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      Die Reise des Helden

      Wenn wir das bis jetzt Gesagte nicht mehr hinterfragen, müssten wir zur Ansicht kommen, dass der Narr für die Auflösung der Realität an der Schwelle einer neuen Reise steht. Das ist aus der Sichtweise des Denkens sicher richtig, aus der man die Realität für real erklärt und die Voraussetzungen zu deren Auftreten als wahr. Wenn wir aber die Realität in Frage stellen, um zu entdecken, was oder wer es ist, der die Realität für wahr erklärt, dann relativiert sie sich auf jene Wellenlänge, auf die unsere inneren Bilder ansprechen.

      Die erste Einsicht in den Mechanismus unseres Erkennens ist, dass die Welt, die wir erkennen, nicht wirklich die ist, wofür wir sie halten. Wir halten sie für eine Welt der Materie, der Gegensätze. Dabei gibt es gar keine Materie an sich. Alle Materie fußt auf einer unbekannten Kraft, die Atomteilchen in Schwingung bringt. Daher besteht sie nur aus Energie, aus Schwingung. Und da Energien keine Gegensätze kennen, weil sie die Gegensätze selbst sind, wir aber aus der Wirkung dieser Energien Gegensätze machen und damit unsere vorstellbare Welt erschaffen, lässt sich leicht feststellen, wo diese Bilder ihre Wiege haben: in unserem Bewusstsein Mensch (dem Kropf, der dem Träumer aus dem Kopf wächst)’ Aus dieser Sicht beschriebe sich der Narr wie folgt: Er ist der Stein des Weisen in der Hand des Magiers, und doch ist der Magier nichts anderes als eine Bewegung in der Freiheit des Narren. Seine Magie ist eine ohne Anhaftung und Ego. Er ist der Meister des Tao ohne das Bild eines Meisters. Diese Magie ist die Höchste aller magischen Praktiken: Kein Lehrbuch vermittelt sie, kein Guru gibt sie an einen Schüler weiter, sie offenbart sich durch sich und verliert sich in sich selbst.

      Wenn wir die Realität nun als Extrakt unserer eigenen Bilder erkennen, so könnten wir den, der uns von dieser Realität befreit, als Erlöser begrüßen: als Erlöser von der Welt unserer eigenen Vorstellung. Leider ist dies nicht so einfach. Denn durch das Vorhandensein einer materiellen Umwelt sind wir darauf angewiesen, die Befreiung aus den alten Strukturen zu einem neuen Lebensziel oder zumindest zu einer Erkenntnis umzukneten. Somit wird der Narr zur Karte, die sich an den Anfang eines neuen Lebensweges stellt, indem sie alle alten Strukturen überwunden zu haben glaubt, womit sich das Denken in seiner eigenen Falle gefangen hat (ein Wort des Narren ließe den Bann der Täuschung, der über der Realität liegt, zur Wirklichkeit werden, und ein leises Plop wäre zu hören, wenn die Seifenblasen über dem Ozean zum Ozean würden: Die Magie und Spiritualität des Narren im Nicht—Narren wäre dann die Brücke zum Universum). Die Falle zeigt sich im Teufelshorn oder im monströsen Gebilde, das der Gestalt im Ozean des Unbewussten wie ein Krebsgeschwür aus dem Kopf gewachsen ist. Die Vermessenheit der menschlichen Einbildung wird unterstrichen, indem sich der Kropf (das Gesicht mit dem Auge) sozusagen selbst in der Hand hält und dem Meer des Unbewussten damit einen kontrollierten Ausschnitt entgegenstreckt. Diese Kontrolle hat ihren Grund: Des Narren Sehnsucht nach dem Unendlichen ist gerade das verdrängte Gegengewicht zu unserer materiell-polaren Perspektive, die, einmal aus den Angeln gehoben, sich immer mehr in sich verliert: als Lust des Kompensierens unseres Denkens, um sich im Grenzenlosen zu ertränken.

      Erst wenn wir erkennen, was die Realität ist, dann können wir auch die Voraussetzungen erschauen, die sich der Narr als Vision zum Mittelpunkt seiner Sichtweise gemacht hat. So entsteht auf der menschlichen Ebene ein Beobachter des Beobachters, der auf einer hohen Ebene zur Erleuchtung führt und auf einer tiefen als ein Ausdruck der Ablehnung der Realitätsebene steht, was gleichbedeutend mit Ablehnung der Wirklichkeit zu sehen ist. Nicht weil er sich seine Sichtweise zum Mittelpunkt gemacht, sondern weil ihn seine Sichtweise umgekehrt in die Startlöcher eines Ausgangspunktes, der am Ende nur wieder zu sich selbst führt, hineinmanövriert hat: Die Reise des Helden ist das Bild, wie sich die Welt seiner Vorstellung durch die Kapazität seiner »zukünftigen Erinnerung« darstellt - und der unter seinen Fußsohlen liegende Weg die einzige Realität im Nebel der Leere! Seine Erkenntnisse sind nicht reproduzierbare Gedanken, sondern spotlightartige Flashs aus den Nischen und Räumen zwischen den Dualitäten.

