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arbeiten. Jeden Samstag früh um sieben Uhr war für alle Lehrlinge Zeitungsschau angesetzt und jedes Mal war ein anderer dran, der über Neuigkeiten aus aller Welt berichten musste. Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre 1961 in einem Chemiebetrieb in Miltitz bei Leipzig war ich nun Kupferschmied, man sagte auch „Kesselflicker“ dazu, mit gleichzeitiger Ausbildung in Heizungs- und Rohrlegerarbeiten, und wollte nun als Junggeselle noch viel dazulernen. „Kesselflicker“ nannte man früher die Handwerker die mit einem Wagen von Ort zu Ort zogen, und Töpfe und Pfannen gleich vor Ort reparierten bzw. löteten. Da das meistens Kupferschmiede waren, nannte man mich eben auch den „Kesselflicker.“ Der Verdienst als junger Kupferschmied war nicht so rosig, also suchte ich mir noch einen Nebenverdienst als Aushilfskellner bei Tanzveranstaltungen in Miltitz oder auch im Nachbarort Markranstädt. Dort lernte ich gleich den richtigen Umgang mit Menschen kennen, ich kannte ja diese Leute, die Gäste vorher nicht. Für mich war das natürlich eine große Herausforderung die Menschen zu studieren, mir Menschenkenntnisse zuzulegen, und dabei noch Geld zuverdienen. Mein größtes Ereignis in diesem Job als Aushilfskellner war es, zur Leipziger Messe als Oberkellner beim Staatsbankett zu arbeiten. Ich meisterte als „Kesselflicker“, der später auch bloß noch „Kessel“ genannt wurde mehrere Arbeitsstellen erfolgreich, und erlangte nach Feierabend den Schweißerpass im autogenen Schweißen in der Stufe R 1b als auch Elektro- Schweißerpass der Stufe B 1b, und bestritt erfolgreich die WIG-Prüfung „Wolfram-Inertgas-Schweißen“ von Aluminium beim Zentralinstitut der Schweißtechnik in Halle an der Saale. Der Schweißerpass wurde in verschiedene Stufen eingeteilt. Nach der Grundprüfung gab es die ersten Zusatzprüfungen, von denen ich jeweils eine Schweißart besaß, die Zusatzprüfungen wurden nach der Qualität immer höher eingestuft. Da zu DDR-Zeiten das Kupfer immer weniger zum Einsatz kam, wurde auf Aluminium und auf V2A, das ist nicht rostender Stahl, oder auf Plaste umgestellt.

      Da ich mir als Kupferschmied an der rechten Hand die anerkannte Berufskrankheit die Nummer 25 zugezogen hatte, das war ein Ganglion, was auch Überbein genannt wird, musste ich mir unbedingt eine Arbeit suchen , wo ich meine rechte Hand nicht immer so stark einsetzen musste. Das Ganglion ist bestimmt von dem vielen Hämmern mit der rechten Hand gekommen, denn als Kupferschmied muss man viel hämmern, da durch das Hämmern auf das weiche Kupfer, dieses in seinem Gefüge wieder richtig fest wurde.

      Das Überbein wurde mir herausoperiert und dabei die Hand verletzt, so dass ich zum Invalidenrentner wurde. Mit einem Mal war ich Frührentner mit einer unbeweglichen Hand. Einmal im Jahr bestellte mich die Sozialversicherung, damals sagte man; die Krankenkasse der DDR, zur Überprüfung in die Universitätsklinik der Karl Marx Universität Leipzig, um zu prüfen, ob es noch notwendig oder gerechtfertigt war, dass ich eine Rente erhielt. Diese anerkannte Berufskrankheit war auch der Grund, dass ich nicht zur Nationalen Volksarmee, so nannte man zu dieser Zeit die Verteidigungsarmee der DDR, eingezogen wurde. In der Zwischenzeit wurde ich als Gabelstaplerfahrer in einem Betrieb in Leipzig ausgebildet, der auch noch Elektrogabelstapler baute und diese auch vertrieb. Nach bestandener Prüfung besuchte ich im gleichen Betrieb den nächsten Lehrgang mit Bravur zum Hebezeugwärter für Gabelstapler. Jetzt war ich in der Lage selbst Elektrogabelstapler zu reparieren auch durften diese Arbeiten nur unter meiner Kontrolle ausgeführt werden. Zu all diesen Ausbildungen und Lehrgängen wurde ich von den jeweiligen Betrieben delegiert, die sie auch bezahlten. Die meisten Ausbildungszeiten und Lehrgänge fanden nach Feierabend statt, und das wollte keiner freiwillig über sich ergehen lassen. Ich aber sagte mir, wer weiß schon, ob man das später nicht einmal gebrauchen kann. Und als Betrieb wollte man ja davon auch profitieren, denn je ausgebildeter die Mitarbeiter waren, desto besser konnten sie eingesetzt und bezahlt werden.

      In einem Betrieb in dem ich mehrere Jahre als Kupferschmied gearbeitet habe, fragte ich einmal den Chef, ob er mich nicht mal zum Studium delegieren könnte. Er antwortete mir: „Ich will niemanden neben mir haben der schlauer ist als ich.“ Und so bekam ich von der Firma auch keine Delegierung. Also musste ich zwangsläufig in einen Betrieb wechseln, in dem die Aussicht bestand, dass er mich, zum Studium delegierte. Bei den Vorgesprächen, die ich in der Kaderabteilung der neuen Firma in Leipzig geführt hatte, entschied man sich, mich als Brigadier einzustellen, und eine neue Abteilung, die Rationalisierung, zu gründen, mit der Option dass ich mich weiterbilde. Und so kam es dann auch, dass ich eine neue Arbeitsstelle hatte.

