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Knie an meinem. Es wurde mir hier einfach zu heiß, wollte nicht schon heute gleich wieder meine Vorsätze kippen. Nicht schon wieder in das alte Muster verfallen, alles zu nehmen, was sich fast von alleine ins Bett, oder wo auch sonst immer, hinlegte. Wollte sie endlich finden, die eine Liebe, die so schön und romantisch sein sollte.

      Also dann, »Tschüß Lotte!«

      »Servus Paul, war echt schön, dich etwas näher kennenzulernen, bis bald in diesem Theater hoffe ich!«

      Zum Zahlen ging ich schnell zu Claus, damit ich hier schleunigst wegkam.

      »Hasde ja ne dolle Dande heut an deinem Disch gehabt!«

      ›Tolle Tante? Vielleicht an deinem Ufer, an meinem Ufer sehen tolle Tanten um einiges anders aus!‹, dachte ich lieber nur, ohne es auszusprechen. Entschuldigte mich aber gleich wieder innerlich für diesen Gedanken, denn ich mochte Claus wirklich sehr. Er hatte mir mal gebeichtet, wie lange er mit seinen sehr speziellen Neigungen nach einem Partner suchen musste. Jetzt war Claus verheiratet mit ihm und fast immer sehr glücklich, sogar nach zehn Jahren Partnerschaft. Ich freute mich immer wieder für ihn.

      »Bis bald, Claus!« und ich ging die wenigen Schritte bis zu meiner Kreativhöhle.

      ›Soll es etwa schon wieder so weitergehen?‹, dachte ich, als ich wenige Minuten später auf meinem Lieblingsplatz saß, mich die zahlreich sprießenden Bananenblätter umhüllten und ich über mein weiteres Leben sinnierte. Mal schnell ‘n bissel vögeln, Frau Müller hatte sich ja geradezu aufgedrängt. Wäre bestimmt ein Einfaches gewesen, mit ihr einen entspannten und genussvollen Abend zu verbringen.

      Was danach kam, hatte ich schon zu oft erlebt, kannte ich einfach zu gut. Bissel vögeln, manchmal sogar für mehr als eine Nacht. Und bei der Vögelei, die länger andauerte, bauten sich bei mir und meinen jeweiligen Partnerinnen Hoffnungen auf, die leider sehr oft grundverschieden waren. Aber irgendwann, manchmal früher, manchmal später, merkte dann einer von uns beiden, das Gefühl, es könnte etwas Längeres werden, verflüchtigte sich schneller, immer schneller. Manchmal gleichzeitig, dann war der Schlussstrich zum Glück ziemlich einfach. Komplizierter wurde es nur, wenn diese Ernüchterung bloß bei mir oder bei ihr eintrat. Nach der anfänglichen Gier nacheinander kamen dann ganz langsam oder auch schnell die störenden Eigenschaften des anderen wieder zum Tragen, welche in den ersten heißen Aufeinandertreffen vollkommen ausgeblendet waren.

      ›Unsere Körper sind schon ganz schön kompliziert, der damalige Programmierer hätte jedem von uns lieber mal eine Gebrauchsanweisung mitgeben sollen, dann würde vieles einfacher laufen‹, grübelte ich vor mich hin.

      So richtig klar war ich mir hinterher nie, was wieder mal zum Schluss der Bekanntschaft geführt hatte. Es machte einfach nicht Peng und aus war der Traum! Oft waren es die Ansichten vom Leben oder die Einstellungen zu den Dingen, die so auf dieser runden Kugel passieren. Von meiner Seite aus führte aber oft die geistige Programmierung der jeweiligen Bekannten zum Abflachen meiner Begeisterung. Es ging mit mir einfach nicht, schon nach kurzer Zeit, wenn Tante X glaubte, Paul ist ihr sicher, auf den Alltag umzuschalten. Und dieser sah oft sehr gruselig für mich aus, da war das tägliche Betrachten und womöglich noch danach Diskutieren von flachen Fernsehserien das Geringste.

      Schon in meiner Zeit als Werber hatte ich etwas oft traurig feststellen müssen: Schön, klug und selbstbewusst sind Eigenschaften, die ich eigentlich noch nie zusammenhängend gefunden hatte.

      Musste an Claudi denken, mit meinen Anforderungen an die Traumfrau hatte ich bestimmt genau so wenig Chancen, wie sie mit ihren Vorlieben und den vorhandenen begrenzten Möglichkeiten, diese jemals zu finden.

      ›Deine Wünsche klingen ganz schön arrogant‹, kam es von unten.

