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      Armageddon, die Suche nach Eden

      Band 12

      Eden

      © 2013 Begedia Verlag

      © 2013 D.J. Franzen

      ISBN: 978-3-95777-024-0 (epub)

      Idee und Exposé: D. J. Franzen

      Umschlagbild: Lothar Bauer

      Layout und Satz: Begedia Verlag

      Besuchen Sie unsere Webseite:

      http://verlag.begedia.de

      Auf ihrer Flucht vor den Truppen des Majors kommen die Pilger immer näher an das zerstörte Köln. Sandra zieht sich immer weiter von der Gruppe zurück, denn dunkle Ahnungen von großen Verlusten ihrer kleinen Schar machen ihr zu schaffen.

      Gleichzeitig ist auch die Armee des Majors weiter in Richtung Süden unterwegs. Jörg ist verblüfft, als der Major befiehlt, geradewegs nach Köln zu marschieren. Er muss den Befehlen des Totlebenden aber Folge leisten, um keinen Verdacht zu erregen. Der Major scheint mehr zu wissen, als er seinem Adjutanten sagen will und einen geheimen Plan zu verfolgen.

      Als auch Patrick Stark und der ewige Wanderer Longinus mit ihrem Gefolge aus Untoten an die Stadtgrenzen kommen, glaubt Patrick seine wahre Bestimmung zu erkennen. Es scheint, als hätten unbekannte Kräfte die Toten und die Lebenden hier zusammengeführt, damit sie ihren letzten Kampf ausfechten können.

      Es wäre die letzte Schlacht um den sicheren Weg nach …

      … Eden

      I. Teil

      Veränderungen

      Das Leben ist nur ein wandelndes Schattenbild.

      William Shakespeare, Macbeth, 5. Akt, 5. Szene

      Kapitel I

      »Ahnungen«

      Das ist jetzt das zwölfte kleine Notizbuch, in das ich jetzt schreibe. Meine Finger werden immer steifer und ungelenker. Bald sieht meine Sauklaue aus, wie die von Martin. Warum mache ich das überhaupt? Warum, zur Hölle, schleppe ich die Tagebücher mit mir herum und suche bei Gelegenheit nach weiteren und nach Stiften? Wenn ich ehrlich zu mir selber bin: Weil ich Angst habe. Ich habe Angst, dass ich irgendwann eines von diesen anderen Dingern werde. Vielleicht hält mich so etwas Menschliches, wie das Führen eines Tagebuchs ja davon ab.

      »Totlebende benötigen keinen Schlaf im eigentlichen Sinn«, hat Steins zu mir gesagt. »Sie werden nur ab und zu in eine Art Trance fallen, die sich aber wie normale Müdigkeit ankündigt.« Bisher hat er recht gehabt. Aber warum habe ich dann seit einiger Zeit das Gefühl, ich sei ständig müde und kann trotzdem nicht schlafen oder in Trance fallen? Kann man als Totlebende überhaupt an Schlafmangel leiden? Ich weiß, dass Menschen mit Schlafmangel zu Halluzinationen neigen, wenn dieser Mangel dauerhaft oder wenigstens auf längere Zeit fortgesetzt wird. Und ich weiß, dass ich nicht begabt bin. Also habe ich definitiv keine Visionen wie die Heilige Jungfrau Johanna von Orleans! Sind es also Halluzinationen, die ich sehe? Manchmal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich schreckliche Bilder. Zähne und Klauen, Blut und Eingeweide. Ich höre Schmerzensschreie und ich habe Angst. Angst um die Kinder. Es sind nicht meine, aber ich fühle mich für sie verantwortlich, so als wären sie mein Fleisch und Blut. In mir ist seit ein paar Tagen eine Unruhe, die ich mir nicht erklären kann. Wir kommen einfach zu langsam vorwärts, was sich auch auf die Stimmung der anderen legt. Wir bräuchten ein Flugzeug. Dann kämen wir schneller nach Süden, könnten uns ausruhen und wären weg vom Major und seiner Armee der neuen Ordnung. Marion kann fliegen. Jörg konnte auch fliegen. Aber er ist nicht hier und wir müssen eben sehen, wie wir zurechtkommen! Trotzdem frage ich mich, ob ich ihn je wiedersehen werde. Was mag er jetzt eigentlich tun? Wo ist er? Wie geht es ihm? Gott muss ein Sadist sein! Der erste Mann in meinem Leben, der ehrlich und zärtlich zu mir war, und dann wird er mir genommen. Ich sehne mich nach seinen Händen, seinen Augen und seiner Stimme. Er fehlt mir so sehr!♥♥♥

      Im Moment gehen wir drei Schritte vorwärts und zwei zurück. Es ist zum Mäusemelken! Die Stimmung unter den anderen ist auch im Eimer. Ich habe das Gefühl, als würde sich über unseren Köpfen ein riesiger Eimer voll Jauche ansammeln. Ich glaube, ich sollte Martin bei Gelegenheit die Tagebücher, die er so hochtrabend Chroniken genannt hat, zurückzugeben. Vielleicht liest sie eines Tages jemand. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich dann nicht mehr da sein werde. Aber vorher sollte ich sie noch schnell durchsehen. Muss nicht jeder alles von mir wissen, selbst wenn ich nicht mehr da bin.

