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eigentlich das Schlimmste.

      Als wir dann in das Camp kamen, ging ich zuerst zur Kiste und war tatsächlich zu Tode erschrocken. Der kleine Hund lag auf der Seite und war kaum noch am Leben. Das war kein Wunder, denn der Deckel lag auf der Kiste und die Stauwärme ließ dem Tier kaum Luft zum Atmen.

      Ich lief sofort los, um einen Eimer mit Wasser zu holen, denn kampflos wollte ich den Hund nicht aufgeben. Ich nahm ihn aus der Kiste und bettete ihn im Schatten. Vorsichtig legte ich sein Köpfchen auf meine linke Hand und träufelte ihm mit der rechten Hand Wasser auf seine kleine Schnauze.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit begann er, das Wasser abzulecken und mit der Zunge zu hecheln, da schöpfte ich Hoffnung.

      Dieser Welpe war ein Kämpfer und hatte sich nach etwa einer Stunde so weit erholt, dass er schon wieder sitzen konnte und ich freute mich riesig, dass sich meine Mühe gelohnt hatte.

      Aus Kaffeesahne, Wasser und Weißbrotteig bereitete ich ihm seine erste Mahlzeit.

      Am Abend nahm ich ihn zu mir und meinem Zimmerkameraden Rodschi und legte ihm ein Handtuch unter das Bett. Er schlief sanft darauf ein. Ich verbrachte eine längere Zeit damit, den schlafenden Welpen zu beobachten. Mit seinem flauschigen hellbraunen Fell, das gelb und weiß gefleckt war, glich er einem Spielzeughund und genau so groß war er auch nur.

      Zufrieden legte auch ich mich in mein Bett, doch als ich am Morgen aufstand, bemerkte ich, dass ich kein Hundekenner war. Ich hätte nämlich daran denken müssen, dass ein kleiner Hund, der am Abend eine ganze Menge Milch getrunken hatte, irgendwann auch mal sein Beinchen heben musste und das war nun unverkennbar in unserem Zimmer geschehen.

      Jetzt durfte ich erst einmal das Zimmer wischen und mir wurde schlagartig klar, dass mich am Abend die gleiche Situation erwarten würde.

      Ich wollte mir also auf der Baustelle schnellstens eine Behausung für den kleinen Racker suchen, in der er den Tag verbringen konnte.

      Schließlich fand ich eine schöne Kiste, in die ich einen Eingang schnitt, gerade so groß, dass der Welpe hineinschlüpfen konnte, in den aber die großen Hunde aus unserem Camp nicht hineinpassten. Dann nagelte ich einen Rest Maschendrahtzaun über die Kiste und stellte sie so, dass der Maschendraht zur Seite zeigte und der kleine Kerl hinausschauen konnte.

      Als wir zum Feierabend nach Hause kamen, war es so, wie ich es mir gedacht hatte. Ich musste das Zimmer erneut wischen. Nun hatte ich jedoch für Abhilfe gesorgt und es galt, für die Hundehütte eine geeignete Stelle zu finden. Sie sollte die meiste Zeit des Tages im Schatten stehen und so eine Stelle fand ich zwischen unserem Bungalow und dem Küchentrakt.

      Der Platz war ideal.

      In den folgenden Tagen ließ ich den Welpen allerdings noch in unserem Zimmer schlafen, selbst auf die Gefahr hin, wieder ein paar Pfützen aufwischen zu müssen.

      Ich überlegte mir, dass der Hund einen Namen brauchte, er sollte ja irgendwann auf mich hören.

      Die Namenssuche war gar nicht so einfach, aber schließlich kam mir dann eine gute Idee, nachdem mir meine Kollegen vorher nur Unsinn vorgeschlagen hatten.

      Ich dachte daran, wo wir ihn gefunden hatten – das war in der Wüste. Sein Gesicht und seine Färbung sahen einem Fuchs recht ähnlich, also Wüste und Fuchs, das ergab „Wüstenfuchs“.

      Spontan kam mir die Idee, in Anlehnung an einen großen deutschen Heerführer und General aus dem II. Weltkrieg, der von den Landsern den Namen „Wüstenfuchs“ erhalten hatte, den Hund „Rommel“ zu nennen.

      Der Name fand unter meinen Kollegen Anklang und so blieb es dabei.

      Rommel entwickelte sich prächtig. Er war ein kluges Kerlchen und ich war jeden Tag froh, ihn zu haben.

      Den Tag verbrachte er inzwischen in seiner Hundehütte, in die ich einen Pantoffel von mir legen musste, da er abends ständig mit meinem Hausschuh im Maul herum rannte. Kaum von der Arbeit gekommen, nahm ich ihn aus der Hütte und ab diesem Zeitpunkt, war er nicht mehr abzuschütteln. Er lief mir ständig hinterher und schnappte dabei immer vorsichtig in meine Hacken.