      Also ging ich wieder mit einer Delegierung zur Volks - hochschule in Leipzig zu einem Vorbereitungslehrgang für die Fachschule, wo ich mich abends, also nach Feierabend dreimal wöchentlich auf die Schulbank setzen musste. Das war die Voraussetzung für ein weiteres Studium an einer Schule oder Akademie. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Volkshochschule wollte ich Maschinenbau studieren. Leider gab es aber nur ein Direktstudium außerhalb von Leipzig, das ich jedoch aus privaten Gründen nicht durchführen wollte.

      Da entschied ich mich kurz entschlossen zu einem zweijährigen Meisterstudium für Maschinenbau in meiner Heimatstadt Leipzig. Dieses Meisterstudium an der Betriebsakademie in den „Kirowwerken“ stellte eine große Herausforderung und Belastung für meine gesamte Familie dar. Dreimal wöchentlich verbrachte ich den wohlverdienten Feierabend auf der Schulbank, diese Schule ging jeweils bis halb neun. Aber ich schloss sie mit Erfolg und dem „Meisterbrief“ ab.

       Die neue Arbeit im Frauenknast

      1977 begann ich nun endlich meine neue Arbeit als Zivilist im Frauengefängnis des BT 3 in Markkleeberg. Dort stellte man mich überall vor, denn jeder vom Strafvollzug musste jetzt wissen, wer ich bin, und dass ich jetzt mit den einsitzenden Frauen zusammen arbeiten musste, um die gesteckten Ziele des Betriebes zu erreichen. Man erkannte jede Strafgefangene, da sie, alle hinten auf ihrer Kleidung einen gelben Streifen hatten. Wir als Zivilisten mussten uns um die Planerfüllung des Betriebes kümmern, aber auch die Sicherheit des Strafvollzuges durften wir nicht vergessen, denn diese stand in unserem Betriebsteil im Vordergrund. Die Genossen vom Strafvollzug sagten mir gleich, wer im Knast arbeitet darf nicht zart besaitet sein, und keine Gefühle zeigen, denn ohne Grund ist keine Strafgefangene hier. An der Sprache erkannte man, dass hier Inhaftierte, aus der gesamten Republik vertreten waren. Man zeigte mir gleich meinen Verantwortungsbereich im Betrieb, und stellte mich auch der Leiterin einer Frau Genossin Hauptmann „Dienstgrad“, der Außenstelle des Strafvollzuges vor. Später wurde sie befördert zum „Major“ des Strafvollzuges und ihre Vertreterin war auch eine Frau Genossin Hauptmann. Außer den Handwerkern, in erster Linie Elektriker und Schlosser hatten ich noch ein großes Heizwerk bzw. Kesselhaus zu betreuen. Ich war auch gleichzeitig der Vorgesetzte der Heizer, Bekohler und des Kraftfahrers im Objekt. Unser gesamter Betrieb wurde auch von einem hohen Zaun umschlossen, der mit einer Schranke und einem Wachgebäude versehen war. Hier saßen noch zivile Mitarbeiter des Betriebes im so genannten Außenbereich im durchgehenden Schichtsystem und kontrollierten die Betriebsausweise der Wäschereimitarbeiter, und die Dienstausweise des Strafvollzuges, sie erfassten Besucher und den Fahrzeugverkehr bevor diese das Betriebsgelände betreten bzw. befahren durften. Zivile Wäschereimitarbeiter, Schlosser und Elektriker gingen im Gebäude an der Wache des Strafvollzuges „der so genannten Schleuse“ vorbei und kamen so zu den Produktionsräumen, wo die weiblichen Strafgefangenen arbeiteten. Dort führten sie Reparaturarbeiten an Maschinen und Anlagen aus, warteten sie oder installierten Neuanlagen.

      Einmal fragten mich einige der Gefängnisinsassen, wie denn so ein Heizhaus funktioniert, und ich erklärte ihnen das Prinzip der Heizung und wie Dampf erzeugt wird und dass dieser wiederum in die Wäscherei transportiert werden musste und zur Warmwassergewinnung benötigt wurde.

      Das Personal des Heizhauses war dafür zuständig, dass der Dampf geliefert wurde, da ja Dampf zum Aufheizen des Wassers in den Waschmaschinen, Mangeln und Pressen notwendig war, um waschen und bügeln zu können. Außerdem waren sie auch für das warme Wasser, und im Winter für die Heizung des gesamten Betriebsteiles zuständig. Das Heizhaus musste also im Zwei- oder Dreischichtbetrieb immer besetzt sein. Die Beheizung der Kessel erfolgte meist nur mit Braunkohle seltener mit anderen Brennstoffen wie zum Beispiel dem Brikettabrieb. Zum reibungslosen Produktionsablauf in der Wäscherei und ihren nachfolgenden Abteilungen war es also äußerst wichtig, den Arbeitsprozess der Strafgefangenen mit ausreichend Dampf und Wärme aus unserem Heizwerk am Laufen zu halten. Zur Erzeugung von warmem Wasser benötigte man

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