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Kleeblatt.

      Der Mittwoch kam und wie versprochen trudelten gegen Abend Paul mit der Briefmarke und Alois mit dem Briefumschlag ein. Die Adresse und der Absender von Hans waren schnell auf das Briefkuvert geschrieben. Nun zog Paul die Briefmarke aus seiner Geldbörse, um sie seinerseits auf den Umschlag zu kleben.

      Alois sah das, streckte ruckartig beide Hände in Abwehrhaltung aus und schrie Paul an: „Bist du verrückt? Doch nicht diese Marke! Sie ist eine Sondermarke, die ich schon lange für meine Sammlung suche. Wo hast du die überhaupt her?“

      Paul war erschrocken über diese Reaktion von Alois. Dass er Briefmarkensammler war, das wussten die Freunde schon, dass er aber beim Anblick einer alten, schäbigen Briefmarke so reagierte und fast in Ohnmacht fiel, kannten sie bis dahin noch nicht.

      „Die Briefmarke lag im obersten Fach unseres Küchenschrankes, von keinem beachtet oder gebraucht. Die wird keiner vermissen, dachte ich mir und hab sie halt deswegen hergebracht.“

      Alois bat darum, ihm die Marke zu geben, er wollte zu Hause eine Sechser mit Hindenburg draufkleben und dann den Brief auch in den Postkasten werfen. Alle waren damit zufrieden, die Hauptsache war doch, dass der Brief in den Kasten kam und nach Berlin auf die Reise geschickt wurde. Nun schlug das Herz von Hans doch etwas schneller, denn er war gespannt, wie sich die Sache weiterentwickeln würde und was aus diesem Brief an die Regierung noch alles werden könnte. Es war ihm auch recht, dass Alois den Brief in den Kasten stecken wollte, so konnte er sich einen Weg ersparen.

      ***

      Es vergingen drei Wochen als es an der Haustür klingelte. Die Mutter öffnete die Tür. Zwei gut angezogene Herren verlangten, Hans zu sprechen.

      Die Mutter bekam einen Schreck. „Hat er was ausgefressen?“, war ihre erste Reaktion.

      „Wieso ausgefressen?“, wurde geantwortet. „Können wir uns mit ihm unterhalten?“

      „Natürlich“, beeilte sich die Mutter zu sagen, „ich hole ihn gleich her.“

      Die Herren wunderten sich, dass kurz darauf ein Knabe vor ihnen stand.

      „Du hast also einen Brief an die Regierung des großdeutschen Reiches geschrieben?“

      Die Mutter, die das hörte, schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Um Himmels Willen, was hast du da schon wieder ausgefressen?“, schluchzte sie.

      „Beruhigen sie sich! Und du zeige uns doch mal euren Keller.“

      Die Mutter verstand nun gar nichts mehr. Hans führte die Herren in den Keller, der wie immer unter Wasser stand und am Treppenabgang das am Geländer angebundene Floß.

      „Ist das bei den Nachbarn auch so?“, wurde er gefragt.

      „Natürlich“, antwortete Hans, „und nicht nur bei den Nachbarn. In allen Häusern auf der linken Straßenseite stehen die Keller im Wasser.“

      „Na, da wollen wir uns das doch auch mal ansehen.“

      Mit diesen Worten verabschiedeten sich die Herren, um die Nachbarhäuser aufzusuchen.

      Nach 14 Tagen rückten Bagger an, um hinter den Gärten der Grundstücke einen tiefen Graben zu ziehen, in dem sich sofort Wasser sammelte. Damit wurden endlich die Keller wieder wasserfrei. Die Menschen wunderten sich, dass hier ohne viel Aufhebens Abhilfe geschaffen worden war.

       Das Taschengeld und der Trick, frische Eier zu erkennen

      Jeden zweiten Mittwoch brachte Hans frische Eier zu einer Rentnerfamilie in die Hauptstraße. Das waren mindestens 10 Minuten Fußweg in denen die Freunde warten mussten.

      Frau Liepelt, das war die Rentnerin, holte sich schon seit zwei Jahren frische Eier von seiner Mutter. So langsam wurde sie aber älter und der Weg in die Siedlung wurde für sie immer beschwerlicher. Sie fragte, ob Hans nicht jeden zweiten Mittwoch ihr die Eier bringen könnte, so wie sie bisher auch immer mittwochs die Eier geholt hatte.