      Wir waren unzertrennlich, aber da gab es eine Menge Neider.

      Nein, ich meine nicht meine Kollegen, sondern es handelte sich dabei um die wilden Hunde im Camp, denen es offensichtlich nicht gefiel, dass es einen Artgenossen gab, der sich sein Futter nicht selbst suchen musste.

      Nachts, wenn er einmal raus musste, ging ich mit ihm und achtete genau darauf, seine großen Artgenossen auf Distanz zu halten. Die Hunde aus dem Camp kamen jetzt tatsächlich bis an unseren Bungalow und mussten von mir oft mit einem Knüppel vertrieben werden.

      Der größte Hund dieser Horde war dabei besonders dreist, wahrscheinlich war das der Leithund. Er hatte ein struppiges, dunkles Fell und war wegen seiner Größe und der Farbe des Fells gut von den anderen Hunden zu unterscheiden. Ein paar Mal kam er mir bedenklich nahe, aber er wagte es nicht, mich anzugreifen.

      Es gelang mir manchmal sogar, ihm mit dem Knüppel einen Hieb zu versetzen. Oder ich warf ihm einen Stein hinterher, auch das brachte für ein paar Tage Erfolg.

      Inzwischen hatte ich Rommel beigebracht, dass er mich wecken sollte, wenn er mal raus musste. Dazu stellte er sich auf die Hinterbeine und zog mit seiner Schnauze meine Bettdecke weg.

      Die Tagesabläufe glichen sich stetig. Nach der Arbeit wurde geduscht und dann gegessen. Dabei hatten wir es bisher so gehalten, dass jeder Kollege aus unserem Zimmer und zwei Kollegen aus dem Nachbarzimmer im Wechsel an der Reihe waren, für das Abendessen zu sorgen.

      Im Gegenzug erledigten die anderen Kollegen den Abwasch.

      Da wir sehr schnell herausfanden, dass nicht jeder von uns ein begnadeter Koch war, wurde der Modus geändert.

      Man sagte mir als Hobbykoch die größten Talente nach und so kam es, dass jeder Kollege im Wechsel den Vorrat bereitstellen musste, ich allerdings nun allabendlich kochte. Ich machte das gerne und es befreite mich vom leidigen Abwasch.

      Beim Kochen war ich sehr erfindungsreich und es gab nie Klagen, dass mein Essen nicht schmackhaft wäre, aber vielleicht auch deshalb nicht, weil sich die Kollegen vor dem Kochen drücken wollten, so wie ich mich vor dem Abwasch.

      Am nächsten freien Tag führte uns ein Ausflug mit unseren Bussen zu einem der berühmtesten Bauwerke des Irak, dem Sassaniden- Palast von Ktesiphon, dreißig Kilometer südlich von Bagdad.

      Dieser Palast wurde im dritten Jahrhundert von König Sapur errichtet, der von 241 bis 272 regierte und sich als König der Könige bezeichnete.

      Der Palast, von dem nur noch Teile vorhanden waren, ist ein Wunderwerk architektonischer Baukunst. Seine Audienzhalle besteht aus dem größten, frei tragenden Backsteinbogen der Welt.

      Es ist ein so genanntes Tonnengewölbe und wird „Der Bogen des Khosrow“ genannt. Seitlich des Bogens schlossen sich die Nebengebäude an, von denen nur der linke Flügel erhalten geblieben war. Ursprünglich befand sich spiegelverkehrt neben diesem Palast noch ein zweiter, doch der wurde bei den Kämpfen zwischen britischen Truppen und Soldaten des osmanischen Reiches zerstört.

      Die monumentale Größe war, gemessen an den technologischen Möglichkeiten zur Zeit seiner Entstehung, sehr erstaunlich.

      Die Mauerstärke des Bogens beträgt an der dicksten Stelle sieben Meter und wurde zunächst in dreiundachtzig Schichten leicht nach innen versetzt gemauert, um einen Bogen zu erhalten. An der Spitze des Bogens, in der Höhe von dreiunddreißig Metern, beträgt die Mauerstärke noch einen Meter.

      Der Palast wurde von den Sassaniden Königen noch bis in das Jahr 633 genutzt. In der Schlacht von Quadissiya um Ktesiphon und Seleukia im Jahr 637 wurde die Doppelstadt von den Muslimen erobert. Mit der Gründung Bagdads im Jahr 732 verfiel die einstmals prächtige Metropole der Sassaniden.

      In einem Korral vor dem Palast standen zwei Kamele, die von einem alten Mann betreut wurden, der so aussah, als wäre er aktives Mitglied bei der Schlacht von Quadissiya im Jahr 637 gewesen.

      Ebenso alt schienen die

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