      Genug der kleine-Mädchen-Spielereien! Fehlt nur noch, dass ich Sticker mit Blümchen und Herzchen suchen gehe! Der Morgen dämmert. Wir müssen los. Ich muss die Kinder in Sicherheit bringen, und wenn ich dabei draufgehe!

      Kapitel II

      »Hunger«

      »Mir geht dieses Lied einfach nicht aus dem Kopf.« Martin trat lustlos nach einer kleinen Schneewehe. »High Hopes. Große Hoffnungen. Was, wenn Eden auch nur eine große Hoffnung ist, die sich als Seifenblase entpuppt?«

      Tom sah ratlos auf. Die beiden hatten die Wache bis zum Morgengrauen übernommen. Hinter ihnen standen die Humvees wie ein Wall Tür an Tür. Eine Wagenburg wäre einem schnellen Aufbruch hinderlich gewesen. Also hatte Sandra angeordnet, dass sie die Fahrzeuge in einer Reihe quer über die vierspurige Landstraße aufstellen sollten, auf der sie Rast machten.

      »Das ist doch schon zwei Tage her, Martin«, sagte Tom. »In Wahrheit geht dir doch viel mehr durch den Kopf, oder?«

      »Ja«, murmelte Martin verdrossen. »In Bonn, als ich bewusstlos war, da habe ich irgendwie ein … Tor? Ja, es war ein Tor. Ich habe es erschaffen. Dadurch konnte Stefan raus aus der Zelle. Warum kann ich das jetzt nicht mehr? Warum kann ich uns nicht einfach wie in einem Science-Fiction-Film von hier wegbeamen? Am besten direkt nach Eden!«

      »Weil du das noch nie konntest«, erklang Lemmys Stimme aus dem Gebüsch am Straßenrand. Es raschelte und der Mann kam ächzend und leise fluchend aus der Umarmung der knorrigen Büsche heraus.

      »Ich würde alles dafür geben, mal wieder auf 'nem ordentlichen Thron mein Morgengeschäft zu erledigen! In die Büsche kacken wie 'n Trapper? Keine Zeitung, keine Fluppe und der Wind bläst dir eiskalt durch die Muffe. Pah!«

      Tom kicherte leise und deutete auf Lemmys linken Fuß.

      »Du hast da ein Mitbringsel.«

      Lemmy starrte an seinem Bein herunter und seine Laune sank noch weiter, sofern das überhaupt möglich war. Knurrend rieb er seinen Schuh am Boden, um das Stück Papier, das sich an seiner Sohle festgeklebt hatte, abzustreifen.

      »Scheiße!«

      »Aber total«, feixte Tom. »Soll ja Glück bringen, wenn man da rein tritt.«

      Martin sah Lemmy die ganze Zeit ernst an und ging auf die Alberei nicht ein. Er neigte wie fragend den Kopf.

      »Was meinst du damit? Das konnte ich noch nie?«

      Lemmy sah Martin durchdringend an. Alles Knurrige und Schnodderige war von dem alten Mann gewichen und eine Aura der Zeitlosigkeit umgab ihn plötzlich.

      »Du bist noch nicht soweit, mein Junge.«

      Bevor Martin etwas erwidern konnte, kam Sandra aus der Morgendämmerung auf die Fahrzeuge zu.

      »Habt ihr eigentlich den Knall nicht gehört, oder geht es euch zu gut?«, zischte sie. »Ich habe euch schon in hundert Metern Entfernung gehört! Wollt ihr etwa, dass sämtliche Stinker der Umgebung auf unser kleines Picknick im Grünen hier aufmerksam werden?«

      Martin sah betreten zu Boden und schüttelte den Kopf.

      »Sehr gut. Nachdem wir das also geklärt haben, könnt ihr die anderen wecken. Die Straße ist auf die nächsten fünf Kilometer frei und ich habe keine Stinker sehen können.«

      Als Sandra an Martin vorbeiging, hielt er sie am Arm zurück.

      »Sandra, was machst du

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