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schluckte und nickte. „Wie heißt du?“

      „Prima“, lächelte sie.

      „Prima? Hast du keinen – keinen Nummernamen?“

      Sie biss sich auf die Lippen. „Klar hab ich ’ne Nummer. W188. In Wirklichkeit heiße ich aber Yvonne. Und mit prima meinte ich, es ist schön, dass du jetzt auch mal von dir aus ’ne Frage stellst, die nicht unmittelbar im Zusammenhang mit dem Thema steht. Das gibt Grund zur Hoffnung.“

      Ich griff mir an den Kopf. „Ich verstehe nicht viel. Also, von dem, was du da sagst. Und ich kann nicht gut sprechen. Also – eh – reden.“ Dann sah ich ihr in die Augen. „Ist das schlimm?“

      „Nein. Gar nicht. Ganz normal für jemanden, der seit Jahren kaum gesprochen und sich Gedanken gemacht hat. Und der gerade die ersten Schritte zurück ins Leben tut. Ganz kleine Schritte. Bei mir hat es Monate gedauert.“

      „Und was soll ich jetzt tun?“

      Sie nahm bedeutungsvoll meine Hand, schaute sich kurz um und kam mir dann so nahe, dass ich ihren warmen Atem spürte.

      „Hör genau zu, was ich sage: Es gibt streng genommen kein Paradies. Das, was die euch weismachen, ist nichts anderes als der Zustand nach dem Tod. Nichts, nichts und abermals nichts. Bis in alle Ewigkeit.“

      „Was ist – nichts? Ist es …“

      „Psst!“ Sie fuhr herum, beruhigte sich aber gleich wieder. Einer der Schläfer hatte sich nur auf die andere Seite gedreht.

      „Kannst du dich an die Zeit vor deiner Geburt erinnern?“

      Ich schüttelte den Kopf. „Was ist Geburt?“

      „Okay“, lächelte sie. „Mein Fehler. Ich meine an die Zeit, bevor du hierher kamst.“

      Wieder versuchte ich etwas Unmögliches: Nachzudenken. Dann schüttelte ich den Kopf.

      „Siehst du“, sagte sie. „Du kennst ja nicht mal deinen richtigen Namen als Mensch. Und so ist es auch nach dem Sterben. Es ist wie ein traumloser Schlaf. Keine Fähigkeit, zu denken oder etwas zu empfinden. Nur dass man eben nicht mehr erwacht. Niemals mehr.“

      „Aber – ist das nicht so wie im Paradies?“

      Sie lehnte sich zurück. In ihrem Blick lag etwas Merkwürdiges, das ich nicht zu deuten wusste.

      „Ja“, sagte sie leise. „Wenn man es so sieht …“

      Sie schwieg einige Sekunden lang. Ich wurde ungeduldig. Und immer müder.

      „Was willst du denn nun, was ich machen soll?“

      „Du hast recht. Ich kann dir während der paar Minuten, die wir jetzt Zeit haben, nicht das ganze Universum erklären. Für dich und uns ist jetzt nur eines wichtig: Du musst auch weiterhin so tun, als ob du die Zombie-Medizin bekommst. Darfst dir nicht anmerken lassen, dass du plötzlich anders bist als deine Kumpels. Dieses Gespräch zwischen uns hat es nie gegeben! Nur für dich. Im Geheimen, verstehst du?“

      Ich atmete tief durch, nickte – und schüttelte dann wieder den Kopf.

      „Oh Gott“, sagte sie und holte ihrerseits Luft. „Ich merk schon – ich bin keine gute Lehrerin.“

      „Ich bin müde“, sagte ich.

      „Okay, du hast recht. Ich muss jetzt ohnehin gehen. Also tu einfach das, was deine Kumpels tun. Beobachte sie genau. Denke anfangs nicht tiefgründig über alles nach. Stell keine Fragen. Und wenn du gefragt wirst, dann antworte nicht zu schnell und sprich monoton. So als hättest du Mühe, die Frage zu verstehen. Halt so wie immer. Weißt du, was monoton heißt?“

      „Ohne Gefühl?“, riet ich aufs Geradewohl.

      „Etwas in der Art, richtig. Du darfst keine Gefühle zeigen. Im Übrigen haben Untote keine besonders gute Auffassungsgabe. Merke dir das! Bewege dich langsam, aber zielgerichtet. Den Blick immer nach vorn oder unten. Schau keinem direkt in die Augen. Sie würden bemerken, dass was nicht stimmt. Jedenfalls die Aufseher und deine Schwester. Vor allem die! Und komm bald wieder zu Kräften. Wenn du für sie wertlos wirst, weil du nicht mal mehr leichte Arbeiten verrichten kannst, werden sie dich entsorgen.“

      „Du meinst – köpfen?“

      „Ja.“

      Sie erhob sich und drückte mir zum Abschied die Hand. „Schlaf jetzt. Ich komme morgen früh wieder. Na ja, oder nachher, wie man’s nimmt.“

      „Ach – eh – Hundert… – Hundertacht.“

      „Yvonne!“

      „Ja. Yvonne. Was ist wenn – wenn ich es nicht kann?“

      „Du kannst es. Ich konnte es ja auch. Es darf nicht schiefgehen!“ Sie blies das Flämmchen der Öllampe aus. „Und wenn, dann – dann helfe uns Gott!“

      Einen Augenblick später war ich wieder allein. Wer war Gott? Der Vodoo-Meister? Wie konnte der helfen?

      Ich lag auf meiner Bettstatt und starrte in die Richtung, in der ich die Decke des Hauses vermutete. Sehen konnte ich sie nicht. In meinem Kopf drehte sich alles. Ein buntes Gewimmel.

      Nichts verraten! Die Kumpel beobachten. Keine Fragen stellen. Zielgerichtet bewegen. Und langsam. Ganz langsam!

      Mit kleinen Schritten.

      Ich begann wieder zu schwitzen.

      Ich wollte, ich wäre tot.

      Ich wollte, ich wäre im Paradies.

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