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zu verhindern. Am 29. November fordert der schwedische Generalproviantmeister von der Stadt Bregenz u. a. zweihunderttausend Pfund Brot und zweihundert Fass Wein, am 1. Dezember drohen die Schweden mit der Einquartierung von vier Regimentern Infanterie – die Bregenzer verzichten in beiden Fällen auf eine Antwort. Da auch eine neuerliche schwedische Quartierforderung am 28. Dezember erfolglos bleibt, beginnt Wrangel am Morgen des 4. Januar mit 8.000 Mann den Angriff auf Bregenz, das von etwa 2.200 Mann verteidigt wird. Den Verteidigern fehlt es an Proviant, Geschützen und Munition; die Schlüsselstellung, der sogenannte Haggen, fällt nach wenigen Stunden; ortskundige Einheimische führen die Schweden in den Rücken der Bregenzer Stellungen, die Verteidiger werden umkreist und zur Aufgabe gezwungen. Am längsten, so berichten die Quellen, wehren sich die Dornbirner Kriegsleute, Landammann Thomas Rhomberg bekräftigt seine Treue mit seinem Blut; Oberst Äscher, der kommandierende Offizier, veranlasst die kampflose Übergabe und versucht, auf einem Schiff aus dem Hafen zu flüchten, wird aber gefangen genommen.

      In der einen Hand die Pistole, mit der anderen ihre Pferde am Zügel nachschleifend, dringen die schwedischen Reiter in die wehrlose Stadt ein, ein Haus nach dem anderen wird geplündert, diesen schlägt, diesen schießt man zu tod und war aller Orten lauter Jammer und äußerstes Elend, desjenigen was mit den ledigen und verheirateten Weibspersonen geschah, zu schweigen; zahlreiche Bewohner versuchen zu flüchten, dabei kommt es auf der überfüllten Achbrücke zu schrecklichen Szenen – im Gedränge werden viele ins Wasser gestoßen und ertrinken in der Hochwasser und Eis führenden Bregenzer Ache. Erst um fünf Uhr abends lässt Wrangel „Generalpardon und jedermann Quartier“ verkünden, das Totschlagen und Aufmetzgen hat damit ein Ende – etwa 200 bis 300 Tote sind zu beklagen, 17 Bregenzer Bürger umgekommen.

      Feldmarschall Wrangel bezieht mit seinen Generälen Quartier in der Stadt, seine Soldateska, etwa 3.000 Mann, hausen zwei Monate lang in Bregenz und plündern systematisch die Häuser aus – täglich fahren mit Beute voll beladene Wagen über den Rhein, auf den Märkten jenseits des Flusses bekommen die rauen Kriegsmänner gutes Geld für den geraubten Hausrat, der in manchen Fällen von den geflüchteten Eigentümern selbst wieder zurückgekauft wird; Wrangel lässt sie gewähren. Erst am 6. März 1647 werden die Schweden die devastierte Stadt verlassen, nicht ohne vorher noch das Schloss auf dem Gebhardsberg zu sprengen und die Schanzen auf dem Pfänder zu zerstören.

       Die Ermordung der burgenländischen Sinti und Roma in Kulmhof

      Etwa 130 Kilometer östlich von Posen (Poznań) liegt das Dorf Chełmno nad Nerem, das die Deutschen „Kulmhof“ nennen. Hier, im Landkreis Warthbrücken im Reichsgau Wartheland, haben sie einen, wie sie meinen, guten Platz zum Massenmord durch „irgendein schnellwirkendes Mittel“ gefunden.

      Für die geplante Vernichtungsstätte werden im Dorf Kulmhof ein unbewohntes Gutshaus, „Schloss“ genannt, nebst Park und Kornspeicher sowie Teile einer angrenzenden Gärtnerei gepachtet; das „Schlossgelände“ schirmt man mit einem Bretterzaun ab; ein Großteil der Dorfbewohner wird vertrieben, im November 1941 errichtet man die notwendigen Lagereinrichtungen. Am 8. Dezember 1941 kann das „Sonderkommando Kulmhof“, es sind dies etwa 15 SS- und Sipo-Männer unter dem Befehl von SS-Hauptsturmführer Herbert Lange, mit der Ermordung von Juden aus den benachbarten Amtsbezirken beginnen; getötet wird in einem großen „Gaswagen“, in den Motorabgase geleitet werden.

      Wenig später sterben hier erstmals auch Österreicherinnen und Österreicher: Am 5. Januar 1942 trifft der erste „Transport“ von burgenländischen Roma und Sinti aus dem Ghetto Litzmannstadt in Kulmhof ein; bis zum 12. Januar 1942 folgen drei weitere „Transporte“. Insgesamt werden innerhalb dieser einen Woche gegen 5.000 Roma ermordet – es sind jene Menschen, die zwischen 5. und 9. November 1941 ins Ghetto Litzmannstadt deportiert und dort unter katastophalen Verhältnissen im „Zigeunerlager“ untergebracht worden sind – es gibt keine sanitären Einrichtungen und auch keine Möglichkeit zu kochen.

