hinter ihr her. Ob da Liebe mit im Spiel ist – oder nur Sex? Was heißt überhaupt Liebe?

      Wie ich so vor mich hin philosophiere kommt ein Jogger des Weges. Ich schaue ihm nach wie er hinter der nächsten Wegbiegung verschwindet. Da schreckt mich ein Schrei hoch, und ich stehe auf, um zu sehen was passiert ist. Als ich zum Jogger komme, rafft er sich gerade auf, weil er über eine Wurzel gestolpert ist, und läuft wieder weiter. Dann kann es ja nicht so schlimm gewesen sein, denke ich noch, als ich auf dem Rückweg bin. Doch dann sehe ich was er angerichtet hat.

      Er hat mein kleines Pärchen tot getrampelt.

      So schnell kann der Tod ein kleines Käferleben beenden.

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