      Kontroverse

      Kronos als Hüter der Tradition

      Alles, was wir über den Narren wissen können, ist, dass er existiert, und weil er sich aus sich selbst hervorbringt und es außer seiner puren Existenz nichts über ihn zu wissen gibt, versuchen Sie sich über diese Karte zu mokieren. Aber ich versichere Ihnen, lieber Vertreter der Gegenseite, dass sich die Qualität des Narren nicht einfach in einer numinosen Leere, die sich selbst befruchtet, ausdrückt, sondern in der tiefen inneren Anbindung an den großen Schöpfergeist. Der Fehler Ihrer These liegt im Umstand begründet, dass Alles im Nichts enthalten ist. In der Unschuld des Narren ist die Bedeutung des Vertrauens in den Weg erkennbar, die ihn selbst vor den möglichen Gefahren schützt. Die Spontaneität seiner Reaktion auf die Herausforderungen des Lebens macht ihn zu einer vorurteilsfreien Kraft und somit zum Synonym für das kindliche Bewusstsein. Er greift tief in die Trickkiste der Wahrheit und nennt die Dinge beim Namen, ohne an deren Wirkung interessiert zu sein. Seine innere Sicherheit, an welcher Stelle er als nächstes seinen Fuß hinsetzt, erhält er aus dem Vertrauen in die Energie, die ihn führt Er macht sich keine Gedanken über die Reaktionen seiner Mitmenschen, die ständig darüber rätseln, was die Motive seiner Handlungen sind. Die Zielgerichtetheit seiner unbewussten Taten lässt die Vermutung aufkommen, dass er aus dem Pool der Ganzheit schöpft, die mit allen Ebenen der Erscheinungswelt verbunden ist. Entgegen Ihrer Vorstellung, der Narr würde sich gegen das sträuben, was aus ihm hervorbricht, weil er die Formgebung der formlosen Kräfte ablehnt, sehe ich das Motiv seiner Handlungen hinter den Ebenen, die ihn leiten. Gerade die innere Leere seines Geistes, der frei von Absichten durchs Leben geht, macht ihn offen für die Inspiration aus dem Göttlichen. Diese Kraft ist die Voraussetzung, um aus dem in der Vollendung steckenden Ende wieder zu einem für jeden Anfang offenen Nichts werden zu können. So gelenkt, kann der Mensch die hohe Inspiration in die Welt transportieren und die Wirklichkeit bereichern, denn nur durch die unendliche Größe des Alles und Nichts vermögen wir uns selbst aus einer erhöhten Perspektive wie einen im unendlichen All immer kleiner werdenden Punkt zu betrachten, bis wir uns am Ende am Rand der ersten Stufe einer neuen Ebene wiederfinden. Aus diesem Grund schrumpft die Vollkommenheit des zurückgelassenen bisherigen Seins auf die Größe eines Punktes oder eines Kreises mit dem Radius Null zusammen. Dieser verliert aus der Sicht der neuen Ebene alles an Größe und Inhalt und wird zu dem Nichts, das alles ist, zu dem Anfang, der aus dem Ende bereits entstand - und damit zu dem Einzigen, für das eben der Narr und nur der Narr stehen kann. Dadurch, dass er die Formen und Konzepte seiner Umgebung auflöst, macht er eine Neuorientierung möglich. Er ist somit der Erfüllungsgehilfe des Schöpferprinzips, das die Realität durch den Aufbruch der Konvention erweitert. Aus der Betrachtung des Ganzen gesehen, wird durch den Narren die Wirklichkeit auf den Punkt reduziert, der in sich selbst verschwindet, um von dort erneut aufzutauchen.

      Akronos als Advocatus Diaboli

      Wozu dieses esoterische Geschwafel, Verehrtester? Der Kreis, der aus der Sicht des Narren zu dem Nichts geworden ist, das alles sein soll, und sich im Anfang, der gleichzeitig auch Ende ist, verwirklicht - ist das nicht der Insolvenzantrag des menschlichen Verstandes, der beim Versuch, über seine eigene Begrifflichkeit hinauszuwachsen, gescheitert ist? Warum muss etwas werden, nur um sich selbst erkennend wieder aufzulösen und daraus wieder neu zu entstehen? Das tut es doch sowieso, und die Kräfte des Ewigen bedürfen weder der Erkenntnis noch der Legitimierung durch den Verstand. Ist das Klischee des Nichts, das alles beinhalten soll, nicht einfach ein Trick des überforderten Individuums, sich ein mentales Mysterium zu schaffen, auf das es ohne intellektuelle Gewissensbisse hereinfallen kann? Und ist es nicht auch so, dass sich gar nichts auflöst, um neu zu werden, sondern dass der Geist, der eine neue Spirale betritt, einfach die überholte Form abfallen lässt, die für den neuen Zyklus keine Bedeutung mehr hat? Was hier stört, ist nicht die Erkenntnis an sich, sondern der Nebenschauplatz, der sich mit dieser Einsicht verbindet. Wer aus der Sicht des Bewusstseins argumentiert, dass die Karte des Narren alles beinhaltet, was sich aus der Vollendung des Zyklus einer vorhergehenden Ebene ergeben hat, der setzt voraus, dass er weiß, worauf das Wesen der Schöpfung hinausläuft. Selbst wenn wir die Schöpferschlaufe (das Spiel der Schöpfung mit sich selbst) so sehen könnten, wie sie ist, könnten wir uns mit unseren Sinnen

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