      Unter den Ermordeten sind viele Kinder. Die Männer des Sonderkommandos Kulmhof erhalten Lohnzuschläge: täglich zwischen 10 und 13 Reichsmark, je nach Dienstrang – sie verdienen damit mehr als das Doppelte des normalen Lohns.

      „Wir erinnern uns“: Gedächtnisstätte für die Opfer des Vernichtungslagers Kulmhof (Chełmno).

       Bestätigung des „Privilegium maius“

       Eine geschickte Fälschung: das „Privilegium maius“, mit dem sich Rudolf IV. grundlegende Rechte für sein Haus und die österreichischen Länder sicherte. Titelseite des für Kaiser Maximilian I. angefertigten Exemplars. Haus-, Hof- und Staatsarchiv.

      Kaiser Friedrich III. lädt zu diesem feierlichen Akt hochrangige Gäste in seine Wiener Neustädter Residenz, sie alle sollen Zeugen dieses für das Haus Österreich so bedeutsamen Vorgangs werden: Kardinal Nicolaus Cusanus und der Nuntius Aeneas Silvius Piccolomini, sein ehemaliger Sekretär, sind ebenso erschienen wie Friedrichs Bruder Albrecht IV., Herzog Wilhelm von Sachsen, Markgraf Albrecht von Brandenburg und zwei Pfalzgrafen bei Rhein sowie die kaiserlichen Räte und Träger der Hofämter. Jetzt endlich soll durch das Oberhaupt des Reiches bestätigt werden, was Friedrichs Großonkel Herzog Rudolf IV. so verwegen hatte fälschen lassen: jene „Freiheitsbriefe“, die die Sonderstellung der habsburgischen Dynastie festschreiben, vor allem auch das „Kernstück“ dieser Fälschungen, das Privilegium maius, eine angeblich von Kaiser Friedrich Barbarossa ausgestellte Urkunde. Zu diesen bestätigten Privilegien zählen die Erblichkeit des Lehens, Steuerfreiheit, das Recht auf Tragen der Königskrone, kein Zwang zu einer Dienstleistung gegenüber dem Reich, keine Pflicht zum Besuch der Reichstage, oberste Lehenshoheit über alle österreichischen Güter, oberste Gerichtshoheit des Landesherren, die Unteilbarkeit der habsburgischen Länder und der Titel „Erzherzog“, den Friedrich allerdings ausdrücklich nur auf die steirische Linie der Habsburger bezogen wissen will. Und allein die steirischen Erzherzöge erhalten weitere zusätzliche Rechte, so werden sie ermächtigt, neue Steuern, Zölle und Mautgebühren einzuführen, und sie dürfen Wappen verleihen und akademische Titel zuerkennen – eine Vorgangsweise, die ein praktisches politisches Ziel hat: Friedrich will damit sein Mündel Ladislaus Postumus und Siegmund von Tirol, der inzwischen der Vormundschaft entwachsen ist, ausschalten.

      Großzügig wird jedes einzelne Privileg bestätigt, ja, man findet auch nichts dabei, angebliche Urkunden von Julius Caesar und Kaiser Nero, die Rudolf IV. in ein Diplom Kaiser Heinrichs IV. hatte „inserieren“ lassen, zu bestätigen.

       Die Hinrichtung von Herbert Eichholzer

      Herbert Eichholzer, geboren 1903 in Graz, ist einer der begabtesten jungen Architekten der Ersten Republik und ein politisch engagierter Mann. 1932 wird er Mitglied des Republikanischen Schutzbunds und nimmt an den Februarkämpfen teil, 1937 arbeitet er für die Vaterländische Front und nach seiner Flucht tritt er im Exil der KPÖ bei. Er ist in Februar und März 1938 einer jener aufrechten Österreicher, die aktiv dem „Anschluss“ entgegenarbeiten – als Mitglied der „Sozialen Arbeitergemeinschaft“ verteilt er Flugblätter zur von Schuschnigg angekündigten Volksabstimmung, die für ein freies Österreich eintreten. Nach dem „Anschluss“ flieht Eichholzer nach Triest, dann geht er nach Paris, wo er unter dem Decknamen „Karl Hase“ Umschulungen und Hilfe für Flüchtlinge aus Österreich organisiert.

      Nach einem Aufenthalt in der Türkei bei Clemens Holzmeister kehrt Eichholzer im April 1940 nach Graz zurück – die Gestapo hat ihm eine Rückreiseerlaubnis erteilt, da er vorgibt, sich von nun an nur nationalsozialistisch betätigen zu wollen. Auf der Rückreise lernt er einen österreichischen Kommunisten kennen, der ihm den Auftrag gibt, einen Grenzverkehr

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