      Natürlich konnte Hans und das war nicht sein Schade. Das frische Ei kostete 9 Reichspfennige, er brachte jedes Mal 10 Eier und bekam dafür 1 Reichsmark. Er hatte also 10 Pfennige Verdienst als regelmäßige Einnahme, die er sparte. In einem Jahr hatte er so 2 Reichsmark und 40 Pfennige gespart, worauf er recht Stolz war.

      Die Eier mussten aber frisch sein und waren auch höchstens zwei Tage alt.

      „Woher konntet ihr das denn wissen, wie alt die Eier sind?“, konnte sich Paul nicht verkneifen zu fragen. „Meine Mutter hatte im Konsum eine ganze Stiege Eier gekauft und als sie zum Frühstück gekocht werden sollten, rochen alle schon und waren schlecht.“

      „Das kann dir Paul erklären“, antwortete Hans mit einem verschmitzten Lächeln. „Als unser Erfinder hat er ein Klappnest konstruiert, in das die Hühner ihre Eier legen.“

      Paul erklärte nun: „Die Hühner legen die Eier in Klappnester, die ich gebaut habe. Das Klappnest ist eine Kiste vorn mit nur einem Eingang. Als Eingang dient eine Klappe, die mit einem Stöckchen hoch – also offen – gehalten wird. Wenn ein Huhn zum Legen das Nest betritt, drückt es mit seinem Körper die Klappe hoch und das Stöckchen fällt um, sobald es im Nest sitzt. Die Klappe fällt von Innen gegen eine Leiste, die als Schwelle angebracht ist. Damit ist das Nest geschlossen, die Klappe kann von der Henne nicht nach außen aufgeschoben werden – die Schwelle verhindert das – und es kann das Nest nicht verlassen. Zweimal am Tage (mittags und abends) wurden die Nester kontrolliert. Bei allen geschlossenen Nestern wurde die Klappe nach innen gedrückt und das Huhn so freigelassen. Jedes Huhn hatte am Fuß einen Ring mit einer Nummer. Bei der Räumung des Nestes wird diese Nummer notiert und auf die entnommenen Eier mit Bleistift das jeweilige Datum geschrieben. Damit war immer ersichtlich, welches Huhn wie viel und wann Eier gelegt hatte.“

      Das war die Garantie dafür, dass der Kunde nur frische Eier bekam und nur legefreudige Hühner im Stall waren. Legefaule wurden aussortiert und kamen in den Kochtopf oder wurden ein schmackhafter Sonntagsbraten.

      Fritz war zufrieden. „Paul der Erfinder“, murmelte er und alle mussten lachen.

      In der Folgezeit waren die Vier entweder gemeinsam unterwegs, oder Hans war allein im Wald. Er hatte einen Fuchsbau entdeckt und wartete nun darauf, die jungen Füchse, deren Pfotenabdrücke er vor dem Bau schon gesehen hatte, einmal zu Gesicht zu bekommen. So verging ein weiteres Jahr ohne allzu große Aufregungen und der 14. Geburtstag von Hans nahte.

      Der Vater hatte ihm zum 14. Geburtstag eine Luftbüchse versprochen.

       Eine traurige Jagd und der erste Hund

      Liebevoll, fast zärtlich hielt Hans sein 1. Gewehr in der Hand, eine Luftbüchse mit gezogenem Lauf, Diabolo und verstellbarer Optik. Ein brauner Nussbaumschaft vervollständigte das Bild.

      Ein gutes Gewehr, lobte der Vater, halte es in Ehren. Ziele niemals auf Menschen, auch nicht auf Eichhörnchen oder Kaninchen, du würdest diese Tiere nur verletzen und sie müssten sich eventuell noch lange quälen.

      Achte immer das Leben, mein Sohn, für jeden Schuss – den du nie zurücknehmen kannst – trägst du die Verantwortung.

      Mit vor Aufregung klopfendem Herzen und einem Kloß in der Kehle versprach es Hans. Er freute sich unbändig und hätte vor Freude die Welt umarmen können. Sein 1. Gewehr, das er sich schon lange gewünscht hatte, hielt er nun in seinen Armen. Schnell war im Hof eine Schießscheibe aufgestellt mit der Hofmauer als Kugelfang im Hintergrund.

      Beim ersten Schießen zeigte sich, dass Hans ein gutes Auge und eine ruhige Hand hatte. Fast alle Schüsse lagen im

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