      ›So bin ich nun mal, mein Lieber, ist denn das so schlimm, was ich mir vorstelle?‹

      ›Nein, hast schon recht Paul, bleib einfach ehrlich, bleib wie du bist, nur zusammen können wir richtig glücklich werden.‹

      Mir gingen Bilder aus der damaligen Zeit durch den Kopf. ›Bei den vielen Fotoshootings für die jeweilige Werbekampagne traf ich mit extravaganten Models zusammen, wo du, mein Lieber, schon nach den ersten Probeshootings Hurra geschrien hast. Aber als dann einige von diesen Supermodels den Mund aufmachten, hast du dich verräterisch verkrochen und dich reumütig bei mir entschuldigt.‹

      ›War aber nicht immer ganz so schlimm‹, kam es leise zurück. ›Manchmal hatten wir auch unseren Spaß‹, und wie zur Bestätigung spürte ich ein leises Zucken in der Hose.

      Wieder einmal war mein Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Wieder einmal ging alles von vorn los. Gedankenverloren starrte ich vor mich hin.

      Es musste doch auch etwas Anderes geben. Etwas, was man in Filmen sieht. Schon oft hatte ich mir bei manchen Streifen verstohlen eine kleine Träne aus den Augen gewischt und verschämt darauf geachtet, obwohl es ja meistens sehr dunkel ist im Kino, dass es ja niemand sieht. Oft hatte ich es in letzter Zeit auch bei meiner Nahrungstankstation auf der Karli neidisch bewundert: Pärchen, die sich bei der Begrüßung umarmten, als wenn sie sich schon Jahrzehnte lang nicht mehr gesehen hätten und sich dann den ganzen Abend bei endlosen Gesprächen ab und zu liebevoll berührten.

      Warum kann ich nicht endlich mal so leben? So wie die anderen, oder einige, oder einige der Einigen zumindest. Einfach miteinander glücklich sein, einander vertrauen, einander helfen und natürlich, wenn man dies gefunden hatte, endlos langen und wunderbaren Sex miteinander genießen können. Auch noch nach vielen Jahren so richtig scharf aufeinander sein.

      ›… träum weiter …‹ machte sich mal wieder jemand bemerkbar. ›Ist doch langweilig, du isst doch auch nicht Jahrzehnte lang nur Döner, willst doch auch eine abwechslungsreiche Kost.‹

      ›Aber die so leben, leben doch einfach viel ruhiger, viel einfacher, sind glücklich. Die sitzen jetzt nicht einsam auf einem Sandhaufen und starren mit großem Weltschmerz die Wände an …‹

      … mein Opa hatte mir mal, vor langer Zeit, in einer von geistigen Getränken gelockerten Stimmung etwas gestanden. ›Paul, wenn der Sex und die Politik stimmen, kannst du zusammen alt werden.‹ Eine recht einfache Weisheit, aber meine Großeltern lebten mir den Beweis dieser Aussage seit Jahrzehnten vor. Für mich wollte ich den Ausspruch meines Opas leicht korrigieren. Wenn Intellekt, Sex und Aussehen stimmen, denn an der Politik hatte ich durch viele Ereignisse längst das Interesse verloren. Das Aussehen musste für mich einfach stimmen, dazu war ich von den Damen, die mich meistens ausgesucht hatten und nicht umgekehrt, in meinem bisherigen Leben zu sehr verwöhnt worden. Und dass das Aussehen dann auf einmal zweitrangig sein sollte, wenn die große Liebe mit ins Spiel kommt, konnte ich für mich einfach nicht glauben. In der freien Natur kreuzen sich ja Huflattich und Lilie auch nicht freiwillig. ›Sorry für diese Einstellung‹, ging es mir durch den Kopf, ›damit sammelst du bestimmt Minuspunkte, aber lieber ehrlich bleiben, ist einfach besser so.‹

      Vielleicht lag meine romantische Stimmung auch an dem derzeitigen Buch, das ich mir für meine momentan einsamen Abende ausgesucht hatte. Es handelte von einem Pärchen, das sich erst spät gefunden hatte. Sie mussten lange um gegenseitiges Vertrauen kämpfen, da beide so gelebt haben wie ich bisher, und waren dann noch endlose Jahre glücklich, in allen Beziehungen miteinander, bis zum Schluss ihrer beider Leben. Einfach eine wunderbare und gut geschriebene Geschichte, die hoffentlich nicht frei erfunden war.

      ›… Gähn …, gähn …, wirst du alt, Paul!‹, kam es sofort von unten.

      ›Ruhe endlich, hier bestimme ich! Außerdem haben wir langsam andere Probleme, einfach existenziellere, mein Lieber, als dir einen bunten Speiseplan zu servieren.‹

      Ich musste mir endlich ernsthafte Gedanken machen, wie mein Konto wieder zu etwas größeren regelmäßigen Freudenfesten kommen könnte. Das Geld von den wenigen Muggen war meistens mit einem warmen Essen und zwei bis drei sparsamen Besuchen in meinem zweiten Wohnzimmer oder mit einer Monatskarte der LVB aufgebraucht.

      Immer öfter liebäugelte ich mit dem Gedanken, obwohl ich noch immer schwer an dem Erlebten zu arbeiten hatte, es noch einmal in der Werbung zu versuchen. Die äußerst großzügige Anja

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